News vom 01.01.21 bis 31.01.21

1. Harz: „Höchste Eisenbahn“ startet Aktion „Der Harz braucht bessere Fernverbindungen“ (Stand: 03.01.2021)
2. Harz:  Das Harz-Kursbuch für den Winter 2021 ist nun – ohne den Umschlag – als Download-Version verfügbar (20.12.2020)

1. Harz: „Höchste Eisenbahn“ startet Aktion „Der Harz braucht bessere Fernverbindungen“ (Stand: 03.01.2021)
Von Dortmund ohne Umsteigen bis nach Bad Sachsa, von Bremerhaven ohne Umsteigen direkt bis nach Goslar, Bad Harzburg und Walkenried, von Emden, Oldenburg, Bremen, ja sogar von Amsterdam ohne Umstieg nach Goslar und Bad Harzburg, von Bielefeld umsteigefrei bis nach Herzberg: Diese direkten Verbindungen mittels D- oder Eilzügen hat es in den vermeintlich so schlechten und servicearmen Zeiten der Deutschen Bundesbahn gegeben. Aber auch die Deutsche Reichsbahn bot direkte Züge aus Berlin nach Wernigerode oder Nordhausen und aus Dresden und Leipzig nach Wernigerode an. All dies ging infolge der Zerstörungspolitik des „Bahnchefs“ Mehdorn, der den Rückzug des DB-Fernverkehrs aus der Fläche aktiv und ohne jeden Widerstand aus der damaligen Bundesregierung betrieb, und infolge der Zerstückelung des Nahverkehrs, welche die ansonsten durchaus positiv zu sehende Regionalisierung mit sich brachte, verloren.

Heute gibt es rund um den Harz nur noch Nahverkehr, und diesen noch dazu häufig an Punkten gebrochen, die nicht durch die Bedürfnisse der Kunden, sondern durch den Zuschnitt der auszu-schreibenden Teilnetze und die Landesgrenzen und, dadurch bedingt, die Vergabe an unterschiedliche Unternehmen diktiert werden. Die Folge: Die im Harz liegenden und touristisch sehr aufkommensstarken Gemeinden wie Braunlage, St. Andreasberg, Schierke, Hohegeiß (um nur einige zu nennen) sind nur mit mindestens zweimaligem Umsteigen aus den relevanten Quellgebieten wie Berlin, Hamburg, Bremen oder dem Ruhrgebiet erreichbar.

Diesen Zustand zu beenden, hat sich nun die Initiative „Höchste Eisenbahn für den Südharz“ vorgenommen. Denn der „Deutschland-Takt“, der, folgt man den Worten der Protagonisten (Verkehrsminister Andreas Scheuer und sein Staatssekretär Enak Ferlemann, aber auch andere), alles besser machen wird, ist für den Harz eine riesige Enttäuschung.

„Der Fernverkehr klammert unser Mittelgebirge im Gegensatz zur Nord- und Ostseeküste, zum Schwarzwald und Bodensee, zum Allgäu, zum Werdenfelser und Berchtesgadener Land und zu Österreich und der Schweiz komplett aus. Der Harz wird weiterhin weitesträumig umfahren. An der Umsteigesituation ändert sich nichts – im Gegenteil: Die vorgesehenen Anschlüsse an den Nahverkehr sind zum Teil deutlich schlechter als heute“ führt Michael Reinboth von der Initiative aus.

Bei „Höchste Eisenbahn“ geht man das Thema, wie gewohnt, nicht oberflächlich an. Deswegen hat Reinboth zunächst einmal ein knapp 90 Seiten umfassendes „Fernkursbuch“ für den Harz erstellt und drucken lassen, welches die heutige Fernverkehrsanbindung mit ihren durchaus vorhandenen Stärken (Anschlüsse bestehen zumeist jede Stunde, ansonsten alle 2 Stunden), aber eben auch den Schwächen (mindestens ein Umstieg bis an den Harzrand, häufig auch deren zwei oder gar drei, oft prekäre Anschlüsse und Umsteigebahnhöfe ohne jeden Service wie Güsten, Bodenfelde oder Kreiensen) genau aufzeigt. Dann hat man bei der Initiative den geplanten „Deutschland-Takt“ analysiert und dem heutigen Angebot gegenübergestellt. Resultat:

Praktisch nichts wird besser, einiges bleibt, vieles wird schlechter.
Die „Deutschland-Takt-Planer“ und die drei Harz-Bundesländer lassen das Mittelgebirge in der Mitte Deutschlands im Stich.

„Unsere Region mit einer halben Million Einwohner und mehr als 10 Millionen Übernachtungen pro Jahr sowie unzähligen Tagesgästen, die regelmäßig mit ihren Autos den Harz überschwemmen und zuparken, profitiert in keiner Weise vom Deutschland-Takt. Hieran nicht ganz unschuldig sind die drei Bundesländer Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, die, was die Entwicklung des Taktes und den Ausbau der Angebote betrifft, für den Harz praktisch überhaupt keine Steigerung der Zugzahlen vorgesehen haben – ganz im Gegensatz zum Beispiel zu Baden-Württemberg oder Bayern. Was Niedersachsen betrifft, ist auch ein krasser Gegensatz zwischen dem, was für die Küstenregionen vorgesehen ist, und dem, was man dem Harz gönnt, festzustellen“ führt Reinboth aus.

Aufgabenträger stehen auf der Bremse
Nicht ganz ohne Einfluss sind auch die Aufgabenträger des Nahverkehrs, die nur ihre Takte im Sinn haben und – nicht zu Unrecht – befürchten, dass die bis zur Unkenntlichkeit geschrumpfte Infrastruktur unserer Bahnstrecken zusätzlichen Fernverkehr nicht möglich macht, ohne den Nahverkehr zu verdrängen. Besonders negativ stechen hier der Regionalverband Braunschweig, durch dessen Statement die Verabschiedung einer entsprechenden Resolution bei „Ein Harz“ ausgebremst wurde, und – wie gewohnt – das Land Thüringen hervor.

Fernverkehr zum Nahverkehrstarif, Durchbindung von Nahverkehrslinien: Vieles ist machbar. Man muss es nur wollen!
Die Phantasie, die andernorts an den Tag gelegt wird, um Fernverkehr in die Regionen zu bekommen, geht den für den Harz zuständigen Planern leider völlig ab. Nehmen wir das Beispiel „Durchbindungen“: Weder vom Fahrzeugpark noch von den Fahrzeiten her spricht etwas gegen die Zusammenlegung der Linien Uelzen – Braunschweig / Braunschweig – Herzberg, Hannover – Goslar – Bad Harzburg/ Goslar – Halberstadt – Halle (Saale), Magdeburg – Goslar / Bad Harzburg – Goslar – Göttingen, Paderborn – Kreiensen – Goslar – Bad Harzburg, Paderborn – Bodenfelde – Göttingen / Bodenfelde – Nordhausen, Erfurt – Nordhausen / Nordhausen – Göttingen … An- und Abreisenden bliebe so ein Umsteigevorgang erspart – mit Gepäck oder Fahrrad ein durchaus gewichtiges Argument.

Nehmen wir das Thema „Fernverkehr zum Nahverkehrstarif“: Das geht schon zwischen Bremen und Norddeich, Stuttgart und dem Bodensee, demnächst auf dem Abschnitt Dillenburg – Hagen der neuen IC-Linie Frankfurt – Münster, und es wird bald weitere Abschnitte geben, wo so etwas funktioniert und somit ein Fernverkehrszug problemlos in den Nahverkehrstakt einbezogen werden kann. Übrigens wird ein Zugpaar dieser neuen Linie Frankfurt und das Siegerland umsteigefrei mit Norddeich verbinden. Man muss eben nur wollen.

Oder nehmen wir das Argument: „Im Harz fehlt ja die Oberleitung“. Das stimmt zwar im Nordharz, im Südharz ist sie jedoch zwischen Kassel und Halle bereits vorhanden, ohne dass sich dies in den Fahrplänen irgendwie bemerkbar machen würde. Andernorts wird selbstredend umgespannt: Die IC nach Westerland in Itzehoe, die IC nach Gera in Gotha, die RE von Stuttgart nach Lindau in Ulm (dort wird die fehlende Oberleitung aber gerade gebaut), der IC von Hamburg nach Oberstdorf in Augsburg… auch hier gilt: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.

„Leider fehlt es rund um den Harz an Visionen und am Willen, mehr für eine bessere Anbindung unseres Mittelgebirges an den Fernverkehr der Bahn zu tun. Das muss sich ändern. Und deswegen werden wir im Jahr 2021 und darüber hinaus nicht lockerlassen und immer wieder auf diesen Punkt zu sprechen kommen. Klimawandel und Verkehrswende werden uns mehr denn je beschäftigen. Hierzu gehört auch, dass man besser und bequemer in den Harz reisen kann“ führt Michael Reinboth aus.

Die ersten 40 Exemplare des Harzer Fernfahrplans nebst entsprechendem Anschreiben hat er schon verschickt. Für die, welche die Aktion unterstützen wollen, bietet er an, ihnen das Fahrplanbuch zuzusenden und sie mit entsprechenden Argumenten zu versorgen.
Michael Reinboth

2. Harz:  Das Harz-Kursbuch für den Winter 2021 ist nun – ohne den Umschlag – als Download-Version verfügbar (20.12.2020)

 

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