News vom 01.03.19 bis 31.03.19

1. Südharz: Wanderfahrt durch die Karstlandschaft Südharz (Stand: 05.03.2019)
2. Bad Sachsa: HATIX und der öffentliche Personenverkehr in Bad Sachsa - Offener Brief der Initiative (25.03.2019)
 

1. Südharz: Wanderfahrt durch die Karstlandschaft Südharz (Stand: 05.03.2019)
Am 10. März 2019 bieten der Förderverein Deutsches Gipsmuseum und Karstwanderweg e.V. und die DB Regio AG eine gemeinsame Wanderfahrt durch den Gipskarst an. Die Sonderfahrt führt mit dem Zug entlang des Karstwanderwegs von Gittelde bis Woffleben und zurück.

Quelle und vollständige Beschreibung: https://www.bahn.de/regional/view/regionen/niedersa/info/wanderfahrt.shtml

2. Bad Sachsa: HATIX und der öffentliche Personenverkehr in Bad Sachsa - Offener Brief der Initiative (25.03.2019)
Herrn Lutz Hasselkus Ratsherr der Stadt Bad Sachsa

HATIX und der öffentliche Personenverkehr in Bad Sachsa

Sehr geehrter Herr Hasselkus,

es ist durchaus sinnvoll, vor der Einführung von HATIX das Für und Wider einer solchen Sache ausführlich zu erörtern und keine übereilten Beschlüsse zu fassen – obschon der gesamte Ostharz sehr gute Erfahrungen mit diesem Plus für die Urlaubsgäste gesammelt hat, zahlreiche andere Urlaubsregionen, darunter auch und gerade solche, denen die Urlauber quasi in den Schoß fallen, diese kostenlose Beförderung ihrer Gäste in Linienbussen längst umgesetzt haben und sich nun auch im Westharz touristische Schwergewichte wie Bad Lauterberg und, wenn auch mit Einschränkungen, Braunlage sowie Bad Grund und Walkenried entschlossen haben, etwas für ihre Gäste zu tun und insoweit der Terminus „übereilt“ eher zurückhaltend zu bewerten ist. Denn eigentlich ist so ein Beschluss längst fällig.

Man mag auch darüber streiten, ob das, was für hunderte anderer Urlaubsorte von der Küste bis zu den Alpen sinnvoll ist und ganz offenbar auch dankbar angenommen wird, nun ausgerechnet für Bad Sachsa nicht gelten soll, obschon auch hier völlig unklar ist, was Bad Sachsa derart privilegiert, dass es solcher Art Zuwendung für den Gast nicht bedarf. Von den Gedanken des nachhaltigen Urlaubs und anderen, Ihnen und einigen Bad Sachsaer Ratsherren offensichtlich völlig fern liegenden Überlegungen wie „Sanfter Tourismus“ einmal ganz zu schweigen.

Was aber gar nicht geht, ist die Art und Weise, mit der Sie pauschal und offenbar auch bar jeglichen Detailwissens den gesamten ÖPNV in und um Bad Sachsa diskreditieren. Er funktioniert Ihrer Meinung nach „überhaupt nicht“ und ist damit auch für Urlauber völlig unzureichend. Punkt!

Das ist - mal ganz abgesehen davon, dass Sie uns von „Höchste Eisenbahn“ in den letzten 10 bis 15 Jahren noch nie mit konkreten Vorschlägen zu diesem Thema aufgefallen sind – Dampfplauderei auf niedrigem Stammtischniveau. Pauschale Behauptungen aufstellen kann natürlich jeder, nur muss er sich dann auch daran messen lassen, was er zur Abstellung des von ihm beklagten Zustands jemals unternommen hat. Trotz der weitgehenden Delegierung auf den Zweckverband ZVSN ist jede Kommune ein Stück weit auch für ihren Nahverkehr verantwortlich und kann auf Linienführung, Haltestellengestaltung, Information zum Fahrplan und viele andere Dinge sehr wohl Einfluss nehmen. Alle 5 Jahre wird der „Nahverkehrsplan“ unserer Region fortgeschrieben, und konkrete, zielführende Vorschläge gerade zur Frage touristischer Verkehre sind aus Bad Sachsa stets ausgeblieben. Ein wenig wird also hier ein Zustand beklagt, den man selbst mit zu verantworten hat.

Aber davon mal ganz abgesehen, müssen wir diese Äußerung als Tritt den Hintern all derer verstehen, die sich seit Jahr und Tag – und dies nicht mit politischen Allgemeinplätzen, sondern mit ganz konkreten Vorschlägen und Arbeiten – für die Verbesserung des ÖPNV in unserer Region einsetzen. Die Arbeit war Ihrer Meinung nach für die Katz! Entschuldigung: Das sehen wir schon ganz anders. Es lohnt sich mithin, Ihre Äußerungen einmal an der aktuellen Situation des ÖPNV zu spiegeln. Es lohnt sich nicht nur, es ist schon deswegen dringend erforderlich, um die Debatte zu HATIX in Bad Sachsa wieder vom Kopf auf die Füße zu stellen.

Für die Lage des Bahnhofs Bad Sachsa können Sie ebenso wenig wie wir. Der liegt nun einmal am Rande, wird dafür aber jede Stunde und in jeder der beiden Richtungen von Zügen bedient, von 5 Uhr in der Frühe bis 22 Uhr am Abend, am Wochenende zwar später einsetzend, aber dafür zum Teil noch länger. 35 Zughalte pro Tag kommen so zusammen. Den neuen Frühzug nach Göttingen haben andere erstritten, nicht Sie. Die Züge brauchen bis Göttingen ziemlich exakt eine Stunde und bis Nordhausen 25 Minuten. Anschlüsse sind zahlreich vorhanden. In den Triebwagen gibt es Steckdosen und kostenloses WLAN. Der Bahnhof wird schultäglich 12-15 Mal, an Ferientagen und am Wochenende mindestens alle 2 Stunden mit dem Bus aus der Stadt angefahren, um Fahrgäste zu den Zügen zu bringen oder dort abzuholen. Außerdem gibt es dem ÖPNV zuzurechnende Taxen. So weit, so gut – an der Abstellung von Schwachstellen wird unsererseits gearbeitet (Pünktlichkeit, zusätzliche Anschlüsse, weitere Spätzüge aus Richtung Göttingen). Da gibt es natürlich einiges zu tun, aber eine pauschale Abqualifizierung ist hier völlig fehl am Platze. Eher schon ganz konkrete Vorschläge, was man da noch verbessern könnte. Den Schienennahverkehr organisiert die landeseigene LNVG, und mit der kann man sich durchaus auseinandersetzen. Pauschale Stammtischbehauptungen helfen da freilich wenig, und der Rest macht Arbeit.

Ganz konkret Sache der Stadt Bad Sachsa und damit Thema für die Ratsherren ist hingegen der Zustand des Umfeldes des Bahnhofs. Und der ist einer der schlechtesten im Südharz überhaupt. Wenig Unterstellmöglichkeiten für Reisende, kaum Informationen zur Stadt und zum Weg dorthin – wer hier ankommt und aussteigt, den muss das Gefühl beschleichen, in einem Ort gelandet zu sein, der seinen ÖPNV nicht wirklich wertschätzt und will. Und genau so ist es ja auch. „Willkommen in Bad Sachsa. Ihr Taxi wartet dort und dort, ihr Bus dort und dort auf dem Bahnhofsvorplatz“ und mehr stand früher auf einer großen Tafel, mit welcher die ankommenden Reisenden begrüßt wurden. Sie ist lange schon verschwunden – symptomatisch für das, was die Stadt Bad Sachsa und ihr Rat bislang für den ÖPNV zu tun bereit waren.

Bei HATIX geht es aber nicht um den Zug, sondern um den Bus. Und der funktioniert nach Ihrer Meinung eben auch nicht. Gar nicht, sagen Sie. Und auch da lohnt sich ein Blick in die – seit letztem Sommer deutlich erweiterten – Fahrpläne. Drei Buslinien bedienen die Stadt und ihre Stadtteile: 470 Bad Sachsa Neuhof – Walkenried – Zorge – Braunlage, 471 Bad Sachsa – Steina – Bad Lauterberg und 472 Bad Sachsa – Tettenborn – Neuhof - Walkenried – Wieda – Braunlage. Die Linien 470 und 472 überlagern sich zwischen Bad Sachsa und Walkenried dergestalt, dass an Werktagen – auch in den Ferien – ein stündliches Angebot zwischen Bad Sachsa und Walkenried besteht und von Montag bis Freitag auch Braunlage jede Stunde zu erreichen ist. Diese beiden Linien werden auch an Samstagen und Sonn- und Feiertagen bedient, während die Linie 471 nach Bad Lauterberg an Sonntagen keinen Verkehr aufweist, von Montag bis Freitag an Schultagen aber praktisch jede Stunde und in den Ferien zweistündlich befahren wird. Für den mit Bahnhof versehenen und praktisch den meisten Buskursen gesegneten Stadtteil Neuhof kommen noch die Fahrten der VBN-Linie nach und von Nordhausen und Mackenrode hinzu.

Das Angebot entspricht dem – von der lokalen Politik mit gestalteten und beschlossenen! – Nahverkehrsplan und geht in Teilen sogar darüber hinaus. Es ist gerade in den Ferien und am Wochenende exakt auf die Bedürfnisse der Gäste zugeschnitten. Besonders die häufige Anbindung an den Oberharz ist eine Zutat im Hinblick darauf, dass mehr Urlauber und natürlich auch die Einheimischen damit sehr bequem beliebte Ziele wie Braunlage, Königskrug, Torfhaus, den Brocken ansteuern können. Von näher liegenden Zielen wie dem wunderbaren Rad- und Wanderweg zwischen Braunlage und Walkenried einmal ganz abgesehen. Die vor der Tür liegende Gipskarstlandschaft wie die kulturellen Highlights (Kloster Walkenried) sowie die Museen in Bad Sachsa selbst, in Steina, in Wieda, Zorge und Hohegeiß oder die Königshütte sind inbegriffen. Also nehmen wir die Argumente der fehlenden Fahrthäufigkeit und der nicht ausreichenden Zahl erreichbarer und attraktiver Ziele mal vom Tisch. Sie treffen schlicht nicht zu.

Bleibt die Fahrtdauer. Natürlich kann sich ein Linienbus, der nun mal eine Vielzahl von Halten zu bedienen hat, nicht mit einem SUV messen, mit dem man mal eben nach Braunlage brettert. 40 Minuten dauert es, bis man oben angekommen ist. Doch legen Urlauber gemeinhin andere Maßstäbe an eine Fahrt an als ein Pendler. Ihnen geht es weniger darum, in rasanter Fahrt möglichst viele Ziele im Harz auf einmal abzuklappern, sondern doch eher darum, Urlaub entspannt zu genießen. Keine Suche nach einem Parkplatz, kein nervöses Lauschen auf das Navi, dafür der Blick aus dem Fenster. Dass der aus dem Busfenster auf der B4 genauso trostlos ausfällt wie aus dem eigenen Pkw, dafür kann der ÖPNV nichts. Man fährt autonom, also hoch modern, und im Zweifel ist der Busfahrer auch mit einer Auskunft behilflich. Und wenn das noch nicht der Fall ist – wir arbeiten daran. Fahrpläne mit Hinweisen auf Wanderziele gibt es inzwischen, sehr schöne Flyer zu jeder Linie ebenso wie Internet-Seiten für das Wandern mit Bahn und Bus.

Wer an schönen Sommertagen oder auch bei guter Schneelage schon mit dem eigenen Pkw im Oberharz unterwegs war und das chaotische Suchen nach einem Parkplatz erlebt hat, wird den Wert einer entspannten Busfahrt zu schätzen wissen. Und wenn diese dann noch auf Kurkarte erfolgen kann, dürfte der intensiven Nutzung nichts mehr im Wege stehen. Der SUV ist derweil auf dem Bad Sachsaer Parkplatz gut aufgehoben.

Dann ist da noch das sattsam bekannte Argument: Die Leute sollen in Bad Sachsa bleiben und ihr Geld hier umsetzen und nicht woanders hin fahren. Damit, pardon, werden aber die Möglichkeiten von Bad Sachsa weit überschätzt. Noch jeder Gast, der mehr als drei Tage bleibt, will sich auch in der Gegend umgucken. Und: Gäste aus anderen Orten wie Walkenried, Zorge oder Bad Lauterberg, sogar Braunlage, können dank HATIX ja auch kostenlos nach Bad Sachsa kommen, um dort zum Beispiel das NatUrZeit-Museum, die Ausstellung zu den Kindern des 20. Juli oder das Grenzlandmuseum aufzusuchen. Entscheidend: Hinterher trinken alle noch einen Kaffee – der Umsatz, den mit Bahn und Bus anreisende Gäste in einem Ort machen, ist nachgewiesenermaßen höher als der von Autofahrern. ÖPNV-Reisende haben eben etwas mehr Zeit und Muße. Diese Art Lokalpatriotismus gehört nun wirklich überwunden.

Die (Mit-) Finanzierung des Buslinienverkehrs über die HATIX-Umlage hat im Übrigen einen weiteren, ausgesprochen positiven Effekt. Steigende Fahrgastzahlen sorgen dafür, dass das heutige Angebot stabil bleiben oder gar noch etwas ausgebaut werden kann. Und dies wiederum kommt uns allen zugute, denn auch für unsere Ausflüge und Fahrten können wir von einem guten und noch zu verbessernden Angebot ausgehen. Mit HATIX kann man über Fahrten zum Ravensberg nachdenken, nicht ohne. Wir führen HATIX ein, aber dafür wollen wir – versuchsweise für 3 Jahre – einige Fahrten auf unseren Hausberg haben: Darüber wird man reden können. Also: Lieber die Trompete mit wohlfeilen Stammtischparolen einpacken und vielmehr den Bleistift herausholen, um wünschenswerte Verbesserungen zu Papier zu bringen. An Unterstützung durch „Höchste Eisenbahn“ hat es in solchen Fällen nie gefehlt.

Und – last but not least – der Wert der Kur- oder Gästekarte steigt und damit auch das Verlangen nach ihr. Sprich: Wenn der Gast nach der HATIX-Karte fragt, wird ihn der Vermieter auch anmelden. Und dies wiederum trägt zur Stabilisierung der Kurbeiträge bei, mit denen dann auch andere Dinge leichter finanziert werden können. Meldeehrlichkeit ist gewiss ein heikles Thema, doch seltsamerweise ist in fast allen Orten das Aufkommen mit Einführung der kostenlosen Beförderung der Gäste gestiegen.

Es entsteht eine „Win-win-win“-Situation, daran kann nach allen Erfahrungen einer Vielzahl anderer Urlaubsorte und –regionen niemand ernsthaft zweifeln. Nimmt man die Umwelt hinzu, ergäbe sich ein viertes „win“, denn der vom Individualverkehr regelmäßig vollkommen überrollte Harz hat es allemal verdient, hiervon etwas entlastet zu werden. Und schließlich steht es einem heilklimatischen und auf gute Luft angewiesenen Kurort gut an, wenn er auf eine Maßnahme verweisen kann, die in diesem Punkt zumindest in die richtige Richtung weist.

Über alle diese Dinge sprechen wir gern und helfen bei der Abwägung, Bewertung und Ausarbeitung zusätzlicher Forderungen. Worauf wir uns aber in keinem Fall herabbegeben werden, ist das von Ihnen bevorzugte Stammtischniveau.

Die drei kleinen Flyer zum Busverkehr und ein Fahrplanheft zum Schienenverkehr fügen wir bei. Schauen Sie doch einfach mal hinein!

Mit freundlichen Grüßen Im Auftrag
Michael Reinboth

 

 

 

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