News vom 01.09.2025 bis 30.09.2025
1.
Südniedersachsen: Initiative „Höchste Eisenbahn für den Südharz“ kritisiert
Resolution zur „Herzberger Kurve“ und fordert im Konzept "Kopf
statt Kurve - ÖPNV im Südharz neu denken"
eine sofortige Verbesserung des ÖPNV in Südniedersachsen (Stand 14.09.2025)
2.
Südniedersachsen: Bahnkunden im Südharz sind am Verzweifeln Qualität im
Harz-Weser-Netz im steilen Sinkflug begriffen – droht Chaos ab 2026? (Stand:
25.09.2025)
1.
Südniedersachsen: Initiative „Höchste Eisenbahn für den Südharz“ kritisiert
Resolution zur „Herzberger Kurve“ und fordert im Konzept "Kopf
statt Kurve - ÖPNV im Südharz neu denken"
eine sofortige Verbesserung des ÖPNV in Südniedersachsen (Stand 14.09.2025)
Nach dem Beschluss des Osteroder Stadtrats im Juli 2025 soll nun auch der
Kreistag Göttingen am 24. September über eine
Resolution zur „Herzberger Kurve“ entscheiden. Die Resolution beruht auf dem
SPNV-Konzept 2040+ der Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG).
Ziel ist es, die Verbindung zwischen Göttingen und Osterode zu verbessern und
die Zahl der Umstiege zu verringern.
Die Initiative „Höchste Eisenbahn für den Südharz“ hält dieses Konzept für unzureichend. Es berücksichtigt ihrer Meinung nach nicht, was nach der Inbetriebnahme der Herzberger Kurve mit dem wichtigen Bahnknoten Herzberg und angrenzenden Orten wie Bad Lauterberg, Bad Sachsa und Walkenried passiert. Dabei sind direkt von der Planung etwa 50.000 Menschen betroffen.
Das Konzept widerspricht dem Netzgedanken des öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV). Dieser fordert eine überregionale, vernetzte Planung, die die Bedürfnisse aller Menschen in der Region berücksichtigt. Stattdessen lasse das Konzept große Chancen für eine sofortige Verbesserung der Bus- und Bahnverbindungen ungenutzt.
Die Initiative weist auf praktische Probleme im Konzept 2040+ der LNVG hin:
Einem der Initiative vorliegenden Fahrplankonzept würden nach der Umsetzung der "Herzberger Kurve" die Züge auf dem eingleisigen Abschnitt zwischen Herzberg und Osterode nach fünf Minuten zusammenstoßen.
Bei einem einspurigem Abschnitt mit Fahrzeiten Herzberg - Osterode von 12 Minuten können pro Stunde maximal zwei Züge pro Richtung fahren.
Zusätzlich existieren Fahrplan-Restriktionen der Züge nach Braunschweig, die durch die Eingleisigkeit und eingeschränkten Kreuzungsmöglichkeiten in Gittelde und Salzgitter-Ringelheim bestimmt werden.
Unter Berücksichtigung dieser betrieblichen Restriktionen hat die Initiative im Jahr 1997 das Y-Konzept vorgeschlagen, welches ein paar Jahre später ungesetzt wurde. Die Züge fahren bis zum heutigen Tag in diesen Zeitfenstern.
Ohne den Ausbau der Strecke zwischen Braunschweig und Herzberg könne der Fahrplan nicht sinnvoll verbessert werden. In den LNVG 2040+ Konzepten steht nichts zum Ausbau der Infrastruktur auf diesen Streckenabschnitten.
„Wer auf das Jahr 2040+ wartet, verpasst heute schon Möglichkeiten für bessere Zugverbindungen“, sagt Burkhard Breme von der Initiative. „Wir laden alle dazu ein, sich über unsere Vorschläge zu informieren und sich für eine realistische und faire ÖPNV-Zukunft im Südharz einzusetzen.“.
Dabei verweist der Sprecher der Initiative auf ihr neues, 26-seitiges Konzept „Kopf statt Kurve - ÖPNV im Südharz neu denken“, das bewusst so verständlich gestaltet wurde, dass auch Nichtfachleute die Situation und die Herausforderungen in der Region nachvollziehen können.
Burkhard Breme
2.
Südniedersachsen: Bahnkunden im Südharz sind am Verzweifeln Qualität im
Harz-Weser-Netz im steilen Sinkflug begriffen – droht Chaos ab 2026? (Stand:
25.09.2025)
Die neue Bahnchefin, Frau Palla, wird
ja sehr dafür gelobt, dass sie DB Regio aus den roten Zahlen herausgeführt und
in die Gewinnzone gebracht habe. Abgesehen davon, dass der Gewinn durch den
Steuerzahler getragen wird, da DB Regio ausschließlich von öffentlichen
Aufträgen lebt, ist der Preis dafür extrem hoch und wird, wie immer im
Bahnbereich, erst nach und nach sichtbar.
Im Qualitätsranking in Niedersachsen belegt jedenfalls die DB Regio-Tochter „DB Start“ seit Beginn der Betriebsaufnahme in der Heide und rund um Hildesheim stabil den letzten Platz und wird ihn auch nicht abgeben. Die Qualität ist grottenschlecht, Züge fallen reihenweise aus, Personal fehlt an allen Ecken und Enden, aber die Erträge stimmen – dank des Verkehrsvertrages mit dem Land Niedersachsen – ja trotzdem. Fehlende Kunden sind da ja nicht ausschlaggebend.
Mittlerweile tritt auch bei DB Start im benachbarten Sachsen-Anhalt die ganze Wahrheit ans Licht. Um Gewinne zu machen, hat sich die dortige DB Start von Leihlokführern getrennt. Nun fallen auch dort reihenweise Züge aus.
Das also ist der Zustand, in dem die neue DB-Chefin, mit reichlich Vorschusslorbeeren bedacht, DB Regio hinterlässt.
Die eigentliche DB Regio war im Harz-Weser-Netz bisher gegen solche Entwicklungen immun. Seit etwa zwei Wochen jedoch begibt auch sie sich auf einen Sturzflug in Sachen Qualität. Letzter kann sie in Niedersachsen kaum werden, der Platz ist ja für die eigene Tochter DB Start fest reserviert. Aber es geht immer schneller bergab.
„Es häufen sich Verspätungen von 10 und mehr Minuten. Es häufen sich, dadurch bedingt, Anschlussverluste in Göttingen, Northeim, Seesen und Herzberg. Es häufen sich verpasste Anschlüsse an Busse in den Harz oder in die Stadt Bad Sachsa. Und es wird jeden Tag schlimmer“ kommentiert Michael Reinboth das derzeitige Geschehen.
Ein Grund für die Verspätungshäufungen sind die deutlich verzögerten Türöffnungen. Fahrgäste drücken die Tasten, aber es passiert erst einmal nichts. Dann fährt – völlig sinnfrei – eine Trittstufe aus, die es bisher nicht tat und auch nicht tun musste, und dann erst geht die Tür auf. Da sind manche Fahrgäste schon auf dem Weg zur nächsten Tür, weil sie eine Störung vermuten. Pro Halt geht so eine halbe Minute drauf – das Aufholen von kleineren Verspätungen ist nicht mehr möglich, es schaukeln sich, im Gegenteil, die Verspätungsminuten nach oben. Das Problem wird durch sich häufende tatsächliche Türstörungen noch verschärft, weil die ausfahrenden Trittstufen immer wieder klemmen und dann nichts mehr geht.
„Das Problem ist hausgemacht. Die Triebwagen haben uns hier noch nie im Stich gelassen. Nun hat irgendjemand entdeckt, dass da doch Trittstufen sind, die man benutzen kann. Die Folgen für die Kunden sind, wie immer bei der Deutschen Bahn, nachrangig. Wir sind aber nicht bereit, den anhaltenden Verfall der Qualität hinzunehmen und fordern daher den Aufgabenträger, die LNVG in Hannover, auf, hier aktiv zu werden.“
Bauarbeiten verschoben – droht ab 2026 ein Stellwerks-Chaos?
Aber es könnte im kommenden Jahr noch sehr viel schlimmer kommen, und das wiederum ist auf die Bahntochter DB InfraGO zurückzuführen. Gerüchten zufolge hat sie die weiteren Arbeiten zur Umstellung der Stellwerkstechnik auf das digitale Stellwerk in Göttingen gestoppt. „In Walkenried hängen noch Plakate, auf denen es heißt „Im Sommer 2025 folgt eine neue Beleuchtung, und 2026 nehmen wir den neuen Bahnsteig in Betrieb“. Die Beleuchtung ist schon mal nicht gekommen, und nun wird es erkennbar mit dem neuen Bahnsteig im kommenden Jahr auch nichts. Vielleicht wird er 2027 erstmals genutzt werden können – die DB InfraGO kriegt nichts, aber auch gar nichts auf die Reihe“ meint Reinboth.
Zugbegegnungen nicht möglich, Stellwerkspersonal nicht mehr da – ganze Schichten fallen aus…
Die Verzögerungen führen zu zwei schlimmen Entwicklungen. Zum einen sind bis auf weiteres Zugbegegnungen in Walkenried nicht möglich. Folge: Kommt der Zug aus Herzberg, wie derzeit üblich, mit heftiger Verspätung dort an, ist es auch in Zukunft nicht mehr möglich, die Begegnung mit dem entgegen kommenden Zug nach Northeim von Ellrich dorthin zu verlegen. Folge daraus: Die 10 Minuten Verspätung, aktuell quasi Standard im Harz-Weser-Netz, übertragen sich auf den Gegenzug, Anschlüsse in Herzberg wackeln und sind in Northeim und Göttingen weg.
Die noch viel schlimmere Folge: Da die Umstellung der Technik ja für 2026 vorgesehen war, nun aber nicht kommt, weil InfraGO den Auftrag nicht platzieren kann oder will, das Personal auf den Stellwerken aber im Hinblick auf die Umstellung schon anders disponiert war oder sich selbst umorientiert, könnte es im kommenden Jahr massiv an Stellwerkspersonal fehlen. „Ganze Schichten können ausfallen. Trifft es dann Herzberg, wird im Südharz dann stundenlang kein einziger Zug fahren können.“
In anderen Netzen ist es schon schlimmer Brauch, dass man, um wenigstens einigermaßen verlässlich zu bleiben, dann ganze Wochentage nicht mehr Zug fährt und stattdessen Busse schickt – monate- oder gar jahrelang. „Was danach an Kunden noch übrig ist, kann ja zu Fuß über das Planum der neuen Herzberger Kurve laufen, denn die wird ja bei dem üblichen InfraGO-Tempo auch nie fertig werden“ kann sich Reinboth eine etwas sarkastische Anmerkung nicht verkneifen. Aber im Grunde ist ihm bei dem Niedergang des Bahnbetriebs am Südharzrand überhaupt nicht zum Lachen zumute.
Michael Reinboth