News vom 01.12.23 bis 31.12.23

1. Harz: „Höchste Eisenbahn“ hat Harz-Kursbuch für 2024 aufgelegt - Alles über Bahn und Bus am und im Harz und Eindrücke zur aktuellen Lage (Stand: 09.12.2023)
2. Die Berliner Ampel betätigt sich als Totengräber des ÖPNV (
Stand: 16.12.2023)
3. Harz: Hinweise zum Harz-Kursbuch 2024 - Online Version steht zum Download bereit (
Stand: 16.12.2023)
4. Südniedersachsen: „Höchste Eisenbahn“ fordert verlässlichen Notfahrplan im Streikfall (Stand: 20.12.2023)
5. Die Ampel schlägt zu: Ab 2025 drohen Kürzungen des Fahrplanangebots  (Stand: 28.12.2023)
6. Harzkursbuch: Neues zum Jahresfahrplan 2024 - betrieblich bedingte Änderungen (Stand: 28.12.2023)

1. Harz: „Höchste Eisenbahn“ hat Harz-Kursbuch für 2024 aufgelegt - Alles über Bahn und Bus am und im Harz und Eindrücke zur aktuellen Lage (Stand: 09.12.2023)
Es bedarf schon einer enormen Portion Optimismus, wenn man sich in diesen Wochen für den öffentlichen Personenverkehr mit Bahn und Bus starkmacht. Die Lokführergewerkschaft GDL überbietet sich in unverhohlenen und immer dreisteren Drohungen gegenüber den Bahnkunden, also denen, die mit ihrem Fahrpreis unter anderem die Gehälter der Lokführer mitfinanzieren. Denn die Kunden sind die Leidtragenden der ewigen Streikerei und nicht der Bahnvorstand.
Bahnfahren dürfte also ab Mitte Januar 2024 zu einem Glücksspiel mit ungewissem Ausgang mutieren, bei dem nur eines feststehen dürfte: Die Reisenden werden in Scharen das Weite suchen. Aber auch sonst steht es um die Bahn schlecht, denn alle zugesagten und beschworenen Mittelaufstockungen für Sanierung und Ausbau des Netzes haben sich schon erledigt, bevor überhaupt ein Euro geflossen ist: Die Mittel sollten dem jetzt vom Bundesverfassungsgericht gestrichenen Klimafonds entnommen werden…

Über im Deutschland-Takt fehlende Anschlüsse muss man sich nicht mehr aufregen. Alle Mittel für die zu seiner Umsetzung erforderlichen Ausbaumaßnahmen sind gerade gestrichen worden. Aber das passt schon gut zusammen: Die GDL verjagt die Kunden und liefert damit der Bundesregierung das Argument, um auf Streckenausbauten verzichten zu können – fährt ja keiner mehr mit. Wie sagten schon die alten Römer: Schwierig ist es, keine Satire zu schreiben. Denn wenn mal kein Streiktag angesagt ist, es nicht schneit und auch keine Bauarbeiten stattfinden, man also reisen könnte, dann fallen Züge, aber auch Busse aus, weil der Krankenstand bei den Verkehrsunternehmen durch die Decke geht. Oder wieder mal ein Verkehrsunternehmen eine Ausschreibung gewonnen hat, das nicht in der Lage ist, für Personal und Fahrzeuge zu sorgen. Genau deswegen war es ja so preiswert und hat gewonnen!

Zu allerletzt kommt hinzu, dass es rund um den Harz zum Fahrplanwechsel im Gegensatz zu zahlreichen anderen Regionen Deutschlands erneut keine oder nur marginale Verbesserungen im Angebot gibt. Und wenn man denn doch welche entdeckt (im Regelfall als „Abfallprodukt“ anderweitiger Erweiterungen), dann werden sie, wie beim RE11 Düsseldorf – Kassel, prompt wieder zurückgezogen… Verkehrswende? War da was? Klimaziele im Verkehrssektor erneut krachend verfehlt? Na und?

Aber hier geht es nicht um Satire, sondern um handfeste Informationen. Obschon es unter den obwaltenden Umständen nicht so ganz einfach ist, Werbung für Bahn und Bus zu machen. Ein gedrucktes Werk hierüber aufzulegen, ist noch viel schwieriger, da deutsche Fahrpläne sich durch eine kaum abreißende Kette von Änderungen und ständig wechselnde Inkrafttretungstermine auszeichnen. Für die aktuell geplante Fahrt bleibt also keine andere Wahl: Man muss vor Antritt und während der Reise unentwegt auf das mitzuführende Smartphone schauen (was angesichts der Muße, die man beim Bahnfahren zum Betrachten schöner Landschaften eigentlich hätte, bedauerlich ist), um zu prüfen, ob man denn sein Ziel auch noch erreichen wird.

Und doch: Gerade eine Region wie der Harz benötigt ein umfassendes Nachschlagewerk, aus dem alles hervorgeht, was man mit Bahn und Bus in diesem Mittelgebirge machen kann. Und auch, wie man in den Harz kommt und wieder zurück. Welche Strecken gibt es? Sind die für Fahrten mit dem 49-Euro-Ticket geeignet? Welche Buslinien verkehren? Wo komme ich mit ihnen hin? Es braucht einen Überblick, um sich grundsätzlich orientieren und seine Wahl bezüglich des Reise- oder Wanderziels treffen zu können. Und das in aller Ruhe und ohne Stromverbrauch. All dies liefert auch 2024 das „Harz-Kursbuch“. Die Initiative „Höchste Eisenbahn für den Südharz“ hat erneut keine Mühen gescheut, um auf rund 250 Seiten alles Wissenswerte über Bahn und Bus zusammenzustellen.

„Ungeachtet aller Probleme stellt das Erfahren des Harzes mit Bahn und Bus eine gute Alternative zum Individualverkehr dar. Die Fülle der Reise- und Ausflugsmöglichkeiten ist beachtlich. Das wollen wir erneut zeigen“ meint Michael Reinboth, der wieder die Zusammenstellung des Werkes übernommen hat, in dem auch die oben beschriebenen Verzweiflungsausbrüche*) nicht vorkommen – das „Harz-Kursbuch“ ist, wie immer, ein absolut sachliches und neutrales Auskunftsmedium.

Das „Harz-Kursbuch“, wieder einbändig, kostet 5,00 €, und kann – bei Postversand zuzüglich Porto und Verpackung – bei der Initiative (Michael Reinboth, Klettenberger Weg 15, 37445 Walkenried, michael.reinboth@suedharzstrecke.de) bestellt werden. Ein Bezug ist aber auch über den Harzer Tourismusverband in Goslar möglich.

Eine elektronische Version in Form einer pdf-Datei wird die Initiative in einigen Tagen ebenfalls bereitstellen.
Michael Reinboth

*) nach mehr als 50 Jahren

2. Die Berliner Ampel betätigt sich als Totengräber des ÖPNV (Stand: 16.12.2023)
Man muss als Verfechter des öffentlichen Personennahverkehrs dieser Tage sehr viel aushalten. Eine äußerst schlechte Betriebsqualität mit Ausfällen und Verspätungen wird durch Streikdrohungen und Streiks zu einer Mixtur ergänzt, welche das Halten des bisherigen Kundenstamms zu einer schwierigen und – trotz 49-Euro-Ticket – das Gewinnen neuer Kunden zu einer schieren Unmöglichkeit macht. Die Lage ist vor allem deswegen so schlecht, weil die Bundesregierungen, ganz gleicher welcher Zusammensetzung, seit der Bahnreform viel zu wenig getan haben, um die Infrastruktur der Bahn in gutem Zustand zu erhalten und stattdessen ständig Manager an die Bahnspitze berufen hat, die internationalen Allmachtsphantasien nachhingen und das für die Bahn in Deutschland nötige Kapital in sinnlosen Abenteuern verbrannt haben.

Mit dem Antritt der „Ampel“ sollte – jedenfalls gemäß Regierungsprogramm – nun alles anders und besser werden. Mehr Investitionen in das Bahnnetz, der Deutschland-Takt, sehr viel Geld jedenfalls sollte in das deutsche Bahnsystem fließen.

Das ist nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zu den Sondervermögen Vergangenheit, denn, wie zu erwarten war, wurde zu allererst bei der Bahn gestrichen. Anstelle dessen wurden vage Aussagen über zusätzliche Mittel aus dem Verkauf von anderen Bundesanteilen getroffen, die vermutlich eine ähnliche Halbwertzeit wie die vorherigen haben.

Aber nun kommt es noch sehr viel schlimmer, und es wird offenbar, welchen Stellenwert der Schienenverkehr und der ÖPNV in einer Regierung haben, an der doch immerhin mit SPD und Grünen bisherige Befürworter des öffentlichen Verkehrs sitzen – nämlich keinen.

Die Kürzung der Regionalisierungsmittel macht alle bisherigen Fortschritte zunichte

„Wir hätten uns in unseren schlimmsten Alpträumen nicht vorstellen können, dass ausgerechnet unter grüner Beteiligung dem ÖPNV der Garaus gemacht wird“ ist Michael Reinboth von „Höchste Eisenbahn für den Südharz“ dementsprechend sauer. Und er ergänzt: „Irgendwer muss da mit der Streichung klimaschädlicher Subventionen etwas total falsch verstanden haben. Denn gestrichen werden am Ende ausgerechnet die Gelder, die dem anerkannt umweltfreundlichsten Verkehrsmittel zugedacht waren. Man muss da schon schwer an sich halten, um nicht in Sarkasmus abzugleiten. „Das darf doch wohl nicht wahr sein“ ist da noch eine milde Formulierung.“

Tritt die vom Finanzminister quasi klammheimlich vorgesehene Kürzung in Kraft, werden alle geplanten Reaktivierungen Makulatur, und es wird den bisherigen Fahrplänen an den Kragen gehen.

Leidtragender einmal mehr: Der ländliche Raum

Allzu viel Phantasie benötigt man nicht, um angesichts des drohenden Szenarios zu erahnen, wo mal wieder zugeschlagen werden dürfte. Einmal mehr wird der ländliche Raum, schon bisher beim ÖPNV stiefmütterlich behandelt, rasiert werden. Ausdünnungen in Tagesrandlagen und am Wochenende sind die üblichen Reaktionen, am Ende auch Taktausdünnungen. Im ländlichen Raum ist der Stundentakt bislang das Höchste der Gefühle. Wird hieraus ein 2-Stunden-Takt, versinkt der ÖPNV zu einem Nischenprodukt.

Die geplante Kürzung muss durch Mittelaufstockungen ersetzt werden

Nicht Kürzungen im ÖPNV sind das Gebot der Stunde, sondern die Mittel müssen im Gegenteil aufgestockt werden.
Der Betrieb von Bahn und Bus ist bereits deutlich teurer geworden und wird infolge der neuen Tarifabschlüsse noch teurer werden. Schon jetzt reichen die Regionalisierungsmittel nicht mehr aus, um die erheblichen Ausgabenzuwächse aufzufangen.
„Es wird ohnedies schon eng werden – und dieser Vorschlag aus dem Haus von Porsche-Lindner hat das Zeug dazu, vielen Strecken das Licht auszublasen. Was wir stattdessen brauchen, ist eine angemessene Aufstockung der Regio-Mittel. Dafür müsste man natürlich an die tatsächlich klimaschädlichen Subventionen heran. Was da bisher im Raum steht, ist doch nur Kosmetik, die ob der intensiven Lobbyarbeit auch schon wieder in Frage zu stellen ist.
Am Ende werden wohl alle Kürzungen zurückgenommen – nur die im ÖPNV, die werden bleiben. Und rot und grün nicken solchen verkehrspolitischen Schwachsinn ab.“
Michael Reinboth

3. Harz: Hinweise zum Harz-Kursbuch 2024 - Online Version steht zum Download bereit (Stand: 16.12.2023)
Es gibt durchaus Menschen, die ein gedrucktes Fahrplanbuch oder auch nur eines, welches in altem Format als Datei publiziert wird, in der heutigen Zeit für überflüssig halten und das in diversen Internet-Foren auch hinaustrompeten. Das sind oft dieselben Menschen, die Streikmaßnahmen auf dem Rücken der Fahrgäste für eine Sache halten, die völlig in Ordnung geht.

Das ist insoweit konsequent, als die bei Streiks noch verkehrenden Züge nur elektronisch publiziert werden können. Mehr aber auch nicht.

Dem Hype um die elektronischen Auskunftsmedien schließen wir uns nur insoweit an, als dass sie leider heutzutage unabdingbar sind, weil der Bahn- und Busverkehr in einem kaum mehr zu ertragenden Ausmaß unzuverlässig geworden sind und Fahrpläne in der Tat kaum mehr sind als bloße Absichtserklärungen der Aufgabenträger (und im Fernverkehr weitgehend der DB), denen die Verkehrsunternehmen zugestimmt haben, um die entsprechenden Zuschläge zu erhalten – aber keineswegs in der Absicht, auch alles zu fahren, zu dem sie sich verpflichtet haben. Sonst wäre ja ein so billiges Angebot auf eine Ausschreibung hin ja auch gar nicht möglich gewesen…

Es gibt, nota bene, auch rund um den Harz Ausnahmen. DB Regio fährt im Harz-Weser-Netz, wenn nicht gerade mal wieder die GDL streikt, ziemlich stabil. Die Westfalenbahn ist ein Ausbund an Zuverlässigkeit. Am Tabellenende rangiert mit DB Start eine vollkommen desolate DB-Tochter, die nichts auf die Reihe bekommt. Bei den anderen gibt es Licht und Schatten. Aber absolut zuverlässig fährt kein Unternehmen. Hinzu kommen ständig Störungen, Stellwerksausfälle und so weiter – oder, gerade jetzt völlig überraschend, mal ein paar Schneeflocken.

Also, insoweit ist Reisen ohne Smartphone im Grunde nicht mehr drin. Wozu also ein Fahrplanbuch?

  1. Ein Überblick über das gesamte Angebot des Schienen- und Busverkehrs ist über die elektronischen Medien überhaupt nicht möglich.
    Zudem bieten sie oft völlig wirre, teilweise unlogische Verbindungen an, verschweigen vorhandene Verbindungen, lassen sich nur durch Insider-Tricks dazu bewegen, auch andere Möglichkeiten auszuspucken. Man muss mithin ständig aufpassen, ob man nicht gerade mal wieder veräppelt oder auf einen viel zu teuren Weg gelockt wird.
  2. Nur wer sich im Streckennetz einigermaßen auskennt, merkt, wenn er elektronisch aufs Glatteis geführt wird:
    Herzberg – Halle über Braunschweig, nur mal ein Beispiel. Klar kann man so fahren und man muss auch, wie von der DB gewünscht, einen IC nutzen. Aber es ist ein enormer und, so keine „Flatrate“ vorhanden ist, kostenintensiver Umweg. Es geht natürlich auch über Nordhausen, es ginge auch über Seesen und Goslar.
  3. In einer Region wie dem Harz, wo sehr viele Nutzer von Bahn und Bus eben über keine intimen Kenntnisse des Strecken- und Liniennetzes verfügen und oftmals darüber nachsinnen, wohin sie denn mal einen Ausflug machen könnten, ist eine Darstellung aller Möglichkeiten durchaus von Vorteil.
  4. Irgendwo muss man auch einmal dokumentieren, welches Angebot gerade im ländlichen Raum besteht oder eben auch nicht.
    Unser Kursbuch offenbart eben auch Schwachstellen, unnötige Umsteigeprozesse, allzu knappe Anschlüsse und ist damit ein Spiegelbild dessen, was die Aufgabenträger und DB Netz so zusammengestellt haben.
    Nur wer das alles drauf hat, kann im Grunde mit Fug und Recht in die Diskussion über das einsteigen, was noch zu tun ist, welche Verbindungen noch fehlen und so weiter.
    Das „Harz-Kursbuch“ ist mithin auch eine Grundlage, um verkehrspolitisch aktiv zu werden. Wir wollen das jedenfalls nur fundiert und mit guten Argumenten tun. Und die liefert unser Kursbuch.

Davon mal abgesehen, gibt es eben eine treue Fangemeinde, die auf ein solches Werk nicht verzichten will und sich jedes Mal freut, wenn es wieder da ist. Allein deswegen macht es Spaß, das Buch zusammenzustellen. Und dass der Harz im Grunde das einzige Mittelgebirge ist, dass über eine solche, alles umfassende Informationsquelle verfügt, ist für uns geradezu Ansporn und Ehrensache.

So ganz nebenbei: Was „im Netz“ über solchen Idealismus gedacht und geschrieben wird, geht zumindest einem der Herausgeber auch an einem bestimmten Körperteil vorbei. Man muss auch nicht jeden blödsinnigen Kommentar lesen. Zum Beispiel den, dass das schöne Papier doch nicht verbraucht werden müsste, der Umwelt wegen. Mag sein, aber stundenlanges Hineinstarren in ein Smartphone nebst Strom- und Akkuverbrauch ist keinesfalls besser.

So, nun, leider, gleich mal zu ein paar „Änderungen nach Drucklegung“. Davon enthielt zum Beispiel das Kursbuch der Reichsbahn in der DDR immer ein oder mehrere Seiten. Heute gibt es ja keinen Drucklegungstermin mehr, und manche Unternehmen und Aufgabenträger setzen geradezu allen Ehrgeiz hinein, um Fahrpläne möglichst oft über den Haufen zu werfen. Das soll wohl ein Zeichen der Flexibilität sein – für uns eher ein Hinweis darauf, dass da jemand schludrig gearbeitet hat. Denn manche Fahrpläne auch im Busverkehr weisen eine bemerkenswerte Konstanz auf.

  1. Der RE11, von uns noch als das Maß aller Verbesserungen gepriesen, fährt nun zwar stündlich ab und bis Kassel, wird dafür aber umgehend – und ohne größere vorherige Kommunikation – am anderen Ende auf Hamm Hbf zurückgenommen.
    Als „Ersatz“ werden die drei anderen RE-Linien ab Hamm ins Ruhrgebiet gepriesen. Und da haben wir schon mal so ein Beispiel für das „Für dumm verkaufen“ der Kunden:
    Die minimale Übergangszeit in Hamm beträgt nun 20 Minuten. Und eben: Wieder ein Umstieg mehr. Ärgerlich für alle Ostwestfalen und Hochstiftler, aber noch sehr viel ärgerlicher für alle, die ohne ICE aus dem Harz an die Ruhr wollen oder umgekehrt.
    Der Aufgabenträger in NRW sieht es offenbar gelassen, jedenfalls ist von Druck auf das zuständige EVU, das offenbar nicht in der Lage ist, seine Arbeit zu machen, keine Rede. Also: Wie gewonnen, so zerronnen – die einzige wirkliche Innovation in der Anbindung des Harzes ist gar keine!
  2. Südniedersachsenbus ist unbestritten Weltmeister in Sachen ständige Fahrplanänderungen. Mitte August, nach Schuljahresbeginn, gab es den letzten Fahrplan-Update. Der steht bei uns auch drin.
    Einen Tag vor dem Fahrplanwechsel kommunizierte der VSN schon wieder Änderungen auf eben diesen, gerade erst geänderten, Linien – immerhin „nur minimale“. Also lassen wir unsere Fahrplanseiten erst einmal so drin. Man muss eh nachsehen, ob da nicht mal wieder der Butterbergtunnel gesperrt ist oder so. Nur der Hinweis: Rund um Osterode könnte es Abweichungen im Minutenbereich geben.
  3. Rund um Bad Sachsa und Walkenried gilt unverändert der Notstand, auf den wir auch hinweisen.
    Bedauerlich, dass nichts, aber auch gar nichts gelingt, um nicht wenigstens Wieda wieder vernünftig an Braunlage anzubinden. Nicht mal der Kleinbus kann fahren. Man hat den Eindruck, dass alle sich wieder hingelegt haben. Sehr bedauerlich und ein Umstand, der lokal zu erheblichen Anfragen wegen HATIX führt, aber hier eben nur zu dokumentieren.
    Bei 470 bis 472 also weiterhin in den „Notfahrplan“ schauen.

Ab 7. Januar müssen Sie im Zugverkehr mit massivsten Einschränkungen rechnen. Hiervon ausgenommen ist maximal die Harzer Schmalspurbahn. Der Busverkehr sollte von den GDL-Maßnahmen unberührt bleiben – noch hat diese Kampforganisation da ja keinen Fuß in der Tür. Aber im Busverkehr ist auch ohne GDL ja vieles wackelig – es gibt hier und da schon täglich aktualisierte Ausfall-Listen auf den Homepages der Unternehmen.

Das „Harz-Kursbuch“ zeigt mithin, wie ein Versandhauskatalog, alles das, was „im Angebot ist“.
Aber wie es heute eben so ist: Lieferketten gestört, bisher kam das aus der Ukraine und was dergleichen Hinweise auch immer sind – man bekommt beim Bestellen ja auch nicht immer das, was man haben will. So ist es – leider, leider – inzwischen auch bei Bahn und Bus.

Aber über 90 % der angebotenen Fahrten sind ja, außer bei GDL-Streiks, trotzdem unterwegs. Deswegen lohnt sich der Blick ins Buch allemal.
Viel Spaß beim Studium!
Michael Reinboth

4. Südniedersachsen: „Höchste Eisenbahn“ fordert verlässlichen Notfahrplan im Streikfall (Stand: 20.12.2023)
„ÖPNV war und ist Teil der Daseinsvorsorge im ländlichen Raum. Eine Grundmobilität muss für alle und jeden angeboten werden – auch im Fall von Tarifauseinandersetzungen und Streiks. Ein Verkehrsmittel, dass nach dem Prinzip Zufall verkehrt oder eben auch nicht, nutzt niemandem etwas. Dass es sich selbst in Frage stellt und damit den massenhaften Verlust von Arbeitsplätzen der Streikenden provoziert, ist eine Sache. Dass ganze Bevölkerungsteile von der Mobilität abgeschnitten werden, eine andere.“

Michael Reinboth von „Höchste Eisenbahn“ macht keinen Hehl daraus, was er über die GDL und ihre Streikwut denkt. „Da ist halt ein Demagoge am Werk, der nur Macht will und dem alle bedingungslos hinterherlaufen. Da kann man nicht viel machen.“ Was aber gar nicht geht, ist, dass tagelang nicht einmal ein Minimum an Mobilität sichergestellt werden kann.

Die Bahn hat eine Beförderungspflicht, der sie nachzukommen hat, gleich, welches Verkehrsunternehmen auf einer Strecke unterwegs ist. Tagelange Streiks entbinden keinesfalls hiervon. „Dass man in solchem Fall Einschränkungen hinnehmen muss, ist leider so. Dass man aber hilflos mit ansehen muss, wie Termine platzen, man nicht zur Arbeit, zur Schule, zum Arzt kommt, das geht gar nicht.“

Reinboth kritisiert, dass es in Deutschland („auch diesbezüglich sind wir auf dem Status einer Bananenrepublik angekommen“) im Gegensatz zu Ländern wie Italien nicht möglich ist, einen verbindlichen Notfahrplan vorzugeben, der auch im Falle von Streiks gefahren werden muss. Auch dies sei ein Armutszeugnis unserer Verkehrspolitik. Er fordert, dass bei den geplanten Streiktagen der GDL im Minimum angeboten werden müssen:

  1. Südharzstrecke
    Northeim – Nordhausen und Westharzstrecke Braunschweig – Herzberg: Montag bis Freitag 6-7 Züge je Richtung, am Wochenende 4-5 Züge je Richtung
    In Tagesrandlangen Kleinbusse bzw. Linientaxen auf Teilabschnitten wie Northeim – Herzberg oder Nordhausen - Walkenried
    Abstimmung der Züge so, dass in Herzberg der Taktknoten angeboten werden kann
  2. Sollingbahn
    Northeim – Bodenfelde: Züge des Schulverkehrs plus Kleinbusse im 2-Std-Takt
  3. Kreiensen – Bad Harzburg: Alle 2 Stunden Züge im Anschluss an die „Metronome“ in Kreiensen

Hierbei wird unterstellt, dass der „Metronom“ zwischen Göttingen und Hannover und der „Erixx“ zwischen Bad Harzburg und Hannover nicht bestreikt werden, weil sie zur Netinera-Gruppe gehören, für die es einen neuen Tarifvertrag gibt. Das würde auch kombinierte Fahrten Bus/Zug zwischen Bad Sachsa, Walkenried und Hannover über Bad Harzburg im angenäherten 2-Stunden-Takt ermöglichen, ebenso auch Fahrten Bad Sachsa – Braunschweig über Bad Harzburg.

Die rechtzeitige Kommunikation eines solchen Notfahrplans könnte nach Ansicht der Initiative in der ersten Januarwoche so erfolgen, dass sich die Kunden auf das dann eingeschränkte Angebot einstellen können. „So etwas sollte – im Interesse des Haltens der Kunden! – auch für eine ansonsten sinnvollen Argumenten kaum zugängliche Gewerkschaft möglich sein.“

Was fährt denn überhaupt noch?

Von den Streiks nicht betroffen sind alle Buslinien im und am Harz. Sie verkehren nach den aktuell möglichen Fahrplänen, also im Fall der Firma Hahne weiterhin nach dem eingeschränkten, aber stabilen Notfahrplan. Ausgenommen von den Streiks sind voraussichtlich ferner

  1. Metronom
    Göttingen – Hannover – Uelzen – Hamburg
  2. Erixx
    Bad Harzburg – Goslar – Hannover, Goslar – Bad Harzburg – Braunschweig und Braunschweig – Uelzen
  3. Westfalenbahn
    Braunschweig – Hannover – Minden – Bielefeld/Osnabrück Enno Wolfsburg – Hannover, Braunschweig – Hildesheim (Wolfsburg – Braunschweig derzeit ohnedies nur Busverkehr – und der fährt)
  4. Abellio
    Kassel – Nordhausen – Sangerhausen – Halle (Saale), Magdeburg – Sangerhausen – Erfurt, Thale – Halberstadt – Magdeburg, Goslar – Halberstadt – Aschersleben – Halle (Saale), Blankenburg – Halberstadt, Aschersleben – Dessau. Hier kann es aber, wenn auch noch ein Stellwerk bestreikt wird (eher die Ausnahme, noch hat die GDL hier wenig Einfluss), zu Teilausfällen kommen.
  5. Außerdem verkehren uneingeschränkt die Züge der Harzer Schmalspurbahnen einschließlich der Straßenbahn in Nordhausen auf dem Abschnitt Ilfeld – Niedersachswerfen – Nordhausen.

Harz-Kursbuch liefert Hinweise

Das neue „Harz-Kursbuch“ liefert einige Hinweise für die Streiktage. Aus diesem kann man z.B. die parallel zu Bahnstrecken verkehrenden Buslinien ersehen. Die gibt es ja durchaus: Langelsheim – Goslar – Bad Harzburg, Herzberg – Bad Lauterberg/Bad Lauterberg – Bad Sachsa – Walkenried, Ellrich – Nordhausen, um ein paar Beispiele zu nennen. Naturgemäß ist man da länger, mitunter deutlich länger unterwegs, und in den Tagesrandstunden hapert es etwas am Angebot. Der ÖPNV ist eben am und im Harz auf sehr bescheidenem Niveau ausgebaut, und wenn das Rückgrat der Züge fehlt, wird es schwierig. Aber eben nicht gänzlich unmöglich!
Michael Reinboth

5. Die Ampel schlägt zu: Ab 2025 drohen Kürzungen des Fahrplanangebots  (Stand: 28.12.2023)
Dass man einmal eine Bundesregierung, in der die GRÜNEN mitregieren und in der mit SPD und FDP Parteien sitzen, die verbal seit langem mit der „Mobilitätswende“ unterwegs sind, an den Pranger stellen muss, weil sie sich anschickt, den ÖPNV in Deutschland in Grund und Boden zu stampfen, war „Höchste Eisenbahn“ nicht in die Wiege gelegt. Traurig, wie tief eine Regierung sinken kann. Sämtliche guten Vorsätze und Vorhaben – vergessen.

Was waren das doch noch für Zeiten, als wir es mit Verkehrsministern aus der CSU zu tun hatten. Da wusste man, was man hatte, nämlich nichts. Da regierte unumschränkt der Straßenbau und das Auto, allenfalls für Bayern gab es da Ausnahmen. Es wurde zum Beispiel die Strecke München – Lindau elektrifiziert, etwas, von dem wir hier oben im Norden nur träumen konnten. Das seit eh und je sehr eisenbahnfreundliche Baden-Württemberg, mindestens so ein „Autoland“ wie Niedersachsen, machte sowieso schon immer viel mehr. Deswegen hängt der Fahrdraht ja auch über der kompletten Südbahn von Ulm nach Lindau.

Niedersachsen glänzte nie durch eine ausgeprägt positive Politik in Sachen ÖPNV. Die Bemühungen des Ministers Lies sind anzuerkennen, aber der wird ja von der eigenen LNVG immer wieder ausgebremst. Unter Althusmann passierte geschlagene 5 Jahre lang im Grunde gar nichts. Jetzt gibt es wieder so etwas wie eine Aufbruchstimmung, wenngleich nicht bei den dringend erforderlichen Neubauten, aber doch immerhin bei Reaktivierungen. Olaf Lies hat seine bei Althusmann 5 Jahre lang ruhenden Bemühungen wieder aufgenommen.

Aber nun kommt die große Kürzungskeule aus Berlin. 350 Millionen werden bei den – verbindlich mit den Ländern vereinbarten! – Regionalisierungsmitteln gestrichen. Damit ist das neuerliche Siechtum des ÖPNV vorprogrammiert, und das, nota bene, ausgelöst von einer Regierung, die sich die „Verkehrswende“ auf die Fahnen und ins Programm geschrieben hat. Kontraproduktiver geht es wirklich nimmer. Der Verfasser dieser Zeilen, in der Wolle gefärbter bundesdeutscher Demokrat, weiß nun nicht mehr, was er wählen soll… Aber das ist ein Einzelschicksal. Schlimmer ist das, was dem „flachen Land“ droht. Denn hier, fast nur hier, dürfte die Kürzungsarie gesungen werden.

2024 wird noch nichts passieren. Und es gibt Leute, die damit argumentieren, dass das Land sich ja ob der fehlenden 32 Millionen Euro nicht aufregen muss, da man mindestens so viel infolge Schlechtleistungen und nicht gefahrener Züge eingespart habe. Wer so argumentiert, der befürwortet eine sich immer schneller nach unten beschleunigende Spirale des ÖPNV-Niedergangs. Keine Züge, keine Ausgaben, also Kürzung nicht so schlimm. Kürzung da, also Angebot eindampfen. Macht nichts, wird ja sowieso nicht gefahren…

Da müssen im Hause von Porsche-Lindner und auch im Hause seines Parteifreundes Wissing einige was total falsch verstanden haben. Oder, sagen wir mal, der Begriff der „Verkehrswende“ wird etwas eigenwillig interpretiert. Sie soll ganz offenbar nur auf der Straße mittels E-Autos stattfinden und ansonsten gar nicht.

Von einem Aufschrei der unsere Region vertretenden MdB oder gar von Bemühungen, diesen Murks wieder rückgängig zu machen, ist uns nichts bekannt. Ok, wir streichen ja auch nicht wie andere Lobbyisten-Heerscharen durch das Foyer des Reichstags. Aber es geht um nicht mehr und nicht weniger als die Zukunft unseres Bahn- und Busverkehrs. Und das ist schon ein Thema, für das man sich einbringen könnte, wenn man einen ländlichen Wahlkreis vertritt.

Es wird nicht nur den Schienenverkehr treffen, sondern auch den Busverkehr. Ein kaum mehr attraktiver Linienbusverkehr wiederum wird im Harz dazu führen, dass man HATIX immer lauter in Frage stellen wird. Alles, was in den letzten Jahren bewegt wurde, war dann für die Katz.

Laut gemurrt hat übrigens nur ein MP, und das war ausgerechnet unser Stefan Weil. Hut ab! Der hat was gemerkt. Aber über das Statement, dass das nun wahrlich keine gute Idee sei, hinaus war weiter noch nichts zu vernehmen. Da die anderen MPs verdächtig ruhig sind, drängt sich der Verdacht auf, dass da wieder irgendwas gedealt wird. Ein „Green Deal“ wird es aber wohl kaum sein.

Wir müssen gegen die Kürzungen Front machen – hier und jetzt

Noch ist der Bundeshaushalt 2024 nicht in Stein gemeißelt. Aber bald ist er es. Nehmen wir die ÖPNV-Kürzung widerstandslos hin, ist der Weg für weitere Kürzungen 2025 und danach geebnet. Leider haben wir zu wenige Traktoren, um unseren Unmut auszudrücken. Bei den Landwirten wird garantiert noch etwas zurückgenommen, so laut wie die auftreten können. Macht ja nichts – das, was man da wieder zugesteht, lässt sich vielleicht beim ÖPNV noch on top einsparen…

Liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter, es mag vielleicht in der Fülle trauriger Meldungen etwas untergegangen sein, aber die ÖPNV-Kürzung ist die größte Katastrophe, die Bahn und Bus in der Fläche aktuell droht. Deswegen die herzliche Bitte: Schreiben Sie Ihre oder Ihren MdB an. Weisen Sie ihn auf die drohenden Folgen gerade für den Landbereich hin. Fordern Sie ihn oder sie auf, diesen Kürzungen im Bundestag nicht zuzustimmen.

Es gibt auch die Möglichkeit, sich an einer Online-Petition zu beteiligen. Das ist auch ok, ersetzt aber nicht die persönliche Mail oder das persönliche Gespräch.

Wollen wir auch in Zukunft im und am Harz noch sinnvoll Bahn und Bus nutzen, dann müssen wir jetzt aktiv werden. Mal wieder – aber es hilft nichts.

Danke!
Michael Reinboth

6. Harzkursbuch: Neues zum Jahresfahrplan 2024 - betrieblich bedingte Änderungen (Stand: 28.12.2023)

Liebe Leserinnen und Leser des Harz-Kursbuchs,

es gibt einige Anpassungen und Änderungen zum Jahresfahrplan 2024 zu vermelden. Nein – wir meinen nicht die bevorstehenden GDL-Streiks, die wieder tagelang alles durcheinander bringen. Die Hoffnung auf das Obsiegen des gesunden Menschenverstandes auf beiden Seiten der Tarifmauer haben wir aufgegeben.

Manche finden es ja auch gut, dass gestreikt wird. Wir immer noch nicht. Wir haben uns vor vielen Jahren unter anderem deswegen gegründet, damit am Harzrand weiter Züge fahren. An diesem Ziel halten wir fest, und damit meinen wir: Jeden Tag sollen Züge, zuverlässig wie ein Uhrwerk, fahren und nicht nach Gutdünken einer Gewerkschaft. Schließlich gibt es ja immer noch so uralte Schlagworte wie „Beförderungspflicht“ und „Daseinsvorsorge“…

Was nun folgt, sind betrieblich bedingte Änderungen. Und die sind überwiegend negativ. Wir beginnen daher mit der einzigen bedingt positiven Meldung:

Einer kam durch
Es gibt ihn doch noch, den einsamen ICE, der im Leinetal die Fahne hochhält. Unpaarig natürlich, also ohne entsprechenden Gegenzug. Montag bis Freitag verlässt er Göttingen um 6.45, Northeim um 6.58 und Kreiensen um 7.12, um dann – jedenfalls ist es so ab 01.03.24 vorgesehen – über Hannover und Hamburg nach Stralsund und Rostock zu fahren. Bis zum 29.02.24 (korrekt – 2024 ist ein Schaltjahr) macht er das nicht und erreicht Hannover und Hamburg auch später.

Aber gut, er ist wieder da. Dass wir nicht in totale Begeisterung verfallen, liegt einmal daran, dass es ja zuvor drei ICE waren, und daran, dass wegen dieses einen Zuges die angedachte Beschleunigung der Regionalbahn nach Göttingen weiterhin ausfallen muss. Sie steht weiter in Northeim herum.
Fatale Folge: Der Anschluss an den ICE um 7.16 nach Frankfurt ist keiner, weil es nur 5 Minuten Übergang gibt. Das reicht auf dem Papier nicht und in der Praxis vermutlich auch nicht, wenn unsere RB vor Göttingen mal wieder ausgebremst wird.

Also bitte in der Tabelle F8 ändern: RB ab Nordhausen bis Northeim 6.50 und ab dort ICE um 6.58 nach Hamburg.

Wie gewonnen, so zerronnen
Jetzt kommen die negativen Meldungen. Unser Jubel über die Verbesserung beim RE11 Düsseldorf – Kassel-Wilhelmshöhe mit schönen Anschlüssen an RE9 Kassel-Wilhelmshöhe – Nordhausen – Halle war verfrüht. Ist wie in der Bundesliga. Man bejubelt ein Tor, und dann kommt einer aus dem Kölner Keller und erklärt, dass es gar keines war.
In diesem Falle kommt keiner aus Köln, aber aus der Zentrale des Unternehmens „National Express“.
Auch diese Firma hat den Mund zu voll genommen und kann das, wofür sie den Auftrag übernommen hat, nicht leisten. Rettungsanker und wohlfeile Begründung sind mal wieder Bauarbeiten, die eine Durchführung des RE11 zwischen Hamm und Düsseldorf verhindern.

Dies allerdings nur über einige Wochen. Danach ginge es wieder, aber „National Express“ bläst lieber gleich zum Rückzug und beschränkt den RE11 bis auf weiteres, also über das Ende der Bauarbeiten hinaus, auf den Weg Kassel – Hamm und zurück. Es gäbe in Hamm ja noch andere RE- oder RRX-Linien… Die gibt es schon, aber man steht in Hamm 20 Minuten herum.
Die Verbesserungen beziehen sich mithin nur auf Ostwestfalen und Lippe.
Wann „National Express“ gedenkt, mal seinen Vertrag einzuhalten, muss man abwarten. Die Zweckverbände in NRW sehen das offenbar gelassen, müssen sie doch jede Menge Geld nicht zahlen. Und das ist im Zeitalter gekürzter Regio-Mittel ja ein Segen.

Fahrgäste? Was ist das denn für eine Frage? Brücke kaputt, Personalmangel übertüncht
Das Aufatmen in der Chefetage von „DB Start“ war bis in den Südharz zu vernehmen. Man braucht keine Züge zu fahren, für die man sowieso kein Personal hat!
Und man kann das sogar begründen! Denn ein Lkw hat – man muss sagen, mal wieder – infolge Nichtbeachtens der Höhenangabe (viele Lkw-Fahrer vermögen arabische Zahlen wohl nicht mehr zu lesen) bei Osterwald eine Brücke beschädigt.
Erst einmal dauerte die Untersuchung Wochen, und dann kam scheibchenweise die Wahrheit ans Licht.
Die Brücke muss neu werden, und man hat, natürlich, kein Material, keine Firma, keine Ingenieure – was man aber offenbar hat, sind Busse, und die fahren nun leider anstelle der (freilich häufig ausgefallenen) Züge zwischen Elze und Hessisch Oldendorf.

War also nichts mit den schönen neuen Verbindungen Elze – Herford und zurück! Mindestens eine Stunde setzt man zu und muss zudem auf windigen Stationen umsteigen. Ende offen!

Also: im Harz-Kursbuch die Tabelle A.17b erst einmal überblättern. Positiver Effekt: Während der Streiks könnten die Busse zwischen Elze und Hameln eigentlich fahren. Schauen wir mal, ob sie es auch tun.

Es fährt ein Zug nach Nirgendwo – aber keiner von Nordhausen nach Halle
Der dritte Fall liegt anders. Hier hätten wir ein durchaus fahrwilliges und auch nicht bestreiktes Unternehmen, nämlich Abellio. Lokführer sind auch ausreichend da, jedenfalls meistens. Hier nun springt DB Netz in die Bresche und erklärt kurzerhand, dass man kein Personal mehr für Stellwerke habe.

Deswegen fallen – Achtung! Nicht auf einer eingleisigen Nebenbahn mit rudimentärem Verkehr! – auf der zweigleisigen, einst als Verkehrsprojekt Deutsche Einheit ausgebauten und elektrifizierten Hauptbahn Kassel – Nordhausen – Halle immer mehr Züge aus.
Neuester Gag, über den kein Fahrgast mehr lachen kann: Bis zum 31.12. fallen jeden Tag zwischen 18 und 6 Uhr alle Züge zwischen Nordhausen und Halle aus!
Ja, sie lesen richtig. Nicht mehr „nur“ in der Nacht von Freitag auf Samstag oder Samstag auf Sonntag – jeden Tag findet auf einer mit sehr viel Geld aus der Bundeskasse ausgebauten Strecke keinerlei Zugverkehr statt. Ob das nach dem 1.1.24 besser wird? Wohl eher nicht. Immerhin könnten aber einige Stellwerker deswegen zurückkehren, weil ihr Arbeitszeitkonto wieder bei Null steht. Vielleicht hat aber auch hier die GDL schon ihre Finger drin.

Mit den Begriffen „Versagen auf ganzer Linie“ oder „Unvermögen“ ist diese Fehlleistung noch milde umschrieben. DB Netz Leipzig glänzt ja schon zwischen Nordhausen und Erfurt mit katastrophalen Leistungen. Warum gerade in diesem Bezirk massenhaft Stellwerker und Stellwerkerinnen fehlen, bleibt ein Rätsel. Zum Teil liegt es daran, dass jede Menge Projekte verzögert ablaufen, durchaus um Jahre, und das geistig bereits ausgemusterte Personal dann eben für die klassische Technik fehlt.

Wie die zuständige NASA das findet, können wir nur vermuten. Aber auch hier gilt: Für nicht fahrende Züge muss man auch nichts zahlen. Und das tut der Kasse gut, weil ja, siehe oben, von der „Ampel“ deutliche Kürzungen der Regio-Mittel vorgesehen sind anstatt, wie dringend geboten, Erhöhungen.

Wie aber kommt man denn nun noch halbwegs sinnvoll nach Halle und zurück? Aus Harzer Sicht im Grunde gar nicht. Man müsste „oben herum“ fahren, also über Goslar – Halberstadt, da klappt es so la la, denn der Weg via Erfurt funktioniert ja auch nicht richtig. Und dann sitzt man in Halle in der Falle. Was immer geht, ist natürlich das eigene Auto…

Was bleibt für uns? Die Tabelle A.8 und am besten die A.9 gleich mit, denn wenn in Sangerhausen keiner da ist, fahren auch die Züge zwischen Magdeburg und Erfurt nicht, mit Vorsicht genießen und unbedingt vorher nachschauen, welche Sperrstunden (als Begriff letztmalig 1949 so benutzt) mal wieder gelten. Mag ja sein, dass man noch hinfahren kann, aber wenn man am Abend dann nicht zurückkommt…

Für alle vorgenannten Fälle können wir für das Harz-Kursbuch nur um Entschuldigung bitten.

Wie viel schlechter der Bahnbetrieb immer noch werden kann, das ahnt man ja nicht.

Wie heißt es bei NDR Radio Niedersachsen am Ende langer Staumeldungen immer:
„Wo es geht, gute Fahrt!“

Dem ist nichts hinzuzufügen.
Michael Reinboth

 

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