News vom 01.02.2025 bis 31.03.2025

1. Spätbus Herzberg – Walkenried kommt – ein Schritt in die richtige Richtung (Stand: 02.02.2025)
2. Zustand der DB-Triebwagen im Harz-Weser-Netz kaum mehr akzeptabel (Stand: 02.02.2025) 
3. Ergänzungen zum Harz-Kursbuch 2025 (Stand: 05.02.2025) 
4. „Höchste Eisenbahn für den Südharz“ bemängelt Abhängen des Harzes durch die LNVG - „Verlust der durchgehenden Göttinger Züge ist nicht hinnehmbar“ (Stand: 11.02.2025)   
 

1. Spätbus Herzberg – Walkenried kommt – ein Schritt in die richtige Richtung (Stand: 02.02.2025)
Die Initiative „Höchste Eisenbahn für den Südharz“ freut sich sehr über die ab 5.2.25 erfolgte Einrichtung der späten Busverbindung von Herzberg nach Bad Sachsa und Walkenried. Damit sei, so Sprecher Michael Reinboth, „nach vielen Jahren des Forderns und Erinnerns endlich ein Schritt zur Gleichbehandlung des östlichen Altkreises Osterode getan“. Bei allen, die sich beim ZVSN und in der Lokalpolitik hierfür engagiert haben, bedanke man sich.

Der Spätbus verkehrt zunächst nur an den Verkehrstagen Freitag und Samstag ab Bahnhof Herzberg um 23.35 bis nach Bad Sachsa (Stadtmitte, nicht Bahnhof!) und Walkenried (Bahnhof und Klostertor). Eingesetzt wird ein Kleinbus mit begrenzter Platzkapazität. Will ab Herzberg niemand mitfahren, findet die Fahrt nicht statt.

„Mit der neuen Verbindung wird, wenn auch nur an zwei Tagen, eine Lücke im Angebot geschlossen. Das ist gut so. Aber es ändert gar nichts daran, dass infolge der Weigerung Thüringens, späte Züge bis Nordhausen zu finanzieren, und der danach prompt seitens der LNVG aufgestellten Behauptung, dass es sich dann ja auch nicht lohne, bis Walkenried zu fahren, der beklagenswerte Zustand der fehlenden Zug-Spätverbindung auf der ganzen Strecke ja weiterbesteht“ führt Reinboth aus, der sich mit seinen Mitstreitern seit „gefühlt mehr als 15 Jahren“ mit dieser Thematik herumschlägt und partout nicht einsieht, „dass Niedersachsen in diesem Fall in Herzberg endet“. Dass der ZVSN nun die Lücke erst einmal schließen wird, ist sehr gut, kann aber nach Meinung der Initiative das Engagement für die Spätzüge nicht ersetzen. „Wie die LNVG über den östlichen Kreisteil denkt, kann man ja auch daran erkennen, dass im Konzept 2030+ rigoros alle durchgehenden Züge zwischen Nordhausen und Göttingen gekappt werden sollen. Es gibt – trotz neuem Spätbus – noch viel zu tun.“

Immerhin: Wer Freitag und Samstag nach Bad Sachsa und Walkenried will, kann dies nun, wie gewohnt, nicht nur um 21.49 ab Göttingen per Zug tun, sondern auch um 22.49 von dort und Umstieg in Herzberg auf den neuen (Klein-) Bus. Damit einher geht, dass ab dem 5.2. an den beiden Tagen auch späte Abfahrten ab Hannover (21.36) und Braunschweig (22.05) möglich sind und letztlich auch die alte Kreisstadt Osterode erst um 23.06 Uhr verlassen werden muss. Die Teilhabe am kulturellen Leben in der neuen und alten Kreisstadt wird somit auch für die Bewohnerinnen und Bewohner von Bad Sachsa und Walkenried erleichtert.

„Damit erhalten Bad Sachsa und Walkenried das, was Bad Lauterberg und, bezogen auf Göttingen, Osterode schon seit Jahren haben – diese beiden jedoch täglich. Unser Ziel bleibt nun erst einmal, den Kleinbus auch an noch fehlenden Wochentagen zu bekommen. Das eigentliche Ziel sind und bleiben aber die Spätzüge. Vielleicht wendet man sich in Thüringen endlich einmal dem nordwestlichen Landesteil zu und bestellt diese Zugleistungen – Stellwerke müssen zwischen Walkenried und Nordhausen ja nicht mehr besetzt werden.“
Michael Reinboth

2. Zustand der DB-Triebwagen im Harz-Weser-Netz kaum mehr akzeptabel (Stand: 02.02.2025) 
Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erleben. Dazu gehört, dass man auch aus dem Fenster des dahinrollenden Zuges schauen kann. Bei den Zügen der DB Regio AG im Harz-Weser-Netz ist das allerdings immer weniger häufig möglich. Michael Reinboth von „Höchste Eisenbahn für den Südharz“ stellt immer häufiger fest, dass ihm versprayte Züge über den Weg fahren oder er ein solches Exemplar benutzen muss. „DB Regio fällt hier im Vergleich zu anderen Unternehmen deutlich ab. Was man da auf die Leute loslässt, ist mitunter unerträglich.“

Wahrlich kein Vergnügen mehr, in einem solchen Zug reisen zu müssen (Nordhausen, 27.1.25)

„Schuld hat natürlich nicht die DB, sondern die außer Rand und Band geratene Sprayer-Szene, der unser Rechtsstaat ganz offenbar nichts mehr entgegenzusetzen hat. Das ufert aus. Aber dann ist das Unternehmen doch wohl in der Pflicht, die Fahrzeuge zu reinigen – und das wird ganz offensichtlich nicht mehr getan.“ Wer zum Beispiel auf den Bahnhöfen in Nordhausen oder Bad Harzburg die Züge anderer Unternehmen sieht (in diesem Fall Abellio, DB Regio Südost und Erixx), der stellt fest, dass versprayte Exemplare die absolute Ausnahme darstellen, während sie bei DB Regio Nord inzwischen in der Überzahl sind.

„Das Argument, dass man im Zweifel lieber ein völlig verunstaltetes Exemplar einsetzt als die Fahrt ganz ausfallen zu lassen, ist sicher nicht falsch. Aber Fahrzeuge in einwandfreiem Zustand auf die Kunden loszulassen, gehört ganz sicher zu den Pflichten, die die Unternehmen vertraglich eingegangen sind – darunter doch wohl auch die DB AG.“ Reinboth fordert eine umgehende außerplanmäßige Reinigungsaktion („ohne Ausfälle, so viel Reserven wird man wohl haben“) und darüber hinaus eine konsequente Bewachung der nachts abgestellten Triebwagen, um künftige Attacken auszuschließen.

„Hier sind ja keine Künstler am Werk, sondern geistlose Zeitgenossen, die Freude am Beschädigen fremden Eigentums haben. Offensichtlich hat man jedoch Bemühungen, ihrer habhaft zu werden, aufgegeben – und lässt lieber zahlende Fahrgäste vor versprühte Wände schauen.“ In einigen Fällen war es nicht einmal mehr möglich, die nächste Station zu erahnen – aber die wird ja in den meisten Fällen noch per Durchsage angekündigt.“

Blick aus dem Fenster des oben gezeigten Fahrzeugs. 90 % der Fenster des Zuges waren zugeschmiert.

Reinboth beschäftigt auch, welchen Eindruck von der Bahn Leute bekommen, die im Auto vor der Schranke warten und dann ein solch versautes Exemplar von Zug an sich vorbeifahren sehen: „Da dürfte sich die Begeisterung zum Umstieg auf den Bahnverkehr denn doch in Grenzen halten.“
Michael Reinboth

3. Ergänzungen zum Harz-Kursbuch 2025 (Stand: 05.02.2025) 
In den Anmerkungen zum Harz-Kursbuch 2025 hatten wir schon darauf hingewiesen, dass es nicht einfach ist, den Überblick über alle eingetretenen Änderungen im Harz zu behalten – zumal dann nicht, wenn wir nicht proaktiv auf diese hingewiesen werden, sondern selber detektivischen Spürsinn beweisen müssen.

Ab und an kommen uns aber auch andere Gedanken. So dachten wir uns, dass es nicht schaden kann, wenn wir die Verbindungen aus Dänemark und aus den Niederlanden in den Harz einmal zusammengefasst darstellen würden.

Änderungen im Bereich Hettstedt – Wippra – Harzgerode – Sangerhausen

Ein Mitarbeiter von der NASA hat uns darauf aufmerksam gemacht, dass in der nordöstlichen Abdachung des Harzes zum Mansfelder Land hin zum 15.12.24 einige Änderungen umgesetzt wurden. Die wollen wir unseren Lesern natürlich nicht vorenthalten. Die angepassten Tabellen sind beigefügt und sollten, soweit man dort zu reisen wünscht, ins Kursbuch eingelegt werden.

Was ist passiert?

Die NASA und die örtlichen Verkehrsbetriebe VGS-Südharzlinie in Hettstedt und HVB-Harz in Wernigerode haben das nach der Abbestellung der täglichen Züge der „Wipperliese“ Klostermansfeld – Wippra in Kraft getretene Konzept, welches eine täglich zweistündliche Bedienung Hettstedt Bahnhof – Wippra Bahnhof – Sangerhausen Busbahnhof mit der prinzipiell ebenfalls zweistündlichen Anbindung von Harzgerode über Braunschwende an Wippra vorsah, überarbeitet und hinsichtlich der Nutzung evaluiert. Dem ist nun der Zweig Hettstedt Bahnhof – Wippra zum Opfer gefallen. Zwar sind Hettstedt und Wippra weiterhin durch den Bus verbunden, aber die Linien 422 und 423 der VGS weisen außerhalb des Schulverkehrs nur noch ein Rumpfangebot auf, welches am Wochenende zudem nur auf Rufbus-Basis besteht. Vor allem aber: Der Bahnhof Hettstedt wird nicht mehr angefahren, womit alle Anschlüsse Magdeburg – Hettstedt – Wippra obsolet sind.

Stattdessen verkehrt die Linie 460 nun neu alle 2 Stunden (mit Verdichtungen) zwischen Harzgerode und Sangerhausen über Braunschwende und Wippra. Die HVB-Linie 242 Quedlinburg – Harzgerode – Wippra wurde auf Harzgerode zurückgenommen, aber am Abend um eine Fahrt ergänzt. Umsteigepunkt ist nun Harzgerode anstelle von Wippra.

Das Angebot zwischen Quedlinburg und Harzgerode einerseits und Wippra und Sangerhausen andererseits ist in dem neuen Konzept aufgegangen, im ersten Fall praktisch unverändert, im zweiten Fall mit geringfügigen Minutenanpassungen.

Wer von Magdeburg also nach Wippra möchte, der kann das nun per Zug bis Quedlinburg, dann per Bus bis Harzgerode und per Bus weiter bis dort tun, und das täglich alle 2 Stunden. Oder er wartet bis zum Frühjahr, dann kann er mit der „Wipperliese“ wieder alle 2 Stunden Mittwoch, Samstag und Sonntag nach Wippra und zurück kommen.

Einmal im Schwung, haben die HVB auch gleich das Angebot zwischen Harzgerode und Harzgerode (kein Schreibfehler, die Busse fahren im Kreis herum) über Königerode und Harzgerode und Ermsleben ebenfalls über Königerode und Molmerswende überarbeitet. Auch diese beiden Tabellen haben wir entsprechend überarbeitet.

Die „Harzquer-Linie“ Quedlinburg – Harzgerode – Wippra – Sangerhausen sei dem geneigten Besucher des Harzes durchaus empfohlen, an beiden Enden bestehen gute Zuganschlüsse.

Aus Dänemark und aus den Niederlanden in den Harz

Die beiden Tabellen gibt es quasi als „Zugabe“. In die nächste Ausgabe werden wir sie wohl einbauen, da beide Länder sehr viele Gäste für den Harz stellen.

Machen Sie sich selbst ein Bild. Quantitativ ist das alles gut, qualitativ wegen der vielen Umstiege (Hamburg Hbf ist ja kein wirkliches Vergnügen) weniger.

Extras
Stand 05.02.2025
Harzkursbuch extra Dänemark-Harz 20250205
Harzkursbuch extra Niederlande-Harz 20250205

Ergänzungen
Stand 05.02.2025
Harzkursbuch_Sommer_2025_Anpassungen Tabelle A.5_20250205
Harzkursbuch_Sommer_2025_Anpassungen Tabelle C.10_20250205
Harzkursbuch_Sommer_2025_Anpassungen Tabellen C.13 und C.14_20250205
Harzkursbuch_Sommer_2025_Anpassungen Tabelle D.5_20250205

Vorankündigung: Der Sommerfahrplan der HSB bringt Änderungen

So wie es aussieht, wird der ab Ende April in Kraft tretende Sommerfahrplan der HSB nicht nur die üblichen Sommer-Erweiterungen zum Brocken enthalten, sondern mehr. Ein „richtiger“ Fahrplanwechsel eben. Den dann geltenden Plan werden wir selbstverständlich als Ergänzungsblatt zum Harz-Kursbuch bereitstellen.

Und vielleicht, ja, bitte die Daumen drücken, können wir alsbald auch etwas Positives zu Anschlüssen in St. Andreasberg berichten, oder gar Bussen zwischen Bad Lauterberg und Braunlage… Das wären natürlich zwei recht gute Nachrichten. Sollte es passieren, sind wir dabei.
Michael Reinboth

4. „Höchste Eisenbahn für den Südharz“ bemängelt Abhängen des Harzes durch die LNVG - „Verlust der durchgehenden Göttinger Züge ist nicht hinnehmbar“ (Stand: 11.02.2025)   
Bei der Initiative „Höchste Eisenbahn für den Südharz“ läuten nach vielen Jahren zwar nicht immer idealer, aber doch insgesamt akzeptabler Fahrpläne wieder die Alarmglocken. Grund hierfür sind die Planungen der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) für die Jahre nach 2030 („2030+“) und nach 2040 („2040+“), die diese vor einiger Zeit vorgelegt hat und die, so Sprecher Michael Reinboth, „ganz offensichtlich niemand richtig gelesen hat, sonst hätte es Proteste hageln müssen“.

Für Proteste besteht namentlich in allen Orten östlich von Herzberg bis Nordhausen aller Grund. Die LNVG plant nämlich nichts weniger als das komplette Abhängen der Stationen von Bad Lauterberg-Barbis bis Nordhausen vom ICE-Bahnhof Göttingen. Alle bisher durchgehenden Züge, die einst als Ersatz für die weggefallenen IR- und IC-Halte in Northeim eingerichtet wurden, sollen in Northeim gekappt und durch Umsteigeanschlüsse ersetzt werden. Man möchte in Hannover nämlich die Achse durch das Leinetal stärken und dort halbstündlich fahren, und da man keinesfalls mehr Geld ausgeben will, sollen die bisher durchgehenden Züge der Linien RB80 Nordhausen – Göttingen und RB82 Bad Harzburg – Göttingen dieser Neuerung geopfert werden.

„Das bedeutet schlicht und ergreifend, dass der Südharz nun endgültig von der Anreiselandkarte derjenigen Gäste verschwinden wird, die aus Richtung Frankfurt und Hamburg über Göttingen an- und abreisen, da sie nun binnen 20 Minuten gleich zwei Mal umsteigen sollen. Jeder Umstieg ist jedoch einer zu viel, zumal auf Stationen, denen es an Servicepersonal fehlt, deren Aufzüge mal wieder defekt sind und wo man beim Verpassen des Anschlusses buchstäblich im Regen steht“ merkt Reinboth an.

Bitter ist diese Nachricht auch für Pendler, die im Vertrauen auf das gute Angebot zwischen Nordhausen und Göttingen die durchgehenden Züge nutzen. Sie sollen sich dem zusätzlichen Stress des Umstiegs in Northeim unterziehen, anstatt sich früh auf die Arbeit vorbereiten und am Nachmittag beruhigt die Heimreise genießen zu können. „Wer den täglichen Wahnsinn des nachmittäglichen Umstiegs von der RB82 auf die RB81 in Northeim mitmacht, weiß, wovon die Rede ist“ meint Reinboth.

„Höchste Eisenbahn“ verlangt daher, dass in diesem Punkt nachgesteuert und Montag bis Freitag im Berufsverkehr sowie Samstag und Sonntag ganztägig durchgehende Leistungen zwischen Göttingen und Nordhausen und umgekehrt erhalten bleiben. „Gegen das rigorose Abhängen des östlichen Kreisteils werden wir uns, soweit wir die Mittel dazu haben, zur Wehr setzen.“

Schlecht ist die Nachricht auch für Pendler aus Osterode und Gittelde-Bad Grund, denn sie sollen zukünftig, egal ob sie über Seesen oder über Herzberg fahren, auf dem Weg nach Göttingen und zurück zwei Mal umsteigen (Herzberg und Northeim bzw. Seesen und Kreiensen). „Für die Osteroder gibt es allerdings die Taube auf dem Dach – nach 2040 soll eine neu erbaute Kurve, die den Bahnhof Herzberg umgeht, direkte Züge zwischen Osterode und Göttingen ermöglichen. Mit dieser Herzberger Kurve hängt man allerdings sowohl den östlichen Kreisteil und den Kreis Nordhausen sowie Gittelde-Bad Grund noch weiter von Göttingen ab. Von den Kurvenzügen werden neben Osterode dann Hattorf, Wulften und Katlenburg profitieren. Das sei ihnen auch von Herzen gegönnt – nur ist der Preis, nämlich das vollständige Abkoppeln der Südharzer Urlaubsorte und des Knotens Nordhausen von Göttingen, viel zu hoch.“ Reinboth findet es auch mehr als seltsam, dass der mit viel Geld zu einem ÖPNV-Knoten mit Park- und Fahrradabstellplätzen ausgebaute Bahnhof Herzberg nach 2040 umfahren werden und stattdessen die diesbezüglich in keiner Weise aufnahmefähige Station Herzberg Schloß genutzt werden soll. „Wer nach Göttingen durchfahren will, hat dann aber keine andere Wahl mehr – er muss nach Herzberg Schloß. Wer den Herzberger Hauptbahnhof nutzen will oder muss, wird mit einem zusätzlichen Umstieg in Northeim bestraft. Der Hauptbahnhof wird jedoch auch von den Buslinien aus Bad Lauterberg und Duderstadt angefahren – auch die Kunden, welche diese Buslinien nutzen, dürfen dann zusätzlich in Northeim noch einmal den Zug wechseln.“

Nach Hannover wird es schneller, ins Ruhrgebiet tut sich gar nichts

Die Verdoppelung des Angebots zwischen Göttingen und Hannover im Leinetal ermöglicht immerhin nach 2030 ein schnelleres Reisen nach Hannover und zurück, da dann die bisher fast 30-minütige Wartezeit in Northeim wegfällt und die neuen Züge zudem beschleunigt unterwegs sind und im Leinetal nicht überall halten. Für Fernreisende ist das allerdings insoweit wenig hilfreich, als sowohl diese als auch alle anderen Züge im Leinetal in Hannover enden oder beginnen – wer weiter, zum Beispiel nach Hamburg, möchte, muss dort schon wieder umsteigen.

Ganz und gar unzufrieden ist man bei „Höchste Eisenbahn“ mit dem Umgang mit der Achse Ruhr – Südharz. Die bleibt nämlich gemäß den Planungen der LNVG weiter ein Stiefkind und mit jeder Menge Umstiege nicht nur in Paderborn, sondern auch in Bodenfelde und obendrein alle 2 Stunden auch noch in Northeim gesegnet – „sie ist damit trotz kilometrischer und damit auch preislicher Überlegenheit weiter nur von ganz Harzgesottenen nutzbar. Seit Jahren schreiben wir uns die Finger wegen einiger durchgehender Züge Paderborn – Nordhausen und zurück wund und müssen nun zur Kenntnis nehmen, dass hier gar nichts passieren wird“ erläutert Reinboth. Hingegen stürzt man sich mit Feuereifer auf die Achse Paderborn – Bad Harzburg, die nach 2030 jede Stunde durchgehend bedient werden soll.

„Natürlich sind durchgehende Leistungen zwischen Paderborn und Bad Harzburg eine gute Sache, aber hier ein stündliches Angebot zu schaffen, wo die Anreise aus dem Ruhrgebiet nach Goslar und Bad Harzburg über Hannover definitiv schneller ist, und dafür den Südharz erneut liegenzulassen, obschon genau hier ein solches schnelles Angebot über Hannover fehlt, ist aus touristischer Sicht unbegreiflich.“

Immerhin, es gibt auch hier einen kleinen Lichtblick. Die durchgehenden Züge Paderborn – Seesen ermöglichen nämlich dort einen Übergang zu den Zügen Braunschweig – Herzberg, womit Gittelde-Bad Grund und Osterode, wenn auch etwas umwegig, mit nur einem Umstieg an Paderborn angebunden sein werden. Kunden für Bad Lauterberg oder Bad Sachsa kommen aber auch hier, egal über welchen Weg sie reisen, in den zweifelhaften Genuss des zweimaligen Umstiegs.

„Auch hier werden wir weiter für Nachbesserungen kämpfen. Fahrplantechnisch ist es überhaupt kein Problem, Züge zwischen Paderborn und Nordhausen durchzufahren und umgekehrt. Wenn man den Göttingern nicht zwei- bis drei Mal am Tag einen Umstieg in Bodenfelde zumuten möchte, muss man eben die betreffenden Züge bis dorthin gemeinsam führen und dann trennen („flügeln“) bzw. die von Göttingen und Nordhausen kommenden Züge dort zusammenhängen. Zeit genug, um den Bahnhof Bodenfelde dafür technisch herzurichten, ist ja noch.“

Auf einen wesentlichen Aspekt macht man seitens „Höchste Eisenbahn“ aufmerksam: Während die Verschlechterungen für den Harz in Gestalt der Streichung aller Göttinger Züge definitiv kommen werden, wenn man die bisherigen „Metronom“-Linien neu vergibt, setzt die Umsetzung der angedeuteten Verbesserungen erhebliche Investitionen voraus. Die Ertüchtigung und Beschleunigung der Strecke Holzminden – Kreiensen ist keineswegs gesichert, und hinter die „Herzberger Kurve“ muss man ebenfalls ein ganz dickes Fragezeichen setzen. Wenn sie gebaut werden sollte, gehen auf alle Fälle noch 15 Jahre ins Land – eine lange Durststrecke für alle Fahrgäste aus dem Südharz und solche, die gern mit dem Zug hierher reisen würden, aber das ständige Umsteigen scheuen.

„Wenn wir jetzt nicht aktiv werden, sind uns alle Angebotsverschlechterungen sicher. Ob die angedeuteten Verbesserungen kommen, steht hingegen in den Sternen.“

Reinboth abschließend: „Wir sprechen der LNVG keineswegs das Bemühen ab, für das ganze Land nach 2030 bzw. 2040 bessere Fahrpläne zu gestalten. Nur ist das Ergebnis für die südöstlichste Ecke eben mehr als enttäuschend. Anstatt den ländlichen Raum gleichmäßig zu stärken, werden bestimmte Regionen über Gebühr gefördert, während man andere, darunter eben den östlichen Kreisteil von Göttingen, spürbar benachteiligt. Das finden wir nicht in Ordnung – und hoffen, auch Kreis- und Landespolitiker zu finden, die das ebenso sehen.“
Michael Reinboth