News vom 01.09.08 bis 30.09.08

1. Land Niedersachsen hängt den Südharz ab (Stand: 03.09.2008)
2. HarzCard: Die TouristCard ging im August an den Start (Stand: 03.09.2008)
3. HarzCard: Initiative vermisst Anerkennung beim ÖPNV (Stand: 03.09.2008)
4. Politik schweigt zur Kappung der Harzer Zugverbindungen - Still ruht der See: Land nimmt Abhängen des Harzes ohne Widerstand hin (Stand: 20.09.2008)
5. „Höchste Eisenbahn“ stellt Entwurf für Harz-Kursbuch vor - den Harz auch bei Bahn und Bus als ein Ganzes präsentieren (Stand: 20.09.2008) 

 

1. Land Niedersachsen hängt den Südharz ab (Stand: 03.09.2008)

In jüngster Zeit regt sich Widerstand gegen die Einstellung des IC-Verkehrs im Leinetal ab 2009, auch Bundes- und Landtagsabgeordnete rühren sich. So begrüßenswert dies an sich ist, so sehr geht es doch an den Tatsachen des Schienenverkehrs im Jahr 2008 vorbei.

MdBs von CDU und SPD, die jetzt nach Herrn Mehdorn rufen, tun dies, obwohl sie selbst mit ihrem „Ja“ zur Privatisierung der Deutschen Bahn den Weg zum Abkoppeln ganzer Landstriche vom Fernverkehr soeben frei gemacht haben. Denn es gibt in der gesamten Gesetzgebung zur Bahnreform II keine einzige Möglichkeit, dem Unternehmen Bahn, welches seine Zukunft unter anderem in Amerika und Großbritannien sucht, Einhalt zu gebieten. Die IC im Leinetal werden nicht die einzigen bleiben, die gestrichen werden.

Erster Schritt erfolgt schon 2008 – mit Zustimmung des Landes

Doch davon abgesehen, liegt die Verantwortung für das Abkoppeln des Südharzes vom Fernverkehr in Richtung Norden und Westen beim Land Niedersachsen. Schon im Dezember diesen Jahres wird der erste Schritt zum Abkoppeln getan – und zwar mit voller Zustimmung der Landesnahverkehrsgesellschaft und des Wirtschaftsministeriums in Hannover. Denn abgehängt werden reine Nahverkehrsanschlüsse in Salzgitter-Ringelheim. Der Nahverkehr ist aber seit vielen Jahren eine Angelegenheit der Bundesländer, nicht mehr der Deutschen Bahn.

Im vollsten Bewusstsein, dass 16 sehr gute Anschlüsse aus dem Südharz über Ringelheim nach Hildesheim und Hannover und zurück zerschlagen werden und der Südharz von diesem Reiseweg vollkommen abgehängt wird, hat Niedersachsen der Verschiebung der Fahrplanlagen der Neigetechnik-Triebwagen zwischen Halle und Hannover zugestimmt. Der Fahrzeitvorteil kommt vor allem einigen Kommunen in Sachsen-Anhalt zu Gute, während hierzulande neben dem Südharz auch Bad Harzburg zu leiden hat, welches zahlreiche Verbindungen nach Braunschweig einbüßt. Sachsen-Anhalt richtet mit der gewonnenen Fahrzeit nun neue Halte ein – unter anderem in Gatersleben. Dort ist man auch in anderer Hinsicht nicht kleinlich: Weil es mit den Übergängen von und nach Bernburg im Bahnhof Könnern nun auch nicht mehr klappt, werden kurzerhand alle Nahverkehrszüge nach Halle und zurück verlängert. Das Zugangebot zwischen Könnern und Halle wird dadurch um 1/3 aufgestockt.

Landes- und LNVG-seitig wurde nichts getan, um der Fehlentwicklung im westlichen Abschnitt entgegen zu wirken. Ein ganzer Landkreis verliert auf einen Schlag alle schnellen Verbindungen – das wird einfach hingenommen. Es geht ja nur um 80.000 Menschen im Südharz, da muss man schon mal großzügig sein…

Kreiensen schon seit 2007 geschwächt

Mit einer weiteren, dieses Mal vom Zweckverband in Braunschweig zu verantwortenden, aber politisch tolerierten Großtat hat man schon 2007 mit der Demontage des Knotens Kreiensen begonnen. Mit der Ausdünnung des Zugangebots zwischen Goslar und Kreiensen wurden zahlreiche Anschlüsse an IC nach und von Süden zerstört. Nicht Herr Mehdorn hat diese Züge gestrichen, es war der in diesem Punkt ebenfalls mit Landesmitteln ausgestattete ZGB, der damit einer weiteren Schwächung des IC-Haltes Kreiensen Vorschub geleistet hat. Keine Züge, keine Umsteiger – mit dieser einfachen Gleichung hat man der DB die Streichung des IC-Haltes in Kreiensen auf dem Silbertablett serviert.

Nun die Beibehaltung der IC in Kreiensen zu fordern, ist zwar gut und richtig, aber die Ehrlichkeit dieser Bemühungen muss doch angesichts der Vorgeschichte hinterfragt werden. Wo blieben die Proteste, als der ZGB 2007 1/3 der Züge nach und von Kreiensen strich? Warnende Hinweise von Insidern wurden damals geflissentlich überhört.

2009: Südharz vom Norden her komplett abgehängt?

Mit der nun drohenden – und angesichts der in diesem Punkt politisch nicht mehr kontrollierbaren Bahn auch kaum mehr zu verhindernden – Streichung der IC-Halte in Northeim und Kreiensen folgt nun der zweite schwere Schlag für den Südharz. Der Norden der Republik mit dem nicht ganz unwichtigen Zentrum Hamburg wird völlig vom Südharz abgehängt. Urlauber können nur mehr den ICE nehmen, über Göttingen fahren und viel Geld dafür hinblättern oder auf den Metronom umsteigen, sich in Northeim irgendwie die Wartezeit vertreiben und zur Belohnung zusätzlich im schönen Uelzen umsteigen – allerdings hierbei einen Blick auf den Hundertwasser-Bahnhof werfen.

Es muss etwas geschehen

Es muss etwas geschehen, um dieses schlimme Szenario zu verhindern, keine Frage. Herr Mehdorn ist hierbei allerdings die falsche Adresse. Er wird unter Hinweis auf Markt, Börse und Kurs keinen Millimeter preisgeben. Seine Aufgabe ist nach Abschluss der Bahnreform ja auch nicht, das Land mit ICs zu beglücken. Diesen Auftrag aus der Politik hat er nicht bekommen.

Der Schlüssel für die Lösung liegt beim Land Niedersachsen. Es hat bis dato ja nicht nur zugesehen, wie der Südharz via Ringelheim abgehängt wird. Es hat ja auch auf die IC-Thematik sehr zurückhaltend reagiert – schliesslich könnten die Landeskinder in Uelzen oder Celle ja von der Beschleunigung der Züge profitieren. Es hat bis dato weder selbst noch über die LNVG auch nur ansatzweise zu erkennen gegeben, dass man sich dem Thema stellen wird. Anders herum: Es interessiert offenbar in Hannover niemanden, wenn im Südharz einige Lichter ausgehen. Hauptsache, in der Heide bleiben sie an!

Die Lösung selbst liegt in der moderaten Bestellung zusätzlicher Züge zwischen Nordhausen und Northeim, um die Anschlusslage in Northeim zum und vom Metronom zu verbessern, und einiger Zugpaare zwischen Ringelheim und Hildesheim, um in Ringelheim ein Mindestmaß an Verbindungen mit Hildesheim und Hannover zu schaffen. Auch können Zusatz- und Wochenend-IC ohne weiteres durch das Leinetal fahren und in Kreiensen und Northeim halten. Der Südharz wäre gut beraten, in diesem Punkt aktiv zu werden. Auf Herrn Mehdorn zu hoffen, heißt in diesem Fall das Problem nur zu verdrängen – denn von dort ist die Lösung nicht zu erwarten.

Michael Reinboth

2. HarzCard: Die TouristCard ging im August an den Start (Stand: 03.09.2008)

Am 15. August ging im Harz für Urlauber und Ausflügler ein neues Tourismusangebot an den Start: die HarzCard. Das Startsignal gaben in der Kaiserpfalz zu Goslar die Wirtschaftsminister Jürgen Reinholz (Thüringen), Walter Hirche (Niedersachsen) und Dr. Reiner Haseloff (Sachsen-Anhalt), die gleichzeitig die ersten Nutzer der HarzCard waren.

Hinter der HarzCard, die gemeinsam von Harz AG (Wernigerode) und Harzer Verkehrsverband (HVV, Goslar) herausgegeben wird, steht ein Verbund von über 100 Leistungsanbietern. Jeder einzelne trägt mit seinem Angebot maßgeblich zum Erfolg des Produktes bei. Das so entstandene Partnernetzwerk stärkt den Zusammenhalt in der Region im Sinne der gemeinsamen touristischen Marketingarbeit.

Die Markteinführung der HarzCard erfährt von den drei „Harzanrainerländern“ eine maßgebliche Förderung. Die Förderbescheide wurden im Rahmen der offiziellen Eröffnungsfeier von den Ministern an Harz AG und HVV übergeben.

„Die Kooperation der drei Bundesländer mit der Harz AG und dem Harzer Verkehrsbund ist einzigartig und eröffnet großartige Möglichkeiten für Tourismus und Wirtschaft im Harz, die keiner der Partner alleine hätte stemmen können.“, betonte Minister Reinholz abschließend. Von diesem neuen Angebot, das dem Gast die spannende Erlebnisvielfalt des Harzes mit einem Ticket kostengünstig und transparent erschließt, werden wichtige Impulse zur weiteren touristischen Entwicklung ausgehen. Gute Serviceangebote zu einem attraktiven Inklusivpreis werden von Urlaubern stark nachgefragt, wie auch Erfahrungen in anderen Urlaubsgebieten zeigen. Die beteiligten Einrichtungen erwarten zusätzliche Besucher und die Gastgeber und örtlichen Tourismusorganisationen im Harz erhalten ein neues Marketinginstrument zur Ansprache ihrer Kunden.

Insbesondere für Familien eröffnet sich so die Möglichkeit ihre Urlaubszeit mit den umfangreichen Freizeitmöglichkeiten einfacher zu planen und zu kalkulieren und dabei noch Geld zu sparen. Bei einer durchschnittlichen Nutzung der Karte hat der Gast einen Preisvorteil von rund 40 Prozent und erspart sich obendrein die Warteschlange an der Kasse. Die HarzCard kommt in zwei Editionen auf den Markt: Für 48 Stunden kostet die Karte 27 € (Kinder 17 €) und für vier frei wählbare Tage 45 € (Kinder 25 €). Dieser Preis inkludiert 100 Mal freien Eintritt in Burgen, Schlösser, Höhlen, Schaubergwerke, Thermalbäder und Zoos. Freie Fahrt gibt es mit Seilbahnen, der Okersee-Schiffahrt oder bei Stadtrundfahrten. Bei der Viertagesvariante ist sogar die Fahrt mit der Harzer Schmalspurbahn auf den Brocken dabei. Eine ausführliche Übersicht über die mannigfaltigen Angebote, die sich über die gesamte Region verteilen, vermittelt anschaulich auf 128 Seiten ein hochwertiger MERIAN live!-Reiseführer. Dieser ist im Kartenpreis enthalten und bietet einen Mehrwert auch über die Gültigkeit der HarzCard hinaus.

Für eine genaue Vorabinformation steht dem interessierten Gast ein Flyer sowie eine umfangreiche Homepage unter www.harzcard.info zur Verfügung. Hier werden alle Partnereinrichtungen vorgestellt. Alle Partnereinrichtungen sind bereits im Eingangbereich deutlich und einheitlich mit einem Akzeptanzschild „Wir akzeptieren die HarzCard“ gekennzeichnet.

Die HarzCard ist ab August erhältlich in vielen Tourist-Informationen, einigen beteiligten Einrichtungen sowie beim Harzer Verkehrsverband (www.harzcard.info, Tel.: 05321-34040).

Quelle: http://www.thueringen.de/de/tmwta/aktuelles/pressemitteilungen/34468/uindex.html

3. HarzCard: Initiative vermisst Anerkennung beim ÖPNV (Stand: 03.09.2008)

Bei der Initiative "Höchste Eisenbahn für den Südharz" wird die Anerkennung der HarzCard für den ÖPNV vermisst. Aus Sicht der Initiative müssten bei der HarzCard umgehend Anreize zur alternativen Reise mit dem ÖPNV geschaffen werden. Hierzu gehörten die freie Nutzung des ÖPNV ebenso dazu, wie die vollständigen Beschreibungen der Anreisemöglichkeiten zu den Partnerangeboten mit dem ÖPNV. Bislang ist sei der Beschreibung der Partnerangebote im Internet lediglich der Hinweis "Parkmöglichkeiten" enthalten.
"Bei diesem Angebot steht nicht die Förderung des Tourismus, sondern die Förderung des Autotourismus im Vordergrund. Aus Sicht der Touristen müssten durch die kurze Geltungsdauer der HarzCard möglichst viele Ziele erreicht werden.", fasst der Sprecher der Initiative, Burkhard Breme, das Angebot dieser HarzCard zusammen und ergänzt, dass in anderen Regionen Deutschlands, wie zum Beispiel dem Schwarzwald, mit der Gästekarte die ÖPNV Angebote schon seit 2006 kostenlos genutzt werden könnten.
Burkhard Breme

4. Politik schweigt zur Kappung der Harzer Zugverbindungen - Still ruht der See: Land nimmt Abhängen des Harzes ohne Widerstand hin (Stand: 20.09.2008)

In wenigen Monaten ist Fahrplanwechsel, und der Südharz wird erstmals schmerzlich zu spüren bekommen, dass das Interesse des Landes Niedersachsen und der Landesnahverkehrsgesellschaft an diesem Landstrich inzwischen gegen Null tendiert. Gegen die vom Land Sachsen-Anhalt betriebene Beschleunigung der Züge Halle – Hannover und die damit verbundene Kappung sämtlicher Anschlüsse in Salzgitter-Ringelheim rührt sich nämlich weiterhin keine Hand.

Hierdurch verliert der Südharz in einem ersten Schritt 14 schnelle Verbindungen mit der Landeshauptstadt. Die Erreichbarkeit von Bad Grund und Osterode aus Richtung Hannover und Hildesheim sinkt auf Null. Das aber scheint bei der Landesregierung niemand wirklich zu kümmern. Auf alle Vorschläge zur wenigsten teilweisen Erhaltung des heutigen Angebots wurde nicht reagiert. Die LNVG wiederum will keinen einzigen Cent zusätzlich in den Zugverkehr stecken – jedenfalls nicht hier.

Damit ist der erste Schritt zur Ausdünnung des Zugangebots zwischen Herzberg und Braunschweig getan, denn alle Fahrgäste, die bisher die Umsteigemöglichkeiten in Ringelheim wahrgenommen haben, bleiben weg. Das ist aber vielleicht auch so gewollt, kann man doch beim Abbestellen von Zügen dann trefflich mit der – selbst herbeigeführten – geringeren Nutzung argumentieren.

Abkoppeln des Südharzes erfolgt in der Verantwortung des Landes

„Höchste Eisenbahn für den Südharz“ ist maßlos von der Haltung des Landes Niedersachsen enttäuscht. Man hat mehrere Vorschläge zur Verbesserung der Situation gemacht, die jedoch nicht aufgegriffen wurden. Statt dessen wurde auf „noch bestehende Verbindungen über Northeim“ hingewiesen.

Die Betonung liegt auf „noch“, denn die IC-Verbindungen fallen im kommenden Jahr ebenfalls fort. Ersatzlos natürlich, denn das Land ist auch hier nicht in der Lage – die IC sind Angelegenheit der Bahn – und nicht willens – Metronome und Regionalbahnen werden vom Land mit Bundesmitteln bestellt – die abermalige Verschlechterung aufzufangen. Weitere 14 schnelle Verbindungen gehen verloren.

„Man muss es ganz klar sagen: Die IC streicht die Bahn, alles andere organisiert das Land und eben nicht die Bahn. Die Anschlüsse in Ringelheim sind reine Nahverkehrssache, hier auf die Bahn zu zeigen geht fehl. Mehrleistungen zum Auffangen fehlender Verbindungen sind ebenfalls Nahverkehrs- und damit Landessache. Wenn man schon – der Bundesgesetzgebung zur Privatisierung der Bahn sei dank – dem Unternehmen beim Fernverkehr keinerlei Einhalt mehr gebieten kann, dann sollte man sich wenigstens beim Nahverkehr zu seiner Verantwortung für das ganze Land bekennen – Niedersachsen ist auch Südharz und nicht nur Osnabrück oder Vorortverkehr von Hamburg und Bremen“ erläutert Michael Reinboth von der Initiative. Er verweist auch darauf, dass der Südharzrand per Bahn aus Richtung Hamburg nur noch sehr umständlich erreichbar sein wird. Der Auseinanderentwicklung der Lebensverhältnisse im Land wird so weiterer Vorschub geleistet.

Als Vorteil des Wegfalls der IC-Halte in Northeim könnte sich zwar die schnellere Führung der Regionalbahnen nach Göttingen erweisen, da diese in Northeim nicht mehr vom IC überholt werden. Das schafft zusätzliche Verbindungen nach Süden – aber eben keine zur eigenen Landeshauptstadt. Von der wird der niedersächsische Südharz binnen zwei Jahren komplett abgehängt.
Michael Reinboth

5. „Höchste Eisenbahn“ stellt Entwurf für Harz-Kursbuch vor - den Harz auch bei Bahn und Bus als ein Ganzes präsentieren (Stand: 20.09.2008) 

Die Initiative „Höchste Eisenbahn für den Südharz“ gibt nicht auf. Einigen Rückschlägen der jüngsten Vergangenheit wie der vom Land Niedersachsen mit befürworteten Streichung der Anschlüsse in Salzgitter-Ringelheim und der von der Deutschen Bahn beabsichtigten Verlegung der InterCity-Halte in Northeim und Kreiensen hat sie sich neben dem Kampf um gute Anschlüsse nach Hannover auch die Vermarktung von Bahn und Bus im Harz vorgeknöpft.

Obwohl ein kleines und überschaubares Mittelgebirge mit vielen Sehenswürdigkeiten in West und Ost, wirkt die vor 18 Jahren überwundene Teilung in vielen Bereichen immer noch nach. Am deutlichsten wird dies bei der Darstellung und Vermarktung der Bahn- und Busverbindungen. Bis zum heutigen Tage ist es hier nicht gelungen, den Harz als Ganzes darzustellen. Für den Bahn- und Busverkehr gibt es derzeit 4 verschiedene Fahrplanbücher: Das der VG Harz für die Kreise Goslar und Osterode, das der VTO für den Kreis Harz, also die Bereiche Wernigerode und Quedlinburg, das der VG Südharz für den Bereich Aschersleben und Sangerhausen sowie das des Zweckverbandes Nahverkehr Nordthüringen für den Nordhäuser Bereich. Daneben gibt es Faltblätter der Harzer Schmalspurbahnen, des „Harz-Elbe-Express“ und diverser Buslinien. Die Fahrplanbücher unterscheiden sich im Layout, im Aufbau der Tabellen, in den Sonderzeichen… Bei den Internet-Auftritten verhält es sich nicht anders.

„Für den Gast, der sich im Harz umschauen will, für den Harzer selbst, der sich in seinem Mittelgebirge bewegen möchte, für alle, die über Kreis- und Ländergrenzen hinaus fahren, ist es sehr schwer, sich zurechtzufinden. Damit wird das Potenzial von Bahn und Bus nicht ausgeschöpft. Aber auch viele mögliche Ausflüge zu touristischen Zielen unterbleiben – oder werden mit dem Auto unternommen, was der Natur des Harzes nicht unbedingt entgegenkommt.“ Michael Reinboth von „Höchste Eisenbahn“ hat sich viele Jahre mit dem Bahn- und Busverkehr im Harz beschäftigt und ist zu der Erkenntnis gelangt, dass es trotz einiger Verbesserungen wie der deutlichen Ausweitung des Westharzer Fahrplans der VG Harz dringend erforderlich ist, den Harz als Ganzes darzustellen. Immerhin gibt es mittlerweile wieder 2 Bahn- und 3 Buslinien, die in Vienenburg, Eckertal, Braunlage, Hohegeiß und Walkenried die ehemalige Grenze passieren und das gut ausgebaute West- und Ostharzer Netz miteinander verknüpfen. Kenntnisse über die Verbindungen „dahinter“ gibt es jedoch kaum. Das sollte sich nach Meinung von „Höchste Eisenbahn“ schnell ändern.

Auf knapp 90 Seiten eine kompakte Darstellung des ganzen Harzes

Reinboth hat in der Historie gewühlt und „Harz-Kursbücher“ gefunden: Allerdings zuletzt Ende der dreißiger Jahre publiziert… In diesem Fahrplanbuch wurde der ganze Harz kompakt dargestellt. Alle Strecken, aber nicht alle Haltestellen wurden aufgeführt. Ortsverzeichnis und Karte ergänzten die Tabellen. Dies hat sich die Initiative zum Vorbild genommen und den gesamten Harz auf 90 Seiten im Format A 5 quer zusammengefasst. Auch im neuen „Harz-Kursbuch“ ergänzen Karten und Ortsverzeichnisse die Fahrplantabellen, die alle nach einheitlichem Schema aufgebaut wurden. Hinweise auf Anschlüsse fehlen ebenso wenig wie Hinweise auf touristische Sehenswürdigkeiten und Knotenpunkte mit Umsteigemöglichkeiten. Fahrpreise hingegen fehlen, da es diese harzeinheitlich leider immer noch nicht gibt. Aber die Adressen der jeweiligen Verkehrsträger und Verbünde sind enthalten.

Von Seesen bis Sangerhausen, von Herzberg bis Aschersleben sind in dem nun vorgelegten Entwurf alle Linien und Verbindungen aufgeführt. Es fehlen auch nicht die Harzer Schmalspurbahn und Hinweise auf touristische Eisenbahnverkehre wie Radwanderwege auf alten Bahntrassen.

Eine Besonderheit ist die Darstellung der Reisemöglichkeiten „rund um den Harz“ in beiden Richtungen. Der Harz als kompaktes Mittelgebirge lässt sich nämlich gut mit der Bahn umrunden, was in Verbindung mit den vielen Querverbindungen sehr viele Ausflugsmöglichkeiten schafft. Erstmals sind im „Harz-Kursbuch“ solche Tabellen aufgenommen worden.

Mandatsträger und Harzer Einrichtungen informiert

„Höchste Eisenbahn“ hat in dieser Woche mit dem Versand der Musterexemplare an Mandatsträger wie Landräte und Abgeordnete sowie Gesamtharzer Einrichtungen wie HVV, Harzclub und andere begonnen und hofft auf ein reges Echo. Ziel der Initiative ist die Herausgabe eines ersten offiziellen Harz-Kursbuchs zu Beginn des Jahres 2009. Künftig sollen jeweils im Sommer und Winter Ausgaben erscheinen, da die meisten Buslinien zu Schuljahresbeginn und die Bahn im Dezember ihre Pläne wechseln. Die Harzer Schmalspurbahn wiederum wechselt im April und November, gibt jedoch die Fahrpläne schon längere Zeit im Voraus bekannt.

„Wir werden zu Jahresbeginn auf jeden Fall eine kleine Auflage produzieren. Kommt Werbung oder andere Unterstützung hinzu, kann das Kursbuch gegebenenfalls mehr Linien enthalten oder aber in höherer Auflage erscheinen. Auch könnten dann die Karten farbig aufgelegt werden. Die redaktionellen Anpassungen würde die Initiative auch in Zukunft übernehmen. Eine Internet-Version zum selbst drucken ist ebenfalls vorgesehen“ erläutert Reinboth, der es als „beinahe skandalös“ empfindet, dass auch fast 20 Jahre nach der Wiedervereinigung keine Darstellung des Harzes im Fahrplanwesen existiert. Man müsse, so Reinboth, dem Harzer Gast, dem Wanderer und Radfahrer zeigen, wie vielfältig die Verbindungen und Ausflugsmöglichkeiten seien und was man alles unternehmen könne.

„Harz-Fahrkarte“ wird dringend benötigt

Beim Zusammenstellen des Harz-Kursbuchs fiel im übrigen auf, dass es auch bei der Gestaltung von Fahrpreisen und Fahrscheinen gewaltig hapert. „Den“ Fahrschein für den Harz gibt es nicht. Zumeist ist an den Grenzen der Verbünde Schluss. Jeder hat Sonderangebote, die sich jedoch im Detail unterscheiden und natürlich nicht übergreifend gelten.

„Wichtiger als die HarzCard ist aus unserer Sicht daher die Auflage einer Harz-Fahrkarte, die unserem Gast das Reisen mit Bahn und Bus unkompliziert ermöglicht. In anderen Mittelgebirgen ist dies längst der Fall. Wir rutschen auch hierbei immer weiter ab.“
Michael Reinboth  

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