News vom 01.07.24 bis 31.07.24

1. Konzept 2030 + und 2040 + des Landes Niedersachsen - kaum Fortschritte für den Südwestharz (Stand: 06.07.2024)
2. Südniedersachsen: Metronom wird zur Katastrophe – DB Regio darf nicht einspringen (Stand: 28.07.2024)
3. Südharz: Ne
uer Busfahrplan im Südharz bringt viele Verbindungen für Einheimische und Gäste (Stand: 28.07.2024)  
4. Südharz: Nach 80 Jahren ist Schluss - Hahne-Busse haben im Südharz ihre letzten Runden gedreht (Stand: 31.07.2024)

 

1. Konzept 2030 + und 2040 + des Landes Niedersachsen - kaum Fortschritte für den Südwestharz (Stand: 06.07.2024)
Bei der Initiative „Höchste Eisenbahn für den Südharz“ hat man das kürzlich von Minister Lies und der LNVG-Geschäftsführerin Schwabl vorgestellte Konzept „2030 + und 2040 +“ des Landes Niedersachsen inzwischen gründlich analysiert. Das Fazit von Michael Reinboth lautet kurz und bündig: „Für den Südwestharz ist das eine große Enttäuschung. Bisherige direkte Verbindungen werden vollständig aufgegeben, das Motto für uns lautet künftig: Noch mehr Umsteigen. Das Nord-Süd-Gefälle in der Förderung des Schienenverkehrs wird immer auffälliger. Wenn da nicht die Braunschweiger wären, sähe es noch düsterer aus.“

2030: Alle direkten Züge aus dem Nord- und Südharz nach Göttingen werden gestrichen
Noch im Deutschland-Takt stehen die – dringend gebotene – Aufstockung der RE-Linie Hannover – Göttingen und die bisherigen Regionalbahnlinien RB80 Nordhausen – Göttingen und RB82 Bad Harzburg – Göttingen einträchtig nebeneinander.
Nicht so beim Land Niedersachsen. Hier werden ab 2030 diese beiden bewährten und stark nachgefragten, weil umsteigefreien, Verbindungen komplett gestrichen. In Kreiensen umsteigen oder in Northeim in den häufiger fahrenden RE2 umsteigen, ist wieder das Motto.
Besonders ärgerlich ist das im Fall von Northeim, denn da muss man, so man nach Frankfurt oder Bayern will, nach 15 Minuten Fahrt im oft verspäteten RE2 schon wieder umsteigen.

Jede Stunde Paderborn – Bad Harzburg anstelle zweistündlich Göttingen
Für die West-Ost-Achse über Kreiensen ist eine Aufstockung des Angebots zwischen Holzminden und Kreiensen vorgesehen. Diese Pläne werden freilich schon seit vielen Jahren gehegt und immer mal wieder über den Haufen geworfen. Die Züge sollen nun jede Stunde bis und ab Bad Harzburg verkehren. Der Preis für diese unzweifelhafte Verbesserung ist allerdings viel zu hoch, da dafür alle direkten Züge nach Göttingen entfallen sollen. Damit geht auch die beliebte Verbindung Göttingen – Halberstadt über Goslar in die Brüche. Für Kreiensen – Goslar bleibt es letztlich, im Gegensatz zu anderen Strecken, beim stündlichen Angebot.

Aufgegeben werden damit übrigens auch die Umsteigeverbindungen Göttingen – Osterode über Seesen und Hannover – Osterode über Seesen, da die Takte nicht mehr zusammenpassen. Bisher gibt es diese Verbindungen alle 2 Stunden.

Südharzstrecke: Östlich von Herzberg wird es duster
Auch auf der „Südharzstrecke“ ist das, was ab 2030 angeboten werden soll, keineswegs überzeugend. Alle direkten RB80 Nordhausen – Göttingen und zurück werden in Northeim gekappt. Für das letzte kleine Stück bis zum ICE-Halt muss man dort treppauf, treppab und, so die Fahrzeiten des RE2 denen aus dem Deutschlandtakt entsprechen, in gestrecktem Galopp umsteigen – für die Tourismusorte Bad Lauterberg, Bad Sachsa und Walkenried sowie für alle Reisenden zwischen Ellrich und Nordhausen eine kaum hinzunehmende Verschlechterung des Angebots.

„Es passiert exakt das Gegenteil dessen, was die Tourismusregion Südwestharz braucht. Wir, und nicht nur wir, fordern seit Jahren mehr direkte und durchgehende Verbindungen. Und was passiert? Zusätzliche Umstiege werden vorgesehen. Das ist für uns unbegreiflich.“

Anders als im Nordharz sieht das Konzept auch keinerlei Verbesserungen für den Verkehr mit Westfalen und dem Ruhrgebiet vor. Hier bleibt es beim zweistündlichen Verkehr bis und ab Bodenfelde, wo weiterhin umgestiegen werden muss. Im Text gibt es vage Andeutungen, dass man sich auch für den Südharz um direkte Züge bemühen wolle. „Beruhigungspillen für Politiker“ nennt Michael Reinboth das, denn im Konzept ist das durch nichts hinterlegt. Zusätzliche Züge Herzberg – Nordhausen müssen von Thüringen mitfinanziert werden – also werden sie nie kommen

Das Konzept sieht eine marginale Aufstockung des Angebots zwischen Herzberg und Nordhausen in Tagesrandlagen und am Wochenende vor. „Das ist eine weitere Luftnummer. Wir wissen alle, dass die LNVG sich standhaft weigert, zusätzliche Züge bis und ab Walkenried zu bezahlen, weil Thüringen die Mitfinanzierung auf seinem Teilstück verweigert.
Regelmäßig hören wir dann: Bad Sachsa und Walkenried, das lohnt sich nicht. An dieser Grundeinstellung der LNVG hat sich ja nichts geändert. Also können wir diese Züge vergessen.“

Im Berufsverkehr mehr Züge Göttingen - Herzberg
Das Angebot zwischen Göttingen und Herzberg soll allerdings aufgestockt werden. Zusätzlich zu den RB80 und RB81 sollen einige Zugpaare im Berufsverkehr (also nur Montag bis Freitag) Göttingen und Herzberg direkt verbinden (zwei hiervon gibt es schon heute). „Das ist natürlich zu begrüßen und bedeutet auch eine Verbesserung für Katlenburg, Wulften und Hattorf. Der Rest des Altkreises, insbesondere alle Orte östlich von Herzberg, hat davon allerdings nichts. Das West-Ost-Gefälle im Angebot wird also noch vergrößert“ meint Reinboth, der ganz und gar nicht damit einverstanden ist, wie der Ostteil abserviert werden soll. Westlich von Herzberg eine Aufstockung und auch weiterhin direkte Züge nach und von Göttingen, östlich von Herzberg nur Verschlechterungen – das geht nicht.“

Die Taube auf dem Dach: 2040 plus soll in Herzberg eine Kurve gebaut werden
Der Grund für die Kappung der durchgehenden RB80 – vornehm umschrieben übrigens mit dem Satz „zwischen Göttingen und Northeim werden die Aufgaben der RB80 vom RE2 übernommen“, um den Satz „ihr müsst halt mehrfach umsteigen“ zu vermeiden – ist vollkommen unklar. Fehlende Kapazität kann es nicht sein, denn es gibt ja im Berufsverkehr weiterhin direkte Züge, und wie durch ein Wunder taucht 2040 oder später eine vollkommen neue Linie aus der Versenkung auf, die stündlich Göttingen mit Osterode verbinden soll – direkt und umsteigefrei!

„Wir bezeichnen das mal als Taube auf dem Dach, denn das ist weder finanziell auch nur ansatzweise unterlegt noch bis zu Ende gedacht. Für diese Linie soll in Herzberg eine nagelneue Verbindungskurve gebaut werden, damit man den Herzberger Hauptbahnhof elegant umfahren kann, und es muss in Osterode ein neues Wendegleis mit Weichen angelegt werden, was in Osterode Mitte nicht geht. Vielleicht geht es auf dem Gelände des alten Bahnhofs Osterode. Aber wie auch immer, Kurve und Gleis kosten sehr viel Geld, es wird, da Neubau, massiv Lärmschutz mitgebaut werden müssen, und Herzberg Schloß als künftig einzige Herzberger Station auf dieser Linie ist in keiner Weise aufnahmefähig.“ Außerdem, so der Sprecher der Initiative, nützt diese neue Linie niemandem, der östlich von Herzberg beheimatet ist, und hängt zusätzlich auch noch den P&R-Knoten Herzberg Hauptbahnhof ab.

Um dieser Taube auf dem Dach willen – Reinboth bezweifelt, ob so etwas jemals gebaut werden wird – opfert man bewährte Linien und Verbindungen für, wohlwollend gedacht, mindestens 10 Jahre. Gestrichen ist schnell, neu gebaut hingegen nicht. „Das wirkt wie eine Beruhigungspille für Politiker aus Südniedersachsen, die man allerdings nie verabreichen können wird – DB InfraGO jedenfalls wird weder Kurve noch Gleise und Weichen zusätzlich bezahlen.“

Von wegen Angebotserweiterung – hierzulande passiert fast nichts
Halbstundentakt, Viertelstundentakt – es wimmelte bei der Vorstellung nur so von Superlativen, allerdings, und wer Ohren hatte, zu hören, begriff das schnell – keineswegs zugunsten des flachen Landes. Förderung der Ballungsräume lautet das zwar nicht laut ausgesprochene, aber überall erkennbare Motto der beiden Konzepte. Und so fallen sie dann für unsere Gegend auch aus. Wir nehmen mal 2030 plus, weil 2040 plus einfach zu sehr Wolkenkuckucksheim ist.

Wie sieht es da konkret aus?

Die marginalen Fortschritte stehen zudem unter dem Vorbehalt, dass der Bund bezahlt. Und sie sollen auch noch „priorisiert“ werden. Beim Stellenwert des Landessüdens ist leicht vorstellbar, wo das Geld dann hinwandert. Das Land verwendet derweil Regionalisierungsmittel des Bundes munter weiter für Aufgaben, die es, wie den Schulverkehr, eigentlich selbst bezahlen müsste. Der Bund hat seine Mittel für den Schienennahverkehr aber gerade gekürzt…

Wozu, könnte man sich fragen, also die ganze Aufregung? Ist doch eh kein Geld da! Aber man muss sich aufregen, weil einmal mehr munter über die Köpfe Südniedersachsens hinweg etwas zusammengeplant wird, was den tatsächlichen Bedarfen in keiner Weise entspricht. Während andernorts in Niedersachsen natürlich über mehr durchgehende Linien nachgesonnen wird, ist das im Mezzogiorno unseres Bundeslandes eben nicht der Fall. Übrigens soll die erweitere Linie RE2, natürlich, nördlich von Hannover nicht mehr fahren, man muss also nach Celle oder Uelzen dann auch immer umsteigen.

„Wir fordern unsere Landtagsabgeordneten dringend auf, auf Nachbesserungen des Konzepts 2030 + für unseren Landstrich zu bestehen. Die RB82 und die RB80 müssen weiterhin je alle 2 Stunden nach Göttingen und zurück fahren, zusätzlich zum aufgestockten RE2, denn der Bedarf ist erkennbar ja vorhanden“ sagt Reinboth. Denn schon heute müssen in Göttingen mitunter Fahrgäste zurückbleiben, weil die Züge zu voll sind, weil dieselbe LNVG, die im Konzept vollmundig von mehr Angebot spricht, sich weiterhin standhaft weigert, den Fuhrpark im „Harz-Weser-Netz“ aufzustocken. Mehr Leute sollen Bahn fahren – die Frage ist nur, wie sie das tun sollen, wenn selbst kleinste Fortschritte nicht ermöglicht werden. Noch weitere 5 plus x Jahre stehen oder nicht mitkommen – das ist weiß Gott keine Perspektive.

„Die Kunden zwischen Bad Gandersheim und Bad Harzburg einerseits und die zwischen Herzberg und Nordhausen andererseits sind keine Kunden zweiter Klasse, die man auf prekären Umsteigebahnhöfen treppauf, treppab hetzen kann. Wir leben im Harz in einer Tourismusregion und wollen, dass uns unsere Gäste so bequem wie möglich erreichen können. Dazu bedarf es nicht mehr, sondern weniger Umstiege. 2030 + und 2040 + postulieren aber exakt das Gegenteil – noch mehr Umsteigen. Wer so etwas plant, hat leider keine Ahnung von der alltäglichen Bahnwirklichkeit, in der jeder vermiedene Umstieg ein Gewinn ist.“

Die Küste soll mehr durchgehende Linien erhalten – der Harz nicht

Leer – Rheine – Osnabrück – Hannover durchgehend?
Aber klar doch! An der Strecke liegt ja auch Papenburg, wo das Land, anders als hierzulande, Industriebetriebe nun auch noch direkt unterstützen will. Unsere Gießereien am Harzrand gehen derweil mangels Stromtrassen den Bach herunter.

Der Harz bekommt nichts ab. Gar nichts. Der RE10 Hannover – Goslar soll halbstündlich fahren, aber irgendwohin verlängert wird er nicht, obschon die Strecke Hildesheim – Bad Harzburg sogar unter Fahrdraht kommen soll.
Die RB46 Braunschweig – Herzberg endet genau dort, wo sie immer endet, obwohl gerade wegen der wegfallenden Durchbindung des RE2 (nur noch bis und ab Hannover) der Weg über Braunschweig – Uelzen an Attraktivität gewinnen würde.
Die RB77 wird in Elze gekappt, was potenzielle Anschlüsse aus Ostwestfalen in den Nordharz, die wegen des erweiterten RE10 ja möglich wären, umgehend verhindert. Paderborn – Nordhausen: Fehlanzeige. Was bleibt, ist Paderborn – Bad Harzburg, aber dafür werden Nord- und Südharz gnadenlos vom ICE-Bahnhof Göttingen abgekoppelt.

Man muss sich schon fragen, wieso sich, unter anderem, „Ein Harz“ die Finger wundgeschrieben hat, um endlich eine bessere Anbindung des Harzes zu erreichen. 2030 und 2040 plus bewirken exakt das Gegenteil.

Der Lichtblick: Im Regionalverband Braunschweig wird der Harz bedacht
Anders als die LNVG legt man beim Regionalverband Braunschweig ganz offensichtlich Wert auf eine bessere Anbindung unseres Mittelgebirges, jedenfalls soweit der eigene kleine Bereich dies gestattet. So soll Braunschweig – Goslar künftig halbstündlich bedient werden. Freilich: Zusammen mit den erweiterten RE10 bedeutet das 4 Züge pro Stunde und Richtung zwischen Ringelheim und Goslar… Da die Flügelung bzw. Kupplung der Züge in Vienenburg aufgegeben wird, fahren zukünftig zwischen Braunschweig und Vienenburg ebenfalls alle 30 Minuten Züge, die dann alternierend nach Goslar und Bad Harzburg weiterrollen oder von dort kommen. Die Regionalverbandsgrenzen haben aber eben auch Nachteile: Ringelheim – Seesen – Herzberg bekommt nichts ab.

Goslar hingegen würde, so denn alle Züge dort hineinpassen, zu einer wahren Drehscheibe werden, weil zu den schon heute gut 100 Abfahrten noch einmal mehr als 30 hinzukämen. Das Fragezeichen ist hier die Kapazität des Bahnhofs selbst, die ja jüngst erst reduziert worden ist. Und da müssen auch noch Güterzüge durch.

Die Elektrifizierung Hildesheim – Bad Harzburg schafft hier natürlich noch andere Möglichkeiten. In Tagesrandlagen müssen Fernzüge aus Amsterdam oder Bremen ja nicht zwingend in Hannover enden. Sie könnten auch, wie früher, bis Bad Harzburg durchfahren…

Michael Reinboth

2. Südniedersachsen: Metronom wird zur Katastrophe – DB Regio darf nicht einspringen (Stand: 28.07.2024)
Das Zugangebot des Unternehmens „Metronom“ wird zwischen Göttingen und Hannover immer weiter ausgedünnt. Bis zum Dezember 2024 – und vermutlich weit darüber hinaus – wird an den Wochenenden jeder dritte Zug zwischen Göttingen und Hannover und umgekehrt ersatzlos gestrichen.

„Ersatzlos ist die korrekte Vokabel, denn der eingerichtete Schienenersatzverkehr mit dem Bus ist nicht mehr als ein müder Witz. Gerade einmal zwei der sieben pro Richtung ausfallenden Fahrten sollen durch Busse aufgefangen werden, die aber Northeim nicht anfahren und überdies endlos lange unterwegs sind. Nach Hannover und zurück kommt man mit ihnen ohnedies nicht“ erläutert Michael Reinboth von der Initiative „Höchste Eisenbahn für den Südharz“. Ihn macht der seit Jahren anhaltende Verfall der Unternehmenskultur beim „Metronom“ zu schaffen, denn eine Besserung ist ja keineswegs in Sicht – im Gegenteil.

Verstärkung der DB Regio-Triebwagen wäre möglich – die LNVG lehnt ab

Aber es ist nicht nur Besorgnis, die in seinen Worten mitschwingt, sondern ein Stück weit auch Frust über die landeseigene LNVG, die ja eigentlich für mehr Verkehr auf der Schiene sorgen soll und jüngst hochfliegende, aber weder finanziell noch personell untersetzte Pläne für 2030 und darüber hinaus angekündigt hat. Pläne freilich, die für den Südharz so gut wie nichts bringen.

Davon abgesehen, gäbe es in der aktuellen Lage, in der das Unternehmen Metronom quasi auf ganzer Linie versagt, für Reisende zwischen Göttingen, Northeim und Kreiensen sowie von dort in den Harz hinein durchaus Verbesserungsmöglichkeiten. Doch werden diese nicht genutzt, da sich die DB und die LNVG über die Finanzierung zusätzlicher Triebwagen, um die zuverlässig fahrenden Regionalbahnen entsprechend zu verstärken, nicht einig werden.

„Und so müssen eben Leute sich entweder noch in die Züge hineinquetschen und unter katastrophalen Bedingungen reisen oder aber ganz und gar am Bahnsteig in Göttingen zurückbleiben. Bei den RB80 und RB82-Triebwagen spielen sich unbeschreibliche Szenen ab, weil die Metronome schon heute kaum kalkulierbar verkehren und in Zukunft noch seltener auftauchen werden. Für die sehr zuverlässig verkehrenden DB-Regionalbahnen gäbe es die Möglichkeit, an etliche Züge noch einen zweiten Triebwagen anzuhängen, was immerhin mehr als 100 Fahrgäste pro Fahrt ein menschenwürdiges Reisen ermöglichen würde. Aber selbst angesichts der Metronom-Pleite ist die LNVG nicht bereit, den Fahrgästen in Südniedersachsen ein klein wenig Entlastung zukommen zu lassen“ redet sich Michael Reinboth seinen und den Frust zahlreicher Fahrgäste aus dem Harz von der Seele.

„Prinzipienreiterei zulasten der Kunden“ nennt er das, was die LNVG derzeit im Landessüden aufführt. „Es ist ja keineswegs zum ersten Mal der Fall, dass die Interessen des Südharzes hinten herunterfallen. Inzwischen sind auch die Nordharzer betroffen, die in Kreiensen stranden oder von Göttingen nicht mehr vernünftig nach Goslar kommen.“

Reinboth verlangt von der LNVG, dass sie endlich den Einsatz zusätzlicher Triebwagen auf den Verbindungen der RB80 Göttingen – Nordhausen und RB82 Göttingen – Bad Harzburg zustimmt und damit signalisiert, dass sie die Probleme dieser Region verstanden hat.
Michael Reinboth

3. Südharz: Neuer Busfahrplan im Südharz bringt viele Verbindungen für Einheimische und Gäste (Stand: 28.07.2024)  
Die Mär, dass der ÖPNV im Südharz schlecht funktioniere und viel zu wenig Möglichkeiten namentlich für Urlaubsgäste bieten würde, hat noch nie gestimmt. Sie war und ist die Wahrnehmung einiger Ratsmitglieder aus Bad Sachsa, die, so ist zu vermuten, weder einen Zug noch einen Bus je von innen gesehen haben.

Natürlich hat der Notfahrplan, der aufgrund des Fahrermangels bei der Firma Hahne eintrat, einige bedauerliche Lücken im Angebot verursacht – jede Menge Ausflugsmöglichkeiten hatte man aber dennoch. Ab Anfang August nun übernimmt die Verkehrsgesellschaft Südniedersachsen unter anderem die Linien 450 Herzberg – St. Andreasberg/Braunlage und das Linienbündel 470 bis 472 rund um Walkenried, Bad Sachsa und Braunlage. Damit einher geht nicht nur das Wiedereinsetzen des alten Fahrplans, sondern auch eine Ausweitung des Angebots um genau jene 8 %, die als Abweichung nach oben vom Ausschreibungsfahrplan möglich waren.

„Höchste Eisenbahn“ wünscht sich hier natürlich mehr, nämlich zum einen die Ausweitung des 2-Stunden-Takts zwischen Bad Lauterberg und Bad Sachsa auf den Sonntag sowie die späte Anbindung von Bad Sachsa, Walkenried, Wieda und Zorge an die letzten von Göttingen und Braunschweig in Herzberg ankommenden Züge. Davon wird, so ist zu hoffen, etwas oder gar alles im Dezember umgesetzt werden können. Verdient haben es die Bad Sachsaer ja wahrlich nicht, dass man sich für bessere Busverbindungen einsetzt, aber da die Busse, wenn sie nach Walkenried fahren, nun mal dort vorbeimüssen…

Aus Gesprächen mit Braunlagern und Braunlägern wissen wir zudem, dass es dort noch ein paar andere Anregungen gibt, nämlich die Wiederinbetriebnahme der Haltestellen „Erikabrücke“ und „Oderhaus“ auf der Buslinie Bad Lauterberg – Braunlage und die häufigere Bedienung der Haltestelle „Brunnenbachsmühle“ gerade an Schultagen, wenn im Jugendwaldheim Gruppen ankommen, abfahren oder Ausflüge unternehmen wollen. Letzteres ist kilometrisch und fahrzeittechnisch übrigens fast neutral und daher leicht umzusetzen, bei ersterem sprechen momentan sehr knappe Umsteigezeiten in Braunlage eher dagegen. Aber geprüft werden sollte es schon, da dann Oderhaus, das obere Obertal und der Rinderstall von Herzberg und Bad Lauterberg deutlich besser erreichbar würden.

Aber zurück zu dem, was ab Anfang August angeboten wird. In die Betrachtungen haben wir die neue Möglichkeit, als Gästekartenbesitzer gegen einen geringen Aufpreis auch die Züge zwischen Walkenried und Seesen nutzen zu können, mit einbezogen. Dies auch deswegen, weil hierdurch der Kreis der mit HATIX möglichen Ziele nochmals deutlich erweitert wird.

Diesem Text sind folgende, der Systematik des „Harz-Kursbuchs“ entsprechende Tabellen beigefügt:

Ergänzung Harzkursbuch Sommer 2024 Fahrplan 471 und Bahn ab 20240801
Ergänzung Harzkursbuch Sommer 2024 Fahrplan 470 und 472 20240801
Ergänzung Harzkursbuch Sommer 2024 Ergänzungen ab und bis Braunlage 20240801

B.9 Walkenried – Bad Sachsa – Bad Lauterberg

Hier sind nicht nur die von Montag bis Samstag bestehenden Verbindungen über Bad Sachsa aufgeführt, sondern auch die, welche Samstag und Sonn- und Feiertag über Braunlage bestehen. Gerade an Samstagen ergibt sich hieraus eine erstaunliche Angebotsdichte.

B.9a Walkenried – Bad Lauterberg-Barbis – Bad Lauterberg – St. Andreasberg/Braunlage

Ergänzend zur Tabelle B.9 sind hier alle Verbindungen aufgeführt, die es mittels Bus und Zug über den Bahnhof (oder besser den Haltepunkt) Bad Lauterberg-Barbis an der Südharzstrecke gibt.

Wie man mit dem Bus von Wieda oder Zorge nach Bad Lauterberg kommt, sagt B.9 – wie man unter Nutzung des Zuges ebenfalls dorthin gelangt, sagt B.9a. Gäste müssen hierfür ein Zusatzticket zur Gästekarte lösen. Aus B.9 und B.9a kann man – als Beispiel – die erstaunliche Tatsache ablesen, dass es von Wieda am Wochenende jede Stunde eine Verbindung nach Bad Lauterberg gibt, nämlich alle 2 Stunden mittels Bus über Braunlage und alle 2 Stunden mittels Bus-Zug-Bus über Walkenried und Bad Lauterberg-Barbis.

B.9b Walkenried – Herzberg – Osterode – Gittelde-Bad Grund – Seesen

Diese Tabelle weist alle Verbindungen aus, die mittels Bus und Zug nach Herzberg, Osterode und Seesen bestehen, sowie alle die, welche durch Umstieg in Osterode Mitte oder Gittelde-Bad Grund nach Clausthal-Zellerfeld bestehen, Bad Grund, das Höhlenerlebniszentrum, Lerbach und Buntenbock mit den umgebenden Bergbauteichen eingeschlossen. Unter der Woche gibt es nahezu stündliche, am Wochenende zweistündliche Verbindungen in beiden Richtungen. Bad Grund, Buntenbock und Clausthal-Zellerfeld ermöglichen vielfältige Wanderungen durch die Oberharzer Weltkulturerbe-Landschaft und den Besuch diverser Museen.

C.20 Bad Sachsa – Walkenried – Wieda/Zorge – Braunlage

In dieser Tabelle finden sie alles, was zwischen Bad Sachsa und Braunlage busmäßig unterwegs ist, Zuganschlüsse in Walkenried und Bad Sachsa sowie Busanschlüsse in Braunlage inklusive. Aufgeführt sind auch die „Eckanschlüsse“ über den Bahnhof Walkenried, die es vorwiegend an Schultagen gibt und weitere Fahrtmöglichkeiten zwischen Wieda und Zorge oder zwischen Wieda und Braunlage schaffen. Allein die sich aufgrund des Fahrtangebots auf den Linien 470 und 472, die wir hier der besseren Übersicht halber in einer Tabelle zusammengestellt haben, ergebenden Wander- und Ausflugsmöglichkeiten im Südharz, im Gipskarst oder im Oberharz rund um Hohegeiß und Braunlage können mehr als einen Urlaub füllen.

Da alles, was sich jenseits von Braunlage abspielt, nicht mehr in die Tabelle hineingepasst hat, gibt es für die C.20 noch eine Zusatztabelle, nämlich

zu C.20 Braunlage – Torfhaus – Bad Harzburg / St. Andreasberg – Altenau / Schierke – Wernigerode

Denn mittels Umstieg in Braunlage erschließen sich weitere -zig Wander- und Ausflugsmöglichkeiten rund um Wurmberg, Achtermann und Brocken, zum Oderteich, zum Rehberger Graben, in das Bodetal oder zu den Zügen der Harzquer- und Brockenbahn. Man kann dabei auch kombinieren. Geheimtipp, weil unheimlich schön und abwechslungsreich: ab Braunlage zum Sonnenberg, von dort hinauf zum Clausthaler Flutgraben, diesen phantastisch schönen Weg am Bruchberghang entlang bis dorthin, wo man zur Wolfswarte aufsteigt, von der man unglaublich schöne Ausblicke in alle möglichen Richtungen genießen kann. Von dort hinunter zum Dammgraben und an diesem entlang immer geradeaus bis zum Dammhaus. Ab Haltestelle „Abzw. Dammhaus“ dann über Sonnenberg bzw. St. Andreasberg zurück nach Braunlage… man kann natürlich auch den Dammgraben nur überqueren und nach Altenau hinunterlaufen. Oder man läuft von der Wolfswarte einfach wieder zurück und nach Torfhaus. Oder wieder am Flutgraben ein Stück zurück und dann, den Oderteich streifend, nach Oderbrück, von wo aus die Rückfahrt quasi jede Stunde klappt. Ab Altenau bzw. Abzw. Dammhaus muss man nämlich einen Kleinbus nutzen, ab Torfhaus und Oderbrück fahren „richtige“ Busse.

Man kann natürlich auch bis Torfhaus fahren und von dort über die Eckertalsperre, das Molkenhaus und den Burgberg zum Berliner Platz in Bad Harzburg wandern, um von dort mit dem Bus nach Braunlage zurückzufahren. Beim Brocken bieten sich gleich mehrere Auf- und Abstiege an: Aufstieg ab Oderbrück oder ab Torfhaus, Abstieg entweder wieder nach dort oder hinab nach Schierke (von dort wieder Bus nach Braunlage) oder über den Erdbeerkopf und den Glashüttenweg nach Drei Annen Hohne, wo ebenfalls der Bus nach Braunlage abfährt. Ständige Dampflokgeräusche sind dabei inklusive.

Aber man muss nicht immer in die Ferne schweifen. Im „Nahbereich“ bietet sich u.a. an: Der Ebersberg, das Wolfsbachtal, der Grenzweg und das Kunzental, der Kaiserweg, der Stöberhai, die alte SHE-Kleinbahntrasse, das alte Bergbaugebiet zwischen Wieda und Zorge, die Walkenrieder Teichlandschaft, der Karstwanderweg und das Himmelreich… Im Sommer nicht zu vergessen das Schwimmbad in Zorge oder der Priorteich bei Walkenried.

Wie wurde noch mal in der Uffe-Metropole argumentiert: „Mit HATIX kann man nicht viel machen.“ Ok, allein das, was sich aus unseren Zusammenstellungen ergibt, ermöglich 2 Monate lang jeden Tag eine andere Wanderung oder einen anderen Ausflug mit Bus oder Bus und Bahn. Man muss es natürlich den Leuten auch nahebringen und erklären. Rein digital wird das allerdings nichts, weil man da ja schon mal wissen muss, wo man eigentlich hinwill, um eine Verbindung zu erhalten. Unsere Tabellen ermöglichen analoges, zwar altmodisches, aber höchst abwechslungsreiches „Surfen“ durch das Fahrplan- und Ausflugsangebot.

Beim Umgang mit den Tabellen sind wir, falls gewünscht, auch gern behilflich.

Wir hoffen nun, dass der Start in den neuen Busfahrplan gelingt und die Zusage „wir haben genug Fahrer“ auch eingehalten werden kann. Dann steht quasi unbegrenztem Fahrvergnügen so gut wie nichts mehr im Wege.

Anzumerken ist noch, dass die VG Südniedersachsen inzwischen auch ein Einsehen bei den Linien 440 und 460 hatte - die Kurse aus Clausthal enden nicht mehr am Dielenplan, sondern fahren nun auch bis zum Hp Osterode Mitte weiter.

Michael Reinboth

4. Südharz: Nach 80 Jahren ist Schluss - Hahne-Busse haben im Südharz ihre letzten Runden gedreht (Stand: 31.07.2024)

Am Ende hat der Notfahrplan das Bild bestimmt. Dabei wurde auch dieser, so ärgerlich die Einschränkungen auch waren, zuverlässig gefahren.
Kein Schüler blieb zurück, und auch für die Urlauber gab es weiterhin viele Möglichkeiten. Es wäre mithin zutiefst ungerecht, wenn man die 80 Jahre währende Geschichte des Busunternehmens Hahne auf die letzten 8 Monate eindampfen würde.
Nein – Hahne-Reisen hat vielmehr über Jahrzehnte hinweg und auch unter teilweise widrigsten Umständen den Linienbusverkehr im Südharz gut bedient und schon zu Zeiten, in denen noch nicht der Zweckverband alles vergab und auch finanziell stützte, Einfallsreichtum und Flexibilität bewiesen.

Auch 1983 fuhr man bei Hahne mit Setra-Omnibussen. Hier steht ein Bus am alten Bahnhof Walkenried bereit und wartet auf Kunden des Eilzuges Duisburg – Walkenried…

Von der gemeinsamen Bedienung der Linie Hohegeiß – Walkenried mit der KVG Braunschweig und der Firma Pötzsch aus Zorge war es ein weiter Weg bis zu dem Netz von drei Linien, welches von Braunlage bis Bad Lauterberg reichte. Und Hahne war immer da, wenn sich mal wieder ein anderes Unternehmen vom Linienverkehr zurückzog.
Als die KVG den Abschnitt Braunlage – Hohegeiß nicht mehr wollte, sprang Hahne ein. Als der Bahnbus keine Lust mehr auf die Strecke Bad Lauterberg – Bad Sachsa hatte, war ebenfalls Hahne zur Stelle. Eigene Initiative führte zum Ausbau der Pläne auch und gerade an Wochenenden. Stets war man in Hohegeiß und später in Wieda aufgeschlossen, wenn es um Anregungen zu Anschlüssen ging, und man ging mit der Stadt Braunlage lange vor HATIX schon den Weg, Urlaubsgäste zwischen Braunlage und Hohegeiß kostenlos zu befördern. Selbst das Thema Taktverkehr griff man in Hohegeiß schon frühzeitig auf.

Mit Hahne-Reisen endet ein Stück lokale Verkehrsgeschichte, die auch gespickt war mit Anekdoten und Erinnerungen an all die Originale hinter dem Lenkrad, die im Winter souverän mit den damals noch weißen Straßen zurechtkamen und ihre Schülerscharen stets gut im Griff hatten, die aber auch hin und wieder als „Fremdenführer“ mitfahrende Urlauber unterhielten und ihnen die richtigen Haltestellen nannten. „Typisch Harz“ – dieses Attribut kann man Curt und Wolfgang Hahne allemal zubilligen. Wer schon einmal in mit Schülern gut besetzten Fahrten mit unterwegs war, der kann abschätzen, welche Leistung damit verbunden war, über Jahrzehnte den Schulverkehr, den es ja in der reinen Form der „Schulbusse“ schon lange nicht mehr gibt, sondern der in den Linienverkehr integriert ist, zur weitgehenden Zufriedenheit von Lehrkörpern, Eltern und Schülern durchgeführt zu haben. Auch im Winter kamen die Hahne-Busse, so die Straßenverhältnisse es auch nur ansatzweise zuließen, pünktlich vorgefahren.

Der Schülerverkehr war immer eine tragende Säule des Betriebes. Hier steigen Schüler aus dem Gelenkbus aus Bad Sachsa und aus dem in Hintergrund eingefahrenen Zug aus Herzberg in den Bus in Richtung Braunlage um.

In Zeiten europaweiter Ausschreibungen und laufend erhöhter Anforderungen an den Fuhrpark fällt es kleinen Familienunternehmen zunehmend schwer, dabei schrittzuhalten.

Die neuen Busse, die ab 1. August durch den Südharz rollen, haben WLAN. Das ist gewiss nicht schlecht. Aber trotz allem Komfort bestimmen die Attribute „zuverlässig“ und „sicher“ und das Fahrplanangebot immer noch, wo es langgeht.

Wir wünschen der Familie Hahne alles Gute. Und wir haben allen Grund, mit Dank auf die vergangenen acht Jahrzehnte zurückzublicken. Danke, Firma Hahne-Reisen!

Frühmorgens steigen am Bahnhof Walkenried Schüler nach Bad Sachsa zu. Nach Übernahme des Abschnitts Braunlage – Hohegeiß von der KVG konnten endlich wieder durchgehende Kurse zwischen Braunlage und Bad Sachsa eingerichtet werden. Die Gäste freute es.

Busförderung war in Niedersachsen viele Jahre lang ein Fremdwort. Dennoch hat die Firma Hahne immer alles getan, um einen möglichst modernen Fuhrpark zu besitzen.

Die letzten Beschaffungen wurden wieder durch Zuschüsse gefördert. Bis auf WLAN ließ der Fuhrpark nichts zu wünschen übrig.

Als der Bahnbus den Linienbetrieb zwischen Bad Lauterberg und Bad Sachsa sehr kurzfristig aufgab, übernahm Hahne-Reisen auch diese Linie und fuhr jahrelang durchgehend zwischen Braunlage und Bad Lauterberg.

Zuletzt fuhren auch hier moderne Niederflur-Fahrzeuge. Ihr Einsatz im winterlichen Oberharz ist freilich nicht frei von Problemen.

Michael Reinboth