News vom 01.05.11 bis 31.05.11

1. Erneute Blamage für die Deutsche Bahn Netz - Bauarbeiten nicht rechtzeitig beendet – Verspätungen von bis zu 20 Minuten (Stand: 02.05.2011)
2. Südharzstrecke: „Auf rauen Wegen zu den Sternen“ oder: Auch der längste SEV geht einmal zu Ende. Oder? (Stand: 22.05.2011)

1. Erneute Blamage für die Deutsche Bahn Netz - Bauarbeiten nicht rechtzeitig beendet – Verspätungen von bis zu 20 Minuten (Stand: 02.05.2011)
Die Deutsche Bahn Netz, genauer gesagt das „Harz-Weser-Netz“ hat sich im Zuge der Bauarbeiten zwischen Scharzfeld und Northeim ein zweites Mal kräftig blamiert. „Das einzige, was bei diesem Netz klappt, sind die Bürotüren in Göttingen“ bringt Michael Reinboth von der Initiative „Höchste Eisenbahn für den Südharz“ die Lage auf den Punkt.

Denn nachdem in der ersten Bauphase die Fahrgäste aufgrund nicht abgestimmter und kommunizierter Arbeiten am Bahnübergang in Barbis die Fahrgäste mehrere Tage lang in die Irre geschickt wurden, ist man nun mit den Arbeiten zwischen Scharzfeld und Herzberg nicht rechtzeitig fertig geworden. Die Züge rollen trotzdem wieder bis Herzberg durch – mit erheblichen Folgen:

Da nur auf einem statt wie vorgesehen auf zwei Gleisen gefahren werden kann und zudem die Bahnübergänge noch nicht wieder angeschlossen worden sind, fahren die Züge „auf Befehl“, müssen an allen Übergängen stoppen und handeln sich so in Richtung Herzberg 5 und in der Gegenrichtung zwischen 15 und 20 Minuten Verspätung ein. Die Anschlüsse in Nordhausen in Richtung Kassel, Halle und Erfurt klappen nur gelegentlich.

Ausbaden müssen das erneute Unvermögen des „Harz-Weser-Netzes“ in erster Linie die Fahrgäste, die dem Netz aber schon immer egal waren, weil es keine direkte Kundenbeziehung zwischen diesem und den Reisenden gibt. Zunehmend genervt reagieren aber auch Triebfahrzeugführer und Zugbegleiter, denn sie trifft der Unmut der Kunden zu allererst, obgleich sie – wie schon in Barbis – nicht für den Schaden verantwortlich sind.

„Aus unserer Sicht sind die Verantwortlichen im Harz-Weser-Netz ihren Aufgaben nicht gewachsen. Sie müssen schon länger wissen, dass die Arbeiten einmal mehr nicht fertig werden. Es hätten Sicherungsposten bestellt werden müssen, damit ein zügiges Verkehren der Triebwagen gewährleistet ist. Aber man sitzt das Problem lieber aus und kassiert für diese traurige Leistung auch noch Trassenentgelte“ kommentiert Reinboth die aus seiner Sicht „mehr als erbärmliche Aufgabenerfüllung“ durch den Netzbereich.

Wie lange der Zustand anhält, ist schwer zu beurteilen. Der heutige Montag dürfte auf alle Fälle mit Dauerverspätungen in die Analen eingehen, möglicher Weise aber auch noch weitere Tage.
Michael Reinboth

2. Südharzstrecke: „Auf rauen Wegen zu den Sternen“ oder: Auch der längste SEV geht einmal zu Ende. Oder? (Stand: 22.05.2011)
„Per aspera ad astra“, das wussten schon die alten Römer, obwohl sie nie den Schienenersatzverkehr zwischen Northeim und Herzberg nutzen mussten. Heute pflegen wir eher zu sagen: „Da müssen wir durch!“ –
Mittwoch, 18. Mai 2011, 15.30 Uhr. Eigentlich sollte meine Rückfahrt von Bonn über Erfurt und Nordhausen nach Walkenried gehen, aber eine 20minütige Verspätung des ICE von Bonn nach Frankfurt machte diesen SEV-freien Plan zunichte. Also nun doch über Kassel, Göttingen, Northeim und Herzberg. Seit 15.25 Uhr steht ein Citaro der Firma Weihrauch an der SEV-Haltestelle bereit, die Türen sind geöffnet, und „SEV Herzberg“ steht auch dran. So weit, so gut. Klimatisiert wie die Züge ist der Bus allerdings nicht. Wir sind nun schon 35, 40 Leute, es wird immer wärmer. Der Fahrer ist von der ganz schweigsamen Sorte. Raucht er etwa? Nein, er hat nur einen Lolli im Mund, den er – beachtliche Leistung – bis Herzberg auch nicht eine Sekunde lang herausnehmen wird. Mit einem Lolli lässt sich natürlich schlecht reden. So unterbleibt der Hinweis, dass da gleich noch ein zweiter Bus kommt, und als dieser – ein Südniedersachsenbus – sich schliesslich hinter uns stellt, beginnt noch einmal ein wildes Umsteigen. Aber immerhin, jeder hat einen Sitzplatz, und nach Eintreffen des Metronom aus Hannover geht es, mit dem Segen eines rotbemützten Bahners, auch pünktlich los.

Wir kommen auch pünktlich in Herzberg an. Die Stationen dazwischen und die Endstation musste man raten, da es an den SEV-Halten ja keine Namensschilder gibt und, infolge des Lollis, ja auch nichts angesagt wurde. Nur gut, dass es zu 80 % erfahrene Kunden waren, die mitfuhren und insoweit auch Dritten sagen konnten: Doch, das ist jetzt Wulften. Oder Hattorf.

Natürlich wusste man auch nicht, wo denn nun in Herzberg die Züge abfahren würden. Ein freundlicher Gleisbauarbeiter, der zufällig an der Haltestelle stand, rief es uns laut zu: Nach Nordhausen heute von Gleis 4, nach Osterode von Gleis 1. In der Unterführung klebten dann auch entsprechende Zettel – oben, wo man sie hätte erwarten können, nicht.

Von der Busfahrt durchgeschwitzt, empfindet man das Einsteigen in einen gut gekühlten 648 als echte Wohltat. Pünktlich ist er auch, um 16.26 Uhr kommt er an und fährt nach 4 Minuten auch schon wieder retour. Trotz Falschfahrt bis Scharzfeld mit dortigem Gleiswechsel ist er in Walkenried pünktlich.

Soweit man es vom Bus aus beurteilen kann, wird entlang der ganzen Strecke von Northeim bis Herzberg und auch im Bahnhof Herzberg selbst (hier sieht man es natürlich) gearbeitet. In Katlenburg liegen neue Schienen, die jedoch – 9 Tage vor dem geplanten Ende des SEV – noch nicht geschottert und gerichtet sind. Der Bahnübergang ist gesperrt. Ähnlich zwischen Hattorf und Herzberg: Gesperrte Bahnübergänge und neue Gleise, die der Bearbeitung harren. Besser sieht es in Wulften aus, wo auch eifrig am neuen Bahnsteig gearbeitet wird, natürlich mit der üblichen Börsengang-Maximallänge für gerade einmal 2 VT 648. Hier sind die Gleise aber schon irgendwie fertig. Von der Brücke der B 27 aus sieht man einen kompletten Bauzug sich langsam in Richtung Northeim bewegen. Im Bahnhof Herzberg sind die Gleise 1 und 4 erneuert, ebenso das abgängige Stück Bahnsteigkante an Gleis 1, am Gleis 2 wird gerade gewerkelt, völlig erneuert wird offenbar auch eines der Gleise am alten Güterschuppen. Der Ostkopf erglänzt in frischem Schotter. Die beiden Gleise nach Scharzfeld sind bis zum Orteingang hin erneuert, und ganz offenbar wurde auch das Gleis Walkenried – Scharzfeld noch einmal nachbearbeitet, und dies nicht nur an der Senkstelle am Sachsenstein.

Für den Nichtfachmann ist es natürlich schwer zu beurteilen, ob die Arbeiten im Plan liegen und mithin die SEV-Periode auch wirklich am 27. Mai zu Ende geht. Man sagt sich unwillkürlich: Jetzt sind die schon 5 Wochen zugange und sind nicht weiter –das kann doch nichts werden! Aber noch kann man ja auf den Endspurt von DB Netz vertrauen. 1 ½ Wochen hat man ja noch…

Wenn es denn am 27.5. vollbracht sein sollte, dann verfügt die Südharzstrecke allerdings über eine Infrastruktur, die für viele Jahre genügen sollte. Der Bahnhof Wulften (immerhin dieser) ist dann beidseitig barrierefrei, viele km Gleis sind erneuert und ermöglichen ein durchgehend flottes und ruhiges Fahren. Es ist schon eine Großbaustelle, entlang derer man sich derzeit mehr schlecht als recht mit dem Bus bewegt.

Aber nun reicht es aber auch. Wir möchten endlich wieder schnell und umsteigefrei nach Göttingen kommen. Wir möchten wieder Platz für Gepäck, Kinderwagen und Fahrräder haben… Aber momentan bleibt uns nur, an das Gute im Menschen und die Planungskompetenz von DB Netz zu vertrauen. Hoffentlich reicht das!
Michael Reinboth

 

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