Initiative "Höchste Eisenbahn für den Südharz!"

Nun möchte der geübte Rechner meinen, daß die Orte ca. 200 km entfernt liegen. Falsch! Bahntechnisch gesehen liegen die Orte 278 km entfernt. Laut der elektronischen Fahrplanauskunft sollen die Reisenden doch bitte schön über Halle, Magdeburg oder Göttingen/Hildesheim gefahren werden.

Die kürzeste Strecke, mit 206 km über die Südharzstrecke (Nordhausen - Herzberg -Osterode - Seesen), soll den Reisenden mit mindestens zweimaligem Umsteigen nicht zugemutet werden.

Außerdem fährt von Samstag Nachmittag bis Montag Morgen eh kein Zug zwischen Herzberg und Seesen.

Der Reisende würde über die Südharzstrecke zwar über 20 DM gegenüber den Umwegen sparen, doch wer steigt für 20 DM Ersparnis schon gerne mehrmals um.

Aus diesem Grund hat sich unsere Initiative darüber Gedanken gemacht, wie diese Umsteigemankos zwischen Erfurt und Braunschweig effektiv behoben werden können.

Zu unserem eigenen Erstaunen sind wir auf eine Lösung gestoßen, die den Reisenden das lästige Umsteigen erspart und den Betreibern keinen ökonomischen Nachteil bringt.

Ganz im Gegenteil:

Durch die Realisierung des vorliegenden Konzepts werden weitere Fahrgastpotentiale erschlossen und bei entsprechender Vermarktung Kostenvorteile erzielt.

2 Grundprobleme auf der Süd/Westharzstrecke

Hier sind einige Handikaps für Reisende von Erfurt nach Braunschweig und zurück aufgeführt:

Lange Fahrzeiten durch Tempo 30 (Bad Sachsa - Nordhausen)

Lange Fahrzeiten durch Tempo 70 (Herzberg - Seesen)

Keine durchgehenden Züge von/in Richtung Braunschweig bzw. Erfurt

Fahrpreis für 278 km, obwohl nur 209 km zurückgelegt werden

der sonst übliche Komfort der Deutschen Bahn ist nicht vorhanden

Dies läßt sich aber durch kleine Änderungen im Fahrplan
-ohne größere Kosten- sofort verbessern!

Vorbild hierfür sind die attraktiven Regionalexpress- bzw. Regionalbahnverbindungen zwischen den Hauptstrecken, die überall in Deutschland existieren.

Einige Beispiele von Regionalexpressverbindungen mögen dies verdeutlichen:

Coburg - Nürnberg - Regensburg - München (315 km)

Cottbus - Berlin -Neubrandenburg- Stralsund (372 km)

Cottbus - Jüterbog - Berlin - Greifswald - Stralsund (483 km)

Basel Bad Bf - Lindau - Ulm (385 km)

Braunschweig - Hannover - Bremen - Oldenburg - Emden -Norddeich Mole (347 km)

München - Memmingen - Sigmaringen - Donaueschingen - Freiburg (384 km) (wiederhergestellte „Kleber"-Verbindung)

oder
die RB Verbindungen im 2-Stunden-Takt von Bielefeld nach Braunschweig über den Nordharz (231 km).

Ebenso wäre es möglich RB Verbindungen im Zwei-Stunden-Takt

Erfurt - Nordhausen - Herzberg - Seesen - Braunschweig (209 km)

und zurück, also über den Süd/Westharz, einzurichten.

Unser Ziel ist es:

ohne Umsteigen mit der RB von Erfurt nach Braunschweig und zurück zu gelangen.

2-Stunden-Takt für die durchgehenden Verbindungen

3 Ist-Zustand des Fahrplans

Auf der Strecke Erfurt - Braunschweig über die Südharzstrecke fahren die Züge auf verschiedenen Streckenabschnitten im Einstundentakt bzw. Zweistundentakt. Dies geschieht jedoch völlig unkoordiniert und ohne Anschlüsse.

Von Samstag Nachmittag bis Montag Morgen besteht keine Verbindung, weil auf dem Abschnitt der Westharzstrecke (Herzberg - Seesen) Betriebsruhe herrscht.

Mit einmaligen Umsteigen in Halle benötigen Reisende im Zwei-Stunden-Takt ca. 3 1/4 Stunden von Erfurt nach Braunschweig.

In Nordhausen kommen Züge von Erfurt in der Minute 13 im 2-Stunden-Takt an.

Genau in diesem 2-Stunden-Takt fahren die Züge in der Minute 11 in Nordhausen Richtung Northeim ab.

Reisende vom Südharz in Richtung Erfurt haben trotz des 1-Stunden-Taktes der beiden Streckenabschnitte Northeim - Nordhausen und Nordhausen - Erfurt nur alle zwei Stunden eine durchgehende Verbindung!

Dies gilt ebenso für die Gegenrichtung!

4 Bedingungen für einen neuen Fahrplan

Damit dieses Projekt überhaupt eine Chance besitzt, müssen noch einige Bedingungen eingehalten werden:

Es dürfen keine deutlich höheren Kosten entstehen

Es darf zu keinen Anschlußverlusten bei anderen Zugfahrten kommen

Keine längeren Fahrzeiten von anderen betroffenen Zügen

Das Logistikkonzept der DB AG der Wagen- bzw. Lokomotivumläufe und des Personals darf nicht beeinträchtigt werden.

5 Durchzuführende Veränderungen

Um die genauen Auswirkungen für die betroffenen Zugläufe zu analysieren, ist es sinnvoll die Strecke in vier Abschnitte aufzuteilen.

Abschnitt: Erfurt - Nordhausen

Abschnitt: Nordhausen - Herzberg

Abschnitt: Herzberg - Seesen

Abschnitt: Seesen - Braunschweig

Zu Abschnitt 1: Erfurt - Nordhausen und zurück

Umstellung von lokbespannten Zügen mit drei Wagen auf VT 628.

Fahrten in der jetzigen Fahrplanlage.

Keine weiteren Änderungen!

Zu Abschnitt 2: Nordhausen - Herzberg und zurück

Es müssen auf diesem Abschnitt u.a. noch folgende Unterpunkte beachtet werden:

eingleisiger Verkehr von Nordhausen - Walkenried

in Nordhausen zu beachtende Verbindungen in/aus Richtung Halle

in Herzberg zu beachtende Verbindungen in/aus Richtung Northeim - Göttingen

in Scharzfeld zu beachtende Verbindungen in/aus Richtung Bad Lauterberg

Außerdem verkehren RE Züge zwischen Erfurt und Northeim. Notwendige Veränderungen dieser RE Züge betreffen nur den Streckenabschnitt Nordhausen - Walkenried (ohne größere Fahrplankorrekturen) und werden in einem weiteren Konzept detailliert behandelt, weil hier nur die Problemlösung Erfurt - Braunschweig diskutiert werden soll.
Deshalb gilt für dieses Konzept ohne weitere Erklärungen: Sämtliche Kreuzungen in Niedersachswerfen entfallen, weil die Gegenzüge erst losfahren, wenn die Züge in Walkenried bzw. Nordhausen eingetroffen sind.

Richtung Erfurt - Braunschweig

Bisher kommen in Nordhausen die RB aus Erfurt im 2-Stunden-Takt in der Minute 13 an. Die RB Richtung Northeim fährt aber schon in der Minute 5 ab.

Durch eine spätere Abfahrt in der Minute 29 können die Züge ohne Probleme die Fahrtrichtung wechseln und in Richtung Braunschweig weiterfahren.

Durch diese Maßnahmen sind pro Tag 5 zusätzliche Anschlüsse in Nordhausen im 2-Stunden-Takt entstanden.

Richtung Braunschweig - Erfurt

Bisher kommen in Nordhausen die RB aus Northeim im 2-Stunden-Takt in der Minute 44 an. Die RB Richtung Erfurt fährt aber schon in der Minute 42 ab.

Durch eine frühere Ankunft in der Minute 28 können die RB ohne Probleme die Fahrtrichtung wechseln und in Richtung Erfurt weiterfahren.

Wieder sind pro Tag 5 zusätzliche Anschlüsse in Nordhausen im 2 Stunden-Takt entstanden.

Erfurt ist nun mit der Südharzstrecke in Ein-Stunden-Takt optimal verbunden und zusätzliches Fahrgastpotential ist erschlossen.

Letztendlich ergeben sich für diesen Abschnitt leichte Fahrplankorrekturen, jedoch keine Umstellung des Fahrzeugparks und somit keine höheren Kosten.

Abschnitt 3: Herzberg - Seesen

Pro Tag verkehren hier bis zu 6 ½ Zugpaare mit dem VT 614.

Ein Takt ist nicht zu erkennen, jedoch bestehen in Seesen größtenteils gute Anschlüsse von/nach Braunschweig (über Goslar und Salzgitter).

In Herzberg bestehen aus Richtung Nordhausen drei Verbindungen mit wenigen Minuten Aufenthalt. Die anderen vier Verbindungen haben bis zu 38 Minuten Übergangszeit.

Um die Fahrplansituation auf dieser Strecke nachhaltig zu verbessern, müßten

die Züge in Seesen (in/aus Richtung Goslar) sofort Anschluß vermitteln

die Züge im Takt verkehren

ein bis zwei Zugpaare mehr verkehren

Der VT 614 müßte durch den VT 628 ersetzt werden.

Richtung Herzberg - Seesen:

Es müssen auf diesem Abschnitt noch folgende Unterpunkte beachtet werden:

eingleisiger Verkehr von Herzberg - Seesen

In Herzberg kommen die Züge über die Südharzstrecke aus Erfurt in kaum veränderter Fahrplanlage an.

Statt wie bisher nach Northeim zu fahren, fahren die Züge in Richtung Seesen weiter, wobei ein Linientausch -je nach prognostizierten Verkehrsströmen bzw. in Abhängigkeit vom Bedarf- ebenfalls berücksichtigt wird.

Das heißt: In Herzberg entsteht ein Verknüpfungspunkt der Linien Erfurt - Göttingen bzw. Erfurt - Braunschweig und zurück.

In Münchehof findet alle zwei Stunden eine Zugkreuzung statt, weil in Seesen nur noch ein Einfahrt- bzw. Ausfahrtgleis Richtung Herzberg zur Verfügung steht und zudem Fahrplantechnische Zwänge vorliegen.

Abschnitt 4: Seesen - Braunschweig

Istzustand:

Im 1-Stunden-Takt verkehren Züge Kreiensen - Seesen - Goslar - Braunschweig und zurück.

Im 2-Stunden-Takt verkehren Züge Kreiensen - Seesen - Salzgitter - Braunschweig und zurück. Mehrmals am Tag fahren jedoch zusätzliche Züge zur Verdichtung. Im 2-Stunden-Takt verkehren Züge Salzgitter - Braunschweig und zurück. Dort entsteht dann mehrmals ein minutengenauer 1-Stunden-Takt.

Sollzustand:

Der 1-Stunden-Takt Seesen - Salzgitter - Braunschweig und zurück ist möglich, wenn zwischen Seesen und Salzgitter (21 km) und zurück die RB Erfurt - Braunschweig verkehren.

In Seesen kommen die Züge aus Erfurt in der Minute 5 an. In der Minute 12 fahren die Züge minutengenau in dem jetzigen Takt weiter.

Braunschweig wird in der Minute 49 erreicht.

In der Minute 57 fahren ICE Richtung Berlin.

Ein guter Nebeneffekt: In Seesen kommen die RB von Kreiensen nach Goslar in der Minute 4 an und hätten somit direkten Anschluß an die Züge Erfurt - Braunschweig. Es entsteht sogar ein 1-Stunden-Takt Kreiensen - Seesen - Salzgitter - Braunschweig.

Nun ist es z. B. auch möglich alle zwei Stunden von Herzberg nach Berlin in gut 3 ½ Stunden mit nur einmaligem Umsteigen zu fahren.

6 Ein Fahrplanbeispiel: Erfurt - Braunschweig und zurück

Über Herzberg - Osterode(Harz) - Seesen.

Hinweis: Dieser Fahrplan ist aber nur ein Anhaltspunkt, weil Abhängigkeiten zu den RE Northein (Han) - Nordhausen und zurück bestehen, die in einem weiteren Gesamtkonzept diskutiert werden.

	Alt		Neu		Neu
	An	Ab	An	Ab	An	Ab
Erfurt Hbf		8.27		8.27
Erfurt Nord	8.33	8.34	8.33	8.34
Erfurt-Gispersleben	8.37	8.39	8.37	8.39
Kühnhausen	8.42	8.42	8.42	8.42
Walschleben	8.47	8.47	8.47	8.47
Ringleben-Gebesee	8.51	8.51	8.51	8.51
Straußfurt	8.57	8.58	8.57	8.58
Gangloffsömmern	9.02	9.03	9.02	9.03
Greußen	9.07	9.15	9.07	9.15
Wasserthaleben	9.20	9.25	9.20	9.25
Niederspier	9.29	9.30	9.29	9.30
Hohenebra Ort	9.33	9.34	9.33	9.34
Sondershausen	9.42	9.43	9.42	9.43
Großfurra	9.48	9.49	9.48	9.49
Kleinfurra	9.52	9.57	9.52	9.57
Wolkramshausen	10.01	10.02	10.01	10.02
Werther	10.06	10.07	10.06	10.07
Nordhausen	10.13	10.11	10.13	10.31	Neuer Anschluß
Nordhausen-Salza	10.14	10.15	10.34	10.35
Niedersachswerfen	10.18	10.19	10.38	10.39
Woffleben	10.28	10.29	10.44	10.45
Ellrich	10.38	10.39	10.54	10.55
Walkenried	10.46	10.47	11.02	11.03
Bad Sachsa	10.52	10.53	11.08	11.09
Scharzfeld	11.06	11.08	11.21	11.22
Herzberg(Harz)	11.14		11.27	11.30	Anschluß NOM
Herzberg (Schloß)			11.32	11.33
Osterode Süd			11.44	11.44
Osterode Harz			11.46	11.47
Gittelde			11.54	11.54
Gittelde Nord			11.56	11.57
Münchehof (Harz)			12.03	12.04
Seesen			12.09	12.12
Salzgitter-Ringelheim			12.27	12.27
Salzgitter Bad			12.31	12.32
Braunschweig			12.49
Bad Lauterberg						11.09
Scharzfeld					11.17	11.17
Herzberg	11.14	11.16			11.22	11.31
Hattorf	11.22	11.23			11.37	11.38
Wulften	11.29	11.30			11.44	11.45
Katlenburg	11.36	11.37			11.51	11.52
Northeim (Han)	11.45				12.00	12.01
Nörten-Hardenberg					12.07	12.08
Göttingen					12.15

7 Fazit

Ohne größere Kosten wurden pro Tag 18 zusätzliche neue direkte Verbindungen geschaffen!

Aus den unbequemen Umsteigeverbindungen zwischen Erfurt und Braunschweig sind attraktive durchgehende Verbindungen um den Süd/Westharz entstanden.

Nicht nur für die Touristen, Anwohner und Pendler der genannten Gebiete sind die Verbindungen verbessert worden. Auch für Reisende mit Fahrrad, die nun nicht mehr umsteigen müssen, wird dies sicherlich bald ein Geheimtip werden.

Bei diesem Angebot werden auch viele Sonntagsausflügler aus Erfurt und Braunschweig gern bereit sein den Naturpark Harz ohne Auto zu bereisen.

Außerdem ist zum Strassenverkehrsengpass Südharz ist eine Alternative entstanden.