News vom 01.05.19 bis 31.05.19

1. Nordhausen/Erfurt: Frühzug ohne Zusteigemöglichkeit - Ministerium für Infrastruktur übernimmt frei erfundene Fahrgastzählungen der NVS - Initiative fordert sofortige Zusteigemöglichkeit (Stand: 05.05.2019)
2. Harz / Deutschland Fahrplanhefte: +++ A
ktualisierung des SIMPLEX-Fernbusfahrplans mit Fernbussen durch den Harz von SIMPLEX Mobility (Stand: 05.05.2019)
3. Pressemitteilung des ZVSN: Mehr Busse und HATIX im Südharz „Harz-nah-dran“ - Mit dem ÖPNV den Harz entdecken
(Stand: 05.05.2019)
4. Kreistagssitzung am 23.05.2019 in Göttingen: Antrag auf Schaffung einer Schienendirektverbindung zwischen Osterode und Göttingen - Stellungnahme der Initiative (Stand: 19.05.2019)
5. Göttingen: Bauarbeiten auf der Schnellfahrstrecke ziehen Anpassungen im Nahverkehr nach sich – östlicher Kreisteil wird einmal mehr benachteiligt (Stand: 23.05.2019)
6. Jubiläum „150 Jahre Südharzstrecke“: Vorbereitungen für Bahnhofsfest in Herzberg sind angelaufen
(Stand: 24.05.2019)
7. Beschluss des Kreistages schwächt Südharzer ÖPNV-Angebot nachhaltig - Infrastruktur gibt nicht mehr her - Initiative zeigt Sachzwänge auf (Stand: 26.05.2019)
 

1. Nordhausen/Erfurt: Frühzug ohne Zusteigemöglichkeit - Ministerium für Infrastruktur übernimmt frei erfundene Fahrgastzählungen der NVS - Initiative fordert sofortige Zusteigemöglichkeit (Stand: 05.05.2019)

Fehlende Zusteigemöglichkeit in den ersten Zug zwischen Nordhausen - Ellrich - Walkenried
Die fehlende Zusteigemöglichkeit in den ersten Zug von Nordhausen nach Göttingen auf dem Gebiet des Freistaates Thüringen soll nach einem Schreiben des Thüringer Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft auch im Fahrplanjahr 2020 Bestand haben.

Den Fahrgastzählungen -bei einem noch nie von montags bis freitags gefahrenen Zug- der NVS Thüringen schließt sich das Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft ungeprüft an. So heißt es von dort, dass der Freistaat Thüringen diese Verbindung geprüft und sich mit Blick auf die geringen Fahrgastzahlen gegen eine Bestellung entschieden habe. Die Mehraufwendungen stünden in diesem Fall in keinem vertretbaren Verhältnis zu den durchschnittlich nur 1 bis 4 Fahrgästen.

Nach Informationen der NVS entstünden Mehrkosten zwischen der Leerfahrt und der regulären Zugfahrt von > 3.000 € pro Jahr. Das sind nach Berechnungen der Initiative bei 51 Wochen und fünf Fahrten pro Woche 255 Verkehrstage mit ca. 12€ pro Tag. Selbst bei den angegebene 3 Fahrgästen ab Nordhausen würde sich der Zug also rechnen, da diese keineswegs weniger als 4€ pro Fahrt bezahlen. Sollten sich, wie zu erwarten, einige Kunden mehr einfinden, übersteigen die Mehreinnahmen bereits die Mehrkosten.
Ebenso ist es wahrscheinlich, dass einige Reisende auch wieder zurückfahren würden und dadurch insgesamt neue Kunden gewonnen werden könnten. Es ist also auch in diesem Punkt vollkommen unklar, wieso der Zug nicht bestellt werden soll.

Darüber hinaus haben sich die NVS Thüringen und das Ministerium nie mit der Frage auseinandergesetzt, dass zumindest der Halt in Ellrich bestellt wird.
In Ellrich werden die beiden Triebwagen aktuell getrennt. Der Vordere fährt nach Göttingen weiter, der Hintere fährt nach Nordhausen zurück.

"Die sofortige Zusteigemöglichkeit auf Thüringer Seite muss geschaffen werden" fordert der Sprecher der Initiative Burkhard Breme und ergänzt, dass durch die Verantwortlichen im Ministerium von Birgit Keller (Die Linke) längst vergessene Grenzen wieder in das Gedächtnis gebracht werden.

Azubi-Ticket gilt nicht zwischen Nordhausen und Ellrich oder doch...?
Auch beim Azubi-Ticket Thüringen ist das Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft lasch unterwegs.
Es ist unklar auf welchen Strecken das Ticket gilt. Die Südharzstrecke ist nicht eingezeichnet (siehe Screenshot und
https://www.bahn.de/p/view/mdb/bahnintern/angebotsberatung/regio/azubiticket_thringen/mdb_277999_azubiticket_folder.pdf.), obwohl das Azubi-Ticket hier gelten müsste.
Richtig ist hingegen, dass das Ticket nicht bei der HSB gilt und folgerichtig nicht als Bahnlinie eingezeichnet ist. Warum bei der HSB eine Ausnahme gemacht wird ist nicht klar.

Das Ticket muss nach Ansicht der Initiative auch bei der HSB gelten.

Die Unklarheiten gehen auch bei der Karte vom Liniennetzplan der NVS weiter: Hier fehlt die RB 81 Nordhausen - Bodenfelde (siehe Screenshot Liniennetzplan Thüringen).


Screenshot der Linien auf denen das Azubi-Ticket gültig ist und Liniennetzplan

Was ist also los bei der NVS?
In den vergangenen 20 Jahren hat die NVS -aus Sicht der Initiative- sehr gute Arbeit geleistet, jedoch soll in der jetzigen Legislaturperiode des Thüringer Landtags die NVS komplett in das Landesamt für Bau und Verkehr im Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft
integriert werden. Vor diesem Schritt hat schon ProBahn nach Bekanntwerden der Pläne im Jahr 2017 gewarnt. Das Thüringer Finanzministerium spricht in ihrem Medienbericht von "schlanken leistungsfähigen und zukunftsfesten Verwaltungsstrukturen".

Der Sprecher der Initiative Burkhard Breme fasst die Vorgänge so zusammen: "Die Verantwortlichen der NVS und im Ministerium haben aufgrund der Umwandlung zu einer Behörde sehr viel mit sich selbst zu tun. 20 Jahre gute Erfahrung der NVS gehen für nichts und wieder nichts den Bach runter. Auf der Strecke bleiben die Kunden, die nicht in die vorbeifahrenden Züge einsteigen dürfen!".
Burkhard Breme 

2. Harz / Deutschland Fahrplanhefte: +++ Aktualisierung des SIMPLEX-Fernbusfahrplans mit Fernbussen durch den Harz von SIMPLEX Mobility (Stand: 05.05.2019)

3. Pressemitteilung des ZVSN: Mehr Busse und HATIX im Südharz „Harz-nah-dran“ - Mit dem ÖPNV den Harz entdecken (Stand: 05.05.2019)

Die Marketingkampagne des Zweckverband Verkehrsverbund Süd-Niedersachsen (ZVSN) für das verbesserte Linien-Busangebot im Südharz ist jetzt auch im Bereich Osterode/Bad Grund nicht mehr zu übersehen.

Wer in der Natur unterwegs ist oder zur Arbeit pendelt, trifft auf Großflächenplakate mit Motiven zur umweltfreundlichen Anreise mit dem Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Der ZVSN möchte unter dem Thema „Harz-nah-dran“ für mehr Fahrten im Linienbus werben und so einen Beitrag zur Reduzierung des Individualverkehrs leisten.

Personen, die im Internet unterwegs sind, entdecken zudem freundliche Bannerwerbung auf dem Portal ihrer Heimatzeitung. Ein Radiospot informiert über die Vorteile des ÖPNV für Familien. Plakatwerbung und Wandervorschläge werden in öffentlichen Einrichtungen und bei den touristischen Partnern vorgehalten. Eine Verteilung der Fahrpläne an die Haushalte in Bad Grund, Osterode und Clausthal-Zellerfeld komplettiert die Kampagne.

Unter Beteiligung von Vertreterinnen und Vertretern aus Verwaltung, Politik, Verkehrsunternehmen und Verbänden hat der ZVSN am 3. Mai in Bad Grund als besonderen Hingucker einen der Kampagne angepassten Linienbus der Verkehrsgesellschaft Südniedersachsen mbH vorgestellt, der insbesondere in den Bereichen Bad Grund, Osterode und Clausthal-Zellerfeld unterwegs ist.

„Unser Beitrag zum Klimaschutz ist eine umweltfreundliche Mobilität, mit der wir auch jene Bürger*innen sensibilisieren möchten, die derzeit noch nicht zu unseren Kunden zählen. Mit der Website www.harz-nah-dran.de zeigen wir, dass der Linienverkehr in der Region bereits deutlich aufgewertet wurde. Nun geht es darum, dass die von vielen Menschen eingeforderten zusätzlichen Fahrten auch genutzt werden“, so Michael Frömming, ZVSN-Verbandsgeschäftsführer.

Neben den Pendler*innen zählen Gäste der Region zur Zielgruppe der ZVSN-Marketingkampagne. Für den ZVSN spielen die touristischen Verkehre insbesondere auch mit Blick auf die derzeit geführte Diskussion zur Einführung von HATIX in den Kommunen entlang der Buslinien eine wichtige Rolle. „Der ZVSN wird – sofern die Vertragsverhandlungen zwischen der HARZ AG und den Kommunen im Landkreis Göttingen abgeschlossen sind – für das Jahr 2020 eine einmalige Übernahme der HATIX-Gebühren übernehmen. Für den Bereich des Südharzes ist HATIX eine sehr positive Entwicklung, um den Tourismus in unserer Region weiter nach vorne zu bringen“, so Christel Wemheuer, Erste Kreisrätin und Vorsitzende der ZVSN-Verbandsversammlung.

„Wir machen nicht Halt am Südharz mit unseren Bemühungen für eine klimafreundliche Mobilität. Auch in anderen Bereichen der Landkreise Göttingen und Northeim informieren Kampagnen über unsere neuen Angebote“, so ZVSN-Geschäftsführer Frömming.

Die ZVSN-Marketingkampagne im Südharz flankiert die Öffentlichkeitsarbeit der Deutschen Bahn AG, dem Nationalpark Harz und verschiedener Umweltverbände, die seit vielen Jahren unter dem Motto „Fahrtziel Natur“ den Harz bundesweit als Reiseziel zum „Urlaub ohne Auto“ bewirbt.

Weitere Informationen zu den zusätzlichen Fahrten-Angeboten im ZVSN-Gebiet entnehmen Sie bitte auch unseren Pressemeldungen auf www.zvsn.de.

Mit freundlichen Grüßen i.A.
Ute Reuter-Tonn Marketing Zweckverband Verkehrsverbund Süd-Niedersachsen (ZVSN) Neu: Jutta-Limbach-Str. 3 37073 Göttingen
Tel.: 0551 / 389 48 - 12 Fax: 0551 / 389 48 - 32
E-Mail: zvsn@zvsn.de oder ute.reuter-tonn@zvsn.de
Internet: www.zvsn.de und www.harz-nah-dran.de

4. Kreistagssitzung am 23.05.2019 in Göttingen: Antrag auf Schaffung einer Schienendirektverbindung zwischen Osterode und Göttingen - Stellungnahme der Initiative (Stand: 19.05.2019)

Am 23.05.2019 soll folgender Antrag der Gruppe SPD/GRÜNE/FWLG vom 11.03.2019 beschlossen werden "Schaffung einer Direktverbindung auf der Schiene zwischen dem Oberzentrum Göttingen und der Stadt Osterode am Harz"
Antrag: https://sessionnet.krz.de/kreis_goettingen/bi/si0057.asp?__ksinr=6446

Stellungnahme der Initiative:
Die Forderung nach direkten Zügen Osterode - Göttingen führt zum Abhängen anderer Regionen
Natürlich kann man direkte Züge aus der ex-Kreisstadt in die neue Kreisstadt fordern. Man muss sich nur über die Konsequenzen im Klaren sein, und das bitte möglichst vor dem Beschluss.
Eine umgehende oder möglichst rasche Umsetzung der Forderung ist nur im Rahmen der vorhandenen Infrastruktur möglich. Das führt zu Verschlechterungen im Angebot.

Festzustellen ist hierzu:
1. Die Züge aus Osterode nach Göttingen müssen in Herzberg "Kopf machen" (in Österreich sagt man dazu "stürzen"), also die Fahrtrichtung wechseln. Zeitaufwand 3-4 Minuten, also exakt die Zeit, die bisher für das Umsteigen zur Verfügung steht. Ein Fahrzeitgewinn ist nicht möglich, allenfalls etwas mehr Bequemlichkeit und die Gewissheit, auf alle Fälle nach Göttingen zu kommen, weil man keinen Anschlusszug braucht. Den brauchen dafür dann andere: Nordhausen, Ellrich, Walkenried, Bad Sachsa... Auch in der Gegenrichtung muss die Fahrtrichtung gewechselt werden.

2. Gegenwärtig fährt nur jeder zweite Zug aus dem Südharz nach Göttingen durch, ebenso umgekehrt. Dies liegt an der LNVG-seitigen Bevorzugung der Relation Bad Harzburg - Göttingen, die beim Wegfall der IC-Halte in Northeim eingerichtet wurde und nun dafür sorgt, dass man bei jedem zweiten Zug in Northeim umsteigen muss. Insoweit stehen für die Relation Osterode - Göttingen und zurück Züge nur alle 2 Stunden zur Verfügung.

3. Dies sind jedoch die derzeit von Nordhausen nach Göttingen und zurück verkehrenden Züge. Sie müssten den durchgehenden Zügen von/nach Osterode geopfert werden. Wie beim "Highlander": Es kann nur einen geben.

4. Da der Zug aus Richtung Nordhausen aktuell um .24 in Herzberg ankommt und um .26 nach Göttingen weiterfährt, muss der Osteroder Zug auch um .26 abfahren, um Anschlüsse in Göttingen nicht zu gefährden. Für den Übergang aus Nordhausen stehen somit nur 2 Minuten zur Verfügung - zu wenig, da ja noch die Unterführung genutzt werden muss. Ergo müsste entweder der Nordhäuser Zug vorverlegt werden, was wegen der Kreuzung in Ellrich nicht geht, oder aber der Göttinger Zug später abfahren, was wiederum wegen der Anschlüsse und Streckenbelegung ab Northeim nicht geht. Außerdem würde die eine Unsicherheit (klappt es von Osterode mit Umstieg nach Göttingen) durch die andere (klappt es aus Nordhausen mit Umstieg nach Göttingen) ersetzt, und dies für den deutlich größeren Personenkreis.

5. In der Gegenrichtung ist es noch knapper. Ohne Eingriffe in das Fahrplangefüge ist das alles also nicht machbar. Fahrzeiten verlängern sich.

6. Zusatzzüge Osterode - Göttingen wären zwar ganz nett, sind aber wegen der Infrastruktur Osterode - Seesen gar nicht durchführbar. Hier geht nur ein Stundentakt. Osterode ist kein "Bahnhof", sondern nur eine Haltestelle. Die Züge müssen also bis/ab Gittelde verkehren, was aber gar nicht geht.

Fazit:
In der bestehenden Infrastruktur ist die Einrichtung durchgehender Osteroder Züge nur möglich, indem die durchgehenden Nordhäuser Züge abgehängt werden. Das ist absolut nicht hinnehmbar.

Es geht schon, aber dafür muss erheblich investiert werden

Man kann das Problem lösen, indem man in Herzberg kuppelt und flügelt, d.h. der von Göttingen kommende Zug wird in Herzberg in einen Zugteil nach Nordhausen (sofortige Weiterfahrt) und einen Zugteil nach Osterode geteilt. Umgekehrt wird der von Nordhausen kommende Zug an den bereits aus Osterode angekommenden Zug angehängt, die Züge fahren gemeinsam nach Göttingen.

Das setzt voraus, dass

a) in Herzberg der Bahnhof entsprechend umgebaut wird (Zwischensignale, ggf. Ein- und Ausfahrt Osterode auch über Gleis 2) und
b) das Umlaufproblem gelöst wird, denn wenn der Osteroder Zug gen Göttingen entschwindet, muss ja ein anderer nach Braunschweig fahren.

Beim aktuellen 2-Stunden-Takt treffen sich in Herzberg aber nun gerade die "unpaarigen" Züge, d.h. ein bloßes "Tauschen" der "Einheiten" geht nicht, weil immer dann, wenn ein Zug nach Göttingen fährt, der jeweilige Gegenzug von Bodenfelde kommt, ergo keinen Zugteil von Göttingen hat, der nach Osterode weiterfahren kann. Es müsste also immer eine Einheit in Herzberg den Takt überspringen - sehr teuer und personell kaum darstellbar.
So was funktioniert, siehe Ottbergen, nur beim Stundentakt.

Auch dies liegt mithin in ferner Zukunft. Naheliegender, aber nicht gefordert wären folgende Dinge:

1. Endlich Einführung des Stundentakts Herzberg - Seesen auch am Wochenende - schon das würde die Anbindung von Osterode spürbar verbessern (Sonntag aktuell immer 2 x Umsteigen erforderlich!)
2. Verstärkung der Buslinie Osterode - Dorste - Berka - Katlenburg Bahnhof und zurück Mo-Fr im Berufsverkehr, denn das würde für Osteroder Pendler im Gegensatz zum Umweg über Herzberg tatsächlich bis zu 10 Minuten Fahrzeitgewinn bedeuten.
Michael Reinboth

5. Göttingen: Bauarbeiten auf der Schnellfahrstrecke ziehen Anpassungen im Nahverkehr nach sich – östlicher Kreisteil wird einmal mehr benachteiligt (Stand: 23.05.2019)
„Wir können nur hoffen, dass nach diesen sechs Monaten die Einschränkungen im Nahverkehr in unserer Region erst einmal für viele Jahre überstanden sind. Denn nach drei Monaten im Jahr 2018 trifft es die Reisenden in Südniedersachsen nun doppelt so lange, weil wiederum dem Fernverkehr Priorität eingeräumt und der Nahverkehr von der Schiene verdrängt wird.“ Michael Reinboth von der Initiative „Höchste Eisenbahn für den Südharz“ blickt mit etwas Sorge auf die Zeit vom 11.6. bis zum 14.12., auch wenn er zumindest der LNVG und DB Regio bescheinigt, dass sie viel getan haben, um die Situation vor allem für Pendler einigermaßen erträglich zu gestalten. Aber das Maß der Benachteiligungen sei nun voll.

Da die Neubaustrecke nach 30 Jahren grundlegend überholt werden muss („Schnellverkehr hat eben seinen Preis – der Verschleiß an Gleisen und Oberbau ist wesentlich intensiver“), wird der Fernverkehr für 6 Monate in das Leinetal verlegt, wo er vor Inbetriebnahme der Neubaustrecke auch schon lief – übrigens ohne Benachteiligung des damaligen Nahverkehrs. Obwohl auch bei den ICE und IC kräftig ausgedünnt wird und ganze Linien entfallen oder nur verkürzt fahren, muss der Nahverkehr abermals weichen. Die Notwendigkeit der Streichungen wird von „Höchste Eisenbahn“ stark angezweifelt, doch die Fahrplaner von DB Netz wollen augenscheinlich jedes Risiko für den ohnedies schon unpünktlichen Fernverkehr ausschließen.

Durchgehender Zugverkehr nach Göttingen bleibt erhalten – Umsteigeverbindungen verlängern sich

Der Südharz kommt, dies gilt es festzuhalten, mit einem blauen Auge davon. Alle heute durchgehend zwischen Nordhausen, Walkenried und Herzberg und Göttingen verkehrenden Züge bleiben in beiden Richtungen unverändert erhalten. Das gilt auch für die Zusatzzüge im Berufsverkehr. Bezogen auf Herzberg geht es also wie bisher um 5.26 (Mo-Fr), 6.26 (Mo-Sa), 6.50 (Mo-Fr) und 7.26 (täglich) und danach täglich alle 2 Stunden direkt bis nach Göttingen. Ab Göttingen fahren mit den üblichen Einschränkungen am Wochenende um 5.49, 6.49, 7.49, 9.49 und weiter alle 2 Stunden durchgehende Züge nach Nordhausen, die letzten um 21.49 (Freitag und Samstag bis Nordhausen, sonst nur bis Herzberg) und 22.49 (nur bis Herzberg).

Bei den Zügen der RB82, die nach Bodenfelde fahren bzw. von dort kommen, entfällt in Northeim der gewohnte Umstieg in die RB82 von Bad Harzburg bzw. umgekehrt, da diese Linie während der Bauarbeiten zwischen Kreiensen und Göttingen nicht fährt. Stattdessen verkehrt zwischen Northeim und Göttingen und zurück jeweils ein Bus. Da dieser 18 Minuten länger braucht als der Zug und überdies die Umsteigezeit in Northeim etwas länger ist, verlängert sich die Reisezeit nach und von Göttingen um eine knappe halbe Stunde, d.h. die Busse kommen dort 26 Minuten später an als die Züge (9.35 statt 9.09, 11.35 statt 11.09 und so weiter) und fahren entsprechend auch 27 Minuten eher in Göttingen ab (8.21 statt 8.48, 10.21 statt 10.48 und so weiter).
Im letzten Jahr lief dieser Verkehr sehr stabil, das Umsteigen in Northeim bereitete bei je 10 Minuten Übergangszeit keine Probleme und es wurden ausschließlich Niederflurbusse eingesetzt. Freilich: Fahrräder, Kinderwagen, Rollstühle – diesen Kunden muss man wohl doch eher die Nutzung der verbleibenden durchgehenden Züge empfehlen. Und die Daumen drücken, dass die Aufzüge in Northeim nicht ausgerechnet während der kommenden 6 Monate schlapp machen, denn die Busse fahren logischerweise am unten liegenden Busbahnhof ab. In Göttingen verkehren sie vom Bussteig H vor dem Empfangsgebäude.

Und es gibt eine hässliche Ausnahme, die wohl eher dazu dient, die Kunden zu verwirren: Da es an Freitagen ausnahmsweise einen Zug ab Göttingen um 12.25 nach Einbeck gibt, entfällt der an den anderen Tagen um 12.21 dort nach Northeim abfahrende Bus – an diesem einen Wochentag soll man dann den um 4 Minuten später abfahrenden Zug nehmen… Im Interesse der Fahrplanklarheit hätte man sich diese „Verfeinerung“ auf dem Rücken der Kundschaft eigentlich ersparen können.

Zusatzzüge für Pendler – aber ohne den Ostkreis

Um das Leben für Pendler, aber auch andere Fahrgäste etwas zu erleichtern, richtet DB Regio in Abstimmung mit der LNVG einige werktägliche Zusatzzüge ein. Diese haben in Northeim schlanke Anschlüsse an die „Metronome“ und bieten damit durchaus schnelle Fahrzeiten – aber wie leider inzwischen schon üblich wird der Ostkreis mit Bad Lauterberg, Bad Sachsa und Walkenried ausgeklammert, Thüringen sowieso.
Aber davon abgesehen, verkehren ab 11. Juni zusätzlich:

Das ergibt somit für Pendler folgende Rückfahrmöglichkeiten ab Göttingen:

Mo bis Do 13.49 (direkt bis Nordhausen), 14.21 (Bus bis Northeim, Zug bis Nordhausen), 15.07 (Metronom bis Northeim, Zug bis Herzberg), 15.49 (direkt bis Nordhausen), 16.21 (Bus bis Northeim, Zug bis Nordhausen), 17.22 (direkt bis Herzberg), 17.49 (direkt bis Nordhausen), 18.21 (Bus bis Northeim, Zug bis Nordhausen)

Freitag 13.07 (Metronom bis Northeim, Zug bis Herzberg), 13.49 (direkt bis Nordhausen), 14.21 (Bus bis Northeim, Zug bis Nordhausen), 15.20 (direkt bis Herzberg), 15.49 (direkt bis Nordhausen), 16.21 (Bus bis Northeim, Zug bis Nordhausen), 17.07 (Metronom bis Northeim, Zug bis Herzberg), 17.49 (direkt bis Nordhausen), 18.21 (Bus bis Northeim, Zug bis Nordhausen)

Bad Lauterberg bis Walkenried: Fahrgäste zweiter Klasse? Es passt ins Bild

Den Belangen vieler, aber eben nicht aller Pendler und anderer Kunden wird hiermit Rechnung getragen. „Der Kreis Göttingen reicht unseres Wissens nach bis Walkenried und endet nicht in Herzberg. Insoweit ist es vollkommen unverständlich, dass die Zusatzangebote auf den Abschnitt Northeim – Herzberg beschränkt bleiben und Kreisbewohner aus den Kommunen östlich von Herzberg leer ausgehen“ meint Reinboth. Beispiel für Mo bis Do: Ohne Bauarbeiten kann man um 14.48 mit der RB82 bis Northeim und von dort weiter nach Nordhausen fahren. Während der Bauphase müssen Fahrgäste mit Zielen östlich von Herzberg bereits um 14.21 Uhr mit einem Bus bis Northeim fahren, setzen also besagte 27 Minuten Fahrzeit zu, während Reisende bis Herzberg entweder um 14.21 mit dem Bus oder aber – ohne wesentlichen Zeitverzug – um 15.07 mit dem „Metronom“ und ab Northeim weiter mit dem Zug fahren können. „Die Benachteiligung des Landstrichs zwischen Herzberg und Walkenried ist in keiner Weise nachzuvollziehen – aber selbst die Mehrheitsfraktion des Kreistages ist ja offenbar der Meinung, dass man diese Ecke vernachlässigen kann“ meint Reinboth und spielt dabei auf den Vorschlag an, direkte Züge Osterode – Göttingen einzurichten, was bekanntlich nur dann geht, wenn man die Züge nach und von Nordhausen abhängt.

Südharz – Hannover über Northeim weitgehend unverändert, über Seesen nicht mehr möglich

Da die Linie RE2 („Metronom“) zwischen Göttingen und Hannover weitgehend unverändert fährt, bleiben auch die – nicht sonderlich guten, aber stabilen – Anschlüsse aus dem Südharz nach Hannover und zurück nahezu unverändert. Allerdings ist zu beachten, dass die „Metronome“ ab Hannover Hbf alle 2 Stunden früher abfahren und in Hannover Messe/Latzen einen Überholungsaufenthalt abstehen. Und Achtung: Der 7-Uhr-IC ab Northeim durch das Leinetal nach Hannover fällt aus! Gar keine Anschlüsse gibt es für 6 Monate in Seesen, wo man bis dato mit einem weiteren Umstieg in Kreiensen alle 2 Stunden ganz gut nach Hannover reisen konnte. Die RB82 wird auf einen Stundentakt getrimmt, der auf die Züge von und nach Osterode keine Rücksicht nimmt. Also bleiben bis Dezember nur die Reisewege über Northeim und Braunschweig.

Fazit der Initiative: Man hat sich seitens LNVG und Bahn durchaus Mühe gegeben, die Schäden der sechsmonatigen Bauphase in Grenzen zu halten. Aber man ist eben, siehe in Herzberg endende und beginnende Züge, wieder einmal auf halbem Wege steckengeblieben. Schade eigentlich!
Michael Reinboth

6. Jubiläum „150 Jahre Südharzstrecke“: Vorbereitungen für Bahnhofsfest in Herzberg sind angelaufen (Stand: 24.05.2019)
Am 1. August 2019 wird die „Südharzstrecke“ Northeim – Nordhausen 150 Jahre alt, denn ab diesem Datum konnte die Gesamtstrecke erstmals vollständig befahren werden. Das Jubiläum dieser für den Südharz immer noch wichtigen – und in Zukunft vermutlich noch viel wichtigeren – Einrichtung soll am Sonntag, den 11. August, mit einem Bahnhofsfest auf dem Bahnhof in Herzberg gefeiert werden. Veranstalter des Jubiläumsfestes ist die DB Regio Braunschweig, die aktuell den Betrieb auf der Süd- und Westharzstrecke durchführt. Die Stadt Herzberg unterstützt die Veranstaltung, die örtliche Koordination hat Michael Reinboth von „Höchste Eisenbahn für den Südharz“ übernommen.

Am 11.8. wird es die Taufe eines modernen Triebwagens der Baureihe VT648 auf den Namen „Bad Lauterberg im Harz“ geben. Der Täufling wird anschließend eine kleine Ausfahrt machen und hierbei natürlich auch den Haltepunkt Bad Lauterberg im Harz-Barbis ansteuern. Vorgesehen ist ferner eine Sonderfahrt mit einem historischen Fahrzeug oder Zug (es könnte ein Schienenbus werden, aber das ist noch nicht ganz sicher) über die Gesamtstrecke mit entsprechendem Aufenthalt in Herzberg. Auf dem Hausbahnsteig wird es eine Reihe von Infoständen geben, aber auch ein „Flohmarkt“ für den Verkauf alter Fahrpläne und eine Präsentation der Herzberger Esperanto-Freunde sind geplant. Bücher zum Streckenjubiläum wird es ebenfalls geben. Die „Südharzer Eisenbahnfreunde“ aus Walkenried werden sich beteiligen, und für die musikalische Umrahmung sorgen zwei Herzberger Musikgruppen.

Auch die legendäre V200 war einige Jahre lang im Südharz unterwegs (Foto Sammlung Claus Eggert)

Für das leibliche Wohl wird ebenfalls gesorgt, und für die Kinder soll sich auf dem Vorplatz ein Karussell drehen. Das alles soll zwischen 10 und 16 Uhr stattfinden, wobei der genaue Ablauf nebst Fahrplänen noch abgestimmt wird. „Pastor Schmidt aus Scharzfeld hat eine Andacht aus Anlass des Jubiläums vorgeschlagen, vielleicht rollend, das wäre natürlich sehr schön. Schön wäre es auch, wenn wir mit Hilfe der Sammler eine kleine Bilderausstellung mit historischen Aufnahmen von der Südharzstrecke zustande bekommen – und wenn alle die, welche auf Keller und Dachboden alte Fahrpläne und andere Unterlagen von der Südharzstrecke gesammelt haben und nun nicht recht wissen wohin damit, ihre Schätze beim Bahnhofsfest anbieten würden.“ Der Erlös wird einem guten Zweck zugeführt werden. Michael Reinboth hat noch etwas Platz und nimmt diesbezügliche Anregungen gern entgegen. „Der Bahnhof Herzberg hat als einer der wenigen noch ein vernünftiges Vordach, eine große Unterführung und im schlimmsten Regenfall auch noch den großen Aufenthaltsraum der Deutschen Bahn, so dass im Zweifel auch nichts nass werden wird.

„Die Südharzstrecke hat in 150 Jahren viel erlebt. Diese Vielfalt soll sich auch am 11.8. widerspiegeln. Wir möchten ein Bahnhofsfest gestalten, welches den 150 Jahren gerecht wird, welches aber auch auf das heutige Angebot und die heutige Bedeutung der Eisenbahn für den Südharz eingeht.“ Michael Fischer von DB Regio und Michael Reinboth von „Höchste Eisenbahn“ sind überzeugt davon, dass das auch klappen wird.
Michael Reinboth

7. Beschluss des Kreistages schwächt Südharzer ÖPNV-Angebot nachhaltig - Infrastruktur gibt nicht mehr her - Initiative zeigt Sachzwänge auf (Stand: 26.05.2019)
Parlamentsbeschlüsse und die zugehörige Begleitmusik muss man auf den Prüfstand stellen, denn oft genug zeigen sich die Nachteile erst beim genauen Hinschauen und sollen durch Statements aller Art nur übertüncht werden. So auch beim jüngsten Beschluss des Kreistages zur Einführung direkter Züge von Osterode nach Göttingen, garniert mit mehrfachen Aussagen, dass man damit natürlich die bestehende Verbindung Nordhausen – Göttingen nicht in Frage stellen wolle. Diese Aussagen kann man getrost als das werten, was sie wohl auch sein sollen: Beruhigungspillen ohne jeden Hintergrund.

„Höchste Eisenbahn“ hat im Vorfeld auf die entstehenden Nachteile und die nicht eintretenden Vorteile hingewiesen, ohne Gehör zu finden. Zu sehr war man bei SPD, Grünen und Freien Wählern auf den Effekt der plakativen Forderung durchgehender Züge für die Ex-Kreisstadt aus, als das man sich durch hinderliche Fakten davon hätte abhalten lassen. Wohl ahnend, dass der Beschluss massive Kollateralschäden nach sich ziehen wird, wurden ein paar Sätze zur Beschwichtigung der Bewohner des östlichen Kreisteils hinterhergeschoben – heiße Luft, denn die Tatsachen sprechen eine eindeutige Sprache.

Osterode – Göttingen geht nur mit Abschaffung der Züge Nordhausen – Göttingen
Diese Tatsache ist unumstößlich und ist auch durch noch so schwungvolle Reden von Herrn Rohrdorf nicht aus der Welt zu schaffen. Die Einrichtung direkter Züge zwischen Osterode und Göttingen ist im Rahmen der vorhandenen Infrastruktur und mit den verfügbaren Finanzen nur zu machen, indem man die heutigen, bestens eingeführten und seit der Grenzöffnung 1989 verkehrenden Züge zwischen Nordhausen und Göttingen abschafft. Man hätte dies ohne Probleme im Vorfeld des Beschlusses in Erfahrung bringen können, aber man wollte wohl nicht.

Der Beschluss fordert die „baldmöglichste“ Einführung der Direktverbindung. Von der Nichtabschaffung bestehender Verbindungen steht ja im Beschluss nichts drin, das war nur Gerede drum herum ohne jeden Nährwert. Also: Die Züge sollen im Rahmen der bestehenden Infrastruktur und ohne finanziellen Zusatzaufwand rollen, denn Umbau kostet Zeit, und Umbau und Zusatzzüge kosten viel Geld. Wir müssen mithin unterstellen, dass die Umsetzung im Rahmen der jetzt bestellten Zugkilometer und der jetzt vorhandenen Gleisanlagen erfolgen soll.

Es kann nur einen geben: Die Infrastruktur gibt nicht mehr her
Der Bahnhof Herzberg als stündlicher Taktknoten zur Minute 30 wird zeitgleich von drei Zügen angefahren. Zur Minute 21 trifft die RB aus Osterode auf Gleis 4 ein, zur Minute 24 die RB aus Nordhausen auf Gleis 1, die zur Minute 26, also nach Aufnahme der Reisenden aus Osterode, nach Northeim und – dies aber nur alle 2 Stunden! – nach Göttingen weiterfährt. Zur Minute 29 trifft dann der Zug aus Northeim oder – ebenfalls zweistündlich – Göttingen auf Gleis 2 ein und fährt zur Minute 30 nach Nordhausen weiter. Nach Aufnahme der Fahrgäste von Nordhausen und Northeim/Göttingen fährt zur Minute 34 die RB nach Osterode wieder ab. Das wiederholt sich jede Stunde, wobei in das System noch die Buslinie 450 nach und von Bad Lauterberg eingebunden ist.

An Sonn- und Feiertagen verkehrt die RB (Braunschweig -) Osterode – Herzberg und zurück nur alle 2 Stunden, woraus sich für Osterode ein signifikant schlechtes Angebot in Bezug auf Göttingen ergibt, denn die zweistündlichen Züge treffen in Herzberg immer auf die Züge, welche gerade nicht nach Göttingen fahren oder von dort kommen, sondern nach und von Bodenfelde. An Sonntagen geht es für die Ex-Kreisstädter also nur alle 2 Stunden und überdies immer mit zweimaligem Umstieg. „Höchste Eisenbahn“ fordert seit Jahren, den Stundentakt, der ja zwischen Braunschweig und Seesen besteht, auch auf Seesen – Herzberg auszudehnen, bisher vergeblich. Schon hiermit hätte man eine – in der bestehenden Infrastruktur unproblematische und andere Linien nicht schwächende, sondern eher stärkende! – Verbesserung bewirkt, die man aber im Kreistag noch nie diskutiert hat. Herzberg hat drei Gleise, und die sind zur Minute 30 prinzipiell zeitgleich belegt. Die Einfahrt und Ausfahrt von Zügen von/nach Osterode ist hierbei nur über die Gleise 1 oder 4 möglich. Gleis 2 kann nur von Zügen aus Northeim in Richtung Nordhausen genutzt werden. Ein von Osterode kommender Zug kann, soll er nach Nordhausen weiterfahren, nur Gleis 4 nutzen. Für den nahezu zeitgleich in Richtung Osterode ausfahrenden Zug steht dann nur Gleis 1 zur Verfügung. Gleis 2 kann weder für Ausfahrten nach Osterode noch für Ausfahrten nach Northeim genutzt werden. Eine Beseitigung dieser Einschränkung ist nur durch kostspieligen Umbau des Bahnhofs Herzberg möglich. Es fehlt also hier an der Möglichkeit, die Gleise flexibel zu nutzen.

Dann: Auf der Strecke Herzberg – Seesen ist der Bahnhof Gittelde/Bad Grund die nächste Zugfolgestelle. Osterode Mitte ist nur ein Haltepunkt ohne Signale, was bedeutet, dass dort keine Züge enden oder wenden können. Das können sie nur in Gittelde. Mit den stündlich verkehrenden und sich in Gittelde zur vollen Stunde treffenden Zügen ist die Infrastruktur der Westharzstrecke ausgereizt, d.h. im bestehenden System können Zusatzzüge zwischen Osterode und Herzberg nicht einlegt werden. Das bedeutet: Für das Durchfahren nach Göttingen steht nur der Regelzug zur Verfügung – und der muss zwangsläufig einen anderen Zug verdrängen!

Ergo: Wird der Forderung durchgehender Züge Osterode – Göttingen und zurück entsprochen, bedeutet dies das „Aus“ für die bisherigen durchgehenden Züge Nordhausen – Göttingen. Der größere Reisendenstrom wird in Herzberg zugunsten des kleineren zum Umsteigen gezwungen werden.

Die Alternative „Abschaffung der RB82 aus dem Nordharz“ funktioniert nicht
Das wäre alles nicht so schlimm, wenn, wie noch vor 15 Jahren, praktisch alle Züge aus Nordhausen nach Göttingen durchfahren würden und umgekehrt. Dann könnte man sagen: In der Stunde A fährt der Nordhäuser Zug durch, in der Stunde B der Osteroder Zug und so weiter. Nur: Diesen Stundentakt gibt es eben seit 15 Jahren nicht mehr, denn mit dem Wegfall der regelmäßigen IC-Halte in Northeim und Kreiensen war die LNVG gezwungen, eine neue Regionalbahnlinie 82 zwischen Göttingen, Goslar und Bad Harzburg einzurichten, die alle 2 Stunden verkehrt, und zwar immer dann, wenn die Nordhäuser Linie nicht fährt. Im Klartext: Heute kann man alle 2 Stunden durchfahren, ansonsten muss man in Northeim umsteigen. Die (Wieder-) Einrichtung des Stundentakts Südharz – Göttingen, der alternierende direkte Züge von Nordhausen oder Osterode ermöglichen würde, klappt nur dann, wenn man die heutige RB 82 eliminiert, was auf härtesten Widerstand aus dem Nordharz stoßen dürfte, der sich im Gegensatz zum alten Osteroder Ostkreis nicht den Beschlüssen des Göttinger Kreistages zu beugen hat.

Natürlich könnte man die – heutige – RB81 Nordhausen – Northeim – Bodenfelde in Northeim umbiegen und hinter der RB82 nach Göttingen fahren lassen. Nur: Das ist fahrzeitmäßig wenig attraktiv, führt zu Mehrkilometern, welche die LNVG finanzieren müsste, und hängt Bodenfelde und damit auch Paderborn, Hamm, Dortmund ein weiteres Mal vom Südharz ab. Außerdem läuft der Bahnhof Göttingen dann erst recht über – es ist schlicht kein Platz für zusätzliche Züge mehr da.

Fahrzeitgewinne treten nicht ein – das Gegenteil ist der Fall
Was sollen die direkten Züge außer dem Entfall des Umstiegs eigentlich bringen? Naheliegend wäre ein Fahrzeitgewinn, also eine – möglichst signifikante – Reduzierung der Reisezeit auf der Schiene zwischen Osterode und Göttingen. Die jedoch wird auf keinen Fall eintreten. Es ist eher vom Gegenteil auszugehen.

Die Strecke aus Osterode mündet von Norden kommend in den Bahnhof Herzberg ein. Die Züge nach Göttingen fahren in westlicher Richtung aus. Also muss „Kopf gemacht“ werden, die Triebwagen müssen die Fahrtrichtung wechseln. Hierzu muss der Triebwagenführer seinen Führerstand am einen Ende abrüsten, einiges, darunter das Schlusslicht, umschalten und sich vom korrekten Leuchten des roten Lichts überzeugen, sich dann an das andere Ende des Fahrzeugs begeben, den Führerstand aufrüsten, schauen, ob die Bremse funktioniert… hierfür kann man getrost 3-4 Minuten veranschlagen. Momentan stehen 5 Minuten für das Umsteigen zur Verfügung, d.h. die hierfür wegfallende Zeit geht im Prinzip für das „Kopf machen“ wieder drauf. Für Osterode springt mithin nichts heraus.

Weiter: Der Zug aus Nordhausen trifft aktuell zur Minute 24 in Herzberg ein, um zur Minute 26 weiterzufahren. Unterstellen wir dieselbe Abfahrtsminute für den Zug aus Osterode nach Göttingen, denn es sind Anschlüsse zu wahren, die Gleise sind spätestens ab Northeim dicht belegt, so muss der Zug aus Nordhausen mindestens 2 Minuten eher eintreffen, um den Fahrgästen aus dem Ostkreis das Umsteigen nach Göttingen zu ermöglichen. Die aktuelle Infrastruktur sieht die Begegnung der Züge auf der Südharzstrecke in Ellrich vor. Zwischen Walkenried und Ellrich gibt es nur ein Gleis. Soll der Zug eher in Ellrich abfahren, um rechtzeitig in Herzberg zu sein, muss der Gegenzug aus Herzberg entsprechend früher in Ellrich eintreffen – was er wegen der neuen Sachzwänge in Herzberg nicht kann. Er muss, wenn er von Osterode kommt, in Herzberg zwingend Gleis 4 nutzen, welches in der Ausfahrt langsamer ist als Gleis 2 (von Osterode nach Gleis 2 kann man nicht einfahren, siehe oben). Da setzt er eher Fahrzeit zu. Mithin muss man zur Vermeidung von Anschlussbrüchen in Herzberg die Kreuzung von Ellrich nach Walkenried verlegen, was mindestens in einer Richtung 5 Minuten Zuschlag für das Herumstehen in Walkenried nach sich zieht. Die Verbindung Nordhausen – Göttingen wird also nicht nur wegen des Umsteigens, sondern auch wegen längerer Fahrzeiten unattraktiver. Vom wahrscheinlichen Verlust des Eckanschlusses Südharz – Nordhausen – Kassel einmal ganz abgesehen, der ist in einer Richtung allemal verloren, in der anderen wackelt er. Für die NVS in Thüringen, das Pendant der LNVG, die es ohnehin nicht gut meint mit dem Abschnitt Nordhausen – Ellrich, ein gefundenes Fressen: Wieso sich für eine Strecke einsetzen, die ausweislich des Kreistagsbeschlusses sogar für den Kreistag in Göttingen nachrangig ist? Damit können wir die Hoffnung auf Spät- und Frühzüge endgültig begraben. Die Schaufel hierzu hat der eigene Kreistag bereitgestellt…

Fazit: Setzt man die durchgehenden Züge Osterode – Göttingen durch, muss man die bisherigen durchgehenden Züge Nordhausen – Göttingen abschaffen. Ein Fahrzeitgewinn für die Osteroder Kunden tritt nicht ein, für die Kunden östlich von Herzberg verlängern sich alle Fahrzeiten und es gehen Anschlüsse verloren. Will man das alles nicht, muss man auf die direkten Züge Osterode - Göttingen verzichten. So einfach ist die Situation, und sie hätte mühelos vor dem entsprechenden Kreistagsbeschluss recherchiert werden können.

Es gäbe viel zu tun – aber das will man nicht

Der Wunsch nach einer Verbesserung der Anbindung von Osterode an Göttingen ist durchaus legitim. Illegitim ist es, ihn zulasten Dritter mit aller Gewalt umzusetzen.

Wo liegen aber dann die Alternativen?
Ein Zauberwort heißt „Flügelung“. In diesem Fall käme von Göttingen ein zweiteiliger Zug bis Herzberg, der dort in einen „Flügel“ nach Nordhausen und einen nach Osterode geteilt würde. Umgekehrt würden die Züge aus Osterode und Nordhausen in Herzberg zusammengekuppelt und fahren gemeinsam nach Göttingen weiter. Das würde allerdings nur funktionieren, wenn die Züge zwischen Herzberg und Göttingen stündlich durchfahren würden, da ansonsten immer ein „Flügel“ in Herzberg in der Luft hinge. Außerdem sind hierzu Umbauten des Bahnhofs Herzberg erforderlich, es müssen Zwischensignale an Gleis 1 und an Gleis 4 eingebaut werden. Zudem benötigt vor allem das Kuppeln einige Zeit: Zug A muss eingefahren und zum Stillstand gekommen sein, Zug B muss stoppen und darf sich erst nach Stellen des Signals an Zug A heranpirschen. Während dieses Vorgangs müssen die Türen geschlossen bleiben. Diese Zeit ist im aktuellen, durch andere Sachzwänge geprägten Fahrplan nicht drin. Ferner muss bedacht werden, dass die Züge zwischen Braunschweig und Herzberg derzeit wegen des höheren Bedarfs nördlich von Salzgitter-Ringelheim vielfach mit Zusatzeinheit gefahren werden. Wohin mit dieser, denn der Zug nach Göttingen muss ja nicht gleich mit drei Einheiten fahren? Soll man sie schon unterwegs abhängen, um sie beim Gegenzug wieder anzuhängen? Dafür fehlt überall die Zeit.

Dann könnte man, noch weiter im Reich der Utopie, eine Verbindungskurve zwischen Herzberg Schloß und der Strecke nach Northeim bauen. Das würde echte Fahrzeitgewinne ermöglichen, aber die Züge würden den Herzberger Bahnhof auch nicht mehr bedienen, es gäbe keine Anschlüsse und so weiter. Also: Zu den Akten!

Eine Alternative ganz anderer Art ist die Verstärkung der vorhandenen Buslinie Osterode – Dorste – Katlenburg Bahnhof und ihre konsequente Verknüpfung mit den Zügen der Südharzstrecke, sagen wir alle 2 Stunden oder jede Stunde im Berufsverkehr früh und am Nachmittag. Dies würde ca. 10 Minuten Fahrzeitgewinn bringen, die Schiene nicht wirklich schwächen, dem ÖPNV neue Kunden zuführen, die es auf dem Weg von Osterode nach Göttingen eilig haben, und zudem die Kosten in überschaubarem Rahmen halten. Wenn man so will, ließe sich das sofort umsetzen, wenn man das nötige Geld bereitstellt, welches in diesem Falle allerdings nicht von der LNVG kommen kann, sondern aus dem Budget des ZVSN. Wer es wirklich ernst meint mit Verbesserungen für Osterode, sollte hierüber nachdenken – zumal davon auch der gar nicht einmal kleine Stadtteil Dorste profitieren würde.

Und schließlich wäre da noch die schon erwähnte Kleinigkeit, den technisch möglichen und nur am Unwillen der LNVG scheiternden Stundentakt zwischen Seesen und Herzberg auch an Sonn- und Feiertagen einzuführen.

Es gibt also durchaus Alternativen und Verbesserungen für Osterode in überschaubarem Rahmen und ohne Anfassen der Infrastruktur. Es hätte dem Kreistag gut angestanden, sich hier zu informieren, um rasch etwas für Osterode zu bewirken – ohne die anderen Kommunen zu benachteiligen.

Man hat sich anders entschieden. Dies lässt nur einen Schluss zu:
Der Kreistag will den Zentralraum zu Lasten der Ränder stärken. Er tritt das Gebot, alle Kreisteile gleich zu behandeln, mit Füßen. Er will die Benachteiligung der ÖPNV-Kunden aus Bad Lauterberg, Bad Sachsa und Walkenried und – als weiteren Kollateralschaden – auch der aus Ellrich, Niedersachswerfen und Nordhausen. Alle gegenteiligen Statements in der Kreistagssitzung entlarven sich angesichts der Fakten als oberflächliches Geplaudere ohne Bezug zur Wirklichkeit.

Glauben Sie also bitte keinem Kreistagsabgeordneten, der behauptet, er wolle die durchgehenden Osteroder Züge ohne Aufgeben der durchgehenden Nordhäuser Züge – das geht gar nicht, nur mittels Abhängen des Nordharzes oder mit ganz furchtbar viel Geld. Die Varianten 2 (Verzicht des Nordharzes) und 3 (viel Geld) scheiden aus. Mithin bleibt nur die Kappung der Nordhäuser Züge. Und genau das hat der Kreistag auf den Weg gebracht.
Michael Reinboth

 


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