News vom 29.09.2000 bis 11.10.2000

1. Hannover: Nichts Neues von LNVG und Niedersächsischem Wirtschaftsministerium
2. Minister Schuster (CDU) vom Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Infrastruktur stellte Dieseltriebzug in Betrieb
3. Der Bau der Helmetalbahn - Sklavenarbeit mitten in unserer Heimat

1. Hannover: Nichts Neues von LNVG und Niedersächsischem Wirtschaftsministerium

Die turnusmäßige Anfrage, die unsere Initiative bei der LNVG zum Thema Haltepunkt Northeim Mühlentor alle drei Monate durchführt, ergab auch diesmal nicht Neues, denn die Untersuchung der zu reaktivierenden Bahnstrecken in Niedersachsen ist immer noch nicht abgeschlossen. Erst im Anschluss an diese Untersuchung wird lt. LNVG die Untersuchung der zu eröffnenden Bahnhöfe/Haltepunkte fortgesetzt. 
Leider sind vom Ministerium für Wirtschaft, Technologie und Verkehr des Landes Niedersachsen noch keine Antworten auf unsere Briefe eingetroffen.

2. Minister Schuster (CDU) vom Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Infrastruktur stellte Dieseltriebzüge in Dienst

Am Samstag, den 30.09.2000, stellte Minister Schuster (CDU) vom Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Infrastruktur die neuen Dieseltriebzüge für Thüringen in Dienst. 
Im Rahmen des Fahrzeugprogramms mit einem Umfang von 225 Mio. DM, das je zur Hälfte vom Freistaat Thüringen und der DB AG finanziert wird, kommen 72 Triebzüge zum Einsatz,  wovon 45 Einheiten aus dem VT 642 und 15 Einheiten aus dem VT 612 (Neigetechnikzug) bestehen. 
Bevor Minister Schuster einem VT 642 enthüllte, stellte in seiner Ansprache heraus, dass das Land Thüringen nicht warten wolle, bis die Fahrgäste kämen. Deshalb habe das Land Thüringen mit dem Kauf der neuen Dieseltriebzüge einen ersten Schritt vollzogen, um neue Fahrgäste zu gewinnen. Des Weiteren erklärte der Minister, der selbst auch öfter mit der Bahn fährt, dass er die DB AG dränge, die weiteren  notwendigen Sanierungsschritte -vor allen Dingen in der Schieneninfrastruktur- endlich in Angriff zu nehmen.

3. Der Bau der Helmetalbahn - Sklavenarbeit mitten in unserer Heimat

Der Bahndamm, ein beträchtliches Erdwerk steht für Jahrtausende als Denkmal und spricht für sich, spricht zu uns, spricht von Sklavenarbeit mitten in unserer Heimat, in unserem Jahrhundert.
Zum Sprechen bringt ihn aber nicht das Vergessen, so verschwiegen und verwachsen, wie die ehemalige Helmetalbahn im Gelände daliegt. Nie ist hier ein Zug zwischen dem Westen und dem Osten Deutschlands gerollt. So sehr sich auch Tausende von KZ-Häftlingen aus Belgien, Deutschland, Frankreich, Holland, Polen, Rußland und Ungarn, zur Eile und mit dem Knüppel angetrieben von Kapos und SS zu Tode schinden mußten, verhungerten, erfroren oder nur mit knapper Not die anschließenden Todesmärsche überlebten: der Krieg war aus, die deutsche Teilung vereitelte die Fertigstellung der Bahn und der Blutzoll war umsonst.

Was war eigentlich geplant?
Die bestehende Bahnstrecke am Südharz war schon 1944 im Raum Nordhausen-Ellrich wegen des Transports von Rüstungsgütern, insbesondere der V2-Raketen aus dem Kohnstein völlig überlastet. Zur Entlastung wurde eine Planung aus der Anfangszeit des Bahnbaus aufgegriffen, eine direkte Verbindung zwischen Osterhagen und Nordhausen. Mit der Ausführungsplanung dieser 22 km langen zweispurigen Hauptbahnstrecke wurde im Mai 1944 begonnen, mit dem Bau im Juni. Zum Einsatz kamen kaum Maschinen, dafür umsomehr Häftlinge aus dem KZ Buchenwald, später dem KZ Mittelbau-Dora, die als "SS-Baubrigaden" KZ-Außenlager in Mackenrode, Nüxei, Osterhagen und Wieda sowie Ellrich, Kleinwerther und Günzerode füllten. Ca. 2600 Mann aus allen damals von Deutschland besetzten Ländern Europas mußten
unter unsäglichen Bedingungen am Bahnbau schuften.

In sieben Monaten war fast die ganze Strecke mit Brückenbauwerken und zunächst eingleisigem Oberbau fertig. Diese Monate bestanden aus Elend und Sterben. Anfang April 1945 wurden die Baustelle und die Lager unmittelbar vor den heranrückenden Alliierten geräumt. Schon 1946 wurden Schotter, Schwellen und Schienen komplett wieder demontiert. Lager und Bauwerke
gerieten in Vergessenheit.

Beim Bau, auf den Evakuierungsmärschen, treffender bezeichnet als Todesmärsche, quer durch den Harz und in etlichen Massakern bei Gardelegen hatte mehr als die Hälfte der Häftlinge der III. SS-Baubrigade ihr Leben verloren. Uns bleiben heute das Erinnern an die Opfer und Versöhnung mit den Überlebenden.

Zum Thema ist ein Buch erschienen:
Der Bau der Helmetalbahn Autor: Firouz Vladi
Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft Spurensuche in der Südharzregion
Seitenanzahl: 164
Bindeart: Broschur
Format: 16 x 23.5 cm
ISBN: 3-932752-55-4
Erschienen: Duderstadt 2000 ( Mecke - Druck )
Preis: 19,80 DM

F. Vladi
fvladi@t-online.de