24.01.1999

Bis 2001 eine durchgehend ausgebaute Südharzstrecke Nordhausen - Northeim

Nach der am 29.01. beendeten Sanierung des ersten Abschnitts Woffleben -Niedersachswerfen werden 1999, 2000 und 2001 weitere Baumaßnahmen vor allem im Abschnitt Nordhausen - Walkenried das Geschehen auf der Südharzstrecke
bestimmen. Für jeweils mehrere Wochen pro Jahr wird auch wieder Schienenersatzverkehr durchgeführt. Zwischenzeitlich sind auf den noch nicht sanierten Abschnitten auch weitere Tempolimits zu erwarten. Danach
allerdings kann die Südharzstrecke durchgehend mit 100 km/h befahren werden, was eine Fahrzeit von 75 Minuten zwischen den beiden Endpunkten einschließlich aller Halte erlaubt und die Strecke für Pendler und
Fernreisende erheblich attraktiver macht. Alle Baumaßnahmen für den Abschnitt Nordhausen bis Herzberg einschließlich der Beseitigung der Senkstellen Cleysingen und Sachsenstein erfordern rund 40 Millionen DM aus Eigenmitteln der Bahn und aus Mitteln des Bundesschienenwegeausbaugesetzes.

Grundlegender Ausbau schafft auch neue Nutzungsmöglichkeiten

"Wir machen das gründlich und wollen für die nächsten 20 Jahre Ruhe haben" umriß Dipl.-Ing. Stecher vom Betriebsstandort Halle der Niederlassung Südost von DB Netz die gegenwärtige Bauphilosophie. Zusammen mit dem Leiter Infrastruktur, Dipl.-Ing. Schube und 2 weiteren Mitarbeitern stand er auf der Versammlung der Initiative Höchste Eisenbahn" Rede und Antwort zu den laufenden Bauarbeiten und den weiteren Planungen. Zuvor hatten die Sprecher der Initiative, Burkhard Breme und Michael Reinboth, die Kritik der Südharzer an der jahrelangen Vernachlässigung der Infrastruktur und an den Verzögerungen im derzeitigen Bauablauf nochmals zusammengefasst. Seit der Wende ist an Deutschlands erster Lückenschlußstrecke viel zu wenig getan worden, der Zustand der Gleise hat sich weiter verschlechtert. Man erwartet im Südharz endlich Maßnahmen, die ein Gleichziehen mit dem Nordharz ermöglichen.
In dieser Hinsicht konnten die Vertreter der DB positive Akzente setzen. Die Maßnahmen, so ergab die Diskussion, ergeben für die DB ein insgesamt positives wirtschaftliches Resultat und sind so ausgelegt, daß später fallweise 120 km/h gefahren werden und auch schwerer Güterverkehr durchgeführt werden kann. Die Sicherheit wird durch den Einbau der punktförmigen Zugbeeinflussung auch an den Ausfahrten nochmals erhöht, und nach 2001 wird zusätzlich über die Einführung des Funkfahrbetriebes nachgedacht.

Infrastruktur muß auch in Zukunft flexible Fahrpläne ermöglichen

Negative Auswirkungen könnten allerdings durch den gleichzeitigen Rückbau von Weichen und Ausweichgleisen in einigen Bahnhöfen sowie die angedachte Eingleisigkeit zwischen Walkenried und Scharzfeld auftreten. Zunächst wird der Bahnhof Woffleben bis auf die Abzweigung zum Ausbesserungswerk zurückgebaut. Vertreter der Initiative forderten, daß so viele Kreuzungsmöglichkeiten bestehen bleiben, daß auch in Zukunft ein zügiger Fahrplan bei Anpassung an veränderte Fernverkehrszüge gefahren werden kann. Hier wie auch bei dem folgenden Punkt sieht die Initiative vor allem politischen Handlungsbedarf.
Wenig Chancen bestehen nämlich bezüglich einer Anhebung der Höchstgeschwindigkeit zwischen Nordhausen und Halle. Auch diese mit Mitteln aus dem Programm "Verkehrsprojekte Deutsche Einheit" ausgebaute Strecke erlaubt nur 100 km/h. Baumaßnahmen in Sangerhausen, Röblingen und Blankenheim (Trennung) dienen lediglich der Stabilisierung dieses Tempos. Hier wird der Südharz gegenüber dem Nordharz mit dem geplanten Ausbaustandard Halle - Halberstadt für 160 km/h wieder einmal eindeutig benachteiligt. Die Politiker sind gefragt, denn, so Dipl.-Ing. Schube, "uns liegen keine Bestellungen für mehr als 100 km/h zwischen Nordhausen und Halle vor".

Weitere Punkte des Treffens von "Höchste Eisenbahn" waren die Gestaltung des Busverkehrs im Raum Bad Sachsa - Mackenrode, der Zustand einiger Bahnhöfe entlang der Südharzstrecke und Alternativen zur beabsichtigten Schließung weiterer Fahrkartenausgaben. Trotz positiver Signale der DB Netz sollten die Südharzer Bürger, so das Fazit der Versammlung, weiterhin aktiv für ihren Schienen- und Busverkehr kämpfen.

Michael Reinboth
Initiative "Höchste Eisenbahn für den Südharz"