Burkhard
Breme
Michael
Reinboth
Initiative “Höchste Eisenbahn für den Südharz”
E-Mail:
burkhard.breme@suedharzstrecke.de
michael.reinboth@suedharzstrecke.de
Internet:
http://www.suedharzstrecke.de
http://www.oepnv-harz.purespace.de/
Stand: 26.05.2000
Der Südharz bietet viele Highlights die zu erwandern, zu erreiten oder mit dem Rad zu erfahren sind. Alle Ziele hier aufzuzählen würde schon allein einige Seiten füllen. Als Beispiel für einen umweltgerechten Tourismus sei die Bereisung und Erkundung des Karstwanderweges genannt.
Umweltfreundlicher Tourismus wie ihn z. B. der Karstwanderweg bieten kann fängt jedoch nicht erst im Zielgebiet an. Schon bei der Wahl des Verkehrsmittels zur Anreise in die Tourismusregion wird über den umweltfreundlichen Tourismus entschieden.
Doch wie attraktiv ist das Angebot der
Bahn und des ÖPNV in der (Süd-) Harzregion?
Dieser Frage soll Anhand von drei Anreiseszenarien und einem praktischen
Beispiel im folgenden Referat, welches Anlässlich des 4. Südharz Symposiums
erstellt wurde, dargestellt werden. Zunächst soll für Touristen mit einem
mehrtägigen Aufenthalt im Südharzgebiet die Anreise mit der Bahn
(Schienenpersonenfernverkehr) aus dem Bundesgebiet aufgezeigt werden. Für
Tagestouristen wird die Anreise aus den Zentren um Umkreis von ca. 100 km
aufgezeigt. Als drittes Szenario soll die Mobilität mit dem ÖPNV in der Südharzregion
erläutert werden.
Abschließend soll aufgezeigt werden, wie die Bewanderung des Karstwanderweges mit dem ÖPNV ergänzt werden kann.
Aus dem gesamten Bundesgebiet existieren viele gute Fernverbindungen mit denen der Südharz mit nur einmaligem Umsteigen meistens stündlich zu erreichen ist.
Direkte Fernbindungen, wie sie in auch durchaus unattraktiveren Regionen seitens der Bahn angeboten werden, existieren in der (Süd-)Harzregion leider nicht (mehr).
Deshalb ist ein Umsteigen vom Fernverkehr in den Nahverkehr nötig. Als Umsteigebahnhöfe für den Südharz kommen folgende Bahnhöfe in betracht: Kassel, Göttingen, Northeim, Braunschweig, Halle und Erfurt.
Aus dem Hamburger Raum hat die Bahn viel zu bieten. Angefangen vom stündlichen teuren ICE bis Göttingen oder Kassel, dem zweistündlichen IR bis Northeim, Göttingen oder Kassel bis hin zum zweistündlichen preiswerten RE bis Northeim, Göttingen oder Kassel, wo zwischendurch zweimal umgestiegen werden muss.
Interregios fahren auf der Linie Aachen , Düsseldorf, Essen und Dortmund in Richtung Kassel und sollen die Anreise aus dem Ruhrgebiet abdecken.
Interregios aus Konstanz decken auch die Anreisemöglichkeiten aus kleineren süddeutschen Ortschaften ab, an denen die stündlichen ICE aus Richtung München, Stuttgart und Frankfurt nicht halten.
Aus Richtung Berlin kann je nach gewünschten Zielort mit einmaligen Umsteigen mit dem ICE/IR über Braunschweig oder mit dem IC/IR über Halle gefahren werden.
Alle Verbindungen haben aber eines gemeinsam: Die Fahrgäste treffen sich ab den genannten Umsteigebahnhöfen in Nahverkehrszügen wieder, denn das Zielgebiet des Südharzes liegt ca. 50 bis 70 km abseits der Hauptstrecken, egal aus welcher Himmelsrichtung der Harz betrachtet wird.
Und hier beginnt aus touristischer Sicht das eigentliche Problem. Die über jahrzehnte gewohnten und für den Tourismus wichtigen durchgehenden Verbindungen wurden einfach gekappt. Hier kann und muss in naher Zukunft Abhilfe geschaffen werden. In Zahlreichen Veröffentlichungen, Konzepten und Diplomarbeiten wurde schon bewiesen, dass dies auch mit geringen Kosten möglich ist.
Der Südharz ist -wie oben bereits beschrieben- von den umliegenden Großstädten aus sehr gut zu erreichen. Die RE Linien Erfurt – Northeim, Erfurt - Sangerhausen (-Magdeburg) und Kassel – Halle (-Dessau) verkehren zweistündlich und werden durch RB Züge zu einem Stundentakt verstärkt. Von Braunschweig über Osterode und Herzberg nach Bad Lauterberg existiert in den Tagesstunden ein Zweistundentakt.
Bis auf die Anbindung von Braunschweig ist der Südharz für Tagestouristen sehr gut zu erreichen.
Ein abgestimmter ÖPNV vom Oberharz in den Südharz ist so gut wie nicht vorhanden. Dies hat verschiedene Ursachen.
In Deutschland existieren viele Regionen, die zwar als Freizeit- und Tourismusregion räumlich abgegrenzt sind, jedoch durch Bundesländergrenzen unterschiedliche ÖPNV-Zuständigkeiten aufweisen.
Für die Bestellung des SPNV sind in der Regel die Bundesländer verantwortlich. Der Busverkehr wird von den Landkreisen oder in Zusammenschlüssen zu Verkehrsverbünden bestellt.
Im jeweiligen ÖPNV-Zuständigkeitsbereich wird zwar ein Optimum angestrebt, welches sich aus Sicht der jeweiligen Region und des damit verbundenen Freizeit- und Tourismusverkehrs, oftmals nur als Suboptimum darstellt. Diese Suboptima sind in vielen Freizeit- und Tourismusregionen wie z.B. Sauerland, Rhön und Harz zu beobachten.
Gerade im Harz ist dieses Phänomen besonders ausgeprägt. Mit dem Wegfall der innerdeutschen Grenze hat sich die Region Harz mit seinen drei Ländergrenzen von Niedersachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt und den neun Landkreisgrenzen zwar für den Freizeitverkehr als ein homogenes Zielgebiet etabliert, aber es sind weiterhin die Folgen der ehemaligen innerdeutschen Grenze zu spüren.
Im Harz konnten nicht, wie in anderen Regionen üblich, die über Jahre hinweg gewachsenen Verkehrsströme in ÖPNV-Angebote umgesetzt werden, weil sie nach der Grenzöffnung nicht bekannt waren.
Jährlich besuchen 2,5 Mio. Urlauber und 42 Mio. Tagestouristen den Harz. Der Freizeit- oder auch Berufsverkehr wird deshalb stark (ca. 90 %) vom MIV dominiert. Wer als Alternative vom MIV auf den ÖPNV wechseln möchte wird jedoch vor kaum lösbare Probleme gestellt.
Beim ÖPNV existieren immer noch die scheinbar schon überwundenen Grenzen:
---um z.B. einmal quer über den Harz zu fahren, müssen im Extremfall bis zu fünf Verkehrs- bzw. Tarifverbünde durchquert werden.
---um die Fahrzeiten zu bestimmen, werden bis zu fünf verschiedene Fahrpläne benötigt, die unterschiedliche Geltungsdauern aufweisen.
---eine Tarifbestimmung ist unter diesen Umständen unmöglich.
---„grenzüberschreitende“ Anschlüsse sind eher eine Seltenheit.
So ist z.B. der Landkreis Nordhausen -bis auf die HSB- für die anderen Harzregionen ein weißer ÖPNV-Fleck. Die für den Tourismus interessanten Ziele, wie z.B. Neustadt (Harz) mit seiner historischen Altstadt und der Burgruine Hohnstein sind für Harzurlauber ohne Auto, auch nach stärkerem Nachforschen, kaum zu finden, obwohl regelmäßige Busanbindungen zwischen Nordhausen und Neustadt existieren.
Hier besteht im Interesse eines umweltgerechteren Fremdenverkehrs und natürlich auch als Alternative zum MIV dringender Handlungsbedarf.
Die Anreise ist für Tagestouristen und auch Langzeiturlauber mit der Bahn gut zu realisieren, wobei einige durchgehende Züge aus den Ballungsräumen -wie in anderen Regionen üblich- auch in den Harz verkehren müssen.
Die Mobilität vor Ort lässt dagegen sehr stark zu wünschen übrig, so dass der ÖPNV in der jetzigen Situation nicht als zusätzliches Werbeargument für „grenzüberschreitende“ Ausflüge in und aus dem Südharz genutzt werden kann.
Auch zehn Jahre nach der Grenzöffnung
existiert immer noch kein einheitlicher ÖPNV. Stattdessen gibt es Bundesland
und Landkreis bezogen mehr als fünf zum Teil abgegrenzte ÖPNV-Regionen.
In einem ersten Schritt sollte eine konzeptionelle Koordinierungsstelle, sowie
eine ÖPNV-Gesamtübersicht im Internet erstellt werden, wo jeder Interessent
sofort die Ziele inklusive einer umweltfreundlichen Anreise sehen kann.
Das DB AG Ferienticket (gültig im gesamten Harz, 40 DM für die 1. Person, jede
weitere Person 20 DM, Kinder 10 DM, gültig für eine Woche, Verlängerungswoche
50 % Ermäßigung) muss für alle Interessenten zu erwerben sein. Es wird bisher
nur an DB AG Fernreisende abgegeben, die nur einen Anteil von ca. 10 % der
Harzurlauber erreichen.
Wir Harzer müssen den Service für die
jährlich 130.000 Urlaubsgäste und 2.500.000 Tagesgäste, die mit öffentlichen
Verkehrsmitteln anreisen, erhöhen und ihnen endlich das bieten, was in anderen
Urlaubsgebieten längst schon Standard ist.
Durch einfaches betriebwirtschaftliches Handeln –also mit dem gegebenen
Ressourcen den Output optimieren- kann vielerorts eine sofortige Attraktivitätssteigerung
herbeigeführt werden.
Nur so kann der ÖPNV einen Beitrag für einen umweltgerechten Fremdenverkehr im
(Süd-)Harz leisten.
Burkhard
Breme
Michael
Reinboth
Initiative “Höchste Eisenbahn für den Südharz”
E-Mail:
burkhard.breme@suedharzstrecke.de
michael.reinboth@suedharzstrecke.de
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http://www.suedharzstrecke.de
http://www.oepnv-harz.purespace.de/
Stand: 26.05.2000
Anhang: Folien für Vortrag
Ort |
Häufigkeit |
Kassel |
stündlich |
Göttingen |
zweistündlich |
Northeim |
stündlich |
Braunschweig |
zweistündlich |
Magdeburg |
zweistündlich |
Halle |
stündlich |
Erfurt |
stündlich |
Von…
|
nach… |
Bemerkungen |
||
Goslar |
Bad
Grund/ Gittelde/ |
Buslinie endet 3km vor dem Bahnhof |
||
Goslar |
Osterode
Hbf/ZOB |
keine Verknüpfung in OHA bzw. CLZ |
||
Goslar |
Bad
Lauterberg |
durchgehende Linie wurde getrennt |
||
Von… |
nach… |
Bemerkungen |
||
Braunlage |
Bad
Lauterberg |
zehntausend Kfz, aber keine Buslinie |
||
Bad
Harzburg/ Braunlage |
Walkenried |
zweistündliche Verbindungen, aber nur mit
Umsteigen |
||
Blanken-burg |
Walkenried |
zweistündliche Verbindungen (mit 3km Fußmarsch
von Benneckenstein nach Hohegeiß) |
||
Wernige-rode |
Nordhausen |
mit Schmalspur-bahn 3h Fahrzeit |
||
Quedlinburg |
Sanger-hausen |
nur mit Bahn und Umweg über Aschersleben |
||
Harzgerode |
Sanger-hausen |
zwei Buspaare |
||
Kurzfristige mögliche
Abhilfe:
Weitere Infos
unter:
j
Nahtstellen
zwischen dem Wanderweg und Bahn und Bus
j
Informationen
über das Angebot von Bahn und Bus
·
Der
Wanderweg in den Unterlagen der Verkehrsbetriebe
·
Bahnen
und Busse in den Unterlagen zum Wanderweg
·
Kreisgrenzenüberschreitende
Informationen
j
An- und
Abreise mit Bahn und Bus werktags und am Wochenende
·
Die Züge
zwischen Osterode und Sangerhausen
·
Die
Omnibusse im Kreis Osterode
·
Die
Omnibusse im Kreis Nordhausen
·
Die
Omnibusse im Kreis Sangerhausen
Nahtstellen
zwischen dem Wanderweg und Bahn und Bus
Ort |
Verkehrsmittel |
|
Osterode |
Bahn |
Bus |
Düna (Hainholz) |
|
Bus |
Aschenhütte |
|
Bus |
Herzberg |
Bahn |
Bus |
Scharzfeld |
Bahn |
Bus |
Barbis |
|
Bus |
Bartolfelde |
|
Bus |
Osterhagen |
|
Bus |
Bad Sachsa |
|
Bus |
Neuhof |
Bahn |
Bus |
Walkenried |
Bahn |
Bus |
Ellrich |
Bahn |
Bus |
Cleysingen |
|
Bus |
Woffleben |
Bahn |
Bus |
Niedersachswerfen |
Bahn |
Bus |
Mackenrode |
|
Bus |
Klettenberg |
|
Bus |
Liebenrode |
|
Bus |
Gudersleben |
|
Bus |
Hörningen |
|
Bus |
Nordhausen |
Bahn |
Bus |
Buchholz |
|
Bus |
Steigerthal |
|
Bus |
j
Über den
Wanderweg gibt es in den Fahrplänen – auch in den regionalen Plänen der
Kreise bzw. Verkehrsverbünde – keine Hinweise.
j
In den
Broschüren zum Wanderweg finden sich keinerlei Hinweise auf vorhandene Bahn-
oder Buslinien. Schlimmer noch: Die Rückseite der Nordhäuser Broschüre gibt für
die Anreise ausschließlich Hinweise zu Autobahnen und Bundesstrassen.
j
Lediglich
zu den Zügen kann man sich kreisgrenzenüberschreitend informieren. Die Züge
der KBS 357, 358, 590 sind in vielen Plänen vertreten. Bisher vorbildlich: Thüringen
mit Tabellen auch aus Niedersachsen und Sachsen-Anhalt.
j Busse: Fehlanzeige! Hier hilft auch die CD-ROM der DB nicht mehr weiter. Schon in Walkenried sind die Fahrzeiten der Busse in Ellrich oder Mackenrode unbekannt. Auch zwischen den Kreisen Nordhausen und Sangerhausen gibt es keine übergreifenden Informationen.
Bei
den Zügen verkehren:
KBS |
Linie |
Häufigkeit |
358 |
Osterode
– Herzberg |
alle
2 Stunden, auch am Wochenende |
357 |
Herzberg
– Nordhausen |
stündlich,
auch am Wochenende mit allen Halten |
590 |
Nordhausen
– Sangerhausen |
alle
2 Stunden mit allen Halten, dazwischen mit Halt in Berga-Kelbra, auch am
Wochenende |
592 |
Berga-Kelbra
– Stolberg |
alle 2 Stunden, auch am Wochenende mit allen
Halten |
Damit
ist der Zugang über Osterode, Herzberg, Scharzfeld, Bad Sachsa (Neuhof),
Walkenried, Ellrich, Woffleben, Niedersachswerfen, Nordhausen, Berga-Kelbra,
Uftrungen, Roßla, Bennungen, Sangerhausen praktisch unbeschränkt an allen
Tagen möglich.
...ist besser
als angenommen!
Bei den Bussen
sieht es namentlich am Wochenende deutlich schlechter aus!
Es
verkehren:
Linie |
Fahrtenpaare
|
||
|
Mo-Fr |
Sa |
So |
Osterode
– Herzberg |
8 |
4 |
0 |
Herzberg
– Bad Lauterberg |
14 |
8 |
5 |
Bad
Lauterberg – Bad Sachsa |
7 |
3 |
2 |
Mackenrode
– Nordhausen |
7 |
1-2 |
1-2 |
Nordhausen
– Steigerthal |
9 |
1-2 |
1-2 |
Ellrich
– Nordhausen |
ausser an Schultagen wenige Fahrten |
||
Gudersleben
– Nordhausen |
6 |
0 |
0 |
Gerade am Wochenende sind interessante Start- oder Zielpunkte wie Düna oder Steigerthal nur sehr schlecht zu erreichen!