News vom 01.11.07 bis 30.11.07

1. Geheime Kommandosache: Fahrpreiserhöhung im VSN  (Stand: 11.11.07)
2
. Benzinpreiserhöhung: VSN hat Fahrpreiserhöhungen in den vergangenen Jahren bereits vorweggenommen (Stand: 11.11.07)
3. Michael Reinboth sieht Erfolge der letzten Jahre gefährdet
(Stand: 12.11.07)
4
. Südharz: Streikauswirkungen in Richtung Westen kaum spürbar - auch Privatbahnen gehören in das Reisendeninformationssystem der Bahn (Stand: 18.11.07)
5. Initiative bedauert den Rückzug ihres langjährigen Sprechers
(Stand: 18.11.07)

 

1. Geheime Kommandosache: Fahrpreiserhöhung im VSN  (Stand: 11.11.07)

Zum Fahrplanwechsel bzw. zum Januar 2008 werden im Verkehrsverbund Süd-Niedersachsen (VSN) erneut die Fahrpreise angehoben. Die Betroffenen, also die Fahrgäste, werden, wie in diesem Verbund üblich und seit der Abschaffung des Fahrgastbeirats des Zweckverbands wohl auch kaum anders zu erwarten, im Vorfeld weder beteiligt noch gehört noch umfassend informiert.

Die Spatzen pfeifen es von den Dächern, dass mit den Preisen etwas passieren wird. Die Erhöhung soll offenbar so kräftig ausfallen wie nie zuvor, denn anders ist die Geheimniskrämerei um die Anhebung nicht zu verstehen.

Politiker der Region interessiert das Thema offenbar auch nicht weiter. Wie sonst ist es zu erklären, dass in einem von Bevölkerungsschwund und Rückgang des Tourismus gekennzeichneten Landstrich der öffentliche Nahverkehr nicht als eine Chance zur Verbesserung der Infrastruktur gesehen wird, sondern die Dinge gleichgültig bis uninteressiert akzeptiert werden?

Seit Jahren fordert unter anderem die Initiative „Höchste Eisenbahn für den Südharz“ mehr Phantasie bei der Preisgestaltung und neue Angebote für Senioren oder für die Nutzung von Bahn und Bus in Schwachlastzeiten oder auch nur die Ausweitung der Mitnahmemöglichkeit bei Zeitkarten auf den Samstagvormittag. Nichts geschieht – und man kann angesichts der völligen Abstinenz einer politischen Diskussion davon ausgehen, dass dies auch so bleibt. Dem VSN wird es verdammt einfach gemacht, kein Protest rührt sich, keine Frage wird gestellt. Heimlich, still und leise darf die Abzocke vorbereitet und betrieben werden.

Schade – der Südharz hätte Besseres verdient.
Michael Reinboth

2. Benzinpreiserhöhung: VSN hat Fahrpreiserhöhungen in den vergangenen Jahren bereits vorweggenommen (Stand: 11.11.07)

Die Benzinpreiserhöhungen werden bei Verkehrsunternehmen ebenfalls gern zum Anlass genommen ihrerseits die Preise massiv zu erhöhen. Unsere Initiative hat einmal nachgerechnet, wie sich die derzeitigen Erhöhungen auf den Fahrpreis auswirken dürften. Ein Linienbus mit insgesamt 100 Sitz- bzw. Stehplätzen verbraucht auf 100 km ca. 40l Diesel. Bei einer Dieselpreiserhöhung von 20 Cent pro Liter ergibt dies bei 10 km Fahrtstrecke Mehrkosten von 80 Cent (4 L x 0,2 EUR). Bei einer Auslastung von 20 %, müssten sich demnach 20 Fahrgäste die 80 Cent Mehrkosten teilen. Bei der Fahrtstrecke Bad Lauterberg - Herzberg (10 km) kostet die Einzelfahrkarte 2,55 EUR. Nach dieser Rechnung dürfte der Fahrpreis aufgrund von "drastischen Benzinpreiserhöhungen" auf 2,59 EUR steigen bzw. ein Anstieg von max. 1,56% bedeuten.
Wer in den letzten Jahren die Fahrpreiserhöhungen im VSN verfolgt hat, weiss, dass diese regelmäßig überproportional hoch ausfielen. Der Sprecher der Initiative, Burkhard Breme, fordert deshalb die Verkehrsunternehmen auf, ihre Kalkulationen für die Preiserhöhungen offenzulegen, damit die Politik regulierend eingreifen kann.
Burkhard Breme

3. Michael Reinboth sieht Erfolge der letzten Jahre gefährdet (Stand: 12.11.07)

„Die Arbeit der letzten 10, 15 Jahre war alles in allem erfolgreich und hat vermutlich auch zur Sicherung der Arbeitsplätze etlicher Eisenbahner in der Region beigetragen. Der anhaltende Streik und die Unfähigkeit beider Seiten, auch nur ein Stück weit aufeinander zuzugehen, die vollständige Abwälzung der Streikfolgen auf die Kunden der Bahn, stellen alles in Frage, was in der letzten Zeit erreicht wurde. Arbeitgeber wie Gewerkschaft sind für den massiven Vertrauensverlust verantwortlich zu machen, der jetzt eintritt.

Was wir – bei völliger Tatenlosigkeit der Politik – derzeit erleben, ist der Beginn des Untergangs eines Verkehrsmittels, welches wir angesichts knapper werdender Energievorräte und weiter steigender Ölpreise dringend brauchen.“

Michael Reinboth, bisher Sprecher der Initiative „Höchste Eisenbahn für den Südharz“, fasst seine Eindrücke aus dem nun schon monatelang währendem Konflikt zusammen. Er sieht die Verantwortung für die Eskalation eindeutig auf Seiten der Gewerkschaft GDL und ihren Spitzenfunktionären, denen „offensichtlich die Zukunft der Bahn völlig egal ist“. Natürlich, so Reinboth, ist es auch unverantwortlich vom Vorstand der Bahn, sich überhaupt nicht auf die GDL zuzubewegen, doch sind die Forderungen der Gewerkschaft in den Augen von Reinboth „völlig überzogen, ja geradezu irrwitzig“.

Der Konflikt erscheint kaum lösbar. Am Ende wird nach langen Streiks eine Seite aufgeben müssen. Ein Verlierer steht schon heute fest: Die Eisenbahn als Verkehrsmittel. Sie wird im ländlichen Raum nach Streikende nicht mehr gebraucht werden. „Damit ist freilich auch das Ende von Stützpunkten wie Northeim ganz nah. Hier streikt man sich gerade den eigenen Arbeitsplatz weg, denn DB Regio wird nach Ende des Kampfes so oder so nicht mehr wettbewerbsfähig sein.“

Reinboth stört sich auch an der Vermengung politischer und bezahlungsrelevanter Themen. „Eine Menge Leute stützen die GDL, weil sie eine andere Bahnreform will. Das kann man durchaus gut finden – es hat aber mit dem aktuellen Arbeitskampf nichts zu tun. Sonst hätten wir ja einen politischen Streik, den es nicht geben darf“ meint er.

Bitteres Fazit nach 15 Jahren: „Der Konsens auch im Südharz zum Thema Entwicklung des Verkehrsmittels Bahn ist dahin. Das Ziehen an einem Strang wird es nicht mehr geben. Man kann nicht mit Leuten zusammen arbeiten, die es freut, beim Kunden möglichst großen Schaden angerichtet zu haben.“ Konsequenz für ihn: Mit sofortiger Wirkung steht er „Höchste Eisenbahn“ als Sprecher nicht mehr zur Verfügung.
Michael Reinboth

4. Südharz: Streikauswirkungen in Richtung Westen kaum spürbar - auch Privatbahnen gehören in das Reisendeninformationssystem der Bahn (Stand: 18.11.07)

Bislang waren die Streikauswirkungen im Südharz kaum spürbar. Die durchgehenden Züge von der Südharzstrecke in das Oberzentrum Göttingen waren hiervon so gut wie nicht betroffen. Reisende nach Hannover mussten zwar auf den IC der Deutschen Bahn AG verzichten, konnten jedoch mit dem streikfreien Metronom wie immer stündlich Hannover erreichen. Ab Nordhausen fuhr in Richtung Halle oder Erfurt höchstens alle zwei Stunden ein Zug. In den Zwischenlagen wurden Busse eingesetzt.

Das Reisendeninformationssystem (RIS) war in den Streiktagen eine unverzichtbare Informationsquelle für die Reisenden. Paradoxer Weise wurden für alle vom Streik betroffenen nicht fahrenden Züge der DB AG Informationen angezeigt, aber für die fahrenden Züge der Privatbahnen waren wie immer keine Infos über Pünktlichkeit vorhanden. Hier entstand oftmals der Eindruck, dass gar kein Zug fuhr. 

In diesem Zusammenhang erneuert der Sprecher der Initiative "Höchste Eisenbahn für den Südharz" Burkhard Breme die Forderung, dass auch die privaten Eisenbahngesellschaften ihre Daten in das RIS der Bahn einpflegen müssten. Nach Meinung der Initiative stünden hier die Landesnahverkehrsgesellschaften als Besteller der Züge in der Pflicht dringend nachzuverhandeln.

5. Initiative bedauert den Rückzug ihres langjährigen Sprechers (Stand: 18.11.07)

Mit Bedauern hat die Initiative "Höchste Eisenbahn für den Südharz" auf den Rückzug ihres langjährigen Sprechers Michael Reinboth reagiert. Michael Reinboth war 1997 Gründungsmitglied der Initiative. Seit diesem Zeitpunkt werden die ÖPNV Interessen im Südharz von ihm und vier weiteren Sprechern gebündelt und koordiniert. Unter seiner Regie ist es gelungen alle Verantwortungsträger an einen Tisch zu bringen und die Interessen des Südharzes zu kommunizieren. Seit diesem Zeitpunkt wurden unter anderem die Südharzstrecke saniert, Fahrpläne optimiert und neue Triebfahrzeuge eingesetzt. Diesen Kraftakt sehe Michael Reinboth durch die anhaltenden Streiks gefährdet und entschloss sich zum Rückzug.

Der Sprecher der Initiative Burkhard Breme bedankte sich Im Namen der Initiative bei Michael Reinboth für seinen unermüdlichen Einsatz und hoffe, dass er sich der Initiative nach einer kurzen Atempause wieder anschließen werde.

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