News vom 01.08.20 bis 31.08.20

1. Harz: Wandertipp - Abflug in den Harz … mit dem ÖPNV (Stand: 06.08.2020)
2. Harz: Fahrpläne gut, Darstellung schlecht – ein altes Lied im Westharz - update des Harzkursbuchs (Stand: 06.08.2020)
3. Südharz: Fahrplanwechsel im Dezember 2020 - „Höchste Eisenbahn“ fordert Spätbus bis Walkenried ab Dezember (Stand: 20.08.2020)
4. Harz / Deutschland: Aktualisierung des SIMPLEX-Fernbusfahrplans mit Fernbussen durch den Harz (Stand: 20.08.2020) 
5. Harz-Kursbuch: Sommer 2020 Änderungen zum Schuljahresbeginn in Niedersachsen (Stand: 23.08.2020) 

6. Harz-Kursbuch: Neue Fahrpläne auf einigen Buslinien im westlichen Harz  (Stand: 28.08.2020)
 

1. Harz: Wandertipp - Abflug in den Harz … mit dem ÖPNV (Stand: 06.08.2020)


So wie er können wir natürlich nicht einfach so abfliegen.

Er hebt gerade von seiner Distel ab und setzt sich in Richtung Bad Grund in Bewegung. Aber manchmal muss man eben einfach mal los, und in Corona-Zeiten bietet sich eine kleine Tour im Harz schon deswegen an, weil man weder an der Bier- noch an der Schinkenstraße vorbeikommt. Das Restrisiko ist auch bei der Nutzung von Bahn und Bus nahe Null, weil sich hierzulande so gut wie niemand nicht an die Regel hält, die da lautet: Einstieg nur mit Mund-Nase-Schutz.

Also ging es am 30.07.2020 kurz entschlossen mal wieder los. In meinem Alter muss man sich aber schon überlegen, was man sich so zumuten will und kann. Vor zwei Wochen an der Hanskühnenburg waren es rund 20 Kilometer – eindeutig zu viel. Also dieses Mal nur 10 bis 12. Aber wohin?

Wie wäre es mal mit der Nordwestecke des Harzes? So rund um Bad Grund, vielleicht mit Innerste oder Buntenbock? Geht denn das überhaupt ohne Auto?

Es geht. Natürlich geht es. Für Walkenrieder ist allerdings etwas Bahnfahren angesagt. Osteroder können die Tour nur mittels Bus gestalten, Gäste in Osterode, Bad Grund oder Buntenbock gar ohne Kosten – dank HATIX. Ihnen stehen die Buslinien 440 und 460 praktisch den ganzen Tag über zur Verfügung, auch am Wochenende.

Von Walkenried aus geht das so: Mit dem Zug um 8.03 bis Herzberg, dort um 8.34 weiter in Richtung Braunschweig, aber nur bis Gittelde-Bad Grund, wo man um 8.54 eintrifft. Die geschlossene Schranke auf dem Weg vom Bahnsteig zur Bushaltestelle der Linie 460, welche sich vor dem Bahnhofsgebäude befindet, muss in diesem Fall nicht stören, da sie sich nach der Begegnung beider Züge um 9.00 wieder öffnet und der Bus erst um 9.08 fährt. Den nimmt man dann bis zum „Taternplatz“. Diese einsam auf der Höhe liegende, erst vor einigen Jahren wieder eingerichtete Haltestelle hat den angenehmen Vorzug, dass sie eben oben auf dem Kamm liegt, man den lästigen Anstieg aus Bad Grund herauf vermeidet und sogleich am „Harzer BaudenSteig“ steht, der da oben längs kommt. „Taternplatz“ – das ist natürlich eigentlich heute nicht mehr politisch korrekt. Aber wer weiß schon, was mit „Tatern“ gemeint ist? Diese Überlegung hintanstellend, geht es ganz gemütlich auf dem BaudenSteig los, der hier zugleich auch „Försterstieg“ ist. Das nächste Etappenziel wäre übrigens Lerbach, aber das kann man anders lösen. Obwohl Lerbach sehr schön liegt! Alsbald eröffnen sich wunderbare Blicke in das westliche und südliche Harzvorland.


Alsbald eröffnen sich wunderbare Blicke in das westliche und südliche Harzvorland.

Nehmen wir zum Beispiel diesen. Nach etwa 2 Kilometern erreicht man den „Gewitterplatz“, aber statt eines solchen öffnet sich der Blick gen Osterode – ganz deutlich hier die Gipsklippen, sehr deutlich leider auch die aktiven Steinbrüche – und weiter in Richtung Altes Amt und in Richtung Eichsfeld. Da muss man eine Weile verharren. Schon toll, unser Harz. Auch jenseits vom Brocken!

Weiter geht es zur „Kaysereiche“, die aber gar nicht mehr steht, und von dort über die Wasserscheide hinweg in den Bereich der Innerste. An der „Lasfelder Tränke“ biegt man ab und erreicht alsbald ein echtes Juwel. Jedenfalls würde ich es so bezeichnen, weil sich der Blick, wenn man aus dem Wald, der hier noch leidlich intakt ist, heraustritt und auf eine herrliche, vom Wald quasi eingekreiste ruhige Wasserfläche blickt. Da könnte man eigentlich schreien vor Begeisterung. Wir sind am „Oberen Hahnebalzer Teich“ angelangt, einem der vielen kleinen und größeren Teiche im Innerstebereich, die dieser Wasser zuführen, welches einst im Medingschacht zu Energie wurde und ansonsten dem Bad Grunder Bergwerk („Hilfe Gottes“ mit Achenbachschacht, Wiemannsbuchter Schacht und Knesebeck-Schacht) zwecks Antrieb von allerlei Geräten und „Künsten“ diente. Alles Weltkulturerbe, aber hier doch wenig besucht, obschon es von Stempelstellen nur so wimmelt. Der Hahnebalzer Teich ist im 18. Jahrhundert angelegt worden, über seinen Damm hinweg führt der „Försterstieg“ weiter, und irgendwann muss man sich ja losreißen. Nach kurzem Anstieg erreicht man einen geradezu riesigen Kahlschlag, aber an derartige Anblicke müssen wir uns wohl gewöhnen. Dafür gibt es hier abertausende von Fingerhüten und Weidenröschen, dazu Ausblicke zum Acker mit der Hanskühnenburg, zum Brocken und zum Bocksberg. Wenn die Sonne brennt, ist hier allerdings eine Mütze nicht schlecht. Ein sehr höflicher polnischer Holzverlader, der gerade zwei Lkw mit den Resten des einst hier stehenden Waldes belädt, hält mit dem Verladen inne, bis man vorbei ist (!). Das „dzienkuje bardzo“ oder so ähnlich würde er in seiner Kabine eh nicht hören, also Hand gehoben und weiter. Plötzlich Autos und ein Motorrad mitten im Wald. Nanu? Ja, zum größten der Teiche im Innerstegebiet, dem Prinzenteich, darf man anscheinend fahren. Hier darf man ja auch Baden.


Der Damm des Oberen Hahnebalzer Teichs. Wie überall, ist das Striegelhaus inzwischen in den Damm integriert. Eine Bank lädt zur Rast ein. Die sollte man hier auch machen

Der „Prinzenteich“ entstand Ende des 17. Jahrhunderts und ist der mit Abstand größte Teich dieser Ecke, eigentlich schon so etwas wie eine kleine Talsperre. Clausthaler Studenten feiern hier gern Feten und hinterlassen jede Menge Müll, aber die sind derzeit nicht da, und es ist recht ruhig. Nur ein paar Badegäste tummeln sich. Gastronomie gibt es nicht, das dämpft den Zuspruch schon etwas. Der Teich hat einen beachtlich hohen Damm und verfügt über zwei Ausläufe. Sein oberes Ende reicht schon fast an die Bundestraße Osterode – Clausthal-Zellerfeld heran, deren Geräusche schwach herüberwehen. Nach Überqueren des Damms gäbe es diverse Möglichkeiten: Hinunter zur „Oberen Innerste“, hinüber zu den Flambacher Teichen und der Flambacher Mühle oder relativ direkt, wenn auch auf reichlich langweiliger Forstpiste hinüber nach Buntenbock. Mein Onkel nennt diese Art breiter Forstwege neuerdings „Reimann-Straßen“. Aber das Holz muss ja weg. Also los. Ein Auto der Harzwasserwege kommt entgegen, es staubt entsetzlich. Aber wir haben ja den Mund-Nase-Schutz dabei! Nach einer Viertelstunde kommt man an die Bundesstraße, muss sich aber nicht erschrecken, denn man steht direkt an der Abzweigung nach Buntenbock hinein. Nach Überquerung der Straße erreicht man rasch eine Bushaltestelle der Linie 440. Diese verkehrt an Werktagen praktisch stündlich nach Clausthal und stündlich nach Osterode, man muss mithin nie lange warten. Ich musste gar nicht warten, denn kaum stand ich an der Haltestelle, bog ein Bus mit dem Zielschild „Osterode“ ein. Die Linie verkehrt allerdings nur bis zum Dielenplan und fährt den Bahnhof Mitte in Osterode nicht an. Macht aber nicht wirklich etwas: Nach 20 Minuten Fahrt auch durch das langgezogene Lerbach kommt man in der alten Kreisstadt an und kann zum Beispiel am Kornmagazin aussteigen, über den Kornmarkt schlendern, bei Eggers noch eine Bratwurst verdrücken und dann den Haltepunkt Mitte an der „Kaffeemühle“ aufsuchen, von wo es jede Stunde über Herzberg zurück in die Heimat geht.


Am Prinzenteich. Der beachtliche Staudamm sorgt für 500.000 Kubikmeter Stauraum

An- und Abfahrt
Mit Bus Linie 460 ab Osterode über Gittelde Bahnhof und Bad Grund bis zum Taternplatz. Am Bahnhof Bad Grund Anschluss sowohl aus Richtung Braunschweig als auch aus Richtung Herzberg mit RB46. Rückfahrt ab Buntenbock Im Oberfeld mit der Linie 440 bis Osterode Dielenplan – von dort ca. 7 Minuten Fußweg bis zum Haltepunkt Osterode Mitte. Montag bis Freitag verkehren die Busse mindestens zweistündlich, zeitweise auch jede Stunde. Auskunft: www.vsninfo.de oder im Harz-Kursbuch unter A.2, C23 und C.24.
Michael Reinboth

 

2. Harz: Fahrpläne gut, Darstellung schlecht – ein altes Lied im Westharz - update des Harzkursbuchs (Stand: 06.08.2020)
„Es ist wie so oft im Westharz: Es werden gute Fahrpläne gemacht, aber man verkauft sie schlecht, weil man größere Geldausgaben für die Darstellung und Vermarktung scheut und sich ausschließlich auf die digitalen Medien verlässt. So kommt es, dass die Fahrgäste gerade bei umfangreichen Änderungen nicht klarkommen und der Ruf des ÖPNV unverdientermaßen leidet.“ Michael Reinboth, Fahrplanexperte des BUND und wie viele seiner Mitstreiter an einer besseren Nutzung von Bahn und Bus im Harz in hohem Maße interessiert, verfolgt die aktuelle Debatte um die neuen HarzBus-Fahrpläne mit großem Interesse. Seit Jahren hat er sich der Verbesserung der Darstellung gerade des Busverkehrs im Harz verschrieben und erlebt immer wieder, wie gute Ansätze an unflexiblen technischen Systemen und fehlendem Verständnis für die Bedürfnisse der Kunden zwar nicht scheitern, aber doch leiden.

Sowohl der Regionalverband Braunschweig als auch der Zweckverband ZVSN in Göttingen haben schon vor Jahren die Herausgabe von Fahrplanbüchern oder Fahrplanheften eingestellt – zu geringe Nachfrage, hieß und heißt es unisono. Stattdessen sollten es Faltblätter für jede einzelne Linie und, natürlich, die elektronische Auskunft richten, da heute jeder über ein Smartphone oder ähnliches verfügt und sich die nächste Verbindung so schnell „ziehen“ kann.

Der Haken bei der Sache: In einem Faltblatt lässt sich eben aufgrund der heutigen unflexiblen Systeme nur genau eine Linie darstellen. Gibt es zwischen A und B mehrere Linien, braucht man auch mehrere Faltblätter. Durchgehende Fahrten über mehrere Linien hinweg lassen sich, wenn überhaupt, nur mit Tricks darstellen. Der geneigte Kunde, der Urlaubsgast zumal, ist hoffnungslos überfordert, wenn er sich die Faltblätter bei den Informationsstellen oder gar beim Zustieg im Bus zusammensuchen muss.

„Auf diese Weise gerät eben unter die Räder, dass alle Fahrten der Linie 830 natürlich den Kronenplatz bzw. die benachbarte Haltestelle Adolph-Roemer-Straße bedienen. Letztgenannte Haltestelle kennt die Linie 830 schlicht nicht, weil sie nur von der 840 angefahren wird. Umgekehrt steuern alle von Altenau kommenden Fahrten vor dem ZOB auch den Kronenplatz an, aber eben als Fahrt der Linie 840. Fasst man die 830 und 840 in einer Tabelle zusammen, wird deutlich, dass praktisch jede zweite Fahrt durchgeht und keine einzige am Clausthaler ZOB endet. In der Not hat HarzBus den Hinweis „ohne Umstieg nach Altenau“ angebracht, der aber nicht hilft, weil die Haltestellen ja nicht aufgeführt sind. Ähnliches spielt sich in Langelsheim ab, wo die Fahrten von der 850 auf die 832 übergehen, dies aber aus den Faltblättern nicht hervorgeht. Auch hier würde eine zusammenfassende Darstellung der beiden Linien helfen – aber das kostet Geld und macht Arbeit.“ Und, so fügt er hinzu, man muss höllisch aufpassen, gerade bei verwickelten Linienführungen wie in Clausthal-Zellerfeld. „Mir sind da auch schon Fehler unterlaufen, weil es eben sehr schwer zu überblicken ist und man immer mehrere Blätter nebeneinanderlegen muss.“

In den elektronischen Systemen ist auch nicht alles Gold, was glänzt. Einige packen es und teilen dem Auskunftssuchenden zumindest mit, dass er im Bus sitzenbleiben kann, auch wenn dieser unter einer anderen Nummer weiterfährt. Andere, die HAFAS-basierten, eben nicht. Und da zwischen Ankunft und Abfahrt stets nur eine oder gar keine Minute liegt, weil der Bus ja weiterfährt, schalten diese Systeme auf stur, deklarieren die Umsteigezeit als nicht ausreichend und ignorieren die gesamte Verbindung oder drücken dem Fahrgast völlig unmögliche Wartezeiten auf.

„Auf der Schiene geben die Gleise vor, wie gefahren wird. Die meisten Systeme sind hierfür und für Großstädte konzipiert, wo streng liniengebunden gefahren wird und an bestimmten Haltestellen immer im Takt umgestiegen werden kann. Für den Busverkehr im ländlichen Raum sind sie nicht geeignet. Da muss man selber ran.“

Reinboth nennt, um den HarzBus („die Fahrpläne sind gut“) aus der Schusslinie zu nehmen, zwei andere Beispiele.

  1. Die KVG hat alle Fahrten von Bad Harzburg in den Harz und rund um Braunlage unter der Nummer 820 zusammengefasst. Das ist gut für die Darstellung durchgehender Fahrten, da der Computer ja nur diese eine Liniennummer kennt, aber weniger gut für die Darstellung, die enorm aufgebläht wird, und auch für den Kunden, der eine „820“ herannahen sieht, vergnügt einsteigt, um zum Torfhaus zu gelangen, und am Sonnenberg merkt, dass diese „820“ nach St. Andreasberg fährt… „Bei HATIX muss er sein Ziel ja nicht nennen. Aber die KVG-Fahrer können offenbar Gedanken lesen, fragen nach und verweisen den Gast auf den in wenigen Minuten folgenden richtigen Kurs.“
  2. Wieder anders sieht es zwischen Bad Sachsa und Braunlage aus. Da gibt es zwei Linien, die 470 und die 472, eine über Zorge, die andere über Wieda. In den Ferien und am Wochenende überlagern sich die Fahrten dieser beiden Linien zu einem dichten Gesamtangebot – nur merkt es keiner, weil er hierfür zwei Faltblätter nebeneinander legen müsste, um zu erkennen, dass er in Stunde A über Wieda nach Braunlage kommt und in Stunde B über Zorge. Auch hier würde eine Gesamtdarstellung beider Linien helfen, die aber eben auch Geld kostet und überdies dem Computer nicht so ohne weiteres entlockt werden kann. Elektronisch klappt es hier allerdings, weil man gottseidank nicht noch einmal umsteigen muss.

Noch ein Beispiel:
An den Haltestellen wird stets nur der Plan der Linie ausgehängt, die dort fährt – und da fehlen dann Angaben über weitergeführte Fahrten und umsteigefrei erreichbare Ziele. Gerade an den Busbahnhöfen von Goslar oder Clausthal-Zellerfeld sowie an von Urlaubern gern genutzten Haltestellen wäre dies aber dringend geboten.

„In einer Tourismusregion muss man mehr tun, um den Kunden in die Busse zu locken. Das 08/15-Programm reicht leider nicht aus. Selbst Einheimische haben ja Probleme – wie soll sich da ein der Harzer Geographie nicht mächtiger Gast zurechtfinden?“ fragt Reinboth.

Solange die Aufgabenträger hier keinen zusätzlichen Aufwand betreiben, wird es so bleiben:
Fahrpläne gut, Darstellung schlecht – und vom Start der neuen Pläne an Hypotheken, die nur mit Mühe abgetragen werden können. Diese Erfahrung müssen aktuell der Regionalverband und HarzBus wieder machen. Reinboth bleibt dabei: „Die Fahrpläne sind, wenn man von einigen ärgerlichen, aber abstellbaren Fehlern absieht, gut gelungen. Sie sind besser als alles, was wir vorher hatten. Nur kommt das eben nicht richtig rüber.“
Er hat im Rahmen der Initiative „Höchste Eisenbahn für den Südharz“ nicht nur das große Harz-Kursbuch, sondern auch diverse kleine Fahrplanhefte für Kommunen herausgegeben bzw. entwickelt. „Die sind mit Excel erstellt – das macht viel Arbeit, aber man kann eben auf Besonderheiten viel besser eingehen als mit den Standardprogrammen.“
So werden auch regelmäßig updates des Harz-Kursbuchs herausgegeben, die kostenlos unter www.suedharzstrecke.de heruntergeladen werden können. Das neueste update wurde am 25.07.2020 veröffentlicht.

Seine Hilfe, so der Walkenrieder, könne man gern in Anspruch nehmen – ehrenamtlich, wie es sich gehört.
Michael Reinboth

3. Südharz: Fahrplanwechsel im Dezember 2020 - „Höchste Eisenbahn“ fordert Spätbus bis Walkenried ab Dezember (Stand: 20.08.2020)
Der Ausblick auf den Jahresfahrplan 2021 ist für die Initiative „Höchste Eisenbahn für den Südharz“ durchaus erfreulich. Deswegen geizt Sprecher Michael Reinboth auch nicht mit Lob für die Landes-nahverkehrsgesellschaft (LNVG) in Hannover: „Die geben sich schon große Mühe, und sie stehen auch zu ihren Zusagen.“ Schade nur, dass sie von ihren Kolleginnen und Kollegen in Thüringen ein ums andere Mal im Stich gelassen werden. In Erfurt hat man ganz offenbar an der „Südharzstrecke“ nicht das geringste Interesse. Reinboth: „Die nehmen die durchaus ja vorhandenen Mittel lieber, um sie in Züge ins bayrische Coburg zu investieren, die in Thüringen außer Erfurt keinen anderen Halt bedienen und dort auch niemandem nutzen. Für den Landesnorden gibt es nichts.“

Und so fällt das Angebot zwischen dem Landstrich um Herzberg und Osterode und dem Ostzipfel des Landkreises um Bad Sachsa und Walkenried immer weiter auseinander. Das jedoch möchte „Höchste Eisenbahn“ gern ändern.

Deutliche Angebotserweiterung auf der Westharzstrecke
Auf „grün“ stehen die Signale für die Westharzstrecke. Nach umfangreichen Investitionen in die Streckentechnik im Bereich Gittelde und Münchehof löst die LNVG im Dezember ihre Zusage ein, dass mit der Ertüchtigung von Signalen und Weichen auch der sonntägliche Stundentakt einhergehen wird. Ab Fahrplanwechsel im Dezember werden die Regionalbahnen zwischen Braunschweig und Herzberg somit auch an Sonn- und Feiertagen jede Stunde in beiden Richtungen verkehren. Das verbessert die Anschlüsse nicht nur in Braunschweig, sondern auch in Seesen nach und von Goslar und in Herzberg nach und von Göttingen, Nordhausen und – mit dem Bus – Bad Lauterberg und St. Andreasberg.

Die LNVG setzt noch eins drauf und verlängert die Betriebsstunden auf der Westharzstrecke an allen Wochentagen. Der letzte Zug aus Braunschweig trifft in Herzberg künftig um 23.21 Uhr ein und hat noch Anschluss an den letzten Zug ab Herzberg nach Göttingen, Ankunft dort um 0.09 Uhr. Umgekehrt wird der letzte Zug in Richtung Braunschweig den Bahnhof Herzberg nun um 22.34 Uhr, also auch eine Stunde später als heute, verlassen. Dieser Zug hat Anschluss sowohl aus Göttingen (ab 21.49) als auch aus Nordhausen (ab 21.39) und erreicht Braunschweig Hbf um 23.51 Uhr.

An Samstagen geht es ebenfalls eine Stunde früher los: Braunschweig Hbf ab 6.05 bis Herzberg 7.21 und umgekehrt Herzberg ab 6.34 bis Braunschweig Hbf 7.51 Uhr. Dieser Zug hat Anschluss von Göttingen (ab 5.49) und von Nordhausen (ab 5.39), während es bei Ankunft um 7.21 um 7.26 nach Göttingen und um 7.30 nach Nordhausen weitergeht.

„Die Westharzstrecke nimmt eine wirklich tolle Entwicklung. Die Südharzstrecke profitiert hiervon durch bessere Anschlüsse nach und von Osterode, Seesen und Braunschweig. Alles in allem werden hierdurch das System Bahn und der ÖPNV im Altkreis deutlich gestärkt“ merkt Reinboth an. Der ZVSN wiederum kann nunmehr auf einige der zusätzlich bestellten Kleinbusleistungen zwischen Herzberg und Osterode verzichten – und auf diesen Punkt kommt Reinboth dann auch zurück, wenn es um die Südharzstrecke geht.

Null Bewegung auf der Südharzstrecke
Der Fahrplan auf der Südharzstrecke bleibt hingegen, wie er ist. Es wird keine zusätzlichen Züge geben, weil die Nachbarn in Thüringen hieran kein Interesse haben. „Aber es ist nun wirklich nicht mehr einzusehen, dass Bad Sachsa und Walkenried für die Fehler im Nachbar-Bundesland mit büßen müssen. Schließlich liegen beide Orte in Niedersachsen und haben ein ebensolches Anrecht auf späte Verbindungen wie Herzberg, Osterode und Bad Lauterberg.“

Der Zug 21.49 ab Göttingen wird Montag bis Donnerstag sowie Sonntag wie bisher in Herzberg enden. Neben dem neuen Zug nach Braunschweig, der eine entsprechende Kleinbus-Fahrt ersetzt, gibt es weiterhin einen Abbringer nach Bad Lauterberg. Die Verlängerung der Zugfahrt bis Walkenried, die mit einer Rückleistung nach Herzberg verbunden wäre, wird in Hannover abgelehnt. Sie mache nur Sinn, wenn die Züge nach Nordhausen und zurück verkehren würden.

Spät-Kleinbus von Herzberg bis Walkenried gefordert
„Das mag ja sein. Aber, wie gesagt, Bad Sachsa und Walkenried liegen in Niedersachsen und im Kreis Göttingen. Sie haben denselben Anspruch auf Teilhabe am kulturellen Leben wie Osterode und Bad Lauterberg, denselben Anspruch auf späte Erreichbarkeit. Sie dürfen nicht dafür bestraft werden, dass sie grenznah liegen und Thüringen wie immer nichts tun will.“

Michael Reinboth hat da auch einen Vorschlag. „Der ZVSN spart ab Dezember diverse Kleinbus-Leistungen zwischen Herzberg und Osterode ein, da dort ja künftig Züge fahren werden. Statt dieser Leistungen sollte eine einzige neue Leistung von Montag bis Donnerstag und an Sonntagen eingerichtet werden, nämlich eine Aussteiger-Tour bis Bad Sachsa und Walkenried.“

Diese müsste, so Reinboth, Herzberg um 22.35 Uhr, also nach Ankunft der Züge aus Göttingen und Braunschweig, verlassen und nonstop über die B 243 nach Bad Sachsa und Walkenried verkehren. Eine Bedienung von Bad Lauterberg-Barbis ist nicht erforderlich, da Barbis von der bereits vorhandenen Leistung nach Bad Lauterberg mit erfasst wird, ebenso Scharzfeld. „Es ginge also recht zügig voran.“ Zudem wäre die Fahrt als reine Aussteigerfahrt durchzuführen, d.h. sie würde Bad Sachsa Bahnhof und Walkenried Bahnhof nur zum Aussteigen ansteuern. Das spart weitere Kilometer ein, wenn zum Beispiel Fahrgäste nur bis Bad Sachsa an Bord sind. Dann endet die Fahrt dort. Meldet sich in Herzberg gar kein Kunde, dann fällt die Fahrt ganz aus. Kosten entstehen natürlich dennoch, weil ja ein Fahrzeug mit Fahrer zumindest bereitgestellt werden muss. Aber: Kein Fahrgast – keine Fahrt.

Reinboth möchte die Fahrt aber nicht als „Rufbus“ einrichten. „Das ist viel zu umständlich und schreckt ab. Das Angebot besteht regulär, aber gefahren wird nur, wenn Fahrgäste da sind.“ Konzessionelle Hürden sieht er ebenfalls nicht. „Es handelt sich um eine reine Schienenersatzleistung zu einer Zeit, wo reguläre Busse zwischen Bad Lauterberg und Bad Sachsa nicht verkehren. Und diese Relation der Linie 471 wird auch gar nicht berührt. Es geht nur um die Verlängerung der Zugfahrt von Herzberg bis nach Walkenried.“

Die Initiative hat sich per Mail in dieser Sache bereits an die LNVG und den ZVSN gewandt und hofft auf Unterstützung aus dem politischen Raum.
Michael Reinboth

4. Harz / Deutschland: Aktualisierung des SIMPLEX-Fernbusfahrplans mit Fernbussen durch den Harz (Stand: 20.08.2020) 
Anbei der Downloadlink zu dem über 500 Seiten starken aktuellen Fahrplan aller Fernbusse mit vielen Tipps.

 

5. Harz-Kursbuch: Sommer 2020 Änderungen zum Schuljahresbeginn in Niedersachsen (Stand: 23.08.2020) 
Liebe Kundinnen und Kunden des „Harz-Kursbuchs“, mit Beginn des Schuljahrs am 27. August treten auf einigen Buslinien im Altkreis Osterode Änderungen in Kraft, die allesamt positiver Natur sind. Im Kreis Goslar musste der gerade erst in Kraft getretene Fahrplan der HarzBus-Linien wegen einer „vergessenen“ Großbaustelle in Clausthal-Zellerfeld bereits zum 17. August angepasst werden. Nachstehend die Änderungen in groben Zügen:

C.1 Linie 830 Goslar – Hahnenklee – Clausthal-Zellerfeld
Wegen der Sperrung der Erzstraße in Clausthal-Zellerfeld bis August 2021 (!) müssen die Busse innerstädtisch einen anderen Weg nehmen. Auf den Fahrplan zwischen Goslar und Clausthal wirkt sich dies eigentlich nicht aus. Allerdings gibt HarzBus den Fahrten schon vor Clausthal-Zellerfeld kleine Zuschläge (die mit der Erzstraße gar nichts zu tun haben), so dass sich die Ankunft am Clausthaler ZOB um 2-4 Minuten verschiebt (siehe Linie 440). Die in Clausthal endenden Kurse fahren neu ZOB – Adolph-Roemer-Straße (statt Kronenplatz) – Ostbahnhof – ZOB. In Richtung Goslar wird statt .26 neu um .24 abgefahren – auch dies wohl eher ein stabilisierender Fahrtzuschlag, da ab ZOB die Baustelle ja schon passiert ist. Umfang und Struktur des Fahrplans ändern sich nicht.

C.1 Linie 840 Clausthal-Zellerfeld – Altenau – St. Andreasberg
Auch hier bleiben Umfang und Struktur des Fahrplans bestehen. Aber infolge der verlängerten Fahr-zeiten innerhalb von Clausthal-Zellerfeld fahren die Busse einige Minuten früher in Altenau ab bzw. kommen entsprechend einige Minuten später dort an, wobei die allermeisten Kurse weiterhin durch-gehend zwischen Goslar und Altenau verkehren. Um trotz späterer Ankunft bzw. früherer Abfahrt in Altenau dennoch die Anschlüsse in St. Andreasberg (oder am Sonnenberg) nach und von Braunlage und Herzberg wahren zu können, wird die Linie in Altenau Therme gebrochen. Außerhalb des Schul-verkehrs fährt zwischen Altenau und St. Andreasberg ein Kleinbus, der etwas schneller unterwegs ist und somit die Anschlüsse einhalten kann. In Altenau warten die Busse sowieso aufeinander. Der Preis ist relativ hoch, denn die soeben eingerichtete direkte Linie St. Andreasberg – Goslar wird nun wieder in die Abschnitte St. Andreasberg – Altenau (Kleinbus) und Altenau – Goslar (regulärer Bus) zerlegt. Gruppen müssen sich naturgemäß anmelden – und wie der dann angeforderte „große“ Bus die Zeiten einhält, bleibt abzuwarten.

C.1a Linie 861 Goslar – Oker – Altenau

Hier ändern sich Fahrzeiten im Bereich weniger Minuten, um die Anschlüsse in Altenau weiterhin herstellen zu können.

C.2 Linie 832 Goslar – Lautenthal – Clausthal-Zellerfeld

Diese Linie ist nur wegen der anderen Linienführung in Clausthal-Zellerfeld betroffen. Der ZOB und die Haltestelle Kronenplatz/Adolph-Roemer-Straße werden aber bedient.

C.20 Linien 470 und 472 Bad Sachsa – Walkenried – Braunlage
Hier kommt es zu Anpassungen im nachmittäglichen Schulverkehr ab Bad Sachsa. Dies wirkt sich dahingehend aus, dass der bisher an Schultagen um 16.24 ab Braunlage ZOB nach Bad Sachsa verkehrende Bus nun einheitlich wie in den Ferien um 16.03 ab Braunlage von-Langen-Straße verkehrt und einen Anschluss von Bad Harzburg aufnimmt. An den Verkehrstagen Montag-Freitag werden ferner einige Kurse ab Braunlage um 2 Minuten verschoben und nehmen so neu die Anschlüsse aus Richtung Wernigerode auf (an Schultagen um 9.11 über Wieda und um 11.11, 13.11 und 15.11 über Zorge, in den Ferien um 9.11, 11.11, 13.11, 15.13 und 17.11 über Wieda). In der Gegenrichtung werden einige Wiedaer Kurse ab Bad Sachsa und Walkenried um 5 Minuten verlegt (ab Bad Sachsa Am Kurpark um 8.01, 10.01 und so weiter statt bisher 7.56, 9.56 und so weiter, entsprechend am Bahnhof Walkenried weiter zur Minute .15 statt .10). Damit verkürzen sich die Übergangszeiten in Braunlage in Richtung Wernigerode und Bad Harzburg. Samstag und Sonntag bleibt der Fahrplan beider Linien unverändert.

C.23 Linie 440 Osterode – Lerbach – Clausthal-Zellerfeld
Die Grundstruktur des Fahrplans ändert sich nicht. Jedoch kommt es zu Verschiebungen um bis zu 5 Minuten. Mo-Fr wird ab Clausthal ZOB nun um .50 statt .45 abgefahren, wodurch ein Anschluss vom schnelleren Bus aus Goslar entsteht – eigentlich, denn inzwischen hat HarzBus dessen Ankunft ja nach hinten verlegt (siehe C.1). Bei Ankunft zur Minute .48 aus Goslar ist der gut gemeinte Anschluss schon wieder sehr wackelig. Im Winter nimmt man doch besser den früheren Bus ab Goslar, der nun statt .37 um .41 in Clausthal ZOB ankommt. Am Wochenende geht es umgekehrt zu, alle Busse verlassen den ZOB in Clausthal 5 Minuten früher (.50 statt .55), wiederum mit dem für mindestens ein Jahr ja sehr knappen Übergang aus Goslar. Der ist am Wochenende allerdings alternativlos. Die Busse fahren außerdem am Wochenende alle nur noch bis Dielenplan und steuern den Bahnhof Mitte nicht mehr an. Wer den Zug in Richtung Seesen erreichen will, schafft das trotzdem gut, da ihm 16 Minuten für den kurzen Fußweg zur Verfügung stehen. Der Grund für diesen wenig kundenfreundlichen Akt ist uns nicht bekannt.

In der Gegenrichtung gibt es Mo-Fr nur geringfügige Anpassungen. Samstags verkehren alle Fahrten 4-5 Minuten später ab Dielenplan bzw. Mitte nach Clausthal-Zellerfeld. An Sonn- und Feiertagen gibt es keine Änderungen.

C.24 Linie 460 Osterode – Bad Grund – Clausthal-Zellerfeld
Ebenfalls Anpassungen im Minutenbereich zur Verbesserung der Anschlüsse im Oberharz bei Beibehaltung der Struktur und Anzahl der Fahrten. In Richtung Clausthal ändert sich an Samstagen nichts, an Sonn- und Feiertagen verkehren alle Fahrten ab Osterode bis Clausthal durchweg 5 Minuten früher. Ab Clausthal in Richtung Osterode bleibt nahezu alles beim Alten.

Die von „Höchste Eisenbahn“ als Alternative zum Umstieg in Herzberg immer wieder geforderte und im letzten Jahr auch eingerichtete Busverbindung zwischen Osterode und dem Bahnhof Katlenburg (nur Mo bis Fr) wird deutlich ausgebaut. Es gibt nun arbeitstäglich 13 gute Verbindungen in Richtung Göttingen und 11 aus Richtung Göttingen mit Übergangszeiten in Katlenburg, die das Umsteigen auch bei leichten Verspätungen nicht zu einer angstschweißtreibenden Angelegenheit machen.

Zu Einzelheiten können Sie sich durch Download der Fahrplantabellen unter www.harzbus-goslar.de oder www.vsninfo.de informieren. Wir werden alle Änderungen im Detail in der Dezemberausgabe des Harz-Kursbuchs berücksichtigen.

Zum Schluss noch ein Ausblick auf eben diesen Dezembertermin zum Fahrplanwechsel:

Michael  Reinboth

6. Harz-Kursbuch: Neue Fahrpläne auf einigen Buslinien im westlichen Harz  (Stand: 28.08.2020)
Liebe Nutzer des Harz-Kursbuchs,

die Entwicklung des Westharzer ÖPNV ist derzeit dynamisch. Manchmal, so scheint es, allerdings ein wenig zu dynamisch. Es ist so ähnlich wie bei Corona: Alle machen irgendwie mit, das Ziel ist auch klar, aber doch weichen die Einzelheiten manchmal mehr, manchmal weniger voneinander ab. Gemeint ist hier der jeweilige Umstellungszeitpunkt. Der lag bei „HarzBus“ zunächst beim 16.07.2020. Zu diesem Zeitpunkt wurden die Fahrpläne aller HarzBus-Linien nach, wie es schien, sehr sorgfältiger Planung und mehrfacher Abstimmung mit der lokalen Politik und den Nutzern, umgestellt. Naturgemäß musste man mit einigen Anlaufproblemen rechnen, die auch prompt ihren Niederschlag in einer wahren Flut von Leserbriefen gefunden haben, was zu der Forderung führt, doch alles wieder auf Anfang zu setzen.

Das geschah zwar gottseidank nicht, aber eine plötzlich auftauchende Baustelle in Clausthal-Zellerfeld, von der zuvor niemand etwas wusste, wurde zum Anlass für einige Korrekturen genommen, die mit den Umleitungen in Clausthal und dadurch erforderlichen Fahrzeitverlängerungen erklärt wurden. Ein wenig wurden dann auch noch die Straßenbauverwaltung bzw. die Stadt Clausthal-Zellerfeld beschimpft, denen man das abermalige Umstellen der Fahrpläne nach 4 Wochen (!) in die Schuhe schob.

Schaut man sich die neuen Fahrpläne besonders der Linie 830 an, so bemerkt man allerdings, dass sich einige Fahrzeitverlängerungen zwischen Goslar und Clausthal-Zellerfeld ereignen, also mit der Baustelle nichts zu tun haben. Heimlich, still und leise hat man Zuschläge eingebaut, mal 2, mal 4 Minuten, mal auch gar keine. Dies in Verbindung mit den tatsächlich erforderlichen Zuschlägen in Clausthal-Zellerfeld führen zu einer Fahrzeitverlängerung bis Altenau um 3-4 Minuten, entsprechend auch in der Gegenrichtung.

Und nun kommt es: Um dennoch alle Anschlüsse in St. Andreasberg in Richtung Herzberg und Braunlage herstellen zu können, wird der eben erst eingerichtete durchgehende Busverkehr zwischen der Bergstadt und Goslar flugs zu den Akten gelegt, da zwischen Altenau und St. Andreasberg der Einsatz von Kleinbussen zwingend erforderlich ist.

Durch die Hintertür „Baustelle Erzstraße“ haben der Zweckverband Braunschweig und „HarzBus“ somit doch noch ihr Ziel erreicht, den Verkehr durch den Harz zu zerstückeln und mittels mehrfachen Umstiegs unattraktiv zu machen. Zwar scheut man vor dem letzten Schritt, der Umstellung auf ein reines Rufbus-System, noch zurück, doch dürfte das nur eine Frage der Zeit sein. Merkt ja keiner! Und da sich Gruppen nun bis zu 10 Tage (!) vorher anmelden müssen und die Kleinbusse wohl kaum in der Lage sein dürften, mit spontan auftretenden Radfahrern und Wanderern klarzukommen, hat man sich die Begründung für den nächsten Schritt gleich mal selbst geschaffen.

Die Achse Bad Lauterberg – Goslar via St. Andreasberg, gerade erst entstanden und beworben, können wir gleich wieder zu den Akten legen. Die Kleinbusse sollen mit einer Minute Umsteigezeit am Glockenberg zurechtkommen. Schon vorher klappte das des Öfteren nicht. Zur Erinnerung: Im Nahverkehrsplan der Region ist das Ziel verankert, den Umsteigepunkt ins Tal an den Skilift zu verlegen. Mit diesem Fahrplan dürfte das nur schwer zu schaffen sein.

Umsteigezeit in Clausthal-Zellerfeld immer knapper – Anschlussbrüche vorprogrammiert

Die Leute vom ZVSN in Göttingen, in den letzten Jahren für ihre gute und sehr konsequente Arbeit bekannt (dieses Kompliment ist ganz ehrlich gemeint), waren, was die neuen „HarzBus“-Fahrpläne betrifft, ganz offenbar ebenso gutgläubig wie wir. Jedenfalls haben sie die Fahrpläne der Linie 440 neu gestaltet, um die Anschlüsse in Clausthal-Zellerfeld zwischen dieser Linie und der 830 zu optimieren. Das hätte ja auch beinahe geklappt. Zum 27.08.2020, also zum Beginn des neuen Schuljahres, wurden die Pläne der Linien 440 und 460 angepasst. Nur hatte „HarzBus“, das sich selbst als junges Unternehmen vorstellt, obschon die beteiligten Firmen Pülm, Bachstein und Schmidt allesamt ganz alte Hasen im Geschäft sind und die Goslarer Linien im Auftrag von RBB schon gefahren haben, seine Fahrpläne da schon eine Woche lang geändert. Das Resultat ist ausgesprochen unbefriedigend: Statt guter und schlanker Anschlüsse am ZOB in Clausthal-Zellerfeld gibt es nun nur noch solche, bei denen man furchtbar rennen muss. Vermutlich wird die Mehrzahl von ihnen nie klappen, 2 Minuten sind für den ZOB einfach zu wenig – zumal die beteiligten Unternehmen untereinander nicht kommunizieren, um auf umsteigewillige Fahrgäste aufmerksam zu machen.

Es geht auch anders: Der Knoten Braunlage wird immer ausgefeilter

Dynamisch geht es auch auf den „Hahne-Linien“ rund um Bad Sachsa und Walkenried zu. Schon wieder ändern sich die Fahrpläne, hier allerdings bedingt durch die Änderung von Schulzeiten. Der Fahrplan in den Ferien müsste sich nicht ändern. Er tut es aber doch. Der Grund ist ein an sich positiver, denn man versucht, durch Verschiebung der Fahrzeiten ab Braunlage ZOB um wenige Minuten auch „unter der Woche“ ein zweistündliches Angebot zwischen Wernigerode und dem Südharz zu gestalten. Da die Busse in Bad Sachsa nun entsprechend später ankommen, verschiebt sich auch die Gegenfahrt nach Braunlage um wenige Minuten, was aber in diesem Fall nichts ausmacht. Es könnte klappen – aber auch hier beträgt die Übergangszeit von der Ankunft des Busses aus Wernigerode bis zur Weiterfahrt des Busses nach Bad Sachsa nur 2 Minuten. Allerdings ist der Braunläger Busbahnhof um einiges kleiner als der in Clausthal-Zellerfeld, und diesen einen Anschluss kann man den Fahrern vermutlich auch plausibel erklären. Wenn es gelingt, ist das für Touristen hüben wie drüben natürlich eine feine Sache. Aber wir müssen es erst einmal abwarten. Einige kleinere Veränderungen wirken sich in Sachen Merkbarkeit überdies positiv aus – es geht an Schultagen nicht mehr um 16.24 ab Busbahnhof nach Walkenried, sondern wie in den Ferien auch um 16.06 Uhr, womit der nachmittägliche Stundentakt komplettiert und um weitere Anschlüsse aus Bad Harzburg und St. Andreasberg komplettiert wird.

Da die KVG in diesen Zeiten geradezu ein Ausbund an Stabilität ist und den Fahrplan der Linie 820 jahrein, jahraus unverändert fährt (ja, auch das gibt es noch), bleibt der Knoten Braunlage ansonsten unangetastet. Dennoch muss der Fahrgast sich auch hier nach wenig mehr als einem Jahr an gewisse Änderungen gewöhnen. Irgendwann sollte da auch mal Ruhe einkehren.

Harz-Kursbuch: Geänderte Seiten zum Ausdrucken

Und was machen wir, die wir eisern daran festhalten, ein Druckwerk zum Harzer ÖPNV aufzulegen? Bei der Änderungsgeschwindigkeit können wir das ja fast nur noch „on demand“ machen. Kaum ist die neue Ausgabe da, fängt schon wieder ein Aufgabenträger mit Änderungen an. Gemeinsamer Änderungstermin? Das war einmal. Also wird es die nächste gedruckte Ausgabe im Dezember 2020 geben, wenn die Schiene wechselt. Da wird in diesem Jahr eine ganze Menge geboten, Stundentakt und verlängerte Betriebszeiten auf der Westharzstrecke, leichte Verschiebungen beim Metronom, eine zehnmonatige Baustelle in Halle mit kompletter Streckenunterbrechung und so weiter. Außerdem wechseln dann erfahrungsgemäß wieder zahlreiche Buslinien im Ostharz.

Bis dahin dokumentieren wir die eingetretenen Änderungen und bieten Ihnen die – doch wenigen – Seiten mit den geänderten Busfahrplänen der 830 und 840 (C.1), der 832 (C.2), der 470 und 472 (C.20), der 440 (C.23) und der 460 (C.24) zum Selbstdrucken an. Auf die Änderung der „Harzquerverbindungen“ verzichten wir des Aufwands wegen. In ihrer Struktur bleiben sie ja erhalten.

Ergänzung für Online und Print-Ausgabe
Stand 23.08.2020

Harzkursbuch_Sommer 2020_C.1_und_C.2_20200823.pdf
Harzkursbuch_Sommer 2020_C.20_20200823.pdf
Harzkursbuch_Sommer 2020_C.23_und_C.24_20200823.pdf

Um Ihnen die Bandbreite der Anschlüsse in Clausthal-Zellerfeld und Braunlage zu zeigen, haben wir bei der Linie C.20 die Anschlüsse nach/von Bad Harzburg und Wernigerode und bei den Linien C.23 und C.24 die nach/von Goslar mit aufgelistet. Da wir davon ausgehen, dass man bei der Linie C.23 am Clausthal-Zellerfelder ZOB des Öfteren vom Bus nach Goslar oder von dem nach Osterode nur noch das Rücklicht sehen wird, sind die nächstfolgenden Fahrten bzw. die vorher ankommenden Fahrten mit angegeben. Montag bis Freitag gibt es da wenig Probleme. In Richtung Goslar fährt der schnelle Kurs dorthin schon zur Minute .24 ab, was sehr knapp ist. Ihm folgt aber zur Minute .46 bereits der nächste Bus, der allerdings die Ehrenrunde über Hahnenklee dreht und folglich etwas länger unterwegs ist. Dafür sieht man mehr vom Harz, Bockswiese sogar gleich zwei Mal. In der Gegenrichtung trifft der schnelle Bus aus Goslar zur Minute .48 ein, was bis zur Abfahrt zur Minute .50 ganze zwei Minuten Zeit lässt. Man kann aber die frühere Fahrt über Hahnenklee nehmen, die schon zur Minute .41 am Clausthaler ZOB eintrifft und 9 Minuten Zeit zum Umsteigen lässt. Am Wochenende ist die Auswahl freilich geringer, aber dafür sind die Übergangszeiten ein klein wenig besser und der Verkehr insgesamt entspannter.

Die weitere Entwicklung besonders im Knoten Clausthal-Zellerfeld und am Umsteigepunkt St. Andreasberg Am Glockenberg bleibt abzuwarten. Besonders letzterer ist kitzlig, da es nach Herzberg ja nur alle 2 Stunden weitergeht. Den RBB-Fahrern müsste also eingeprägt werden: Ihr dürft erst losfahren, wenn der Kleinbus aus Altenau da ist. Umgekehrt muss der Fahrer des Kleinbusses dort auf die Ankunft der RBB aus Richtung Bad Lauterberg warten, die allerdings im Regelfall sehr pünktlich verkehrt. Wir werden hier die Szene genau beobachten.

Reisen Sie gut!

Michael Reinboth

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