News vom 01.01.16 bis 31.01.16
1.
Südniedersachsen: Echternach (Han) ) …oder: Wie Eisenbahnpolitik für
Südniedersachsen aussieht - eine Glosse zum Jahresanfang (Stand 10.01.2016)
2.
Südniedersachsen:
Regionalbahn aus
Herzberg bekommt alte Anschlüsse wieder zurück (Stand 20.01.2016)
1.
Südniedersachsen: : Echternach (Han) ) …oder: Wie Eisenbahnpolitik für
Südniedersachsen aussieht - eine Glosse zum Jahresanfang (Stand 10.01.2016)
Damit keine Missverständnisse aufkommen: Das Städtchen Echternach liegt immer
noch im Großherzogtum Luxemburg und nicht im Hannoverschen, wie, sagen wir
einmal, Northeim. Aber es liegt an einem Fluss, der „Sauer“ heißt, und es ist
Heimstatt der bekannten Springprozession, bei der auf zwei Schritte vorwärts
stets ein Schritt rückwärts folgt. Und damit eignet es sich in gleich zweifacher
Hinsicht als Angelpunkt für eine Betrachtung über die Art und Weise, wie
Eisenbahn-Politik für Südniedersachsen betrieben und vom Kunden wahrgenommen
wird.
Der nämlich ist ob der ständig mit Fortschritten verbundenen Rückschritte sauer, da eine kontinuierliche Entwicklung nach vorn eben nicht erkennbar ist. Die Ähnlichkeit mit der Springprozession ist frappierend, denn auf Verbesserungen im Fahrplan folgt sogleich wieder eine Verschlechterung, damit wir hier im Landessüden, im „Mezzogiorno“ Niedersachsens, nur nicht übermütig werden. Beim Tarif geht es praktisch nur noch rückwärts.
Der Anfang: Gleich 20 Schritte zurück
Angefangen hat alles mit einer bei der Echternacher Prozession nicht geläufigen
Bewegung, denn es ging gleich einmal 20 Schritte zurück. „Zurück auf Null“
gewissermaßen, denn die Deutsche Bahn strich auf einen Schlag fast alle
Intercity-Halte in Northeim und Kreiensen und beraubte damit die Kunden links
und rechts der Nord-Süd-Strecke aller guten Anschlüsse nach Hannover und darüber
hinaus. Praktisch zeitgleich wurden alle brauchbaren Anschlüsse nach Hannover
über Salzgitter-Ringelheim der Einführung des Taktfahrplans zwischen Bad
Harzburg und Hannover geopfert. Rund 60 Verbindungen wurden gekappt und nicht
ersetzt.
Die dafür von der Landesnahverkehrsgesellschaft bestellten Nahverkehrsleistungen zwischen Göttingen und Bad Harzburg schaffen zwar Ersatz aus dem Nordharz nach Süden, mitnichten aber aus dem Landessüden nach Norden. Hier ist man seither auf die „metronome“ angewiesen, die einen in Northeim zu fast 30 Minuten Aufenthalt verdonnern und obendrein nicht nach Hamburg durchfahren, sondern im beschaulichen Heidestädtchen Uelzen zu erneutem Umstieg zwingen. Zu allem Überfluss fahren sie in Hannover konsequent an allen Nahverkehrsanschlüssen nach und von Bremen, Minden, Bielefeld, Osnabrück und so weiter vorbei. Daran hat sich bis heute nichts geändert.
Fortschritt und Rückschritt bei den
ICE-Anschlüssen in Göttingen
Beinahe jedes Jahr muss man sich auf den Verlust von ICE-Halten in Göttingen
gefasst machen. Die Begründungen sind immer wieder einmal anders, die Tendenz
jedoch bleibt. Mal sind es fehlende ICE-Garnituren, und die ersatzweise
fahrenden IC müssen ausgerechnet den Halt in Göttingen auslassen, mal sind zwar
die ICE da, aber die schweigende Mehrheit der Fahrgäste möchte auf einmal 10
Minuten schneller in Hamburg sein, und wieder muss Göttingen ausgelassen werden.
Ab und an hält ein vorher durchrauschender ICE dann mal wieder, aber der
stündliche Takt und damit die gute Merkbarkeit des Fahrplans sind hinüber.
Die offizielle Begründung der Bahn spricht jedem Netzgedanken Hohn. Es wird stets auf „kurz vorher“ oder „kurz danach“ verkehrende und in Göttingen haltende Züge verwiesen. Nur haben diese leider keine Anschlüsse nach Nordhausen oder nach Bad Harzburg. Oder umgekehrt.
Es steht zu befürchten, dass der derzeit im Bahnvorstand grassierenden „Sprinter-Manie“ demnächst noch weitere Halte in der Universitätsstadt geopfert werden und damit der Taktfahrplan endgültig ad absurdum geführt werden wird.
Fortschritte und Rückschritte im Fahrplan der
West-Ost-Strecke
Als Fortschritte können wir hier die konsequente Durchbindung der Züge zwischen
Bodenfelde und Nordhausen, den verbesserten Fahrplan zwischen Göttingen und
Bodenfelde und das nach vielen Jahren gelungene Beschleunigen einer Regionalbahn
nach Göttingen verbuchen. Letzteres macht aus einem inoffiziellen und wackeligen
nun einen nur noch wackeligen, aber doch immerhin im Internet ablesbaren
Anschluss nach Frankfurt. Sekt! Das Erste und das Zweite werten die Achse
Paderborn – Göttingen/Nordhausen spürbar auf. Es gibt freilich eine Menge Leute,
die dem der IC-Ersatzlösung geopferten Stundentakt direkter Züge aus dem Südharz
nach Göttingen nachtrauern und in Bodenfelde keinen wirklichen Ersatz für die
Universitätsstadt sehen. Aber immerhin!
Rückschritte sind jedoch auch da, und zwar –
anders als in Echternach – mehr als Fortschritte. Ein Schritt nach vorn, zwei
zurück gewissermaßen.
Da ist einmal die Rücknahme der Verstärkerzüge zwischen Herzberg und Walkenried,
angeblich mangelnder Besetzung geschuldet.
Da ist zweitens die Streichung eines Verstärkerzuges zwischen Northeim und
Herzberg.
Und da ist drittens die völlig sinnlose Verlegung des frühen Verstärkerzuges von
Herzberg nach Göttingen. Er ist jetzt satte 3 Minuten schneller unterwegs,
verpasst aber dafür den letzten brauchbaren metronom-Anschluss in Northeim und
einen der wenigen guten ICE-Anschlüsse von Göttingen nach Hannover und Hamburg.
Ein grandioser Beweis überlegener Fahrplankunst, der die Südharzer ratlos
zurücklässt. Aber Diesel und Benzin sind ja derzeit billig, so dass es nach
Hannover die gummibereifte Alternative gibt…
Stillstand und Rückschritte in Tariffragen
Das Auf-der-Stelle-Treten ist bei der Echternacher Prozession nicht vorgesehen.
Es wurde in den niedersächsischen ÖPNV-Prozess jedoch mit eingebaut. Der mit
Schwung eingeführte Niedersachsen-Tarif sollte weiterentwickelt werden. Ist er
womöglich auch irgendwo, nur nicht hierzulande. Der Harz ist weiterhin komplett
ausgeklammert, selbst für die Einbindung von Bad Lauterberg fand sich noch keine
Lösung.
Dafür mehren sich im Zeichen des „Niedersachsen-Tarifs“ nun die Rückschritte. Funktionierende Automaten mit vollem Fahrscheinsortiment werden abgebaut und durch solche mit eingeschränkten Kaufmöglichkeiten ersetzt. Fernverkehr? Sollen die Leute doch sehen, wie sie an Fahrscheine herankommen. Womit sich der Teufelskreis der schlechten Nahverkehrsanschlüsse endgültig schließt: Die Bewohner des Landessüdens sollen ausweislich mehrerer Schriftwechsel mit der Landesnahverkehrsgesellschaft doch bitte ab Hannover die guten Fernverbindungen nutzen – nur Fahrscheine hierfür können sie nicht kaufen… Eine offenbar wohldurchdachte und kundenorientierte Strategie, die nun auch noch diese Reisenden vergrault. Hingegen kann man sich nicht genug dafür preisen, dass man für den Landesnorden flexible und den Fernverkehr einschließende Tariflösungen erdacht hat. Damit waren die Kräfte aber offenbar so erschöpft, dass nichts mehr passiert.
Gleichbehandlung aller Landesteile?
Pustekuchen! Was für den Jupiter Norden (der allerdings die aktuelle
Landespolitik in jeder Beziehung dominiert) gilt, gilt für uns Ochsen im Süden
noch lange nicht. Anmerkung ganz am Rande: Dass grüne Politik einst einmal auch
Verkehrspolitik pro ÖPNV war, ist ganz, ganz lange her… Die Stimme des
Landessüdens im Kabinett ist jedenfalls in dieser Hinsicht praktisch nicht mehr
zu vernehmen.
Nahverkehrspolitik aus einem Guss sieht jedenfalls anders aus. Da würde man das ganze Land konsequent und mit guten Anschlüssen vertakten, dort, wo dies so nicht geht, den Fernverkehr – und zwar überall und nicht nur an der Küste – einbeziehen und vor allem in Tariffragen den Kunden den Zugang zum ÖPNV erleichtern und nicht erschweren. Aber hierzulande kocht jeder eben sein Süppchen und schert sich nicht darum, was der andere tut. Selektiv gewürzt wird dann auch noch – im Norden die edleren Zutaten, für uns hier unten bestenfalls noch eine Prise Salz in Form abgebauter Automaten und geschlossener Verkaufsstellen.
Wir lassen die Ohren jedoch nicht hängen und
kämpfen weiter. Gute Fahrt im Jahr 2016!
Michael Reinboth
2.
Südniedersachsen:
Regionalbahn aus
Herzberg bekommt alte Anschlüsse wieder zurück (Stand 20.01.2016)
Erfreuliche Nachricht von der Landesnahverkehrsgesellschaft aus Hannover
erhielten heute PRO BAHN Südniedersachsen und die Initiative „Höchste Eisenbahn
für den Südharz“. Beide hatten sich nach Bekanntwerden des neuen Fahrplans um
eine Rücknahme der Verschiebung einer Regionalbahn aus Herzberg nach Göttingen
bemüht. Diese, nun von Montag bis Freitag um 6.56 in Herzberg abfahrend,
verpasste seither den Anschluss an den „metronom“ um 7.20 in Northeim und an den
ICE nach Hamburg um 7.44 in Göttingen. Dafür wurde sie infolge Wegfall des
Aufenthaltes in Northeim 3 Minuten schneller.
Wie PRO BAHN und Höchste Eisenbahn bewertet auch die LNVG inzwischen die Anschlüsse höher als die kleine Beschleunigung des Zuges und hat sich bei der Bahn um eine Rücknahme der Fahrplanänderung eingesetzt. Wie heute mitgeteilt, soll dies zum 3. April 2016 erfolgen. Damit wäre ein seit dem 13.12.2015 bestehender Mangel wieder behoben.
Auch der derzeit etwas missglückte Übergang von der Regionalbahn 6.49 (Sa und So) ab Göttingen zur Regionalbahn um 7.06 ab Northeim nach Nordhausen – in Northeim stehen nur 3 Minuten zum Umstieg zur Verfügung – wird zu diesem Zeitpunkt geradegebogen. Der Anschluss ist dann auch offiziell wieder ein solcher.
Bei PRO BAHN und Höchster Eisenbahn ist man
zufrieden. Dass es noch bis zum 3. April dauern wird, ist zwar weniger schön,
doch sind gute Argumente offensichtlich auf fruchtbaren Boden gefallen. Darauf,
so PRO BAHN-Vorsitzender Michael Reinboth, lässt sich aufbauen, denn es gibt
noch andere Probleme, die einer Lösung harren.
Michael Reinboth