News vom 01.06.06 bis 30.07.06

1. VSN-Fahrradregelung ist ein Verkaufshindernis ersten Ranges (Stand: 01.06.06)
2. Schreiben an MP Wulff - Kürzung der Regionalisierungsmittel und Auswirkungen auf den Nahverkehr im ländlichen Raum
(Stand: 05.06.06)

1. VSN-Fahrradregelung ist ein Verkaufshindernis ersten Ranges (Stand: 01.06.06)

„In den Zügen auf der Süd- und der Westharzstrecke würden noch mehr Fahrgäste Platz nehmen, wenn es diese unsinnige Fahrradregelung nicht gäbe. Es wird höchste Zeit, dass sie durch eine vernünftige und kundenorientierte Lösung ersetzt wird.“ Michael Reinboth von der Initiative „Höchste Eisenbahn für den Südharz“ hat in den letzten Wochen wieder zahlreiche Anrufe und E-Mails von Bahnkunden erhalten, die sich über die seit dem 1. Januar geltende Regelung für die Mitnahme von Fahrrädern beklagen.

Genauer gesagt: Über die Mitnahme von Fahrrädern in den Zügen. Denn im Bus kostet die Mitnahme des Fahrrades im VSN nichts – es muss nur Platz vorhanden sein, was die Regelung freilich zu einer gerade im ländlichen Raum etwas wackeligen Angelegenheit macht. Im Zug hingegen schlägt der Verkehrsverbund erbarmungslos zu und kassiert selbst auf kurzen Strecken mehr als 3 Euro.

„Diese für den Kunden nachteilige Regelung ist inzwischen für Deutschland fast einmalig, denn entweder kostet die Fahrradmitnahme wie in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt sowie weiten Teilen von Baden-Württemberg oder Bayern nichts oder doch nur, wie im benachbarten Braunschweiger Verbund, ein geringes Entgelt.“ führt Reinboth weiter aus. „Wir Südharzer sind einmal wieder benachteiligt.“

Mehr noch: Auch für Inhaber von Zeitkarten gibt es keine annähernd brauchbare tarifliche Regelung für Fahrräder. „Faktisch“, so der Sprecher, kostet die Mitnahme des Fahrrades im Monat mehr als die eigene Zeitkarte. Das ist ein Unding und verhindert, dass in den Sommermonaten neue Kunden gewonnen werden.“

Neuregelung dringend erforderlich

Noch auf der Frühjahrstagung der Initiative hatte der VSN einen „Pilotbetrieb“ für Fahrräder auch in Zügen angekündigt, war aber auf Widerspruch der DB Regio gestoßen. Passiert ist seither nichts. „Wie üblich“ seufzt Reinboth, der die Haltung der DB Regio überhaupt nicht nachvollziehen kann, denn „gerade in den neuen Triebwagen ist Platz für Fahrräder, und abgesehen von Stoßzeiten im Schulverkehr sowie in einigen Zügen nach Göttingen findet sich auch immer noch ein Platz.

„Höchste Eisenbahn“ hat gegenüber dem Geschäftsführer des VSN, Jörg Meier, eine Anpassung der Preise und eine Regelung für Zeitkarteninhaber gefordert, wenn es denn schon mit der kostenlosen Mitnahme nichts wird. Die Alternative, das Fahrrad am jeweiligen Ausgangs- oder Zielbahnhof zu deponieren, scheidet im Südharz aus: Abschließbare Fahrradboxen gibt es nicht, und das offene Abstellen selbst eines alten Rades ist wegen „vieler dämlicher Zeitgenossen“, wie es Reinboth ausdrückt, nicht ratsam.
Michael Reinboth

2. Schreiben an MP Wulff - Kürzung der Regionalisierungsmittel und Auswirkungen auf den Nahverkehr im ländlichen Raum (Stand: 05.06.06)

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,

die Bundesregierung hat im Haushaltsbegleitgesetz, welches am 12. Mai im Bundestag beraten wurde, nicht nur eine „Entdynamisierung“ der Regionalisierungsmittel für den Schienenpersonennahverkehr beschlossen, sondern will zugleich auch die jetzt zur Verfügung stehenden Mittel von rund 7,1 Mrd. € auf 6,6 Mrd. € zurückfahren. Dem Land Niedersachsen werden damit gegenüber der bisherigen Planung bis 2010 mehr als 250 Millionen € für die Aufrechterhaltung, den Ausbau und Investitionen in den Schienen- und übrigen Personennahverkehr fehlen.

Unsere Initiative setzt sich seit mehr als 10 Jahren für die Erhaltung und den Ausbau der Schienenwege im Südharz ein. Im Zuge der Entwicklung unserer Strecken Göttingen – Nordhausen und Braunschweig – Herzberg mussten wir in letzter Zeit manche schlechte Nachricht – wie die Stilllegung der Strecke nach Bad Lauterberg – hinnehmen, blicken aber insgesamt auf das durch die Aktivität unter anderem der LNVG Erreichte zufrieden zurück. So gilt seit einigen Monaten – nachdem in anderen Regionen des Landes die Weichen in die Zukunft schon deutlich früher gestellt wurden – ein integraler Taktfahrplan mit stündlichem Zugangebot und einem Taktknoten in Herzberg am Harz. Auch wurden seitens der DB große Abschnitte beider Strecken saniert. Neue Triebwagen gelangen zum Einsatz, die zwar nicht aus dem Landespool stammen, wohl aber mit Regionalisierungsmitteln gefördert wurden, ebenso wie einige Stationen entlang beider Strecken.

Die Fahrgastzahlen bewegen sich – einigen weniger guten Rahmenbedingungen in unserer Region wie sinkender Bevölkerungszahl und stagnierendem Tourismus zum Trotz – spürbar nach oben.

Diese Erfolge sind unbestritten auf den Einsatz der Regionalisierungsmittel und hier insbesondere auf den speziellen niedersächsischen Weg des Investierens und Bestellens von Leistungen zurückzuführen. Setzt sich die Bundesregierung mit ihren Gedanken durch, sehen wir nicht nur das jüngst Erreichte in Gefahr, sondern befürchten sogar massive Rückschritte, die von einer Ausdünnung des Fahrplans bis hin zu Stilllegungen gehen könnten. Gerade der ländliche Bereich gerät ganz schnell in den Fokus, da er naturgemäß nicht mit Beförderungszahlen wie ein Ballungsraum glänzen kann.

Wir brauchen aber unsere Bahnstrecken, wenn das Gefälle zwischen sich gut entwickelnden und eher stagnierenden Regionen nicht noch größer werden soll. Die gute Erreichbarkeit per Zug ist immer noch eine Trumpfkarte, die der Südharz ausspielen kann – sie darf uns nicht abhanden kommen.

Bei all dem haben wir sehr wohl großes Verständnis für Sparbemühungen. Unseres Erachtens hätte es aber vollkommen ausgereicht, entweder auf die Dynamisierung bis 2010 zu verzichten oder aber eine einmalige Kürzung vorzunehmen. Beides zusammen ist eindeutig zuviel und wird erhebliche negative Konsequenzen haben. Es sei nur daran erinnert, dass die DB Regio allein am Standort Northeim inzwischen wieder 60 Triebfahrzeugführer beschäftigt. Damit könnte es schnell vorbei sein.

Wir bitten Sie, sehr geehrter Herr Ministerpräsident, daher sehr herzlich, bei den anstehenden Beratungen im Bundesrat Ihren Einfluss geltend zu machen, um die geplanten Kürzungen zu reduzieren und für eine ausreichende Finanzmasse zur weiteren Gestaltung und Entwicklung des öffentlichen Personennahverkehrs zu sorgen.

Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag
Michael Reinboth

3. Kostenlose Fahrradmitnahme in Zügen und Bussen des Verkehrsverbundes Südniedersachsen (VSN) (Stand: 12.06.06)

Als wichtigen Schritt in die richtige Richtung, nämlich auf den Kunden zu, bewertet die Initiative „Höchste Eisenbahn für den Südharz“ die Entscheidung des VSN, die kostenlose Mitnahme von Fahrrädern nicht nur in den Bussen, sondern ab dem 17. Juni 2006 auch in den Zügen zu ermöglichen. „Es kommt jetzt darauf an zu zeigen, dass es zum einen ein großes Interesse an der Fahrradmitnahme gibt, andererseits aber keine Probleme für andere Fahrgäste entstehen und auch im Betrieb keine Schwierigkeiten auftreten“ meint Michael Reinboth von der Initiative, der sich „äußerst zufrieden“ über die in letzter Zeit erkennbare Bewegung beim Verkehrsverbund zeigt.

„Beim VSN hat man offensichtlich begriffen, dass man bei den gegebenen, im Vergleich zu anderen Verbünden hohen Fahrpreisen etwas tun muss, um die Kunden an Bahn und Bus zu binden und vor allem neue Kunden zu gewinnen“ meint der Sprecher der Initiative, der hofft, dass es nun auch bei weiteren von „Höchste Eisenbahn“ seit längerem angeregten Themen wie einem Angebot für Touristen, der Anerkennung des Wochenendtickets im Verbund, vor allem aber auch bei der Anerkennung des Übergangstarifs Harz in den Zügen am Harzrand, zu Fortschritten kommt.

Der VSN wird in den Zügen die kostenlose Fahrradmitnahme zunächst erproben, wobei der Probezeitraum vom 16. Juni bis zum 30. September gehen wird. Die Mitnahme erfolgt im Rahmen der vorhandenen Kapazitäten. „Innerhalb dieser Zeit wollen wir neue Kunden für Züge und Busse gewinnen und den VSN ermutigen, weitere entschlossene Schritte auf seine heutigen und potenzielle neue Kunden zuzugehen“ hofft der Sprecher der Initiative auf eine rege Inanspruchnahme des neuen Angebots. Gerade in Verbindung mit den neuen Mountain-Bike-Routen im Südharz stellt die kostenlose Mitnahme des Fahrrades eine sehr gute Ergänzung dar, von der, so hofft man bei „Höchste Eisenbahn“, viele Fahrgäste Gebrauch machen.

6-8 Fahrräder dürften selbst in Spitzenzeiten in einem der neuen Triebwagen kein Problem darstellen, tagsüber sind auch 8 bis 10 Fahrräder in dem eigens hierfür vorgesehenen Räumen sowohl beim VT 648 als auch beim gelegentlich noch eingesetzten VT 628 kein Thema. Zwischen Northeim und Nordhausen verkehren 34, zwischen Herzberg und Braunschweig wochentags 32 und an den Wochenenden zwischen 14 und 20 Züge – reichlich Platz also für Kunden mit Fahrrädern. Im „Metronom“ zwischen Göttingen und Kreiensen ist das Platzangebot sogar noch höher.

Zwischen Nordhausen und Göttingen vom 17. Juni bis 30. September „Fahrrad frei“

Da in den Nahverkehrszügen in Thüringen die Mitnahme von Fahrrädern schon seit langem kostenlos erfolgt und dies nun auch in den Zügen im Verkehrsgebiet des VSN in Süd-Niedersachsen – zunächst vom 17. Juni bis 30. September – möglich ist, heißt es in diesem Zeitraum „Fahrrad frei“ zwischen Nordhausen und Göttingen – über Herzberg und über Eichenberg -, zwischen Nordhausen und Northeim oder zwischen Nordhausen und Osterode am Harz.

Auch Fahrradtouren bis an die Weser sind nun wesentlich kostengünstiger, denn die Züge zwischen Northeim und Bodenfelde oder Bad Karlshafen nehmen die Räder ebenfalls kostenlos mit.

Kostenlose Fahrradmitnahme auch in den Harz

In allen Linienbussen des Verkehrsverbundes in Süd-Niedersachsen erfolgt die Fahrradmitnahme ebenfalls umsonst, hier freilich nach Maßgabe des vorhandenen Platzes. So können die Busse der Linien Walkenried – Hohegeiß und Herzberg – Bad Lauterberg – St. Andreasberg mit Fahrrädern genutzt werden. Dies ist aber nur etwas für Einzelreisende oder Minigruppen, da der verfügbare Platz im Bus eher gering ist.
Michael Reinboth

zur Startseite