News vom 01.03.10 bis 31.03.10

1. Magere Antwort aus dem Hause Bode - Niedersächsischer Wirtschaftsminister sieht sich gegenüber der DB AG nicht in der Pflicht (Stand: 09.03.2010)
2. Herzberg: Doppelzugtaufe am 13.03.2010 (Stand: 09.03.2010)
3. Herzberg: Doppelzugtaufe mit hunderten Zuschauern (Stand: 15.03.2010)
4. Ab Dezember 2011 im Nordharz - Gemurkse soll an die an Stelle eines vertakteten Fahrplanangebots treten - Initiative stellt Fahrplanentwurf vor (Stand: 15.03.2010)
5. Südharz: Fortsetzung zum Himmelreich-Heft erschienen - Geologisches und Geschichtliches zum Höllstein und Sachsenstein (Stand: 15.03.2010)
6. Fahrplanvorschläge der Initiative finden Interesse (Stand: 15.03.2010)
 

1. Magere Antwort aus dem Hause Bode - Niedersächsischer Wirtschaftsminister sieht sich gegenüber der DB AG nicht in der Pflicht (Stand: 09.03.2010)
Im Februar hatte sich „Höchste Eisenbahn“ , nachdem es wiederholt zu Zwischenfällen auf dem Bahnhof Gittelde, verursacht durch mangelhafte Infrastruktur, und damit verbundenen Verspätungen und Anschlussverlusten für die Fahrgäste gekommen war, unter anderem an den neuen niedersächsischen Wirtschaftsminister Bode mit der Bitte um Intervention bei der DB gewandt.

Mit Datum 2.3. hat der Minister nun geantwortet. Er bestätigt den Eingang des Schreibens, belehrt „Höchste Eisenbahn“ über Artikel 87 e des Grundgesetzes, bedauert die Vorfälle, erklärt sie mit dem „harten“ Winter und sieht sich ansonsten nicht in der Pflicht.

Zur Erinnerung: „Höchste Eisenbahn“ hatte unter anderem argumentiert, dass es durch Schlechtleistung der DB Netz AG (Marodes Stellwerk in Gittelde, Personalausfälle u.a.m.) Verspätungen und Zugausfälle gibt, welche zur Abwanderung von Fahrgästen führen können und werden. Die Züge aber werden von der landeseigenen Gesellschaft, der LNVG, bestellt und bezahlt. Es kann folglich dem Wirtschaftsministerium nicht egal sein, mit welcher Qualität diese Leistungen erbracht werden.

Ist es aber offensichtlich. Und dies, obwohl es bezüglich des Harz-Weser-Netzes sogar einen Vertrag zwischen Land und Bahn gibt, dessen Tenor lautet: Wir bestellen 20 Jahre lang Züge, und ihr bringt das Netz in Ordnung. Letzteres geschieht zwar, aber wesentlich langsamer als vorgesehen, und dort, wo noch nichts in Richtung elektronisches Stellwerk getan wurde, rottet weiter alles vor sich hin – und das hat mit einem vorgeblich harten, für den Harz aber eigentlich nicht ungewöhnlichen Winter nichts, aber auch gar nichts zu tun. Bei genauerem Lesen unseres Schreibens hätte dies auffallen müssen.

Fazit:
Aus der Antwort, die immerhin „Hinweise in Gesprächen mit der Bahn“ verspricht, geht hervor, dass man sich für den Kern des Problems, dem Umgang der DB Netz mit der staatlichen Infrastruktur, nicht wirklich interessiert. Interessant wird es erst dann, wenn stagnierende oder rückläufige Fahrgastzahlen einen Grund für Abbestellungen oder Stilllegungen liefern. Dann kann man weitere Regionalisierungsmittel einsparen, zweckentfremden oder dazu nutzen, eigentliche Landesaufgaben wie die Schülerbeförderung (§ 45a Personenbeförderungsgesetz) damit zu bezahlen. Diese landestypische Unsitte ist freilich nicht auf Minister Bode zurückzuführen, sondern schon auf seine Vor-Vor-Vorgänger. Geändert hat er diese für den Landeshaushalt bequeme Praxis aber auch nicht.

Da sind Wirtschaftsminister in anderen Bundesländern schon aus härterem Holz geschnitzt und lassen sich von der Deutschen Bahn nicht alles bieten. Wir hatten im Interesse der Landeskinder eine „sturmfeste und erdverwachsene“ Reaktion, einen geharnischten Protest bei der Bahn erwartet, wie dies andernorts bei Infrastrukturmängeln umgehend geschieht. Aber den werden wir wohl weiterhin selbst vorbringen müssen.

Wir können es aber auch noch bei Bundesverkehrsminister Ramsauer versuchen, der laut Artikel 87 e GG ja für die Infrastruktur verantwortlich ist, aber unsere Strecke liegt nicht in Bayern und schon gar nicht im Landkreis Traunstein… Immerhin hat die DB Netz AG ja zuletzt über 400 Millionen € Gewinn gemacht, was im Klartext nichts anderes bedeutet, als dass Einnahmen aus Trassenentgelten – und der Löwenanteil kommt hier aus dem Regionalverkehr und wird damit von den Ländern finanziert – nicht zur Instandhaltung oder zum Ausbau des Netzes verwendet wurden, sondern in den allgemeinen Konzerngewinn eingeflossen sind. Schlechterdings ein Skandal. Der Bund beauftragt ein Unternehmen mit der Pflege des Schienennetzes, dieses tut es mehr schlecht als recht, kassiert bei den darauf Fahrenden ab und preist sich anschließend als börsenfähig.

Das Harz-Weser-Netz hat uns übrigens darauf hingewiesen, dass es infolge rechtzeitigen Rückschnitts an Bäumen usw. auf unseren Strecken verhältnismäßig wenig Störungen durch Schneebruch und dergleichen gegeben habe. Auch der Schneepflug sei durchaus zum Einsatz gekommen. Das bestätigen wir gern, halten aber genau dies auch für eine normale und übliche Leistung eines Infrastrukturbetreibers, die keinen Sonderapplaus verdient. Schlimm genug, wenn es andernorts wegen nicht erfolgten Rückschnitts zu Problemen gekommen ist. Als Hauseigentümer kann ich ja auch keine Prämie von der Gemeinde erwarten, nur weil ich früh morgens Schnee schippe und andere es nicht tun…

Mit den klassischen Winterthemen ist man im Harz-Weser-Netz vielleicht nicht ganz so schlecht klargekommen, aber mit Dingen, die damit nichts zu tun haben wie Drähten zu Weichen oder ausreichend Personal für die Frühschichten, dafür sehr schlecht. Deswegen – und weil man außer ehrenamtlichen Initiativen niemanden hat, der auf den Tisch haut – werden uns die Gittelder Probleme auch im warmen Sommer verfolgen, wenn die Drähte sich nicht zusammenziehen, sondern wieder ausdehnen.

Aber dann ist es auf den Bahnsteigen beim Warten etwas angenehmer.
Michael Reinboth

2. Herzberg: Doppelzugtaufe am 13.03.2010 (Stand: 09.03.2010)
Am kommenden Samstag, dem 13.03.2010 findet in Herzberg eine Doppelzugtaufe ab 11.00 Uhr statt. Die beiden Dieseltriebwagen vom Typ VT 648 werden auf die Namen "Herzberg am Harz" und "Osterode am Harz" getauft.
Burkhard Breme

3. Herzberg: Doppelzugtaufe mit hunderten Zuschauern (Stand: 15.03.2010)
Am Samstag erfolgte unter den Augen von knapp 200 Zuschauern das nicht alltägliche Ereignis einer Doppelzugtaufe. Die Bürgermeister der Städte Herzberg am Harz und Osterode am Harz, Gerhard Walter und Klaus Becker, tauften gemeinsam mit Guido Verhoefen, Regionalleiter Marketing der DB Regio AG, Region Nord, zwei Regionalzüge der Baureihe VT 648 auf die Namen der beiden Städte.
Zu Beginn entschuldigte sich Guido Verhoefen für die Unannehmlichkeiten, die durch Zugverspätungen in den vergangenen Wochen den Fahrgästen entstanden sind und versprach Abhilfe.
Bürgermeister Walter verwies auf die Anstrengungen der Stadt Herzberg durch Bereitstellen von P&R Parkplätzen, eines Toilettenhäuschens und eines Kümmerers am Bahnhof Herzberg. Die Anstrengungen der Stadt Herzberg werden von den Menschen dankbar angenommen, wie z.B. der volle P&R Parkplatz zeigt. Hier werde bereits über Erweiterungen nachgedacht. Für einen besseren ÖPNV müssen die Anstrengungen der Kommunen und der Bahn Hand in Hand gehen.
Bürgermeister Becker wies auf die neuen Bahnhöfe in Osterode und die schnellen Verbindungen nach Berlin hin, die zu einer größeren Akzeptanz der Bahn in Osterode führte. Jedoch dürften die Regionen nicht durch Wegfall von IC-Zügen vom Fernverkehr abgekoppelt werden. Bei Veränderungen im Bahnverkehr muss im Vorfeld der Dialog mit den Kommunen erfolgen.

Insgesamt sind bis jetzt 13 Regionalzüge getauft worden.  Die Städtenamen und die Stadtwappen werden beidseitig an der Spitze und am Schluss der Züge angebracht. Die getauften Züge fahren mit den Namen künftig in der gesamten Harz-Weser-Region zwischen Nordhausen, Braunschweig, Bad Harzburg und Holzminden.
Burkhard Breme

4. Ab Dezember 2011 im Nordharz - Gemurkse soll an die an Stelle eines vertakteten Fahrplanangebots treten - Initiative stellt Fahrplanentwurf vor (Stand: 15.03.2010)
Die Initiative „Höchste Eisenbahn für den Südharz“ führt den Begriff „harz“ im Namen und beobachtet daher auch, was in anderen Regionen unseres schönen Mittelgebirges oder vielmehr an dessen Rand fahrplantechnisch passiert. Der westliche Nordharz ist schon deswegen von großem Interesse, weil das Angebot hier auf vielfältige Weise mit dem des Südharzes verknüpft ist – oder auch nicht, wie das Abhängen aller Anschlüsse in Salzgitter-Ringelheim zeigt.

Schon mehrfach war der Fahrplan rund um Bad Harzburg und Goslar Zielscheibe von Sparbemühungen des zuständigen Zweckverbandes Großraum Braunschweig (ZGB). Nach Zuweisung von mehr Geld – zuletzt aus dem Topf der Landesnahverkehrsgesellschaft – konnten die schlimmsten Auswüchse verhindert oder wieder beseitigt werden. Nun ist es wieder einmal so weit: Für Dezember 2011 droht der ZGB wieder mit Streichungen, wenn er nicht von irgendwo her zusätzliches Geld bekommt. Wo das übrige Geld bleibt, wird allerdings nicht verraten. Vermutlich fließt es in den „Regio-Bus“, der in der Region Braunschweig in vielen Bereichen im Takt fährt und hierfür natürlich Geld benötigt.

Während man hier Wert auf einen Takt legt, soll es damit im Bahnverkehr im Nordharz ab Dezember vorbei sein. Möglicher Weise verkehren abschnittsweise auch ein paar Züge zu viel. Aber wie bei der Gestaltung des „neuen Angebots“ verfahren wird, sagt viel über die Qualität der Planungsarbeit aus.

Wir erinnern uns: Seit Dezember 2009 verkehren infolge der Streichung der IC im Leinetal neue, mit Mitteln von LNVG und ZGB finanzierte Nahverkehrszüge im 2-Stunden-Takt zwischen Göttingen und Bad Harzburg und zurück. Während die Gewinne infolge veränderter IC-Linien bei der Deutschen Bahn verbleiben, müssen hier Gelder, die an sich für andere Angebote vorgesehen waren, eingesetzt werden. Dennoch sind wir für diese Art der Ersatzlösung dankbar, verhindert sie doch das gänzliche Abhängen des Nordharzes von Süddeutschland. Dass dabei der Südharz die Zeche durch vermehrten Umstieg in Northeim zahlen muss, soll zunächst einmal nicht im Vordergrund stehen. Die Beibehaltung der IC-Halte in Kreiensen und Northeim wäre allemal die sinnvollere Lösung gewesen.

Die neuen Züge verkehren im Abschnitt Goslar – Bad Harzburg praktisch parallel zu den verhinderten Neigetechnik-Zügen zwischen Hannover und Halle. Beispiel: Der Hallenser Zug verlässt Goslar um 9.59 Uhr nach Bad Harzburg, gefolgt vom Göttinger Zug um 10.04 Uhr. Dies wiederholt sich alle 2 Stunden. In der Gegenrichtung fährt der Göttinger Zug um 9.36 Uhr in Bad Harzburg ab, gefolgt vom Zug nach Hannover um 9.59 Uhr. Und so weiter. Zusätzlich verkehren zwischen Goslar und Bad Harzburg die Regionalbahnen nach und von Kreiensen – Holzminden und die lokbespannten Züge nach und von Hannover, beides jeweils zweistündlich, was zu einem ausgesprochen üppigen Angebot zwischen den beiden Städten führt, welches natürlich auch finanziert werden muss.

Über eine Umstrukturierung kann man also zum Zwecke der Kostensenkung durchaus nachdenken. Das aber setzt planerische Aktivitäten voraus. Beim ZGB geht man den anderen Weg: Man streicht das Angebot willkürlich zusammen, hinterlässt eine fahrplantechnische Ruine und fordert zu deren Beseitigung neues Geld an. Im Klartext: Die lokbespannten RE Hannover – Bad Harzburg – Hannover sollen in Goslar beginnen und enden, und von den Holzmindener Zügen werden ohne Rücksicht auf irgendwelche Merkbarkeiten über den Tag hinweg wahllos einige aus dem Angebot genommen. Was für Bad Harzburg bleibt, ist die doppelte Führung der Neigetechnik-Triebwagen und der Züge nach und von Göttingen, garniert um einige Fahrten nach und von Kreiensen, die aber keiner Merkbarkeit mehr unterliegen.
Michael Reinboth

5. Südharz: Fortsetzung zum Himmelreich-Heft erschienen - Geologisches und Geschichtliches zum Höllstein und Sachsenstein (Stand: 15.03.2010)
Die Südharzstrecke Northeim – Nordhausen durchzieht zwischen Osterhagen und Niedersachswerfen einen Teil des Südharzes, der stark von der Gipskarstlandschaft geprägt ist. Dies bleibt dem links und rechts aus dem Fenster blickenden Fahrgast nicht verborgen. Deswegen ist das als Fortsetzung zum Heft „Himmelreich und Walkenrieder Tunnel“ nun erschienene Büchlein über den Höllstein, den Sachsenstein und die Sachsenburg auch für Fahrgäste der Südharzer Züge vielleicht eine willkommene Lektüre, um mehr über das zu erfahren, was man aus dem Zugfenster sieht.

„Der Höllstein, der Sachsenstein und die Sachsenburg“ beschreibt die Landschaft zwischen Walkenried und Bad Sachsa wiederum aus verschiedenen Blickwinkeln. Alte Landschaftsbeschreibungen werden zitiert und einige Darstellungen der früheren Walkenrieder Malerkolonie gezeigt, bevor auf die einzigartigen „Zwerglöcher“ und einige Karsterscheinungen eingegangen wird. Im zweiten Teil geht es um die Eingriffe, welche diese Landschaft erfuhr, beginnend mit dem Bau der Sachsenburg über die Walkenrieder Klosterteiche, den Bau der Staats- und der Südharzeisenbahn, deren Schotterwerk im Blumenberg bis zu den „Südharzer Baustoffwerken“ und einige Steinbruchaktivitäten. Der Bahn-Senkstelle am Sachsenstein und ihren Ursachen werden einige Seiten gewidmet. Im dritten Teil wird die Landschaft anhand einiger Strecken- und Rundwanderungen beschrieben. Eine alte Wanderkarte der Kurverwaltung Walkenried dient der Orientierung, und der interessierte Leser kann sich anhand des Literaturverzeichnisses über tiefer gehende Schriften und Bücher informieren.

Die Landschaft kann dank guter Bahn- und Busverbindungen auch am Wochenende nicht nur per Pkw, sondern auch unter Nutzung des ÖPNV erlebt werden.

Das 80-seitige, reichlich bebilderte Heft kostet 6,50 € ist bei Michael Reinboth in Walkenried erhältlich. Es wird auf Wunsch auch zuzüglich Portokosten zugeschickt.
Michael Reinboth

6. Fahrplanvorschläge der Initiative finden Interesse (Stand: 15.03.2010)
Vor einigen Wochen hatten wir unsere Vorstellungen zur Gestaltung des künftigen Fahrplanangebotes für die Strecken westlich der Leine aus Anlass der geplanten Ausschreibung der dortigen Teilnetze unter anderem an die LNVG und die Landräte in Northeim und Osterode versandt. Inzwischen liegen zwei Rückmeldungen vor.

Die LNVG, Bereich Angebotsplanung, bedankt sich für die Vorschläge, welche aus ihrer Sicht gute Anregungen enthalten. Auch die LNVG tendiert offenbar in Richtung eines eher weiträumigen Angebots. Inwieweit diese beim Partner, dem Aufgabenträger in Nordrhein-Westfalen, auf Gegenliebe stoßen, ist freilich noch offen. Immerhin: Unsere Anregungen werden in die Gespräche einfließen.

Auch der Landrat des Kreises Northeim, Michael Wickmann, bedankt sich für die Vorschläge, sieht aber im Gegensatz zu uns die Priorität weiterhin beim Schülertransport nach und von Northeim und Bodenfelde. Hier sieht er Konflikte zu den von uns vorgeschlagenen Fahrplanlagen. Wickmann will auch von Bahn und LNVG mehr über die Reisendenströme wissen, bevor er in konkrete Gespräche einsteigt.

Als Zwischenbilanz aus Sicht der Initiative ist festzuhalten, dass der Gedanke einer weiträumigen und verbesserten Anbindung des Harzes und des Sollings an Westfalen noch keinesfalls Allgemeingut geworden ist. In NRW sieht man wohl eher den lokalen Verkehr nach und von Höxter, in Northeim den Schülerverkehr als vorrangig an. Beides sind gewiss wichtige Faktoren, aber ein langfristiges und auf neue - und nicht rückläufige wie im Schulbereich - Verkehrsströme setzendes Angebot muss gleichrangig Pendler- und Ausflugsverkehre sowie touristische Reisendenströme berücksichtigen. Da es diese zum Teil erst wieder zu wecken gilt, werden auch Zählungen nicht viel bringen.

 

 

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