News vom 01.10.2025 bis 31.10.2025
1.
Südharz: Lang gehegter Wunsch im Harz geht in Erfüllung Herzberg, Bad Lauterberg
und Braunlage sind nun mit dem Bus täglich im 2-Stunden-Takt verbunden (Stand
01.10.2025)
2. Südniedersachsen: Bahnfahren in Südniedersachsen – nur noch für Nervenstarke
geeignet (Stand 07.10.2025)
3.
Südniedersachsen:
Busfahren im Harz ist keineswegs schwierig (Stand 08.10.2025)
1.
Südharz: Lang gehegter Wunsch im Harz geht in Erfüllung Herzberg, Bad Lauterberg
und Braunlage sind nun mit dem Bus täglich im 2-Stunden-Takt verbunden (Stand
01.10.2025)
Mit einer Eröffnungsfahrt und einer Bustaufe wurde heute in Anwesenheit von viel
politischer Prominenz die neue Landesbuslinie 450 zwischen Herzberg und
Braunlage über Bad Lauterberg offiziell eingeweiht. Der Linienbetrieb beginnt am
13.10.2025, er sieht einen täglichen 2-Stunden-Takt zwischen 6 Uhr (Montag bis
Freitag) bzw. 8 Uhr (Wochenende) und 22 Uhr vor.
Mit der zu einer Landesbuslinie aufgewerteten Verbindung geht ein lang gehegter Wunsch in diesen drei Kommunen, aber auch unserer Initiative in Erfüllung, stellt doch diese Linie einen weiteren Baustein beim Zusammenwachsen des Harzer Linienbusnetzes dar.
Die Rednerinnen und Redner im Herzberger „Englischen Hof“, wo eine Sonderfahrt von Braunlage endete, betonten denn auch unisono die Bedeutung der neuen täglichen Verbindung. Zu ihnen zählten der Göttinger Landrat Marcel Riethig, Michael Weihrich als Vertreter des Landkreises Goslar, Fritz Rössig vom Regionalverband Braunschweig, Doreen Fragel als zuständige Göttinger Kreisrätin und Stefan Börger, Geschäftsführer des ZVSN. Bad Lauterbergs Bürgermeister Rolf Lange und die Vertreter der Städte Herzberg und Braunlage freuten sich in ihren Grußworten ebenfalls darüber, dass die Erweiterung der Linie – am Wochenende war sie schon alle 2 Stunden unterwegs – in so kurzer Zeit gelungen ist.
Land Niedersachsen bezuschusst die Linie für mehrere Jahre
Als Vertreter des Landes Niedersachsen betonte Matthias Wunderling-Weilbier, Staatssekretär im niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Bauen, dass er sich besonders darüber freue, mit der Verbindung Herzberg – Braunlage die 18. Landesbuslinie in Niedersachsen einweihen zu dürfen. Das Land gewährt für diese Linie einen jährlichen Zuschuss von knapp 200.000 Euro, der allerdings auf 5 Jahre befristet ist – danach muss die Linie sich tragen.
Ein Argument mehr für HATIX – auch in Herzberg
Steffi Rienäcker, Vorstand der Harz AG, brach in ihrem Beitrag erneut eine Lanze für HATIX. Die Abführung eines jeweils kleinen Anteils der Gästebeiträge sorge eben nicht nur dafür, dass die Harzer Urlaubsgäste kostenlos Bus fahren könnten, sondern damit für den Erhalt eines großen Liniennetzes mit umfangreichem Fahrtangebot auch am Wochenende, und dies auch für die Einheimischen. Mit der neuen Linie haben Urlauber in Braunlage und Bad Lauterberg – in beiden Kommunen gibt es HATIX – noch mehr Möglichkeiten als bisher schon, sich mit dem Bus im Harz zu bewegen. Aber auch Herzberg profitiert von der neuen Verbindung – vielleicht ein Grund, sich des Themas HATIX auch hier verstärkt anzunehmen. Denn: Wie Osterode zeigt, geht es auch ohne Gästebeitrag.
Sie regte aber auch an, dass eine Lösung für die Anerkennung von HATIX auf der Schiene rund um den Harz gefunden werden sollte, um HATIX schon bei der An- und Abreise nutzen zu können.
Herzberg – Drehscheibe zwischen Bahn und Bus
Der Vertreter der Stadt Herzberg betonte in seinem Grußwort, dass der Bahnhof Herzberg eine Drehscheibe zwischen Bahn und Bus sei und in dieser Eigenschaft für die Stadt von großer Bedeutung ist. Diese Funktion müsse in jedem Fall erhalten bleiben. Wer wollte, konnte dies als kleine Kommentierung der Herzberger Kurve betrachten, welche genau dieser Funktion natürlich erheblichen Schaden zufügen würde. Die Funktion als Drehscheibe wird durch die neue Busverbindung erst einmal gestärkt – und zur Drehscheibe Herzberg gehört auch die tägliche Busverbindung mit Duderstadt (Montag bis Freitag jede Stunde, am Wochenende alle 2 Stunden), auf der übrigens HATIX als einziger aus dem Harz herausführender Linie anerkannt wird.
Die Linie 450 ist zwischen Herzberg und Bad Lauterberg überlagert mit der neuen Linie 455, die eigentlich die alte 450 ist und wie bisher Herzberg mit St. Andreasberg verbindet. Bad Lauterberg behält also seinen Stundentakt mit dem Bahnhof Herzberg. Braunlage profitiert ebenso von der Drehscheibe Herzberg, da nun täglich alle 2 Stunden die Züge aus Richtung Göttingen, Braunschweig und Nordhausen „mitgenommen“ werden – zusammen mit der stündlichen Anbindung an die Südharzstrecke in Walkenried ein ganz starkes Argument für die Nutzung von Bahn und Bus nicht nur für Wanderungen und Ausflüge, sondern auch für die An- und die Abreise.
Voraussetzung freilich: Die durchgehenden Göttinger Züge müssen bleiben und solche aus und in Richtung Paderborn müssen hinzukommen…
Bustaufe als Abschluss
Für heute allerdings traten die Sorgen, die mit „2030+/2040+“ verbunden sind, hinter dem überaus erfreulichen Anlass der Einweihung der neuen oder besser erweiterten Buslinie zurück. „Höchste Eisenbahn“ jedenfalls freut sich uneingeschränkt mit. Es ging zwar zuletzt wirklich rekordverdächtig schnell, der Wunsch selbst aber, der schwebte seit der Einstellung der früheren KVG-Verbindung Braunlage – Bad Lauterberg immer im Raum. Nun ist er erfüllt. Ein paar Dinge zur Nachsteuerung gibt es bekanntlich immer – zum Beispiel die Einrichtung von Wanderhaltestellen unter anderem am Oderhaus und an der Erikabrücke, welche die Nutzungsmöglichkeiten noch erweitern würden.
Aus Anlass der Einweihungsfahrt wurde abschließend noch ein Linienbus der Verkehrsgesellschaft Südniedersachsen auf den Namen „Herzberg am Harz“ getauft, nach „Sieber“ der zweite rollende Botschafter der alten Welfenresidenz und der insgesamt fünfte Bus mit Namen im Südharz.
Michael Reinboth
2. Südniedersachsen: Bahnfahren in
Südniedersachsen – nur noch für Nervenstarke geeignet (Stand 07.10.2025)
Wir beschäftigen uns weiter mit der Thematik, dass die LNVG nach 2030 den Süd-
und den Nordharz von Göttingen anzuhängen gedenkt. Die jüngst bei einigen
Kommunen eingegangene Antwort von Frau Schwabl auf die vollkommen berechtigten
Forderungen nach Beibehaltung der durchgehenden Züge spornt in ihrem absolut
negativen Grundton – es wird auch nicht ansatzweise eine Befassung mit den
Sorgen und Nöten erkennbar, sondern es wird nur das wiederholt, was im Konzept
2030+/2040+ schon drinsteht, und das ist eben leider falsch – eher noch mehr
dazu an, dies zu tun.
Wie weit weg wir mit dieser Debatte freilich von der Bahnwirklichkeit sind, zeigt sich täglich. Das Bahnfahren in Südniedersachsen verkommt auch jenseits des sowieso schon unkalkulierbaren Fernverkehrs zum Roulette-Spiel. Wobei der Einsatz hoch ist, denn es geht um nicht mehr und nicht weniger als den Erhalt des heutigen Kundenstamms und das Gewinnen neuer Fahrgäste – so jedenfalls wollten es frühere Bundesregierungen (die aktuelle wohl nicht mehr) und auch die jetzige Landesregierung.
Faustregel jedenfalls: Keine Reise ohne
Zwischenfälle
Nehmen wir zum Beispiel den letzten
Montag. Da habe ich meine Frau zu einem Termin in Neu-Bethlehem in Göttingen
begleitet. „Wir nehmen lieber einen Zug eher“. Außerdem fuhr der 9.03-Zug ab
Walkenried ja auch durch, Garant für eine leidlich störungsfreie Fahrt also. Ok,
die Toilette war gesperrt, und das schon am frühen Vormittag, aber es gab ja
noch – für alle Fälle – den zweiten Zugteil. Nachgeschaut habe ich freilich
nicht, ob sie da nicht auch gesperrt war. Ankunft um 10.11 statt 10.09, was für
Fernreisende völlig unkritisch war, da der ICE nach Frankfurt wie üblich
Verspätung hatte, dieses Mal sogar nur etwa 10 Minuten – andere waren da laut
Anzeige schon mal 40 Minuten später unterwegs. Ein Blick auf die Tafel lehrte
uns aber auch, dass der nächste Metronom keinesfalls um 11.04 nach Hannover
fahren würde, sondern frühestens 11.20, was bedeutete, dass er mit mindestens
plus 20, wenn nicht mehr, aus Hannover zulaufen würde. Wieder einmal also Chaos
im Leinetal.
Nach dem Termin mit – übrigens in beiden Fällen sehr pünktlichen – Stadtbussen (Linie 41) zurück zum Bahnhof. Komisch, auf der Anzeigetafel war der Metronom nach Hannover, ab 13.04, gar nicht drauf. Konnte er auch nicht, denn er fiel ersatzlos aus, weil schon aus Hannover gar nicht herbeikommend. Eine ältere Dame, die bei Thiele einen Kaffee trank, klärte uns auf, denn das wäre eigentlich ihr Zug gewesen. Wieder einmal irgendwelche Weichen-, Signal- und Stellwerksstörungen im Raum Nordstemmen – Elze.
Die Strecke wird nach den Plänen der Bahn frühestens 2035, also in 10 (zehn) Jahren, saniert. Und in dieses Chaos hinein will die LNVG einen Halbstundentakt legen und alle Harzer zu zusätzlichen, freilich nach eigener Angabe „komfortablen“ Umstiegen zwingen. Na, Gute Nacht dann.
Wir frohlockten kurzzeitig, denn unser Zug sollte pünktlich um 13.49 seine Fahrt nach Nordhausen antreten. Dass er das, sehr kurzfristig, dann auf Gleis 4 statt auf Gleis 5 tat, störte nicht, zumal es sogar mehrfach angesagt wurde. Selbst der Übergang vom CANTUS aus Eschwege klappte. Unser Zug war, klar, restlos voll, da ja der vorauslaufende Metronom mal wieder ausgefallen war. In Northeim folglich reger Fahrgastwechsel und leicht verspätete Abfahrt. Mit drei Lokführern auf dem Führerstand, deren zwei dann in Herzberg den Zug nach Braunschweig übernehmen sollten.
Sie taten es dann ja auch. Aber eben 40
Minuten später
Denn wir kamen nur bis kurz hinter das Northeimer Ausfahrsignal. Da muss ja
immer geschlichen werden, hinter dem Signal kann man dann aufdrehen – ein Knall,
eine Vollbremsung, aha, mal wieder die Indusi, entweder doch zu früh oder zu
schnell angezogen oder Signal gestört. Jedenfalls, wir standen. Große
Ratlosigkeit brach aus, hektisches Hin- und Her zwischen den Führerständen,
bitte mal die Koffer an die Seite räumen, damit die Lokführer schneller durch
den Zug gehen können, dauert nicht lange, geht gleich weiter, keine Panik, der
Zug nach Osterode muss warten, weil sein Lokführer ja in unseren Zug sitzt,
dauert doch länger, wir haben Luft verloren, wir schalten mal alles ab und dann
wieder an (darauf hätte man im Grunde auch gleich kommen können und nicht erst
nach 20 Minuten), mal sehen, ob es dann wieder geht, geht wieder, aber nun
müssen wir wieder zurück hinter das Signal fahren, um dann endlich – nach über
40 Minuten – wieder vorwärts fahren zu können.
Mit 40 Minuten Verspätung ging es dann Richtung Nordhausen. Sollte es gehen jedenfalls. In Herzberg stand der Braunschweiger Zug tatsächlich noch am Bahnsteig, verzweifelte Blicke aus den Fenstern, aber nun war ja der Lokführer da, es konnte mit ebensolchen 40 Minuten Verspätung nun losgehen. Der entgegenkommende Zug, na, der kam bestimmt nicht bis Herzberg, auf der Strecke kann man ja Zugbegegnungen nicht mal einfach so verlegen – es geht ja nur, Dank großartiger Planung der früheren DB Netz, in Gittelde-Bad Grund oder in Ringelheim. Vermutlich hat er bereits in Gittelde eine „Pofalla-Wende“ hingelegt.
Sie kennen den Begriff nicht? Ist eine Erfindung des früheren CDU-Politikers und Netz-Vorstands Pofalla, wonach arg verspätete Züge einfach das letzte Stück ihrer Fahrt kappen und vorher umdrehen, um – statistisch betrachtet, und nur das zählt! – wieder pünktlich zu sein. Das kann man auch im Nahverkehr!
Pass mal auf, sagte ich zu meiner Frau, der fährt heute nur bis Herzberg, wenn wir Glück haben bis Walkenried, denn er käme ja in Nordhausen nach seiner eigenen Abfahrt in der Gegenrichtung an. Nur sagte das vorerst mal niemand. Kurz vor Herzberg kam dann die entsprechende Ansage: Heute nur bis Ellrich, wir empfehlen Ausstieg in Herzberg und warten auf den – pünktlichen! – nächsten Zug nach Nordhausen. Eine schlechte Empfehlung, denn in Herzberg gibt es null Infrastruktur und keine Toilette. Besser bis Ellrich drinbleiben. Was die, welche etwas Ahnung von der Südharzer Bahnwelt hatten, denn auch taten.
Klar, der Zug um 15.39 ab Nordhausen, der fiel mal wieder der „Pofalla-Wende“ in Ellrich zum Opfer, ein übrigens – bisher noch! – gut nachgefragter Zug mit vielen Schülern. Ist doch alles halb so wild, um 16.39 fährt doch wieder einer… Oder eben ein Anruf bei Mutter, Opa oder Oma, komm mich mal abholen, die Bahn fährt schon wieder nicht.
Während man sich ob des – quasi dienstlich bedingten – Abwartens des Zuges nach Osterode mehrfach selbst lobte, verlor man über die massenhaft verlorenen Anschlüsse (Bus nach Bad Lauterberg, Bus in die Stadt nach Bad Sachsa, Bus nach Braunlage, Züge in Nordhausen) keine Silbe. Aber das haben die Leute ja auch selbst bemerkt, dass sie nun eine ganze Stunde in den Sand setzen mussten.
Wir waren mit gut 40 Minuten Verspätung endlich in Walkenried. Nächste Woche müssen wir zu einem deutlich kritischeren Termin nach Göttingen. Der ist um 13 Uhr. Normal könnte man da um 11.03 fahren, aber was ist bei der Bahn schon noch normal? Wenn da wieder die Luft rausgeht oder der Lokführer erst noch gesucht werden muss, was dann? Also noch eine Stunde eher losfahren? Dann muss man aber in Northeim umsteigen auf die RB82, und wer weiß, ob das funktioniert. Und ob der nachlaufende „Metronom“ dann kommt, weiß kein Mensch. Vermutlich wieder „verminderte Geschwindigkeit wegen Stellwerksstörung“ (das besagte Stellwerk dürfte auch am letzten Montag wieder „Kreiensen II“ gewesen sein).
Oder: Das Auto nehmen? Aber in der Humboldtallee kann man schlecht oder gar nicht parken… Aber es wird wohl nicht anders gehen.
Bahnfahren in Südniedersachsen – Roulettespiel
trifft es nicht wirklich, denn da kann man ja auch mal gewinnen. Hier heißt es
aber immer öfter „nichts geht mehr“. Aber immerhin: „Komfortabel umsteigen“, das
mussten wir dieses Mal noch nicht. Das kommt erst noch. 2030 plus ist es soweit.
Dann treffen halbstündliche Züge auf eine noch marodere Infrastruktur im
Leinetal, machen in Kreiensen die „Pofalla-Wende“, und unsere dann uralten Züge
(BEMU-Fahrzeuge kann Alstom vermutlich erst mit zehnjähriger Verspätung
liefern…) brauchen keine Luft mehr, weil sie zwischen Northeim und Göttingen
nicht mehr fahren.
Michael Reinboth
3.
Südniedersachsen:
Busfahren im Harz ist keineswegs schwierig (Stand 08.10.2025)
Der Bericht im „Harzkurier“ am
08.10.2025 über die Einweihung der neuen – oder, besser gesagt, erweiterten –
Busverbindung zwischen Herzberg und Braunlage bedarf in einigen Punkten der
Ergänzung bzw. Korrektur.
„Höchste Eisenbahn“ hat keinen Seitenhieb gegen die Deutsche Bahn ausgeteilt. Dieser gilt vielmehr der Landesnahverkehrsgesellschaft in Hannover, denn diese zeichnet dafür verantwortlich, dass nach 2030 keine bequeme Verbindung von Göttingen nach Braunlage mehr bestehen soll, weil sie alle Harzer Bahnfahrer zu Umstiegen in Northeim oder Kreiensen zwingen will. Daran ist die Deutsche Bahn – man ist versucht, „ausnahmsweise“ zu formulieren – schuldlos. Man kann es nicht oft genug wiederholen:
Hier will das eigene Bundesland seine Region Harz abhängen!
Aber nun zum Bus. Schwierig ist beim Bus eigentlich gar nichts, denn da sitzt vorn immer ein Fahrer, der Auskunft gibt und einem den richtigen Fahrschein quasi unaufgefordert verkauft.
Schwierig ist es auch für denjenigen nicht, der mit einer „Flatrate“ fährt, was heute schon die meisten Leute tun, also entweder ein „Deutschland-Ticket“ besitzt oder mit einem „Niedersachsen-Ticket“ unterwegs ist, denn da spielen Tarifgrenzen keine Rolle. Solche Fahrgäste können einfach einsteigen und mitfahren.
Das können auch alle Urlaubsgäste des Harzes mit einer Gästekarte, soweit ihre Kommune bei HATIX mitmacht. Im Südharz ist eine Kommune ausgestiegen, nämlich Bad Sachsa. Aber wer von Bad Sachsa nach Braunlage will, der fährt sowieso nicht über Herzberg, sondern der hat die stündliche Möglichkeit, mit den Linien 470 oder 472 über Walkenried schneller dorthin zu gelangen. Aber zahlen muss er natürlich, auch als Gast, weil Bad Sachsa eben kein HATIX mehr haben wollte.
Aber nun zum eigentlichen Thema des Berichts, der sich ja vorrangig mit der Tarifproblematik auseinandersetzt. Ja, die gibt es in der Tat im Harz, und das schon seit Jahrzehnten, nämlich seit der Zeit, zu der man die beiden Verbundtarife des VSN und des VRB geschaffen hat, die sich an der Kreisgrenze zwischen dem Kreis Goslar und dem damaligen Kreis Osterode orientieren.
Da man seinerzeit aber schon ahnte, dass das im Harz schwierig werden könnte, hat man den „Übergangstarif Harz“ geschaffen, der bis zum heutigen Tag das einfache Lösen eines Fahrscheins zwischen den Orten des Altkreises Osterode und denen im Kreis Goslar ermöglicht.
Was man damals nicht bedachte: Es gibt ja auch rund um den Harz noch Zugverkehr und durchaus Verbindungen, bei denen gar kein Bus genutzt werden kann, zum Beispiel von Bad Lauterberg nach Bad Grund – da muss man auf einer Teilstrecke den Zug nehmen. Und da gilt der „ÜT Harz“ eben leider nicht. Er gilt nur im Bus. Das beklagen wir seit gefühlt 20 Jahren. Geändert wurde daran nichts.
Dass man folglich von Göttingen beim Einzelfahrschein zwei Mal lösen muss, ist insoweit kein neues Problem, es galt und gilt ja auch für die schon seit Jahrzehnten mögliche Fahrt von Göttingen über Walkenried nach Braunlage – die es im Übrigen auch weiterhin täglich und stündlich gibt. Hier empfiehlt es sich, einen – sehr preiswerten! – VSN-Fahrschein bis Herzberg (oder eben Walkenried) zu lösen und dort beim Busfahrer, also völlig stressfrei, einen weiteren Fahrschein nach Braunlage zu erwerben.
Aber dies müssen, wie gesagt, nur solche Kunden, die kein Niedersachsen-Ticket oder kein Deutschland-Ticket haben und die nicht Gäste in einer der Harzgemeinden sind, die HATIX anerkennt.
Was den Tarif-Wirrwarr betrifft, droht derweil an ganz anderer Stelle neues Unheil. Im Kreis Nordhausen hat man sich nun endlich entschlossen, einem Verbundtarif beizutreten. Der gilt natürlich nur bis Ellrich. Der VSN-Tarif gilt dann ab Walkenried. Und dazwischen? Kostenlos fahren, wie es die Polen auf der Strecke Görlitz – Zgorzelec handhaben? Natürlich nicht – wir sind ja in Deutschland. Deswegen gilt dann zwischen Ellrich und Walkenried ein dritter Tarif, nämlich der der Deutschen Bahn. Mit allem Blödsinn, der damit verbunden ist, zum Beispiel bei der Mitnahme eines Fahrrades.
Eine RB82 im Bahnhof Northeim. Sie kommt von Bad Harzburg und verbindet den Nordharz umsteigefrei mit Göttingen. Gleiches tut die RB80 im Südharz. Geht es nach dem Willen der LNVG, dann gehören solche Bilder bald der Vergangenheit an, und eine Reise in den Harz wird deutlich unkomfortabler. Hierunter dürfte dann auch die Inanspruchnahme der alten und neuen Buslinien leiden.
Es gibt also immer wieder etwas zu tun.
Vorrang hat für „Höchste Eisenbahn“ aber jetzt und auch in nächster Zeit, für die durchgehenden Züge nach und von Göttingen und gegen den zusätzlichen Umstieg in Northeim zu kämpfen. Genau dies würde übrigens auch die schöne neue Busverbindung mit Braunlage über Herzberg und die schon bestehende über Walkenried massiv in ihrer Attraktivität beeinträchtigen, da die schöne neue Welt mit nur einem Umstieg wieder im Eimer wäre. Nicht gleich, aber nach 2030, wenn wir im Harz nicht aufpassen.
Leider hat niemand bei der Einweihung diesen heiklen Punkt direkt angesprochen. Der Vertreter der Stadt Herzberg immerhin, der tat es indirekt, denn er wies auf die Knotenfunktion von Herzberg mit dem Vorteil der Direktverbindungen nach Göttingen, Braunschweig und Nordhausen hin, die es nach dem Willen der LNVG ja nach Göttingen nicht mehr geben soll. Diese Knotenfunktion wäre beim Bau der „Herzberger Kurve“ in höchster Gefahr.
Zur Erinnerung: Alle Busverbindungen – auch die neuen! – sind auf den Taktknoten zur Minute 30 am Herzberger Bahnhof ausgerichtet, wo alles zusammenkommt und wieder auseinanderfährt. Dieser Knoten muss bleiben – und zwar auch in Richtung Göttingen.
Denn wer mit Ski, Fahrrad oder Schlitten im
schönen Bahnhof Northeim treppab – treppauf rennen soll („komfortabel umsteigen“
nennt es die LNVG), um dann in Herzberg erneut in den Bus umzusteigen, dem ist
der Tarif dann auch egal: Der nimmt dann das Auto…
Michael Reinboth