News vom 01.03.13 bis 31.03.13

1. Südharz: In Niedersachsen sind für Südharzer nur wenige Ziele gut erreichbar - Initiative enthüllt das 60-60-60 Fahrplankonzept der LNVG: 60% von 60 potentiellen Zielen in Niedersachsen sind nur mit mehr als 60 Minuten Umsteigezeit erreichbar (Stand 01.03.2013)
2. Hannover/Südharz: LNVG sieht Erhaltung des „Status quo“ als großen Erfolg an
(Stand 18.03.2013)

1. Südharz: In Niedersachsen sind für Südharzer nur wenige Ziele gut erreichbar - Initiative enthüllt das 60-60-60 Fahrplankonzept der LNVG: 60% von 60 potentiellen Zielen in Niedersachsen sind nur mit mehr als 60 Minuten Umsteigezeit erreichbar (Stand 01.03.2013)
Die Initiative „Höchste Eisenbahn für den Südharz“ ist seit dem Wegfall der Intercity-Halte in Northeim 2009 überhaupt nicht mehr zufrieden mit der Anbindung des Südharzes – genauer der Landkreise Osterode am Harz und Nordhausen – an Hannover, das nördliche und nordwestliche Niedersachsen und alle darüber hinaus führenden Ziele. Leider hatten alle diesbezüglichen Vorstellungen bei der Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) keinen Erfolg. So muss – von wenigen Ausnahmen im Berufsverkehr abgesehen – der Fahrgast aus dem Südharz auch 2013 in Northeim 30 Minuten auf den „Metronom“, die „Nabelschnur“ nach Hannover und den Norden, warten, ebenso in der Gegenrichtung vom „Metronom“ zu den Zügen im Südharz. Der „Metronom“ wiederum legt in Hannover eine Pause von 15 Minuten ein, bevor er nach Uelzen weiterfährt, wo der nach Hamburg und weiter reisende Fahrgast mit weiteren 15 Minuten Aufenthalt umsteigen muss – sich allerdings mit dem architektonisch herausragenden „Hundertwasser-Bahnhof“ der Heidestadt trösten kann…

Das sei, so die LNVG, alles nicht so schlimm – die Südharzer wollten doch eh nur nach Göttingen. Dies wiederum ist eine der berühmten „sich selbst erfüllenden Prophezeiungen“, denn bei Befragungen von Fahrgästen in Zügen fehlen natürlich die, welche mangels Verbindungen gar nicht erst einsteigen.

Wie schlimm es wirklich ist, hat die Initiative nun akribisch zusammengetragen. Mehr als 60 potenzielle Ziele in Niedersachsen, Hamburg und Bremen wurden auf ihre Erreichbarkeit aus dem Südharz – ganz genau dem Knotenpunkt Herzberg am Harz - hin abgeklopft. Das Resultat ist mehr als ernüchternd. Und damit man gar nicht erst auf den Gedanken kommt, dass hier mit den Zielen quasi manipuliert worden sei, ist die Tabelle diesem Schreiben als Anlage beigefügt. Ausgewählt wurden Oberzentren, Kreisstädte, Kur- und Urlaubsorte sowie bekannte Umsteigeknoten in unserem Bundesland.

Göttingen und Braunschweig bieten wenig Anschlüsse – in Hannover sind die Anschlüsse weg

Zwei Oberzentren sind direkt erreichbar: Göttingen und Braunschweig. Sie bieten bezüglich Anschlüssen im Nahverkehr Niedersachsens allerdings relativ wenig: Von Göttingen geht es gleich aus dem Lande heraus nach Hessen recht gut, von Braunschweig aus kann man alle zwei Stunden in die Heide fahren und über Helmstedt Magdeburg ansteuern. Einige weitere Ziele wie Goslar oder Holzminden sind mittels annehmbarer Umsteigezeiten erreichbar.

Das war’s! Die große Nahverkehrsdrehscheibe in Niedersachsen ist Hannover, und genau diese ist nur mittels geschlagener 30 Minuten Wartezeit via Northeim zu erreichen. Und in Hannover wird es noch schlimmer: Der Regionalexpress in Richtung Bremen, Oldenburg und zur Nordseeküste ist gerade weg, was zu den 30 Minuten in Northeim fast eine Stunde Aufenthalt hinzukommen lässt – völlig indiskutable Reisezeiten in den flächenmäßig größten Teil des Landes und zu stark nachgefragten Zielen sind die Folge. In Richtung Hamburg ist es infolge Standzeit des „Metronom“ und Umsteigezeit in Uelzen auch nicht viel besser. Und der Regionalexpress nach Osnabrück sowie der entsprechende Zug nach Bielefeld sind nicht auf den „Metronom“ abgestimmt, was das Reisen mit dem Nahverkehr auch in den südwestlichen Teil des Landes sehr erschwert.

Rund zwei Drittel der untersuchten Ziele in Niedersachsen sind aus dem Südharz mit dem Nahverkehr schlecht bis sehr schlecht erreichbar. Dies gilt übrigens in gleicher bzw. noch schlimmerer Weise für den südlichen Solling (Hardegsen, Uslar). Auch dieser ist abgeschnitten vom Rest des Landes.

„Die Analyse zeigt, dass wir mit unserer Auffassung, dass der Landessüden im Nahverkehr Niedersachsens schlecht wegkommt und der Südharz am allerschlechtesten, richtig liegen. Wir lassen uns nicht mehr mit Argumenten wie dem, dass doch nur Göttingen das Ziel sei, abspeisen. Wir möchten – spätestens mit der Neuvergabe des Netzes – endlich regelmäßige bessere Verbindungen nach Hannover und darüber hinaus haben“ gibt Sprecher Michael Reinboth die Richtung vor, in der sich „Höchste Eisenbahn“ bewegen will. Hierin weiß er sich übrigens mit Gerd Aschoff, dem Vorsitzenden des Regionalverbandes Süd-Niedersachsen von PRO BAHN, einig. Reinboth weiter: „Wir erkennen natürlich an, dass es finanzielle Sachzwänge gibt. Aber man darf schon daran erinnern, dass das Zugangebot zwischen Northeim und Herzberg bzw. damals noch Bad Lauterberg früher deutlich dichter war als heute und sich somit auch vielfältigere Verbindungen nach Norden ergeben haben. Heute verkehren unsere Züge und der Metronom stündlich, aber die Takte passen nicht zusammen, und die IC-Halte sind weggefallen. Für Goslar und Bad Harzburg gibt es seither – zu Lasten des Südharzes übrigens – Ersatz, für uns nicht.“

Die andere mögliche Lösung, nämlich die Nutzbarkeit des Fernverkehrs über Göttingen unter Ausblendung des Umweges, wurde von der Deutschen Bahn abgelehnt und von der LNVG in nicht einmal halbherziger Weise unterstützt. Anderswo ging man da schon intensiver zur Sache, wie die Nutzbarkeit künftiger IC zwischen Bremen und Norddeich zum Nahverkehrspreis beweist. Dort oben geht es, hier unten nicht.

„Wenn wir den demographischen Wandel dämpfen und Menschen an den Südharz binden wollen, dann hat das immer auch etwas mit Verkehrsverbindungen zu tun. Es spricht Bände, dass die Erreichbarkeit der Landeshauptstadt von Thüringen Erfurt aus dem Südharz um Klassen besser ist als die der eigenen Landeshauptstadt Hannover, einem ausgesprochen wichtigen und attraktiven Ziel. Keine Region des Landes ist so schlecht an Hannover angebunden wie der Südharz.“ Insoweit sei der angestrebte „Niedersachsen-Tarif“ für die Südharzer mehr als uninteressant: Er gilt im Nahverkehr, und genau der lässt sinnvolles Reisen in diesem Bundesland nicht zu.

Sinnvoll Reisen kann man durchaus, und zwar in Kombination mit dem Fernverkehr: Der „Metronom“ hat in Hannover zum Beispiel gute Anschlüsse an Intercity-Züge nach Bremen – Oldenburg und auch nach Osnabrück – Bad Bentheim. Diese allerdings sind mit Tickets des Nahverkehrs nicht nutzbar. „Es kann aber auch nicht sein, dass wir Südharzer wegen besserer Reiseketten mit deutlich mehr Geld zur Kasse gebeten werden als andere Landeskinder“ meint Reinboth. Wenn man wie die LNVG den Stundentakt zum Maß aller Dinge erhebt, dann muss man auf der anderen Seite auch darüber nachdenken, wie bei nicht zusammen passenden Takten Abhilfe geschaffen werden kann. Genau dies hat die LNVG im Süden des Landes auch Jahre nach Abschaffung der IC-Halte nicht getan.

2. Hannover/Südharz: LNVG sieht Erhaltung des „Status quo“ als großen Erfolg an (Stand 18.03.2013)
Dieser Tage hat die Initiative „Höchste Eisenbahn für den Südharz“ Post aus Hannover erhalten. Sie hatte sich kürzlich erneut an die Landesnahverkehrsgesellschaft gewandt und aus Anlass der Ausschreibung der Leistungen im „Dieselnetz Niedersachsen Süd-Ost“ (DINSO) um Verbesserungen bei den Verbindungen vom Südharz nach Hannover gebeten.

Tenor des Antwortschreibens: Wir Südharzer können froh sein, dass das „bewährte Gefüge“ erhalten bleibt, denn die finanziellen Rahmenbedingungen würden immer schwieriger. Das stimmt, doch weicht die Vorgehensweise der LNVG spürbar von denen in den anderen ausgeschriebenen Netzen ab. Dort ist es praktisch in allen Fällen zu Ausweitungen gekommen, sei es in Form einer werktäglichen Fahrplanverdichtung (also mehr Zügen), zusätzlichen Zügen am Wochenende oder in Tagesrandlagen, zum Beispiel in Form von Spätzügen. Nichts davon in Süd-Niedersachsen. Das zum Zuge kommende Unternehmen wird den heutigen Fahrplan weiterfahren, nicht weniger, aber eben auch nicht mehr.

Damit wird es zu keinen Verbesserungen in Bezug auf die Landeshauptstadt Hannover und das nordwestliche Niedersachsen kommen. Noch 1996 – im Jahr der Regionalisierung – brauchte man von Herzberg nach Hannover neun Mal täglich 1 Stunde und 20 Minuten, heute kommt man kaum unter 2 Stunden zurecht, weil in Northeim 30 Umsteigeminuten hinzugekommen sind. Mit dieser deutlichen Verschlechterung steht der Landessüden einzig in Niedersachsen dar.

Auf den zweiten, ebenso schon mehrfach angesprochenen Vorschlag der Initiative, nämlich die Neutralisierung des – von der LNVG erneut empfohlenen! – Umwegs über Göttingen bei der Fahrpreisgestaltung, geht die Gesellschaft gar nicht erst ein. „Die Südharzer werden also weiterhin dafür bestraft, dass sie hier leben und nicht in der Heide oder anderswo. Sie müssen mit sehr schlechten Verbindungen leben oder, wenn sie in etwa zu den alten Fahrzeiten von vor 20 Jahren (!) reisen wollen, deutlich mehr hinblättern: Das Niedersachsen-Ticket gilt dann nicht, und die Deutsche Bahn lässt sich den Umweg über Göttingen fürstlich entlohnen. So also sieht die Attraktivitätssteigerung der demographischen Problemzone Südharz aus!“ kommentiert Michael Reinboth von „Höchste Eisenbahn“. Die Initiative hat sich allerdings unter Beifügung ihrer graphischen Qualitätsübersicht auch an den neuen Wirtschaftsminister Olaf Lies gewandt und hofft, auf diese Weise mehr Bewegung in die Diskussion um die Erreichbarkeit des Südharzes zu bringen.
Michael Reinboth

 

 

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