News vom 01.12.12 bis 31.12.12

1. Harz: Initiative veröffentlicht Harz-Kursbuch 2013 mit erweitertem Umfang (Stand 03.12.2012)
2. Walkenried / Bad Grund: Lob und Tadel für die Bahn (Stand 11.12.2012)
3. Osterode Mitte: Abzocke statt Beratung bei DB Regio - Tagelang defekter Entwerter führt zu reichlich Unmut bei den Bahnkunden (Stand 17.12.2012)
4. Stuttgart 21 und die Südharzstrecke: Projekte ehrlich und solide planen und finanzieren – das war einmal… (Stand 17.12.2012)
5. Pressemitteilung der LNVG: Neues Bahnunternehmen verbindet Harz und Heide • Erixx setzt sich in Ausschreibungswettbewerb durch • Neue Coradia Lint lösen Neigetechnik-Züge ab - Südharzstrecke wird neu Ausgeschrieben  (Stand 19.12.2012)
 

1. Harz: Initiative veröffentlicht Harz-Kursbuch 2013 mit erweitertem Umfang (Stand 03.12.2012)
Hier noch einmal die Highlights in der Zusammenfassung:

Michael Reinboth

2. Walkenried / Bad Grund: Lob und Tadel für die Bahn (Stand 11.12.2012)
Ein feiner Zug der Deutschen Bahn
Nicht immer bietet die Deutsche Bahn Anlass zur reinen Freude, auch nicht im Südharz. Deswegen soll an dieser Stelle ein besonders feiner Zug des Unternehmens hervorgehoben werden, der ganz gewiss nicht alltäglich ist und vom Engagement der Mitarbeiter bei DB Regio in Hannover zeugt.

 Im „elektronischen Kursbuch“ der Deutschen Bahn, abrufbar unter www.bahn.de, wurden in die Tabelle 357 Göttingen – Nordhausen zum 9.12.2012 die Busanschlüsse in Walkenried nach und von Braunlage mit eingearbeitet. Der Fahrgast sieht auf einen Blick, dass es zwischen beiden Orten eine Busverbindung gibt und wann die Busse auf dieser Linie verkehren.

In gleicher Weise, und dies ist beinahe noch hilfreicher, erfolgte die Einarbeitung der entsprechenden Anschlüsse in das kleine Linienfaltblatt, welches demnächst wieder an allen Schaltern und wohl auch in den Zügen selbst ausliegen wird. Hier waren zuvor schon Hinweise auf Taxiunternehmen entlang der Strecke und zur Buslinie nach Bad Lauterberg enthalten.

 „Wir freuen uns, dass es möglich war, die touristisch bedeutsame Buslinie Walkenried – Braunlage auch in die gedruckten Medien der DB aufnehmen zu können, und bedanken uns an dieser Stelle ausdrücklich für die aktive Unterstützung und Umsetzung“ meint Michael Reinboth von „Höchste Eisenbahn für den Südharz“, der bei der Zusammenstellung der Fahrzeiten behilflich war.

In der Kursbuchtabelle 357 findet der Fahrgast auch die beiden neuen Intercity-Züge, welche ab 9.12. jeweils Freitag und Sonntag in Northeim halten und einige zusätzliche Anschlüsse ermöglichen, sowie konsequente Hinweise auf die Züge, welche zwischen Nordhausen, Northeim und Bodenfelde durchlaufen und dort Anschluss nach Ottbergen – Paderborn und weiter in das Ruhrgebiet haben. Diese Züge haben nun endlich auch durchlaufende Zugnummern und sind auf Anhieb als solche erkennbar.
Michael Reinboth

Bahnhof Gittelde-Bad Grund Tarifdurcheinander verwirrt Fahrgäste

Am Fahrkartenautomaten müsse man genau überlegen, was man will, sagt Michael Reinboth von der Initiative "Höchste Eisenbahn für den Südharz". Foto: Mark Härtl
GITTELDE. Wer vom Bahnhof Gittelde-Bad Grund eine Zugfahrt antreten will, steht mitunter vor einigen Schwierigkeiten und Herausforderungen. Diese betreffen einerseits die neu geschaffene Infrastruktur des Bahnhofs. Andererseits kann es ein Problem sein, die richtige Fahrkarte zu kaufen, berichtet Michael Reinboth von der Initiative "Höchste Eisenbahn für den Südharz" berichtet. "Beides kann den potenziellen Fahrgast zur Verzweiflung bringen, noch bevor er im Zuge sitzt", findet Reinboth.

 

Am Fahrkartenautomaten müsse man sehr genau überlegen hat, was man eigentlich will, sagt er. Dies hänge mit der Grenzlage des Gittelder Bahnhofs zusammen: Der Landkreis Osterode - und damit auch die Samtgemeinde Bad Grund - gehört zum Einflussbereich des "Verkehrsverbundes Süd-Niedersachsen" (VSN), Seesen dagegen schon zum Bereich des "Verbundtarif Region Braunschweig" (VRB). "Beide Tarife unterscheiden sich grundlegend" , erläutert Reinboth. Im VSN gebe es eine sehr kleinteilige Einteilung mit bis zu 10 Tarifzonen, der VRB begnügt sich mit deren vier.

Wer nun von Gittelde oder Bad Grund aus nach Clausthal, Goslar, Seesen oder Braunschweig will, verlässt das VSN-Gebiet. Für den Busverkehr in den Harz gibt es eine Übergangslösung: den "Übergangstarif Harz" (ÜT Harz). Dieser hat aber nie Gültigkeit für die Züge erlangt, da DB Regio seine Anerkennung verweigere, sagt der Nahverkehrs-Experte. "Immerhin hat man sich aber für den ?Korridorverkehr? über Seesen eine Lösung einfallen lassen, indem man kurzerhand die Tarifpunkte Münchehof und Seesen auch in die VSN-Tabelle eingearbeitet hat."

Fahrschein gilt nicht im Zug

Wer in Gittelde vom Bus in den Zug umsteigen und nach Herzberg oder Göttingen weiterfahren möchte, hat ein Problem, wie Reinboth schildert: "Im Bus könnte er durchaus einen Fahrschein von Clausthal nach Herzberg erwerben, aber der gilt im Zug nicht. Er muss also in Gittelde am Bahnhof neu lösen.

Angeschmiert sind hierbei weniger die Einheimischen, sondern die Touristen, die oft fassungslos vor dieser mittelalterlichen Tariflösung im Harz stehen." Wer etwa von Braunschweig ins Höhlen-Erlebniszentrum möchte und über Gittelde anreist, kann nicht durchlösen - es sei denn, er hat ein Niedersachsen- oder ein Wochenend-Ticket. Denn diese gelten in beiden Verbünden.

Ein spezielles Problem sind die nicht aufeinander abgestimmten Abfahrtzeiten von Zügen und Bussen - ein Problem, das erst durch die Modernisierung des Bahnsteigs entstanden ist (der HarzKurier berichtete). Im vergangenen Jahr wurde der Bahnhof in Gittelde barrierefrei umgebaut. "Man wollte den Bahnhof gleich so umbauen, dass die Sicherheit auch gewährleistet wird, wenn der Bahnhof vom elektronischen Stellwerk in Göttingen aus ferngesteuert wird", sagt Reinboth.

Die einfachste und billigste Methode dafür war, den Zugang zu den Bahnsteigen mit einem in der Nähe befindlichen Bahnübergang zu verbinden. Die sich bei einer Zugeinfahrt schließende Schranken regeln so auch gleich den Zugang zum Bahnsteig. Dies führte allerdings dazu, dass sich der Weg von einem zum Bahnsteig verlängerte und die Fahrgäste, die umsteigen wollten, nicht selten an der verschlossenen Schranke warten mussten.

"Da der eine Zug in Gittelde jeweils vier Minuten vor dem anderen einfährt, wird die Schranke schon für den ersten Zug geschlossen und bleibt auch mal unten, wenn der andere auf Gittelde zuläuft", beschreibt Reinboth das Dilemma. "Reicht der zeitliche Abstand beider Züge aus, sind sie also beide pünktlich, kann die Schranke zwischendurch noch einmal geöffnet werden. Hierüber befindet der anwesende Fahrdienstleiter", so Reinboth. Aber das ist nicht immer der Fall: Mitunter stehen Fahrgäste vor verschlossenen Schranken und blicken ihrem Zug hinterher.

Nach dem Umbau häuften sich die Beschwerden über längere Wege und verpasste Züge. Namentlich bei den aus dem Harz kommenden Bussen war dies an der Tagesordnung, denn deren Fahrplan war nicht auf die neue Regelung angepasst worden, berichtet Reinboth: "Mit anderen Worten: Die knappe Umsteigezeit reichte kaum noch aus, um zum zweiten Bahnsteig auf der anderen Seite zu kommen. Stieg man aus dem Bus aus, war die Schranke vielfach schon zu." Manche Fahrgäste habe dies zu unerlaubten Handlungen getrieben: Sie zwängten sich an der geschlossenen Schranke vorbei.

Neuer Busfahrplan

Seit dem 9. Dezember, mit dem neuen Busfahrplan, sei das Problem ein klein wenig entschärft, denn die Fahrzeit der aus dem Harz kommenden Busse wird zwischen drei und zehn Minuten vorverlegt. Diese Minuten stehen nun für den Umsteigevorgang zusätzlich zur Verfügung. Das Fahrkarten-Durcheinander zwischen VSN, VRB und Bahn bleibt bestehen. red/mb

HarzKurier, 11. Dezember 2012
http://www.harzkurier.de/news.php?id=15265

3. Osterode Mitte: Abzocke statt Beratung bei DB Regio - Tagelang defekter Entwerter führt zu reichlich Unmut bei den Bahnkunden (Stand 17.12.2012)
Wer in Niedersachsen in einen Zug einsteigen will, muss einen gültigen und entwerteten Fahrschein vorweisen. Diese im Vergleich zu anderen Bundesländern, die das Lösen im Zug ermöglichen, reichlich kundenunfreundliche Lösung hat nun in Osterode Mitte für erhebliche Unruhe gesorgt. Viele Fahrgäste sind verärgert, und dies völlig zu Recht.

Um einen Fahrschein entwerten zu können, bedarf es nämlich eines funktionsfähigen Entwerters. Und dieser war, wie die Bahn inzwischen selbst einräumt, in Osterode Mitte mehrere Tage defekt. Niemand konnte daher einen Fahrschein entwerten. Die im Zuge mitfahrenden Kontrolleure fanden es nicht etwa für nötig, eine zuständige Stelle über dieses Problem zu informieren, sondern sie machten reichlich Kasse, denn es wurde bei praktisch jedem Fahrgast, der in Osterode zustieg und einen nicht entwerteten Fahrschein hatte, ein Betrugsversuch unterstellt und eine Rechnung in Höhe von 40,00 € ausgestellt. Niemandem kam es offenbar merkwürdig vor, dass es in Osterode tagelang und massenhaft solche Fälle gab.

Solches Verhalten kann man mit Fug und Recht als „Abzocke“ bezeichnen. Diejenigen, welche so behandelt wurden, werden der Bahn sobald als möglich den Rücken kehren und sind als Kunden dauerhaft verloren.

Nach einigem Protest wurde das Problem zwar inzwischen behoben, doch fand und findet die Deutsche Bahn kein Wort der Entschuldigung gegenüber den fälschlich als „Schwarzfahrer“ behandelten Kunden. Diese sind übrigens in der Schwarzfahrer-Datenbank notiert, im – hier ja gar nicht vorhandenen – „Wiederholungsfall“ droht sogar eine Anzeige. Es wäre daher fair, allen Kunden, die in der fraglichen Zeit in Osterode Mitte zugestiegen sind und nun 40 € bezahlen sollen oder schon bezahlt haben, eine Erstattung anzubieten. Man kennt sowohl die Namen wie auch das Datum, es wäre also möglich, wenn es auch etwas Mühe kostet. Aber es würde helfen, die Kunden zu beruhigen und zu behalten.

„Ein Unternehmen, welches sich solcherart gegenüber den Kunden aufführt, muss sich nicht wundern, wenn diese sich dringend einen anderen Betreiber wünschen, der mit ihnen so umgeht, wie sie es verdient haben, der sie als Kunden behandelt und nicht als potenzielle Straftäter“ meint Michael Reinboth von der Initiative „Höchste Eisenbahn für den Südharz“. Dort hält man allerdings auch die Politik der LNVG, nur auf den Verkauf außerhalb der Züge zu setzen, für falsch, da die Erfahrung zeigt, dass sowohl Automaten wie auch Entwerter häufig gestört sind – auch durch Vandalismus, aber das Resultat bleibt für den Kunden ja dasselbe. Er hat den Ärger mit dem Kontrolleur, muss seine Unschuld beweisen und trifft dann im Regelfall auf Unverständnis.
Michael Reinboth

4. Stuttgart 21 und die Südharzstrecke: Projekte ehrlich und solide planen und finanzieren – das war einmal… (Stand 17.12.2012)
Unangefochtener Spitzenreiter in Sachen katastrophaler Fehlplanungen ist weiterhin die Hamburger Elbphilharmonie, bei der wir inzwischen getrost von einer Verzehnfachung der ursprünglich vorgesehenen 77 Millionen Euro ausgehen können, bevor das Produkt hanseatischen Größenwahns 2016 – und damit viele Jahre nach dem ebenfalls völlig falsch geplanten Termin – in Betrieb gehen dürfte. Der lange Zeit souverän auf Platz zwei rangierende Flughafen Berlin-Brandenburg wurde jedoch diese Woche durch das Projekt Stuttgart 21 von diesem verdrängt. Mit geradezu aufreizender Ruhe, so als wäre es die natürlichste Sache der Welt, gab DB-Vorstand Kefer eine schon feststehende weitere Verteuerung um 1,1 Milliarden Euro bekannt, der mit allergrößter Wahrscheinlichkeit eine weitere Milliarde folgen wird – mindestens. Vom Eröffnungstermin einmal nicht zu reden.

Als lapidaren Grund für die Kostensteigerung benannte Kefer Planungsfehler der Bahn, weswegen der Konzern ganz großzügig diese Steigerung allein schultern will, ohne seine Partner Bund, Land und Stadt Stuttgart zu belästigen. Die sollen erst in der zweiten Runde bluten. Wie viele Runden noch folgen, bleibt ungewiss.

Noch im letzten Winter hat man während der Mediation seitens der Bahn Hohn und Spott über die Projektgegner ausgegossen, die genau dieses Desaster vorhergesehen hatten. Der Bahnvorstand müsste ob dieser Entwicklung im Büßergewand herumlaufen, doch weit gefehlt: Zeitgleich mit der Verkündigung der neuerlichen Planungspanne erging sich Vorstand Grube in Mutmaßungen über weitere Gewinnsteigerungen in den kommenden Jahren, die bis zu 4 Milliarden Euro erreichen sollen.

Und was hat das mit der Südharzstrecke zu tun? Jede Menge.

Das Geld für die exorbitanten Preissteigerungen in Stuttgart muss ja irgendwo herkommen, und der Gewinn des Konzerns soll trotz dieser nicht unerheblichen zusätzlichen Belastung sogar noch steigen. Hierfür bieten sich – neben einer aufgrund der konjunkturellen Lage absehbar kaum möglichen normalen Umsatzsteigerung durch mehr Passagiere und vor allem mehr Fracht – hauptsächlich zwei Wege an.

Zunächst einmal kann man die Milliarde für Stuttgart – und die noch folgenden – aus dem Etat dadurch herausquetschen, dass man an allen Ecken und Enden spart. Gleiserneuerungen werden gestreckt, Beschaffungen zurückgestellt und Investitionen vermieden. Die Zusage gegenüber dem Land Niedersachsen, das gesamte Harz-Weser-Netz auf den kostensparenden Betrieb mittels eines elektronischen Stellwerks umzustellen, hat man längst schon zurückgenommen. Werden Gleise, Weichen, Stellwerke auf Verschleiß betrieben, sind die Folgen in wenigen Jahren sichtbar. Es kommt zu Reduzierungen bei der Geschwindigkeit, Fahrzeitverlängerungen, Anschlussverlusten und so weiter. Man wird auch im Südharz höllisch aufpassen müssen, dass Fahrweg, Fahrzeuge und Bahnhöfe stets dem Stand der Technik entsprechen und so instand gehalten werden, wie es sich gehört.

Nun gibt es hier allerdings kleinere Hürden wie die sogenannte „Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung“ mit dem Bund, in welcher einerseits Zuschüsse des Bundes für die Instandhaltung und andererseits ein bestimmter Zustand des Netzes festgeschrieben werden. Just in dieser Zeit muss diese „LuV“ allerdings neu verhandelt werden, und darüber, dass der Netzzustandsbericht prinzipiell eher Grimms Märchen denn den Tatsachen zuzurechnen ist, muss man kaum noch Worte verlieren. Langsamfahrstellen werden zu ständigen Einrichtungen erklärt und schon sind sie aus der Statistik verschwunden, Soll und Ist stimmen auf wundersame Weise wieder überein. Längst schon sind einige Aufgabenträger dazu übergegangen, eigene Statistiken zu führen, um den wirklichen Netzzustand ermitteln zu können.

Deswegen böte sich der zweite Weg als der elegantere an: Man erhebt einen Solidarbeitrag, sozusagen die „Stuttgart 21-Nothilfe“, indem man die Fahrpreise über Gebühr anhebt (worin man ja einige Übung hat) oder aber, schlimmer noch, indem man bei Netz und Stationen die zu entrichtenden Entgelte deutlich anhebt. Jeder Zug, der rollt, bringt dann mehr Geld in die Kasse. Das Eisenbahn-Bundesamt und die Regulierungsbehörde, in diesem Punkt reichlich zahnlose Tiger, werden es kaum verhindern können.

Dumm nur, dass die Regionalisierungsmittel des Bundes, die der Finanzierung des Nahverkehrs dienen, wohl kaum in gleichem Maße angehoben werden. Es ist eher das Gegenteil zu erwarten, die Hilfen für andere EU-Länder müssen ja irgendwie wieder hereinkommen… Damit öffnet sich die Schere zwischen dem, womit der Zugverkehr (auch) bezahlt wird, und dem, was die Bahn als Betreiber von Netz und Stationen dafür fordert, immer weiter. Die Länder werden gezwungen, Zugverkehre abzubestellen, um noch irgendwie zurechtzukommen. Und hier bietet sich der ländliche Raum als dankbares Feld an. Mit anderen Worten: Ein Resultat der katastrophalen Planung des Projekts „Stuttgart 21“ kann darin bestehen, dass zukünftig im Südharz weniger Züge fahren werden.

An den Haaren herbeigezogen? Wohl eher nicht. Um zum hohen Gewinn entsprechend beitragen zu können, hat der Fahrzeugmonopolist DB Regio im Südharz zu so hohen Kosten angeboten, dass man vor lauter Schreck die Ausschreibung wieder aufheben musste. Indiz für schlechte Dinge, die da kommen werden.

Natürlich wird der Bahnvorstand diese Zusammenhänge leugnen. Aber sie liegen nun einmal klar auf der Hand. Die geradezu aufreizende Leichtigkeit, mit der Vorstand Kefer die Absicherung der Milliarde durch den Konzern ankündigt, spricht dafür, dass die Planungen für die „Stuttgart 21-Nothilfe“ schon angelaufen sind.

Politiker in Niedersachsen – und nicht nur hier, sondern auch in anderen Flächenländern – sollten aufpassen, was in Sachen Bahnfinanzierung in nächster Zeit so alles passiert. Das übrige Streckennetz in seiner Gesamtheit darf nicht darunter leiden, dass man in Stuttgart die Öffentlichkeit so lange hinters Licht geführt hat. Und jede Kostensteigerung bei Trassen- und Stationsentgelten muss ab sofort daraufhin abgeklopft werden, ob sie nicht viel zu hoch ausfällt und das Stuttgarter Notopfer bereits mit eingepreist worden ist.

Übrigens fand Vorstand Kefer nicht einmal die Größe, sich bei den Gegnern von Stuttgart 21 zu entschuldigen, die es vor einem Jahr bereits ahnten oder besser wussten. Wer weiß, wie der Volksentscheid ausgegangen wäre, wenn damals die wirklichen Kosten schon bestätigt worden wären, aber da hat man noch getrickst und getäuscht. Man muss kein Prophet sein, um jetzt schon vorherzusagen, dass auch das Betriebsprogramm für den Bahnhof hingebogen worden ist und der neue Bahnhof Stuttgart ein Herd ständiger Verspätungen werden wird, die sich im gesamten Bundesgebiet auswirken werden. Und was im Stuttgarter Keupergips noch so alles schlummert, wissen die gipserprobten Südharzer allemal: Hohlräume, Erdfälle, durch eindringendes Wasser entstehende Volumenerweiterungen mit Gebäudeschäden und so weiter. Vielleicht sollte man die Planer in Württemberg einmal mit der Geschichte des Walkenrieder Tunnels vertraut machen…

Jeder, der die Bahn für ein wichtiges Verkehrsmittel hält, sie häufig benutzt oder sie einfach nur gern hat, muss ob solcher Entwicklungen verzweifeln. Oder zumindest sehr nachdenklich werden. Für mich treffen alle drei obigen Attribute zu, und entsprechend nachdenklich bin ich bei der Nachricht aus Stuttgart und mehr noch bei der Art, wie sie vorgebracht wurde, auch geworden.
Ihr Michael Reinboth

 

5. Pressemitteilung der LNVG: Neues Bahnunternehmen verbindet Harz und Heide • Erixx setzt sich in Ausschreibungswettbewerb durch • Neue Coradia Lint lösen Neigetechnik-Züge ab - Südharzstrecke wird neu Ausgeschrieben  (Stand 19.12.2012)
Mit neuen Zügen übernimmt das Bahnunternehmen Erixx GmbH von 2014 bis 2029 den Personenverkehr auf den Eisenbahnstrecken Hannover – Hildesheim - Bad Harzburg, Braunschweig - Uelzen, Braunschweig - Goslar/Bad Harzburg und Lüneburg - Dannenberg. Die 100prozentige Tochter der Osthannoversche Eisenbahnen AG setzt sich damit nach dem Gewinn des „Heidekreuzes“ 2011 erneut in einem europaweiten Ausschreibungswettbewerb gegen mehrere Bieter durch und löst zum Fahrplanwechsel im Dezember 2014 den aktuellen Betreiber DB Regio AG ab. Das teilten die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen mbH (LNVG), der Zweckverband Großraum Braunschweig (ZGB) und die Region Hannover am Mittwoch in Hannover mit.

„Erixx hat für die ausgeschriebenen Betriebsleistungen von fast drei Millionen Zugkilometern das beste Preis-Leistungs-Verhältnis geboten“, erläutert Hans-Joachim Menn, Geschäftsführer der für das Wettbewerbsverfahren federführenden LNVG, die Vergabeentscheidung zugunsten des in Soltau ansässigen Bahnunternehmens. Der Verbandsdirektor des ZGB, Hennig Brandes, ergänzt: „Damit ist ein weiterer wichtiger Schritt zur Umsetzung des „Regionalbahnkonzeptes 2014+“ im Großraum Braunschweig erfolgt“.

Die Qualität des Verkehrsangebotes wird sich weiter verbessern, versprechen LNVG-Chef und Verbandsdirektor. Beide weisen auf den Einsatz neuer, komfortabler Züge und zusätzlicher Kundenbetreuer hin, auf Videokameras und große Info-Monitore in den Wagen, mit denen Reisende sich über ihre Anschlüsse wie auch etwaige Verspätungen informieren können. Auf der Expresslinie Hannover-Goslar-Bad Harzburg dürfen sich Bahnnutzer zudem über eine neue abendliche Direktverbindung freuen. Von Bad Harzburg besteht täglich um 21.48 Uhr die Möglichkeit, mit dem Regionalexpress nach Hannover zu fahren, und in Richtung Harz verlässt der letzte Zug die Landeshauptstadt um 22.48 Uhr. Auf den dieselbetriebenen Nord-SüdStrecken im Großraum Braunschweig wird das Angebot von Braunschweig nach Uelzen mit zusätzlichen Zügen in der Hauptverkehrszeit und einer Ausweitung des täglichen Fahrplans in die Abendstunden verbessert und in den Harz nach Goslar und Bad Harzburg fahren die Züge ab Dezember 2014 in einem verlässlichen Stundentakt.

Am meisten ins Auge fallen, sind sich Menn und Brandes einig, werden aber die fabrikneuen Regionalzüge. Für rund 120 Millionen Euro hat die LNVG bei Alstom in Salzgitter insgesamt 28 Dieseltriebwagen vom Typ Coradia Lint 54 bestellt. Die barrierefreien und mit mehr Sitzplätzen ausgestatteten Züge werden nicht nur die 40 Jahre alten Wagen ersetzen, die derzeit zwischen Hannover und Bad Harzburg unterwegs sind. Auch die wegen ihres hohen Energieverbrauches unwirtschaftlichen und bei Fahrgästen aufgrund ihrer Enge, Geräuschkulisse und fehlenden Barrierefreiheit unbeliebten Neigetechnik-Züge werden abgelöst. Zwischen Braunschweig und Uelzen sowie zwischen Lüneburg und Dannenberg dürfen sich Reisende ebenfalls auf die spurtstarken, mit neuester Abgastechnologie und großen Panoramafenstern ausgestatteten Züge freuen. Sie lösen dort die fast 30 Jahre alten Wagen vom Typ VT 628 ab. „Mit dem neuen Coradia Lint 54 werden wir künftig mehr Menschen zum Bahnfahren bewegen“, prognostizieren Menn und Brandes eine steigende Nachfrage.

Die jetzt vergebenen Strecken zählen zu dem aus zehn Eisenbahnlinien bestehenden Diesel - netz Südostniedersachsen, das in zwei Losen und mit einem jährlichen Fahrtenprogramm von rd. 6,6 Millionen Zugkilometern ausgeschrieben wurde. Wer das andere Los mit den Regionallinien Göttingen - Kreiensen - Bad Harzburg, Göttingen – Northeim - Nordhausen, Bodenfelde - Northeim, Braunschweig – Seesen – Osterode- Herzberg, Braunschweig - Schöppenstedt und Braunschweig - Salzgitter- Lebenstedt künftig fährt, ist noch offen. Weil das einzige Angebot wegen Unwirtschaftlichkeit nicht zum Zuge gekommen ist, wird die LNVG in den nächsten Tagen einen Teilnahmewettbewerb im EU-Amtsblatt starten, um gegebenenfalls noch andere Unternehmen für einen Markteinstieg zu interessieren. Etwaige Bewerber können dann bis Ende Januar 2013 gegenüber der für dieses Netz federführenden LNVG ihr Interesse bekunden.

Kontakt für die Redaktionen:
Rainer Peters, Pressesprecher LNVG (0511) 5 33 33-170; peters@lnvg.de
Klaus Abelmann, Pressesprecher Region Hannover (0511) 616 - 2 20 80; klaus.abelmann@region-hannover.de
Gisela Noske, Pressesprecherin ZGB (0531) 2 42 62-52; g.noske@zgb.de
Quelle:
Pressemitteilung der LNVG

 

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