News vom 01.10.07 bis 31.10.07

1. Verlierer des Lokführerstreiks sind die Kunden (Stand: 01.10.07)
2. DB Regio AG und LNVG starten Marketingaktion in Südniedersachsen --> Download: Broschüre "Mit der Bahn von Göttingen und Northeim in den Harz" (Stand: 19.10.07)
3. Südharzstrecke: Neue Gleise - beschmierte Züge
(Stand: 21.10.07)

 

1. Verlierer des Lokführerstreiks sind die Kunden (Stand: 01.10.07)

Nach mehr als 15jährigem Ringen um den Erhalt der Südharzstrecke wähnte man sich – zumal durch den Nachschlag des Landes Niedersachsen zur Bestellung zusätzlicher Zugleistungen – fast am Ziel. Und nun doch noch dies: Bahn und Lokführer schlagen wieder munter aufeinander ein, am Freitag – und ganz gewiss auch darüber hinaus – wird gestreikt, die Herren Mehdorn und Schell überbieten sich in Schuldzuweisungen… Und treiben ihr Spiel miteinander unter konsequenter Missachtung des Einzigen, der sowohl das sicher hohe Gehalt des Herrn Mehdorn als auch das vielleicht zu geringe Gehalt der Lokführer zahlt: Des Kunden.

Dieser, der treu und brav seinen Zug genutzt hat und nutzt, wird gleich doppelt abgestraft. Von den GDL-Lokführern durch Stehenlassen und Wartezeiten, von der Bahn durch eine Preiserhöhung, die mit den Folgen der Streiks und der bereits erfolgten Lohnerhöhung begründet wird.

Mehr zahlen also für eine schlechte Leistung? Genau! Den beiden genannten Herren mag es egal sein, der eine tritt im kommenden Jahr in den Ruhestand, der andere in wenigen Jahren auch. Der eine wird dann sicher seine Sammlung schneller Autos genießen, vom anderen weiß man nur, dass es ihn nach Frankreich zieht, wo die Bahn freilich auch häufiger einmal streikt… Aber er muss sie dort ja nicht benutzen.

Auf der Strecke bleiben wir, die Kunden. Wir wollen eine preiswerte und zuverlässige Bahn als Alternative zum Individualverkehr. Wir wollen pünktliche Züge und bezahlbare Fahrkarten. Mehr eigentlich nicht. Und wenn wir es nicht bekommen, werden wir uns nach Alternativen umsehen müssen. Die Politik wird es auch.

Das kann bedeuten: Schnellstmöglich die noch bei der Bahn verbliebenen Verkehre ausschreiben. Warum sollen zum Beispiel die Leute in Nordhausen darunter leiden, dass bei ihnen nur rote Züge fahren (oder vielmehr stehen), während in Südthüringen der Verkehr rollt, weil STB und EIB fahren? Warum muss man in Goslar vergeblich warten, während es in Halberstadt dank HEX bestens rollt?

Das kann auch bedeuten: Im Fernverkehr schnellstens Konzessionen für Linienbusse erteilen, damit preiswerte und vor allem zuverlässige Alternativen zum ICE geschaffen werden – in Großbritannien gang und gäbe.

Schade eigentlich. Die Bahn war auf einem guten Wege. Nach dem Streik wird nichts mehr so sein wie vorher. Die mühsam errungenen Marktanteile werden wieder dahin sein. Das schadet Herrn Mehdorn – aber er wird es überstehen. Den Lokführern schadet es auch – und die werden sehr viel mehr darunter zu leiden haben, zum Beispiel dann, wenn Strecken mangels Kundschaft stillgelegt oder infolge Ausschreibung an Dritte vergeben werden.

Es ist und bleibt unbegreiflich, wie alle Welt zuschauen muss, wie zwei ältere Herren sich ineinander verbeißen und jeder gewinnen will. Am Ende werden wir alle verloren haben.

Dies meint ganz persönlich Ein von beiden Seiten maßlos enttäuschter
Michael Reinboth

2. DB Regio AG und LNVG starten Marketingaktion in Südniedersachsen
-->
Download: Broschüre "Mit der Bahn von Göttingen und Northeim in den Harz" (Stand: 19.10.07)

Die DB Regio AG und LNVG  starten eine gemeinsame Aktion mit der der Harz als Ausflugsziel im Quellgebiet Göttingen/Northeim stärker vermarktet werden soll.

Am 19. und 20. Oktober 2007 verteilt die Post die Broschüre "Mit der Bahn von Göttingen und Northeim in den Harz" in die Haushalte in Göttingen und Northeim. Die Broschüre soll Lust darauf machen, den Harz mit der Bahn zu entdecken. Sie enthält zwei ausführlich beschriebene Tourenvorschläge für Wanderer, den heraustrennbaren Fahrplan für die An- und Abreise mit der Bahn, Tickettipps sowie Coupons, mit denen die Ausflügler Vergünstigungen bei den Kooperationspartnern erhalten.

Parallel dazu wurde eine Medienkooperation initiiert. Hierzu wurde die HNA Hessische/Niedersächsische Allgemeine Zeitung und das Göttinger Tageblatt gewonnen. Mit einem ersten Beitrag am 20. Oktober wird das Paket Bahn/Harz an die Leser/potentiellen Kunden gebracht und zu einer Aktion "Testwanderer" aufgerufen. Zwei interessierte Familien oder Gruppen bis zu fünf Personen sollen am Wochenende 27./28. Oktober das Bahnangebot und die beiden Wandertouren "Auf dem Karstwanderweg von Osterode nach Herzberg" und "Rund um die Walkenrieder Klosterteiche" unter die Lupe nehmen. Anschließend sollen sie die Tour bewerten und der HNA/dem Göttinger Tageblatt über das Erlebte berichten. Die Zeitungen werden ihre Nachberichte im Laufe der 44. KW veröffentlichen. Übrigens: Neben den Tickets bekommt jede Gruppe zusätzlich 100 Euro Taschengeld mit auf den (Wander)Weg.

Der erste Teil der Harzaktion ist übrigens schon Geschichte und erfolgreich verlaufen: Der Flyer "Mit der Bahn von Braunschweig in den Harz" wurden in die Haushalte in Braunschweig verteilt, die Testwanderer waren am 3. Oktober auf Achse und die "Neue Braunschweiger" hat am darauf folgenden Wochenende darüber berichtet.
Burkhard Breme

3. Südharzstrecke: Neue Gleise - beschmierte Züge (Stand: 21.10.07)

Die Gleisbauarbeiten zwischen Walkenried und Scharzfeld sind seit dem 17. Oktober abgeschlossen, die Züge fahren wieder nach Plan, und dies bisher auch an Tagen, an denen die Lokführer-Gewerkschaft zum Streik aufgerufen hat. Grund hierfür ist der hohe Anteil beamteter Lokführer in Südniedersachsen.

„Mit dem Ende der Bauarbeiten ist die Strecke zwischen Nordhausen und Herzberg innerhalb der letzten 10 Jahre einmal runderneuert worden. Die Gefahr einer Stilllegung aus technischen Gründen ist hier wie auch zwischen Herzberg und Seesen nicht mehr gegeben. Die Geschwindigkeiten entsprechen dem für unsere Region notwendigen Standard. Lediglich das Problem Sachsenstein ist noch nicht zufriedenstellend gelöst. Was die Infrastruktur angeht, sind wir zufrieden“ meint Michael Reinboth von „Höchste Eisenbahn“ zum Bauzustand der Bahnlinien im Südharz.

Nicht zufrieden ist man bei der Initiative mit dem ständig über den Strecken schwebenden Damoklesschwert der andauernden Streiks und hofft, dass endlich – und sei es mit politischem Nachdruck – verhandelt wird. Ein anderer Punkt ärgert die Initiative ebenfalls:

„Es mag mit den Streiks zusammenhängen, muss aber nicht – der Reinigungszustand der Triebwagen, die zwischen Göttingen und Nordhausen unterwegs sind, hat sich leider wieder verschlechtert. Und entgegen der Zusagen von DB Regio ist ein von Sprayern verschmierter Triebwagen inzwischen seit mehr als einer Woche im Südharz unterwegs. Dies ist ein völlig untragbarer Zustand“ meint Reinboth, der daran erinnert, dass dies bei Privatbahnen kaum bzw. nie vorkommt – und wenn es einmal passiert, dann wird es umgehend beseitigt.

„Wir erwarten von DB Regio, dass sie der Pflege der noch recht neuen Fahrzeuge wieder die Aufmerksamkeit widmet, die die Kunden mit Fug und Recht erwarten können“ ergänzt der Sprecher, der vom Betriebshof Braunschweig enttäuscht ist, weil die dort Anfang des Jahres gegebenen Zusagen leider nicht eingehalten werden. Dort war als Ziel die Beseitigung von Schmierereien innerhalb von einem Tag bekannt gegeben worden – davon ist man weiter denn je entfernt.
Michael Reinboth

zur Startseite