News vom 01.10.09 bis 31.10.09

1. "Last-Minute-Änderungen" lassen zahlreiche Anschlüsse platzen - "Höchste Eisenbahn" vom neuen Fahrplan enttäuscht (Stand: 18.10.2009)
2. Harz: Wird Braunlage aus Kursbuch verschwinden? - Deutsche Bahn will Information über andere Anbieter in der elektronischen Fahrplanauskunft unterbinden (Stand: 18.10.2009)
3. Bahnhof Herzberg: Gastronomie mit angepassten Öffnungszeiten
(Stand: 18.10.2009)
4. Sollingbahn: Bauarbeiten mit Schienenersatzverkehr vom 07.11.09 - 17.12.09 (Stand: 18.10.2009)
5. Deutsche Bahn ignoriert Wünsche aus dem Südharz vollständig (Stand: 26.10.2009)
6. Fahrplanwechsel: Fahrpreiserhöhungen und Umsteigen auf der Strecke Harz- Hamburg schrecken Kunden ab - Bahnfahrt ist nicht mehr konkurrenzfähig
(Stand: 26.10.2009)
7. Bad Lauterberg: Postkartenausstellung "Vor 125 Jahren Eröffnung der Eisenbahn nach St. Andreasberg" vom 6.-8-11.2009 (Stand: 26.10.2009)

1. "Last-Minute-Änderungen" lassen zahlreiche Anschlüsse platzen - "Höchste Eisenbahn" vom neuen Fahrplan enttäuscht (Stand: 18.10.2009)
Der ab 13.12.2009 geltende Fahrplan 2010 der Deutschen Bahn ist seit einigen Tagen im Internet abrufbar. Die exakten Fahrzeiten der Züge waren auch der Initiative "Höchste Eisenbahn für den Südharz" nicht wesentlich früher zugänglich. Insoweit war die Spannung groß, was denn nun aus den angekündigten Verbesserungen - oder besser: den Nachbesserungen zur Vermeidung allzu großer Nachteile durch den Wegfall der IC-Halte - geworden ist.

Fazit nach Studium der Tabellen: Was die zusätzlichen Züge betrifft, hat man Wort gehalten, ebenso im Hinblick auf die Anschlüsse über Seesen und Kreiensen. Damit ist die Situation für Pendler bei Fahrten nach Hannover einigermaßen erträglich, da es neben den wenigen verbliebenen IC nun auch mehrere schnelle Verbindungen mittels "Metronom" gibt und in einigen Fällen auch die umsteigepflichtige, aber gleichwohl schnelle Fahrt über Seesen und Kreiensen eine Alternative darstellt. Für Reisende nach und von Göttingen tritt nun ein vermehrter Umsteigezwang ein, hiervon sind aber die allermeisten Züge des Berufsverkehrs ausgenommen und es kommen einige Verbindungen am Nachmittag aus Göttingen in den Südharz hinzu.

Dieses Bild wird aber nachhaltig durch einige kaum begreifliche "last-minute"-Verschlechterungen getrübt, dies es der Initiative schwer machen, an den ernsthaften Willen der Planer zur Verbesserung der Situation im Südharz zu glauben:

Frühe Reisen nach Frankfurt nicht mehr möglich, Pendler stehen in Northeim sinnlos herum und verpassen dadurch Anschlusszüge in Göttingen

Der dickste Minuspunkt ist das sinnlose Herumstehen des Frühzuges (Nordhausen ab 5.38, Herzberg ab 6.26) in Northeim. Bis jetzt wird er dort von einem IC überholt, mit dessen Hilfe man in Göttingen aber auch zusätzliche Anschlüsse nach Süden erreichen konnte, darunter den für Geschäftsreisende und Berufspendler wichtigen ICE um 7.17 Uhr. Obwohl der IC in Zukunft gar nicht mehr fährt und der Überholungsaufenthalt damit hinfällig ist, soll der Zug nach dem Willen der Bahn in Northeim weiterhin seine 9 Minuten verbringen. Göttingen wird wie heute um 7.15 Uhr erreicht - und die Anschlüsse sowohl an den ICE als auch an die Cantus-Züge sind natürlich weg. Die "Notlösung" durch Zwischennutzung des IC funktioniert auch nicht mehr, da dieser ja wegfällt. Und obwohl der IC nun in Göttingen keine Bahnsteigkante mehr belegt, gibt es angeblich Sachzwänge, die eine frühere Abfahrt des Südharzer Zuges nach Göttingen verhindern.

Da auch der vorangehende Zug (Göttingen an 6.05) und der nachfolgende Zug (Göttingen an 7.35) keine ICE nach Süden erreichen, verschlechtern sich die Reisemöglichkeiten aus dem Südharz in die Metropole Frankfurt um glatte 60 Minuten. Eine Ankunft vor 10 Uhr ist nicht mehr drin - jedenfalls nicht mit dem Zug.

Neben den Verschlechterungen nach Norden, die durch den bekanntermaßen vom Land Niedersachsen kaum ernsthaft bekämpften Wegfall der IC-Halte entstehen, gesellen sich nun auch noch solche nach Süden.

Minutenverschiebungen machen Anschlüsse zunichte

Weitere ärgerliche Verschlechterungen kommen hinzu. Der bisher in Göttingen um 16.15 abfahrende IC nach Hamburg, der aus dem Südharz umsteigefrei um 16.08 Uhr erreicht werden konnte, wird um eine Minute vorverlegt. Es fällt schwer, hier an einen Zufall zu glauben, denn genau diese eine Minute macht den "offiziellen" Übergang in Göttingen zu diesem Zug unmöglich. Die Verbindung existiert für den Computer der Bahn einfach nicht mehr. Als eine der wenigen verbliebenen regelmässigen, also täglichen Verbindungen mit nur einmaligen Umstieg wäre sie für den Südharz interessant gewesen. Dem ist man nun bei der Bahn durch die Ein-Minuten-Verschiebung zuvor gekommen.

Auch am anderen Streckenende sind derartige Schildbürgerstreiche zu notieren. Die für 12.21 Uhr von Nordhausen nach Halle vorgesehene Abfahrt eines Zuges mit IC-Anschluss nach Berlin in Halle wird plötzlich auf 12.18 Uhr gelegt - und schon verschwindet der Anschluss aus dem Südharz zu diesem Zug aus allen Unterlagen, da 3 Minuten Umsteigezeit für Nordhausen nicht ausreichend erscheinen (und es bei Einfahrt in das Gleis 5 mit 10 km/h und weitem und zudem nicht überdachtem Fussweg zum Gleis 2 wohl auch nicht sind). Gedankenlos wird hier der immerhin neu vorhanden gewesene Stundentakt nach Halle und der 2-Stunden-Takt nach Berlin gekappt.

Keine Reaktion auf Fahrpreisanfrage

Als unter ihrer Würde betrachtet es die DB Mobility wohl zudem, den Anfragen aus dem Südharz zur Neutralisierung des Fahrpreises bei der bahnverursachten Umwegfahrt über Göttingen auch nur eine Antwort zukommen zu lassen. Sie findet sich wiederum im Bahncomputer. Dort nämlich wird der Aufpreis bei Fahrten über Göttingen knallhart ausgewiesen, und er beträgt immerhin satte 6 Euro. Gnädiger Weise wird man auf die Möglichkeit der Vorbuchung hingewiesen... Bei dieser nämlich spielt der Umweg keine Rolle mehr.

"Wir fühlen uns von der Deutschen Bahn getäuscht, da sie alle oben genannten Verschlechterungen im Unterschied zum IC-Ersatzkonzept nicht kommuniziert hat und uns nunmehr vor vollendete Tatsachen stellt. Bei der bekannten Beweglichkeit des Unternehmens und dem Rang, den der Nahverkehr trotz "cash cow"-Funktion dort hat, machen wir uns auch nicht allzu viele Hoffnungen auf Korrektur. Damit bleibt freilich festzuhalten, dass es den Südharzer Bahnstrecken schwer fallen dürfte, mit den erheblichen Zuwachsraten andernorts - vorwiegend übrigens im Bereich der privaten Konkurrenz - mitzuhalten" fasst Fahrplanexperte Michael Reinboth das schlechte Ergebnis "mit ziemlicher Wut im Bauch" zusammen.

Denn genau dies - im Vergleich zu anderen Strecken schwächere Zuwächse - hält man seitens Bahn und Landesnahverkehrsgesellschaft der Region immer wieder vor. Aber, so fragt man bei "Höchste Eisenbahn", wo sollen denn die neuen Kunden herkommen, wenn die Anschlüsse immer schlechter und die Preise immer höher werden?

Unwürdiges Schauspiel im alten Grenzbereich

Im "Niemandsland" zwischen Walkenried und Ellrich tummeln sich derweil die Fahrscheinkontrolleure von Bahn und VSN und machen aufgrund unklarer Tarifzustände reichlich Kasse, was zu weiteren Abwanderungen von Kunden führt.

Hier sei nur ein Beispiel genannt: Im Bereich des VSN kann man eine Fahrrad-Monatskarte erwerben (im Bus kostet die Mitnahme des Fahrrads nichts). In Thüringen ist die Mitnahme des Fahrrades im Zug kostenlos. Was soll der arme Kunde machen, der nun täglich mittels Fahrrad und Zug eine Distanz wie Barbis - Nordhausen zurücklegt? Er hat ordnungsgemäß eine Fahrrad-Monatskarte des VSN erworben und besitzt obendrein eine normale DB-Monatskarte für die Gesamtstrecke. Dies alles ist für die Kontrolleure der Bahn kein Grund, ihn wegen des selbst verursachten ungeregelten Bereichs für die 3 km zwischen Walkenried und Ellrich nicht zur Kasse zu bitten.

Auch dies passt ins Bild eines Unternehmens, dass zwar später, aber dennoch an die Börse will, dem aber die Kunden zumal im Nahverkehr vollkommen egal sind.
Michael Reinboth

2. Harz: Wird Braunlage aus Kursbuch verschwinden? - Deutsche Bahn will Information über andere Anbieter in der elektronischen Fahrplanauskunft unterbinden (Stand: 18.10.2009)
Für die Stadt Braunlage wurden bisher immer die Tabellen der Buslinien von Bad Harzburg und Walkenried in das Kursbuch und auch in die elektronische Fahrplanauskunft eingestellt. Im Zuge der Aktualisierung der Pläne hat die DB nun der Stadt mitgeteilt, dass sie künftig für jede Fahrt, die in die elektronische Auskunft aufgenommen werden soll, 67 € (siebenundsechzig Euro) haben will. Das würde im Falle der Buslinie Walkenried - Braunlage einen Betrag von rund 2.000 € pro Jahr ausmachen.

Auch Schienenverkehrsunternehmen sollen zahlen, natürlich auch DB Regio, aber da geht es ja wie gehabt nach dem Motto linke Tasche - rechte Tasche. Metronom und andere müssen demnach auch stattliche Summen aufbringen - oder die Information fällt schlicht unter den Tisch.

Das ist ein neuer Versuch des Monopolisten, aufgrund seiner Informationshoheit Drittanbieter zu schädigen.

Für den Harz und speziell Braunlage bedeutet es, dass der Ort mit rund 800.000 Übernachtungen pro Jahr völlig aus dem Kursbuch und damit auch aus der elektronischen Auskunft herausfällt. Damit werden auf den zulaufenden Bahnstrecken künftig auch die Kunden fehlen, die bisher mit Bahn und Bus an- und abgereist sind, denn die Stadt Braunlage kann nicht eben mal 5.000 € für alle Buslinien aus dem Ärmel schütteln.
Michael Reinboth / Burkhard Breme

3. Bahnhof Herzberg: Gastronomie mit angepassten Öffnungszeiten (Stand: 18.10.2009)
Nach Beobachtung der "Verkehrsströme" wurden Öffnungszeiten Mo bis Fr wie folgt angepasst: Mo bis Fr von 6.15 bis 17.00 Uhr und Sonntags (wie bisher) von 14 bis 18 Uhr.
Die neue Telefonnummer lautet: 0160 838 74 27
Michael Reinboth

4. Sollingbahn: Bauarbeiten mit Schienenersatzverkehr vom 07.11.09 - 17.12.09 (Stand: 18.10.2009)
Nach Information der Deutschen Bahn werden zwischen dem 07.11.09 und 17.12.09 Gleiserneuerungen zwischen Bodenfelde und Northeim durchgeführt. Dabei werden nicht nur die Schienen und Schwellen ausgewechselt, sondern auch das Gleisbett gereinigt und stabilisiert.
Nach Meinung der Initiative hätten die Bauarbeiten nicht wieder in der kalten Jahreszeit anberaumt werden dürfen und erinnert an die Verzögerungen aus dem letzten Jahr zwischen Northeim und Herzberg.
"Schon in den vergangenen Jahren hat die Bahn die Reisenden zu den Weihnachtsmärkten mit Schienenersatzverkehr enttäuscht und setzt diese Vorgehensweise auch dieses Jahr ungeniert fort." fasst der Sprecher der Initiative "Höchste Eisenbahn für den Südharz", Burkhard Breme, zusammen.
Burkhard Breme

5. Deutsche Bahn ignoriert Wünsche aus dem Südharz vollständig (Stand: 26.10.2009)
Dieser Tage erhielt die Initiative „Höchste Eisenbahn für den Südharz“ doch noch offiziell von der DB bestätigt, was im Internet bereits abzulesen war. Der Vorstand Personenverkehr, Ulrich Homburg, lehnt in seinem Antwortschreiben jedwedes Entgegenkommen bei den Fahrpreisen in Bezug auf den Umweg über Göttingen in Richtung Hannover und Hamburg „aus Gründen der Preiskonsistenz im Gesamtnetz“ ab.

Er empfiehlt den Südharzern, statt des – mit nur einmaligem Umsteigen verbundenen – Weges über Göttingen doch den „Metronom“ ab Northeim bis Hannover und von dort den ICE nach Hamburg zu nutzen. Dies sei nicht langsamer und zudem preislich günstiger als der Umweg über Göttingen.

Letzteres ist korrekt, aber eben nur dann, wenn man vom Aufpreis für den Umweg ausgeht, denn der ICE zwischen Hannover und Hamburg kostet wiederum einen Aufschlag, der die preiswertere Fahrt mit dem Metronom wieder aufwiegt. Zudem ist ein zweites Mal umzusteigen, nämlich in Hannover.

Harz mit dem Leinetal verwechselt

Der Verfasser der Antwort unterliegt bemerkenswerter Weise dem gleichen Irrtum wie die Landesregierung in Hannover: Auch er setzt das Leinetal mit dem stündlich verkehrenden Metronom mit dem Südharz gleich. Aus Südharzer Sicht betrachtet, kommt nämlich zum zweimaligen Umsteigen auch noch die Wartezeit in Northeim hinzu, die natürlich für unmittelbar dort Einsteigende entfällt. Und dies, obgleich die Problematik des Südharzes im Anschreiben sehr genau beschrieben worden war…

Es fällt zudem auf, dass die DB ihr eigenes Produkt, den IC, im Vergleich zum Konkurrenzprodukt, dem Metronom, schlecht darstellt. Der IC würde im Unterschied zum stündlichen Metronom ja nur zweistündlich fahren, wird die Initiative, die sich seit mehr als 15 Jahren mit Fahrplandetails befasst, belehrt. Deswegen sei es besser, den Metronom zu nehmen. Dies trifft aber, wie erwähnt, für den Südharz keinesfalls zu.

Aber, da ist man sich bei „Höchste Eisenbahn“ ziemlich sicher, für alle Mitarbeiter im Umfeld des DB-Vorstandes zählt wohl weniger Fahrplan- und Geographiekenntnis als vielmehr Kenntnis über Erlös und Gewinn. Und über den kann man sich sicher bald freuen: Dank des großzügigen Entgegenkommens des Landes Niedersachsen wird der IC beschleunigt und dadurch billiger, und den nunmehr zum mehrfachen Umstieg gezwungenen Kunden drückt man quasi als Belohnung noch einen höheren Fahrpreis auf.

Fernbus als Alternative ?

Bei so viel Monopolverhalten freut man sich bei „Höchste Eisenbahn“, dass in der Regierungserklärung immerhin von Überlegungen zu Fernbuslinien als echter Konkurrenz zum DB-Fernverkehr die Rede ist. Dies würde die Manager der DB vielleicht veranlassen, sich dem Kunden im Fernverkehr zuzuwenden. Aber es ist wohl eher zu erwarten, dass die Bahn selbst als allererstes Unternehmen zum Fernbus greift, um eigene IC-Linien einstellen zu können, so wie sie es schon heute zwischen Nürnberg und Prag und Dresden und Berlin tut – mit erheblich niedrigerem Fahrpreis… Für den Südharz bleibt aber immerhin schon der Ansatz, über eine alternative Anbindung der Kurorte an Hamburg nachzudenken, nachdem die Deutsche Bahn ihm die kalte Schulter zeigt.
Michael Reinboth

6. Fahrplanwechsel: Fahrpreiserhöhungen und Umsteigen auf der Strecke Harz- Hamburg schrecken Kunden ab - Bahnfahrt ist nicht mehr konkurrenzfähig (Stand: 26.10.2009)
Ein Vergleich zwischen dem aktuellen Fahrplan und dem Fahrplan 2010 zeigt die Nachteile auf.
Nach Angaben der elektronischen Fahrplanauskunft steigen die Fahrpreise von 56 EUR auf 62 EUR. Hinzu kommt ein weiterer Umsteigevorgang, der weitere Fahrgäste abschrecken wird. Für eine vierköpfige Familie steigt der Fahrpreis von 112 EUR auf 124 EUR. Laut Verkehrsmittelvergleich auf der Bahnhomepage ist der PKW mit 120 EUR auf Vollkostenbasis günstiger. Selbst mit einem Mietwagen ist die Fahrt günstiger.

Burkhard Breme


Tabelle 1: Fahrplan bis 12.12.2009: Alle 2h mit RB/IC für 56 EUR aus dem Südharz mit einmaligem Umsteigen nach Hamburg


Tabelle 1: Fahrplan ab 13.12.2009: Alle 2h mit RB/IC für 62 EUR aus dem Südharz mit zweimaligem Umsteigen nach Hamburg


Tabelle 3: Für eine vierköpfige Familie ist durch die Preiserhöhung der Bahn (von 112 EUR auf 124 EUR) die Fahrt mit dem PKW (120 EUR) günstiger

7. Bad Lauterberg: Postkartenausstellung "Vor 125 Jahren Eröffnung der Eisenbahn nach St. Andreasberg" vom 6.-8-11.2009 (Stand: 26.10.2009)

 

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