News vom 01.03.09 bis 31.03.09

1. Südharzer Nahverkehrstreffen am 16. Mai geplant - Viele Fragen zu Bahn und Bus warten auf Antwort (Stand: 15.03.2009)
2. Ab Dezember 2009 schneller von Nordhausen nach Halle - Durchgreifend verbessertes Angebot bringt dem Südharz erhebliche Vorteile
(Stand: 15.03.2009)
3. Änderungen im Harz-Kursbuch
(Stand: 15.03.2009)
4. 140 Jahre Eisenbahn Northeim – Nordhausen - Jubiläum einer schon oft abgeschriebenen Eisenbahnlinie steht vor der Tür (Stand: 15.03.2009)
5. Landtag in Hannover muss über Verlängerung entscheiden - Bei Wegfall der Zuschüsse drohen Angebotskürzungen anstelle eines „IC-Ersatzkonzepts“ (Stand: 16.03.2009)1. Südharzer Nahverkehrstreffen am 16. Mai geplant - Viele Fragen zu Bahn und Bus warten auf Antwort (Stand: 15.03.2009)
6. Kommentar: Zusätzlicher Zug zum Bettenwechsel im Norden – reihenweise Anschlussverluste im Süden
(Stand: 29.03.2009)
7. Osterode: Beispielhafte Zusammenarbeit von Bahn, Stadt und Schulen
(Stand: 29.03.2009)
8. VSN: Neuregelung zur SchülerFreizeitKarte (Stand: 29.03.2009)
9. 10 Jahre VSN: Für PRO BAHN kein Grund zum Jubeln (Stand: 30.03.2009)


 

1. Südharzer Nahverkehrstreffen am 16. Mai geplant - Viele Fragen zu Bahn und Bus warten auf Antwort (Stand: 15.03.2009)
Nach einer Pause von zwei Jahren plant die Initiative „Höchste Eisenbahn für den Südharz“ erneut ein Treffen, auf dem zahlreiche in der Zwischenzeit aufgetauchte Fragen rund um Bahn und Bus erörtert werden sollen. Das Treffen wird am 16. Mai voraussichtlich wieder in Scharzfeld stattfinden. Details wird die Initiative rechtzeitig bekannt geben.

„Nachdem Angebotskürzungen im Zugverkehr aufgrund des Einspringens des Landes Niedersachsen vor zwei Jahren abgewendet werden konnten, steht der Nahverkehr in unserer Region erneut vor entscheidenden Weichenstellungen. Deswegen ist es erforderlich, sich wieder einmal zusammenzusetzen und Risiken, Chancen und Lösungswege zu erörtern“ begründet Burkhard Breme das Treffen, zu dem die Initiative Vertreter der Bahn, der LNVG, des Verkehrsverbundes Süd-Niedersachsen und Vertreter der Politik einladen wird. An Themen sei bekanntlich kein Mangel:

Burkhard Breme weiter: „Im Jahr der Bundestagswahl interessiert uns natürlich auch, wie die Parteien sich die weitere Entwicklung des Nahverkehrs 2010 bis 2014 vorstellen, wie sie es mit den Regionalisierungsmitteln und der steuerlichen Behandlung von Fahrscheinen halten“.

Wie immer sind alle am Nahverkehr Interessierten zu dem offenen Treffen herzlich willkommen.
Burkhard Breme     Michael Reinboth

2. Ab Dezember 2009 schneller von Nordhausen nach Halle - Durchgreifend verbessertes Angebot bringt dem Südharz erhebliche Vorteile (Stand: 15.03.2009)
Nach Jahren, eigentlich Jahrzehnten des Niedergangs und der schleichenden Verschlechterung des Angebots hat das Land Sachsen-Anhalt vor geraumer Zeit die Initiative ergriffen und im aktuellen Nahverkehrsplan deutliche Angebotsverbesserungen auf der alten Magistrale Kassel – Halle gefordert. Die Deutsche Bahn hat sich mittlerweile wohl ebenfalls besonnen und führt in diesem Jahr in großem Stil Bau- und Sanierungsarbeiten entlang der Strecke durch, die insbesondere der Beseitigung von Langsamfahrabschnitten dienen. Die Früchte werden die Kunden ab Dezember 2009 ernten können, denn es sind signifikante Beschleunigungen und Angebotsverbesserungen für diese Strecke geplant, die sich auch sehr positiv auf die Strecke Northeim – Nordhausen auswirken werden.

Zwar ist es derzeit nur ein Entwurf, der von der Nahverkehrsgesellschaft des Landes Sachsen-Anhalt veröffentlicht worden ist, doch verspricht er einiges, wenn bis zum Dezember keine negativen Veränderungen mehr eintreten.

Stündlich schnell von Nordhausen nach Halle und zurück
Bis dato verkehren auf der Halle-Kasseler Bahn zweistündlich Eilzüge (pardon, „Regionalexpresse“) zwischen den beiden Endpunkten, die relativ flott fahren und die Distanz von Nordhausen bis Halle (100 km) bei 4 Zwischenhalten in 90 Minuten zurücklegen. Sie werden ergänzt durch zweistündliche Regionalbahnen, die, überall haltend, fast 2 Stunden für diese Distanz brauchen. Zukünftig verkehren die RE Kassel – Halle und zurück um 7 Minuten in Richtung Halle und um immerhin 17 Minuten in Richtung Nordhausen schneller, wobei sich die Fahrzeitverkürzung bei etwa gleicher Abfahrt und Ankunft in Nordhausen am anderen Ende in Halle durch frühere Ankunft bzw. spätere Abfahrt bemerkbar macht. Aus Richtung Halle ist man nur mehr 77 Minuten bis Nordhausen unterwegs, eine Reisegeschwindigkeit von immerhin 80 km/h bei ebenfalls 4 Halten.

„Clou“ sind allerdings die RE, welche die bisherigen Regionalbahnen ablösen. Sie verkehren auf dem Abschnitt Nordhausen – Sangerhausen – Eisleben mit Halt auf allen Stationen und danach grundsätzlich ohne Halt bis Halle, ebenso umgekehrt. Dies ermöglicht eine signifikante Beschleunigung der Züge um bis zu 20 Minuten. Mit erheblichen Folgen für die Anschlüsse in Halle. Die künftig durchfahrenen Stationen werden neu stündlich durch eine Regionalbahn Halle – Eisleben und zurück bedient.

Aus Richtung Halle besteht zukünftig in Halle Hbf eine stündlich gleiche Abfahrtszeit zur Minute :04. In Nordhausen fahren die Züge entweder zur Minute :38 (bisher :37) oder :21 ab und erreichen Halle entweder zur vollen Stunde oder zur Minute :48.

Neue IC-Anschlüsse in Halle nach und von Berlin

Durch die Beschleunigung der bisherigen Regionalbahnen werden in Halle zweistündlich Anschlüsse an den IC nach Berlin (und zumeist weiter nach Stralsund) und von dort erreicht. Die Reise aus dem Südharz nach Berlin ist also einerseits über Herzberg – Braunschweig mit dem ICE und andererseits über Halle mit dem IC machbar. Die bisher zweistündlichen Anschlüsse in Sangerhausen nach Magdeburg und zurück werden beibehalten, wobei der Zug von Magdeburg nach Sangerhausen seinerseits um rund 20 Minuten beschleunigt wird.

Alle Züge nach und von Halle haben in Nordhausen Anschluss an die Züge der Südharzstrecke Northeim – Nordhausen, wobei die Übergangszeiten erfreulich verkürzt werden: Während man bisher auf die Abfahrt der RB nach Halle etwa 30 Minuten warten musste, sind es ab Dezember nur mehr 6 Minuten. Zusammen mit der schnelleren Fahrt ergibt dies eine Fahrzeitverkürzung aus dem Südharz nach Halle von satten 48 Minuten. Damit ist die Bahn in dieser Relation wieder konkurrenzfähig, nachdem ihr die Südharz-Autobahn A38 fahrzeitmässig den Rang abgelaufen hatte. In der Gegenrichtung beträgt die Übergangszeit neu 7 statt der bisherigen 23 Minuten. Auf die Kasseler RE muss man ebenso wie heute etwa 20 Minuten warten.

Fortschritte im Osten – Rückschritte in Niedersachsen
Bei der Initiative „Höchste Eisenbahn für den Südharz“ ist man ob des geplanten Angebots hoch erfreut. „Während es in Niedersachsen leider den zweiten Rückschritt in Folge geben dürfte, wenn die IC-Halte in Northeim entfallen, wartet wenigstens das andere Ende der Strecke mit erheblichen Verbesserungen auf“ meint man dort. Die Achse Northeim – Halle wird deutlich beschleunigt und damit auch aufgewertet. „Wir würden ja lieber von der Achse Göttingen – Nordhausen – Halle sprechen – aber leider ist bis heute nicht klar, wie viele der Südharzer Züge zukünftig noch bis nach Göttingen durchfahren…“.

Sehr aufmerksam wird bei der Initiative auch eine andere Entscheidung aus dem Nachbarland registriert. Zukünftig werden im Bahnhof von Köthen alle InterCities der Linie Leipzig – Hannover halten und nicht mehr nur jeder zweite. Während es dort also möglich ist, IC-Halte auch an kleineren Stationen einzurichten, hat man in Niedersachsen fast ohne Widerstand das Feld geräumt, als die DB ihre Streichliste für Northeim, Kreiensen und Alfeld bekannt gab. Und scheint nun nicht einmal ein gutes Ersatzangebot für den Südharz hinzubekommen…
Michael Reinboth

3. Änderungen im Harz-Kursbuch (Stand: 15.03.2009)
Am 25. April 2009 tritt der Sommerfahrplan der Harzer Schmalspurbahnen (HSB) in Kraft. Er bringt nicht nur auf der Brockenstrecke wie gewohnt mehr Züge, sondern auch eine Reihe von Änderungen auf den Strecken Drei Annen Hohne – Nordhausen und Nordhausen – Quedlinburg.

Auf dem Abschnitt Nordhausen – Eisfelder Talmühle und zurück bleibt der bisherige Fahrplan (einschließlich der Straßenbahnlinie 10) unverändert.

Durch die zeitliche Verschiebung der Brockenzüge und einiger Züge nach und von Eisfelder Talmühle ergeben sich auch andere Anschlüsse in Benneckenstein zur und von der Buslinie nach Hasselfelde (Linie 125).

Alle Änderungen sind nun in das Harz-Kursbuch eingearbeitet. Bitte beachten Sie, dass diese erst am 25.04.2009 in Kraft treten und bis dahin noch der Winterfahrplan gültig bleibt.
Michael Reinboth

4. 140 Jahre Eisenbahn Northeim – Nordhausen - Jubiläum einer schon oft abgeschriebenen Eisenbahnlinie steht vor der Tür (Stand: 15.03.2009)
Am 1. August 2009 wird die Bahnlinie zwischen Northeim und Nordhausen 140 Jahre alt. Am 1.8.1869 wurde der Verkehr auf der Gesamtstrecke eröffnet, nachdem im Dezember des Jahres 1868 bereits der Verkehr zwischen Northeim und Herzberg aufgenommen worden war.

Seit 140 Jahren rollen die Züge durch den Südharz. Eine stolze Zahl – und es war durchaus nicht immer sicher, dass unsere „Stammstrecke“ sie einmal erreichen würde, denn mehr als einmal hing die Zukunft der Südharzstrecke am seidenen Faden. Heute scheinen ihr weitere 15 Jahre gewiss, denn so lange läuft der Vertrag zwischen dem Land Niedersachsen und der Deutschen Bahn zum „Harz-Weser-Netz“ noch. Was danach kommt, bleibt angesichts des Bevölkerungsrückgangs einerseits und vielfältig sich abzeichnender Umweltprobleme andererseits offen.

Ob und welche Feierlichkeiten Anfang August diesen Jahres über die Bühne gehen werden, ist ebenso offen. Besser also, schon heute auf das Jubiläum hinzuweisen und damit Vorarbeiten einzuläuten, denn bis zum August lässt sich ja noch manches bewegen.

Seit 20 Jahren wieder Personenverkehr
Doch nicht nur eine runde Jahreszahl erreicht die Südharzstrecke 2009. In diesem Jahr, allerdings im November, ist es genau 20 Jahre her, dass der durchgehende Reisezugverkehr über Walkenried und Ellrich wieder aufgenommen wurde. Davor rollten rund 40 Jahre lang nur Güterzüge durch den Walkenrieder Tunnel und das berühmt-berüchtigte Grenztor am Bahnhof Ellrich. Vor 20 Jahren wurden die Südharzer Züge von tausenden DDR-Bürgern gestürmt, um mit ihnen gen Westen zu reisen. Seither hat sich der Personenverkehr normalisiert und die stündlich verkehrenden Regionalbahnen werden gut genutzt. Der durchgehende Güterverkehr freilich ist bis auf einige wöchentlich pendelnde Züge zwischen Scharzfeld und Bitterfeld oder Torgau zum Erliegen gekommnen, obwohl er bis 1945 eindeutig das Bild der Südharzstrecke bestimmt hat.

Die Jubilarin präsentiert sich im hundertvierzigsten Jahr dank einiger Bau- und Erneuerungsarbeiten rüstig, aber nicht ohne Schwächen. So ist die Geschwindigkeit, die ansonsten zwischen 90 und 100 km/h beträgt, am Sachsenstein immer noch auf 30 km/h reduziert, und einige Kilometer Gleis rund um Herzberg müssen noch erneuert werden. Insbesondere die Fernsteuerung der gesamten Strecke von Göttingen aus, die das Gesamtbild noch einmal erheblich verändern wird, lässt aber auf sich warten.

Vorschlag: Zugtaufe zum Jubiläum
Im Harz-Weser-Netz verkehrt derzeit genau ein „getaufter“ Triebwagen der Baureihe VT 648, der auf den schönen Namen „Bad Harzburg“ hört. Drei weitere Namen wären nunmehr aus Anlass des 140. zu vergeben: „Northeim“, „Nordhausen“ und „Herzberg am Harz“ sollten am 1. August aus der Taufe gehoben werden, um die Bedeutung des Streckenjubiläums auch nach außen hin sichtbar zu machen. Wir sind uns sicher, dass viele Südharzer aus Anlass dieser Zugtaufen den Weg zu den drei Bahnhöfen finden würden. Taufpaten würden ganz gewiss auch verfügbar sein, denn Land und Region haben sich bis dato immer wieder zu „ihrer“ Bahnlinie bekannt.

„Höchste Eisenbahn für den Südharz“ jedenfalls wünscht sich solche Zugtaufen. Viel mehr noch wünscht man sich dort aber einen „Jubiläumsfahrplan“, der, am Ende des Jahres 2009 in Kraft tretend, die Anbindung des Südharzes an Hannover und Göttingen trotz des Wegfalls der IC-Halte verbessern hilft…
Michael Reinboth

5. Landtag in Hannover muss über Verlängerung entscheiden - Bei Wegfall der Zuschüsse drohen Angebotskürzungen anstelle eines „IC-Ersatzkonzepts“ (Stand: 16.03.2009)
In diesen Wochen sind viele Institutionen und Gruppen Ziel einer intensiven staatlichen Fürsorge: Die Banken, die Automobilhersteller, die Autokäufer… Vor allem eine Gruppe jedoch zahlt seit Jahresbeginn kräftig drauf, nämlich die der Nutzer von Bahn und Bus. Die Fahrpreise wurden bei der Bahn und beim VSN deutlich angehoben. Das Angebot hingegen hat sich mit dem Wegfall aller Anschlüsse in Salzgitter-Ringelheim verschlechtert.

Im kommenden Dezember nun fallen – mit dem Segen des Landes – nahezu alle IC-Halte in Northeim und Kreiensen weg. Dem Nord- wie dem Südharz droht das Abhängen von fast allen interessanten Anschlüssen nach Süden einerseits und – für die Südharzer – nach Hannover und Hamburg andererseits. Auch für den verbliebenen Urlaubsverkehr auf der Schiene ist dies ein schwerer Schlag.

Die Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) bastelt allerdings derzeit an einem „IC-Ersatzkonzept“, welches die schlimmsten Nachteile für unseren Landstrich verhindern und hier und da unter Umständen sogar neue Akzente setzen könnte. Der Konjunktiv ist mehr als angebracht, denn für die zusätzliche Bestellung von Nahverkehrszügen anstelle der IC werden Mittel aus dem so genannten „Regionalisierungstopf“ gebraucht, der den Bundesländern vom Bund für die Bestellung von Nahverkehrszügen zur Verfügung gestellt wird. Diese Mittel waren schon mehrfach Ziel der Begehrlichkeit von Haushaltspolitikern und wurden zwei Mal gekürzt. Die letzte Kürzung wurde vom Land Niedersachsen mit eigenen Mitteln teilweise ausgeglichen, wodurch allzu einschneidende Streichungen im Fahrplan vermieden werden konnten.

Die Mittel wurden allerdings nur für die Jahre 2008 und 2009 bewilligt. Für 2010 steht eine Verlängerung dieser Mittelzuweisung an. Im Unterschied zu anderen Zielgruppen scheint das Interesse an einer Aufrechterhaltung oder gar Verbesserung des Angebots im Nahverkehr eher gering zu sein.

Eine Nichtbewilligung der Mittel hätte auch für unseren Landstrich erhebliche Konsequenzen, denn statt der dringend benötigten zusätzlichen Züge zum Auffangen der IC-Wegfälle würde es auch im Nahverkehr zu Kürzungen kommen. „Statt eines IC-Ersatzes verlören wir diesen und, so ist zu vermuten, am Wochenende auch noch weitere Züge – die Anreise nach Hannover würde sich dann endgültig zum Geduldsspiel entwickeln“ kommentiert man bei der Initiative „Höchste Eisenbahn für den Südharz“ das Horror-Szenario des Nahverkehrs. Im Bereich Braunschweig kursiert bereits eine Streichliste des ZGB für den „Fall der Fälle“: Danach würden am Wochenende zahlreiche Züge gestrichen und unter der Woche das Angebot vor allem zwischen Braunschweig und Hildesheim sowie Goslar und Bad Harzburg ausgedünnt. Ähnliches könnte auch im Südharz geschehen.

„Wir können nur hoffen, dass der Landtag ein zweites Mal Sinn für Infrastruktur und Daseinsvorsorge beweist und die Mittel auch für 2010 bewilligt. Andernfalls müsste man seitens des Wirtschaftsministeriums umgehend mit der Bahn darüber verhandeln, dass die IC doch weiter durch das Leinetal verkehren – ansonsten würden wir Südharzer durch IC-Wegfall und Nahverkehrsstreichungen doppelt bestraft, nachdem wir im Januar schon höhere Preise hinnehmen mussten“ ist man bei „Höchste Eisenbahn“ sehr besorgt.
Michael Reinboth

6. Kommentar: Zusätzlicher Zug zum Bettenwechsel im Norden – reihenweise Anschlussverluste im Süden (Stand: 29.03.2009)
Als Bürger in Süd-Niedersachsen im allgemeinen und im Südharz im besonderen beschlich einen schon immer mal das Gefühl, irgendwie in der falschen Gegend zu wohnen, wenn es um die Förderung bestimmter Infrastrukturen ging. Dieses Gefühl bekommt nun neue und sehr konkrete Nahrung.

Heute verkünden die niedersächsische Landesnahverkehrsgesellschaft und die NordWestBahn stolz die Einrichtung eines neuen, samstäglichen Zuges von Wilhelmshaven nach Sande, um den Urlaubern an der niedersächsischen Nordseeküste eine noch bessere Abreisemöglichkeit beim Bettenwechsel zu bieten.

Es ist, zugegeben, nur ein kurzer Zug auf kurzem Laufweg. Aber wir Südharzer müssen doch neidlos anerkennen, dass es anderswo in diesem Bundesland mit der Lobbyarbeit pro Schiene klappt und auch in Zeiten, wo im Nahverkehr – nur dort! – jeder Cent umgedreht wird, noch zusätzliche Züge bestellt werden können. Ähnliches zeichnet sich beim so genannten „Haller Willem“ ab, denn auch zwischen Osnabrück und Dissen-Bad Rothenfelde sollen in Tagesrandlagen weitere Züge verkehren.

Verwundert reibt man sich die Augen. Denn hierzulande werden reihenweise Anschlüsse gekappt und gestrichen. Demnächst ist es nicht nur Samstags, sondern jeden Tag unmöglich, zum Bettenwechsel aus dem Südharz gen Norden abzureisen, denn nach dem Streichen aller Verbindungen über Salzgitter-Ringelheim geht es nun den IC-Halten in Northeim an den Kragen. Satte 30 Anschlüsse gehen für den Südharz innerhalb eines Jahres verloren, und überdies wird uns die vorgesehene Kompensation für den Nordharz vermutlich weitere Opfer bescheren, darunter den Wegfall zahlreicher bisher durchgehender Züge nach Göttingen.

Der IC-Wegfall wird übrigens von der Landesregierung durchaus positiv gesehen, bringt er doch den Landeskindern, die nördlich von Hannover wohnen, einige Vorteile: Sie erreichen Frankfurt und den dortigen Flughafen schneller. Was kümmert es da, dass die Verbindungen in den Südharz dahin gehen? Man muss Opfer bringen.

Merkwürdig: Es trifft nahezu immer nur eine Region, wenn es um Opfer geht. Anschlüsse werden anderswo eingerichtet und hier eben gestrichen, das gleicht sich wieder aus. Selbst schuld, wer im Südharz wohnt. Noch wohnt.

Eine kleine Auswahl:

Und was wird getan, um den ständigen Verschlechterungen Einhalt zu gebieten? Gibt es vielleicht ein paar zusätzliche Züge, um wenigstens einige neue Anschlüsse herzustellen? Vermutlich nicht, denn das Geld ist ja knapp und die DB Regio hat keine Fahrzeuge, um diese zusätzlichen Angebote realisieren zu können… Die Nordwestbahn hat sie, sie fährt mit Fahrzeugen aus dem Landespool, der übrigens um weitere 10 Triebwagen aufgestockt wird. Für den Nordteil des Landes, nicht für uns im armen Süden.

So weit, so schlecht. Und dies ist nur der Nahverkehr. Im Tourismus sieht es ja nicht besser aus, denn während in Sachsen-Anhalt mit Fördermitteln zusätzliche Bettenkapazitäten geschaffen werden, bringt man es in Hannover nicht einmal zu einem klaren Bekenntnis für den westlichen Harz. Wir müssen derweil zur Selbsthilfe greifen und das Nacktrodeln einführen, um zu überleben. Es ist schade um diesen wunderschönen Landstrich. Vielleicht sollten wir uns mehr zur Wehr setzen?

Genau das, meint

Michael Reinboth 

7. Osterode: Beispielhafte Zusammenarbeit von Bahn, Stadt und Schulen (Stand: 29.03.2009)
Vor kurzem noch hatte "Höchste Eisenbahn" gegenüber Station & Service Göttingen ein massives Reinigungsdefizit u.a. auf und vor allem um die Bahnhöfe Walkenried, Bad Lauterberg-Barbis, Hattorf und Osterode Mitte beklagt. Station & Service Göttingen hat umgehend reagiert und auf verschiedenen Bahnhöfen zusätzliche Arbeiten veranlasst.

Eine ganz besonders erwähnenswerte Aktion fand im Rahmen des Putztages der Stadt Osterode am 27. März an den Haltepunkten Osterode Mitte und Leege statt. Hier räumten Schüler der BBS und Schüler des Gymnasiums, begleitet von Mitarbeitern von Station & Service und der Bundespolizei, das Umfeld auf.

"Höchste Eisenbahn" sagt herzlichen Dank und zugleich eine ähnliche Aktion beim Putztag in Walkenried Ende April zu. Hoffentlich sieht das Umfeld nicht binnen kurzem wieder genauso aus wie zuvor...
Michael Reinboth 

8. VSN: Neuregelung zur SchülerFreizeitKarte (Stand: 29.03.2009)
"Höchste Eisenbahn für den Südharz" begrüßt die abermalige Neuregelung der SchülerFreizeitKarte im Verkehrsverbund Süd-Niedersachsen (VSN) als einen Schritt in die richtige Richtung ausdrücklich. Genau genommen handelt es sich jedenfalls zum Teil allerdings um einen Schritt, mit dem ein Rückschritt des vergangenen Jahres wieder beseitigt wird, denn seinerzeit war die einheitliche Karte in eine für Bus- und eine für Bahnfahrer aufgeschlüsselt worden mit der fatalen Folge, dass zugabhängige Nutzer drastisch mehr zahlen mussten als Busfahrer. Dieses Ungleichgewicht wird nunmehr behoben - ein klein wenig wie bei der Echternacher Springprozession: Zurück und vor.

Das trübt die Freude über diesen Schritt jedoch keineswegs. Auch der Preis von 11,- € im Monat ist nach Auffassung der Initiative durchaus angemessen, gilt die Karte doch an allen Schultagen ab 14 Uhr, an Samstagen, Sonn- und Feiertagen sowie in allen Ferien außer den Sommerferien - hier wird es voraussichtlich wieder das Schülerferienticket geben. Auch die Altersgrenze von 20 Jahren ist in Ordnung.

"Höchste Eisenbahn" würde sich über derartige "Schwachlastangebote" - nichts anderes ist die SchülerFreizeitKarte - auch für andere Kundengruppen freuen. Ein erster Schritt könnte die Einräumung der Mitnahmemöglichkeit auf normale Zeitkarten auch an Samstagen vormittags sein. Wenn Schüler ganztägig mit der Karte unterwegs sein können - warum dann nicht auch Angehörige der treuesten Verbundkunden?
Michael Reinboth 

 

9. 10 Jahre VSN: Für PRO BAHN kein Grund zum Jubeln (Stand: 30.03.2009)

17 Verkehrsunternehmen und drei Gebietskörperschaften gründeten am 1. April 1999 nach langen Vorarbeiten den Verkehrsverbund Süd-Niedersachsen (VSN). Aus Sicht des Fahrgastverbandes PRO BAHN ist dieses genau zehn Jahre zurückliegende Ereignis für den Öffentlichen Personennahverkehr der Region leider kein Grund zum Jubeln. „Deshalb ist es auch nur konsequent, dass der Verkehrsverbund selbst dieses Jubiläum geradezu schamhaft verschweigt“, erklärte der PRO BAHN-Regionalvorsitzende Gerd Aschoff.

Weiter heißt es in der PRO BAHN-Erklärung: „Nach eigener Darstellung gewährleistet der Verkehrsverbund für fast 600.000 Bürgerinnen und Bürgern in der Region gute Anschlüsse, einheitliche Dienstleistungen und eine transparente Mobilität mit Bus und Bahn. Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich jedoch dieser Anspruch als Floskel, hinter der nur unbefriedigende Leistungen stehen. So sei der VSN im bundesweiten Vergleich einer der teuersten, wenn nicht sogar der teuerste Verkehrsverbund überhaupt. Das Tarifsystem selbst mit mehreren hundert Tarifpunkten ist derart kompliziert, dass es von potentiellen Kunden nicht begriffen wird. Ermäßigungen wie die für Bahncard-Inhaber wurden völlig abgeschafft, die für Kinder und Viererkarten-Benutzer deutlich reduziert. Auch hat die abgeschaffte Berechtigung, mit VSN-Tickets die IC-Züge zwischen Kreiensen, Northeim und Göttingen zu benutzen, zur gänzlichen Abschaffung des IC auf der Leinetalbahn beigetragen.

Die nach wie vor schlechte Koordination innerhalb des Verkehrsverbundes wird in der Stadt Göttingen besonders drastisch bei den Fahrplänen deutlich. Nach einem Jahrzehnt haben es die Verantwortlichen noch nicht einmal geschafft, wenigstens die Grafik der Aushänge an ein und derselben Haltestelle anzugleichen. Und während in der Stadt Göttingen seit Jahren ein Fahrgastbeirat arbeitet, wurde das entsprechende Gremium für die Region schon vor Jahren ersatzlos aufgelöst. Anregungen der Fahrgäste sind wohl unerwünscht.

Für Außenstehende völlig undurchschaubar ist auch die Aufgabenteilung zwischen dem VSN und dem Zweckverband ZVSN. Hier hat es die Politik in zehn Jahren nicht geschafft, für die nötige Klarheit zu sorgen und öffentliche Interessen deutlicher zu formulieren. In anderen Regionen hätte es schon längst einen Aufschrei der Entrüstung gegeben. In Südniedersachsen wird der seit Jahren unhaltbare Zustand leider lammfromm hingenommen.“

Fahrgastverband PRO BAHN Regionalverband Südniedersachsen

(Gerd Aschoff), Vorsitzender

 

 

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