News vom 21.02.04 bis 21.03.04

1. Südharzstrecke: Besteller wollen neues Schienenkonzept für Südniedersachsen und Nordthüringen (Stand 21.02.04)
2. Scharzfelder Erklärung zur geplanten Stillegung der Bahnlinie Scharzfeld - Bad Lauterberg und zur Vernachlässigung der Infrastruktur der Südharz- und der Westharzstrecke (Stand 21.02.04)
3. LNVG stellt neues SPNV-Konzept ab dem Jahr 2005 für Südniedersachsen vor (Stand 04.03.04)

1. Südharzstrecke: Besteller wollen neues Schienenkonzept für Südniedersachsen und Nordthüringen (Stand 21.02.04)

Auf der sehr gut besuchten Sondersitzung der Initiative "Höchste Eisenbahn für den Südharz" am 21.02.04 in Scharzfeld schilderten unter anderem Otto Mayer, Chef der thüringischen Nahverkehrs-Servicegesellschaft (NVS), und Reinhard Kaiser als Vertreter der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG), sowie MdB Dr. Priesmeier (SPD) ihre Erfahrungen im Umgang mit der Deutschen Bahn im allgemeinen und der DB Netz AG im besonderen. Vor den zahlreich erschienenen Vertretern der Fahrgäste, der Verbände und Kommunen entlang der Strecke gab darüber hinaus Helga Meyer (FDP) ein Gesprächsangebot des niedersächsischen Wirtschaftsministers Walter Hirche bekannt. Frau Wagner, Wahlkreisbüromitarbeiterin des urlaubsbedingt verhinderten MdB Hartwig Fischer (CDU), teilte darüber hinaus mit, dass es am 08.04.04 zu einem erneuten Gespräch zwischen der Deutschen Bahn und der Politik zur Südharzstrecke kommen wird, auf der die Bahn ihre Pläne zum Südharz erläutern will.

Während MdB Priesmeier darauf hinwies, dass es auf seine Anfrage zur Südharzstrecke "noch nicht einmal einen Zwischenbescheid, geschweige denn ein Gesprächsangebot" des Vorstandes für Personenverkehr gegeben habe ("Ich bleibe aber dran"), schilderte Otto Mayer die speziell thüringischen Erfahrungen mit der DB Netz. Nicht nur die Südharzstrecke, sondern Hauptrollbahnen wie die Strecken Halle - Eichenberg und Bebra - Erfurt - Halle sind in teilweise erschreckend schlechtem Zustand. Die Bahn kaschiere ihre Unpünktlichkeit durch verlängerte Übergangszeiten in den Knotenbahnhöfen (Meyer: "Statt 5 plötzlich 7 Minuten Mindestübergang - wahrscheinlich, weil wir alle älter werden…") und habe 2003 im Bereich ihrer Niederlassung Südost wiederum nicht alle verfügbaren Mittel verbaut. Zwischen Nordhausen und Erfurt könne infolge unterbliebener Arbeiten an manchen Stellen nur noch Schrittgeschwindigkeit gefahren werden, andere Strecken wie die Kyffhäuserbahn stünden vor dem Aus. Das Engagement der NVS für Nordthüringen sei aber ungebrochen, und man ziehe hier mit der LNVG in Hannover an einem Strang. Otto Mayer dankte der Initiative "Höchste Eisenbahn" für ihre Arbeit ("So etwas könnten wir auch in Thüringen gut gebrauchen") und sicherte die weitere Unterstützung der NVS zu.

Reinhard Kaiser von der LNVG bestätigte die Zusammenarbeit mit der NVS im "Grenzgebiet" und erläuterte die Hintergründe der Abbestellung der Züge zwischen Herzberg und Bad Lauterberg. Er stellte sich auch den kritischen, aber konstruktiven Fragen der Teilnehmer und kündigte ein neues Nahverkehrskonzept für den Südharz, insbesondere den Kreis Osterode, an. Es enthält nach Kaisers Worten unter anderem

Kaiser verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass es für die LNVG sehr wichtig sei, dass die Deutsche Bahn am Bahnhof Herzberg, der künftigen Drehscheibe des Nahverkehrs im Südharz, präsent sei. Stadtrat Andreas Wieninger aus Nordhausen schilderte die positiven Erfahrungen mit der Mobilitätszentrale im Bahnhof Nordhausen und regte die Schaffung einer solchen Einrichtung in Herzberg an. Hans-Joachim Kallwaß aus Braunlage mahnte im Zusammenhang mit der Neuordnung des ÖPNV im Südharz auch die bessere Anbindung des Oberharzes an die Südharzstrecke an. Andere Teilnehmer aus Ostwestfalen forderten die Wiedereinführung durchgehender Zugverbindungen zwischen Nordhausen und Ottbergen zum Anschluss an die dort neu verkehrende Nord-West-Bahn nach Paderborn und Bielefeld.

Im Leinetal zwischen Göttingen, Northeim und Hannover wird es 2005 zu einer deutlichen Aufwertung des regionalen Zugangebots kommen - etwas, was auch umsteigende Reisende aus dem Südharz erfreuen dürfte. Hier wird die Linie Göttingen - Uelzen derzeit ausgeschrieben. Im Südharz selbst werden ab 2005 neue Triebwagen der Baureihe Coradia LINT von LHB Salzgitter zum Einsatz kommen und die VT 628 verdrängen.

Infrastrukturmängel müssen beseitigt werden

Alle Teilnehmer waren sich mit den Vertretern der NVS und der LNVG darin einig, dass es unter allen Umständen zur Beseitigung der Schwachstellen in der Infrastruktur der Südharz- und der Westharzstrecke kommen muss, wenn das neue Nahverkehrskonzept ein Erfolg werden soll. Namentlich der 30 km/h-Abschnitt zwischen Ellrich und Walkenried und der 60 km/h-Abschnitt zwischen Herzberg und Osterode müssen schnellstmöglich, also noch in 2004, behoben werden. Sowohl Mayer wie Kaiser betonten, dass eine gute Infrastruktur elementare Voraussetzung für die Umsetzung des neuen Konzeptes sind.

So sahen es auch die Teilnehmer der Sitzung, die anschließend die "Scharzfelder Erklärung" auf den Weg brachten und ihre Forderungen an die Bahn und die Politik darin präzisierten. Michael Reinboth und Burkhard Breme, Sprecher der Initiative, forderten eindringlich alle Politiker dazu auf, in Sachen Sanierung nicht locker zu lassen. "Vor dem Hintergrund der Sparbeschlüsse und der Mautausfälle droht die Riesengefahr, dass wir im Südharz wieder einmal zu spät kommen. Es muss alles daran gesetzt werden, damit die seit Jahren zugesagten Sanierungsarbeiten endlich durchgeführt werden" forderte Reinboth die anwesenden Vertreter der Parteien (CDU, SPD, FDP, Grüne und PDS waren zugegen) auf, die Initiative weiter zu unterstützen.

"Kleiner Südharzer" als Anfang einer Kommunikationsoffensive

Ein weiterer Gesprächsgegenstand war die desolate Situation in der Vermarktung des Angebots von Bahn und Bus im Südharz. Während der VSN nur mehr kostenlose Faltblätter je Linie herausgibt, verzichtet der Verbundtarif Region Braunschweig (VRB) vollends auf die Darstellung von Anschlüssen aus dem und in den Südharz. "Touristen und Wanderer", so Reinboth, "sind damit auf das mühsame Zusammensuchen von Informationen angewiesen. Das ist dem Tourismus im Südharz nicht gerade förderlich". Der "Kleine Südharzer", der mit Unterstützung des ZVSN und einer Spende von Harz-Tours (Monika Blawe, Wilfried Bertram) aufgelegt wurde, schließt diese Lücke nur zum Teil. Das Fahrplanheft wird nach Ausverkauf der Erstauflage nunmehr neu herausgegeben. Immerhin sind jetzt 500 gedruckte Exemplare auf dem Markt, während die Internet-Version, seit 3 Wochen abrufbar, 400 Mal angefordert wurde. Dennoch bedarf es einer übergreifenden Vermarktung des Angebots auch im Oberharz. Ansätze hierzu gibt es bei "Höchste Eisenbahn" genug, doch läuft es hier ("wie immer im Südharz", so Reinboth) schleppend. Weitere Einzelheiten können der "Scharzfelder Erklärung" und den Anlagen hierzu entnommen werden.

Im Auftrag

Michael Reinboth

2. Scharzfelder Erklärung zur geplanten Stillegung der Bahnlinie Scharzfeld - Bad Lauterberg und zur Vernachlässigung der Infrastruktur der Südharz- und der Westharzstrecke (Stand 21.02.04)

Die am 21. Februar 2004 in Scharzfeld versammelten Vertreter der Bahnkunden, der Umweltverbände und Kommunen haben nach eingehender Erörterung der Situation im Schienen- und Omnibusverkehr im Südharz, die von Rückständen in der Instandhaltung des Schienennetzes und der Stillegung der Bahnlinie Scharzfeld - Bad Lauterberg geprägt ist, folgende Forderungen beschlossen:

Allgemeine Situation

Die Vorgehensweise der Deutschen Bahn und hier insbesondere der Teilorganisation DB Netz AG ist im Südharz weiterhin von der Verzögerung bereits geplanter und zugesagter Bau- und Sanierungsarbeiten geprägt. Zwischen Walkenried und Ellrich und im Bahnhof Scharzfeld wurden neue Langsamfahrstellen eingerichtet, die zu Fahrzeitverlängerungen und Verspätungen führen. Ihre Beseitigung wird von der Deutschen Bahn AG nunmehr von der Zuweisung von Zuschüssen durch den Eigentümer, die Bundesrepublik Deutschland, abhängig gemacht. Dies lässt die Befürchtungen, dass er erneut zu Verzögerungen bei der Sanierung der Südharzstrecke kommt, wieder wachsen.

Die Infrastruktur der Strecke Scharzfeld - Bad Lauterberg ist inzwischen durch langjährige Vernachlässigung so desolat, dass die Stillegung zum Jahresende 2004 unausweichlich ist. Ohne ein ausreichendes Auffangkonzept würde sich die Anbindung der Kurstadt Bad Lauterberg - dem Ort mit den zweithöchsten Übernachtungszahlen im Harz - deutlich verschlechtern.

Die Informationspolitik der Zweckverbände ZGB und ZVSN hinterlässt im Südharz erhebliche Lücken und ratlose Kurgäste und Urlauber. Das Potenzial der Bahn- und Buslinien wird nicht ausgeschöpft, weil es unter anderem an Hinweisen zu Verbindungen in den Oberharz fehlt.

Während es andernorts in der Bundesrepublik Deutschland und auch in Niedersachsen deutlich voran geht und das Land Niedersachsen nun sogar ausschließlich touristisch verkehrende Eisenbahnen wie den "Moorexpress" fördert, drohen in Niedersachsen weitere Rückschläge. Auch Nordthüringen schneidet im Vergleich mit dem übrigen Land Thüringen deutlich schlechter ab.

Wir sind nicht gewillt, dieser Entwicklung tatenlos zuzusehen, und erwarten die eindeutige Unterstützung der lokalen wie auch der Landes- und Bundespolitik. Diese ist auch bei den gegebenen haushaltspolitischen Sachzwängen durchaus möglich und dient der Förderung der Südharzregion.

Infrastruktur

Seit vielen Jahren ist die Situation auf der Südharz- und der Westharzstrecke geprägt durch Verzögerungen und Verschleppungen bei der Sanierung der Strecken. Immer wieder werden bereits zugesagte Sanierungsschritte ausgesetzt oder verschoben. Während im östlichen Abschnitt Nordhausen - Ellrich nach mehr als 10 Jahren nunmehr wieder durchgehend 100 km/h gefahren werden kann, wurde im Abschnitt Ellrich - Herzberg am Harz teilweise 30 Jahre lang nichts zur Stabilisierung der Infrastruktur getan und auch nach der Wende nur wenig unternommen, um den Leistungsstandard halten zu können.

Die Südharzstrecke muss bis spätestens 2006 durchgehend für 100 km/h hergerichtet werden. Die Beseitigung der Langsamfahrstellen bei Walkenried und Scharzfeld ist elementar, weil sich ansonsten ein neues Fahrplankonzept, welches eine bessere Anbindung von Bad Lauterberg und Osterode beinhaltet, nicht umsetzen lässt. Die Folgen wären für den Südharz fatal.

Wir fordern die Sanierung im Abschnitt Ellrich - Walkenried noch in diesem Jahr und die Fortsetzung der Arbeiten im Abschnitt Walkenried - Scharzfeld im Jahr 2005. Wir erwarten ferner einen verbindlichen Zeitplan der DB Netz AG für weitere Maßnahmen. Die Erhöhung der Trassenpreise im Regionalnetz Harz-Weser aus dem Jahr 2003 um 25 % ist nur dann gerechtfertigt, wenn durch weitere Bauarbeiten der Streckenzustand verbessert wird!

Wir fordern weiterhin, dass der Abschnitt Herzberg am Harz - Osterode am Harz der Westharzstrecke durch Gleisarbeiten bis 2005 von heute 60 km/h auf 80 km/h Höchstgeschwindigkeit gebracht wird, um auf der Westharzstrecke bessere Fahrzeiten und bessere Anschlüsse vor allem in Seesen anbieten zu können.

Neues Nahverkehrskonzept für Bad Lauterberg

Um der drohenden Abwanderung weiterer Fahrgäste zu begegnen, muss die Stillegung der Strecke Scharzfeld - Bad Lauterberg und die damit verbundene Abbestellung der Züge Herzberg - Bad Lauterberg, die im Südharz zu einer Einsparung von rund 50.000 durch die LNVG finanzierten Zugkilometern führen, zeitgleich durch ein neues Nahverkehrskonzept begegnet werden, welches neben der Aufwertung des Taktknotens Herzberg am Harz, der Bestellung zusätzlicher Züge auf der Westharzstrecke und der Einrichtung schneller Busverbindungen zwischen Herzberg und Bad Lauterberg auch den Bau eines neuen Haltepunktes Bad Lauterberg in Barbis enthalten muss. Für eine Anbindung Bad Lauterbergs im Eckverkehr Nordhausen - Bad Lauterberg muss gleichfalls Sorge getragen werden.

Die durch die Umverlagerung der Zugkilometer mögliche Reorganisation des Schienenverkehrs muss zudem für eine Verbesserung der Erreichbarkeit des Südharzes genutzt werden.

Soweit bis Ende 2004 eine Umsetzung des Konzepts nicht möglich ist, ist es nach Auffassung der in Scharzfeld vertretenen Bahnkunden und Verbände unumgänglich, den Zugverkehr Scharzfeld - Bad Lauterberg bis zur Realisierung weiter aufrecht zu erhalten. Einzelheiten sind im dieser Erklärung beigefügten Katalog zu entnehmen.

Offensive Vermarktung des Nahverkehrsangebotes

Die Vermarktung des Nahverkehrsangebots von Bahn und Bus in der touristisch geprägten Südharzregion ist unzureichend. Die vom VSN herausgegebenen Linienfaltblätter sind für den Urlaubs- und Wanderverkehr wenig hilfreich. Der Fahrplan des Verbundtarifs Region Braunschweig (VRB) enthält seit Dezember 2003 keinerlei Angaben zu Verbindungen in den Südharz und zu Umsteigemöglichkeiten zur Südharzstrecke. Die touristische Einheit von Oberharz und Südharz ist - mit Ausnahme des "Kleinen Südharzer"-Fahrplans der Initiative "Höchste Eisenbahn für den Südharz" im ÖPNV nicht mehr erkennbar. Die in Scharzfeld versammelten Vertreter der Bahnkunden und Verbände fordern daher von LNVG, ZVSN und ZGB eindringlich eine bessere Vermarktung des ab Ende 2004 geltenden neuen Angebots von Bahn und Bus analog zu anderen Tourismusregionen, die darin dem Harz weit überlegen sind.

Im Auftrag der in Scharzfeld versammelten Teilnehmer 
Michael Reinboth 
2 Anlagen

Anlage 1 zur Scharzfelder Erklärung vom 21. Februar 2004

Sanierung der Infrastruktur der Südharz- und der Westharzstrecke

Durchgreifende Arbeiten zur Sanierung haben im Zeitraum von 1989 bis 2003 lediglich im Abschnitt Ellrich - Nordhausen, wo der Nachholbedarf am höchsten und die Gefahr einer Stillegung aus technischen Gründen am größten war, stattgefunden. Hier sind inzwischen durchgängig 100 km/h möglich, wenn die letzten technischen Probleme an zwei Bahnübergängen in Nordhausen-Salza behoben sind.

Im Abschnitt Ellrich - Northeim hat es dagegen seit der Wende 1989 bis auf die Auswechslung der Rhumebrücke in Katlenburg und den Umbau des Bahnhofs Wulften, der für DB Netz aber zugleich eine erhebliche Rationalisierung und die Aufgabe eines Stellwerks mit sich brachte, nicht gegeben.

Im Streckengleis Scharzfeld - Walkenried bestand 1997 bereits eine Langsamfahrstelle von Osterhagen bis Bad Sachsa mit 50 km/h, die durch einige Arbeiten mit provisorischem Charakter (Auswechslung von Schwellen und einigen Schienenstücken, Schweißarbeiten) wieder aufgehoben werden könnte. Hier wie auch im Gegengleis liegen teilweise noch Schienen und Schwellen, die aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg datieren. Über 50 Jahre hinweg wurden hier keine oder nur geringe Arbeiten ausgeführt.

Neben dem Abschnitt Ellrich - Walkenried, wo neben dem 1,2 km langen Abschnitt mit 30 km/h auf einem weiteren Abschnitt 60 km/h und damit eine weitere Minute Fahrzeitverlust droht, ist das Streckengleis Scharzfeld - Walkenried der zweite neuralgische Punkt, der ab 2005 zu erheblichen Fahrzeiteinbrüchen führen kann.

Im Abschnitt Walkenried - Herzberg findet seit der Übernahme durch die Niederlassung Netz Südost Leipzig keinerlei Bekämpfung des Grünwuchses am und im Gleis mehr statt. Besonders zwischen Walkenried und Bad Sachsa machen die Gleise einen verwahrlosten Eindruck. Der starke Bewuchs ist sowohl für den Oberbau wie für den Unterbau auf Dauer schädlich. Ab 2004 muss daher wieder eine regelmäßige Bekämpfung des Grünwuchses mit den inzwischen bei der Bahn geschaffenen legalen Möglichkeiten stattfinden!

Zwischen Herzberg und Osterode darf wegen der jahrzehntelangen Vernachlässigung des Oberbaus nur mehr 60 km/h gefahren werden. Die Erneuerung dieses Abschnitts ist vordringlich. Zwischen Münchehof und Seesen haben 2002/2003 diverse Erneuerungen stattgefunden. Es erscheint wenig logisch, auf die Fortsetzung dieser Arbeiten bis Herzberg am Harz zu verzichten.

Die DB Netz AG hat zu Beginn des Jahres 2003 die Trassenpreise im Harz-Weser-Netz um 25 % angehoben. Dies wurde mit der Absicherung der Finanzierung des dringenden Nachholbedarfs begründet. Die zusätzlichen Einnahmen müssen nachweislich im Harz-Weser-Netz verbaut werden.

Nach jahrzehntelanger Vernachlässigung ist eine Sanierung der Streckenabschnitte Ellrich - Northeim und Herzberg - Osterode auch dann geboten, wenn wegen der zu erwartenden Mittelkürzungen des Bundes durch die Steuerreform und die Mautausfälle Maßnahmen neu priorisiert werden müssen. Es kann und darf nicht sein, dass über neue Trassen wie die Y-Trasse, die Milliarden verschlingen wird, nachgedacht und sogar ein Transrapid durch Niedersachsen ins Spiel gebracht wird, während andernorts und zumal im Harz-Weser-Netz die Infrastruktur verkommt.

Anlage 2 zur Scharzfelder Erklärung vom 21. Februar 2004

Neues Nahverkehrskonzept für Bad Lauterberg und den Südharz

Die Kurstadt Bad Lauterberg liegt bezüglich der Übernachtungszahlen einschließlich der Kurkliniken und Rehabilitationseinrichtungen regelmäßig an zweiter Stelle im Harz. Braunlage, welches auch über die Südharzstrecke gut erreichbar ist, führt diese Statistik ebenso regelmäßig an.

Mit der Stillegung der Bahnlinie Scharzfeld - Bad Lauterberg würde sich die Erreichbarkeit der Kurstadt mit in der Folge durchaus spürbaren wirtschaftlichen Folgen deutlich verschlechtern. Zeitgleich mit dem Rückzug der Schiene muss daher ein neues und integriertes Nahverkehrskonzept umgesetzt werden. 
Dieses muss enthalten:

  • Die Einrichtung eines neuen Haltepunkts Bad Lauterberg im Ortsteil Barbis an der Südharzstrecke mit einer auch einer Kurstadt gemäßen Infrastruktur, insbesondere 
  • barrierefreier Zugang in beiden Richtungen 
  • kurze Wege zu Bus- und Taxihaltestellen 
  • ausreichend Parkplätze für Kurzparker (Abholer und Bringer) 
  • ausreichend Parkplätze für P&R-Kunden o transparenter Wetterschutz mit ausreichend Sitzgelegenheiten 
  • Fahrscheinautomat für Nah- und Fernverkehr und 
  • Fernüberwachung zur Vermeidung von Vandalismus und Rowdytum. 
  • Die Aufwertung des Taktknotens Herzberg am Harz durch 
  • mehr Züge zwischen Herzberg, Osterode und Seesen (mit dann möglichen 80 km/h zwischen Herzberg und Osterode, siehe Anlage 1) 
  • stündliche und schnelle Busverbindung Herzberg - Bad Lauterberg, am Wochenende mindestens zweistündlicher Service 
  • Veröffentlichung dieser Busverbindungen im Kursbuch der DB und 
  • Besetzung des Bahnhofs Herzberg mit einer Serviceperson zur Absicherung der Bahn- und Busanschlüsse und als Hilfe für umsteigende Reisende. 
  • Die Absicherung des Eckverkehrs Nordhausen - Bad Lauterberg durch 
  • Veröffentlichung von Zug/Bus-Verbindungen Nordhausen - Bad Sachsa Bahnhof - Bad Lauterberg über die Linie 455 im Kursbuch der DB und 
  • Schaffung zusätzlicher Umsteigemöglichkeiten Zug/Bus am neuen Haltepunkt Bad Lauterberg in Barbis und deren Veröffentlichung im Kursbuch der DB. 
  • Den Einsatz moderner niederfluriger Omnibusse mit bequemen Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten vor allem auf der Linie Herzberg - Bad Lauterberg. 
  • Die Absicherung der Gültigkeit der Schienenfahrausweise einschließlich Wochenendticket auf den nach Bad Lauterberg führenden Buslinien.

Über Bad Lauterberg hinaus muss die Chance zur Neuordnung unter anderem genutzt werden für

  • die Verlegung von Zugkreuzungen nach Walkenried anstelle von Ellrich und damit die Ermöglichung besserer Busverbindungen aus Richtung Herzberg und Nordhausen über Walkenried in den Oberharz, 
  • · durchgehende Zugleistungen in den Relationen o Braunschweig - Seesen - Herzberg am Harz - Nordhausen und zurück (4 Paare) 
  • Göttingen - Northeim - Herzberg am Harz - Nordhausen und zurück (4 Paare) 
  • Erfurt - Nordhausen - Herzberg am Harz - Northeim - Ottbergen und zurück (4 Paare) und 
  • Saalfeld - Erfurt - Nordhausen - Herzberg am Harz - Northeim und zurück (4 Paare), 
  • ergänzende Zugleistungen Göttingen - Northeim - Herzberg am Harz bzw. Herzberg am Harz - Osterode - Seesen und zurück mit Schaffung stündlicher Verbindungen Südharz - Göttingen und Südharz - Braunschweig, 
  • mehr durchgehende Züge nach und von Göttingen zur Schließung der durch den IC verursachten Tariflücke in den Hauptverkehrszeiten, 
  • Einsatz ausreichend motorisierter und spurtstarker Fahrzeuge (DESIRO, Coradia LINT) zur Erschließung weiterer Fahrzeitreserven und zur Absicherung eines stündlichen bequemen Ein- und Ausstiegs auch für Behinderte, Reisende mit Fahrrädern und Kinderwagen.

Im Zusammenhang mit dem neuen Nahverkehrskonzept muss mit Nachdruck auch auf die Umsetzung der in den Nahverkehrsplänen enthaltenen besseren Verbindung von Braunlage mit der Südharzstrecke gesorgt werden.

3. LNVG stellt neues SPNV-Konzept ab dem Jahr 2005 für Südniedersachsen vor (Stand 04.03.04)

Die wichtigsten Punkte in Kurzfassung:

Neue Haltepunkte:

Folgende Haltepunkte fallen dafür weg:

Strecke Scharzfeld - Bad Lauterberg

http://www.bahn.de/konzern/netz/infrastruktur/die_bahn_strecke05_0604.shtml
[Stand der Erhebung: 02/2004]

Strecke: Eingleisige, nicht elektrifizierte Nebenbahnstrecke
Länge: 4,1 km

Land: Niedersachsen
Kreis: Osterode am Harz

Streckennutzung: 16 Fahrten im SPNV täglich (bis Dez. 2004)

Zulässige Höchstgeschwindigkeit: 50 km/h
Streckenklasse: CE
Radsatzlast: 20 t
Meterlast: 8,0 t/m

Jährliche Einnahmen aus Trassennutzung: 130.000 EUR, ab 2005 vsl. keine Einnahmen

Jährliche Kosten für die Vorhaltung des Strecke (Standard DB Netz AG): rd. 9.000 EUR

Investitionen in den nächsten fünf Jahren (Standard DB Netz AG): rd. 3.180.000 EUR, davon rd. 2.815.000 EUR für Oberbausanierung, rd. 185.000 EUR für Weichenerneuerung und rd. 180.000 EUR für Bahnübergangssanierung

Betriebswirtschaftliche Bewertung:
Nachdem die Güterverkehrsbedienung der Strecke bereits im August 2003 wegen mangelnder Nachfrage eingestellt werden musste, hat der Verkehrsträger des Landes Niedersachsen nunmehr die noch auf der Strecke verbliebenen Leistungen im Personenzugverkehr zum Fahrplanwechsel 2004/2005 abbestellt. Ab dem genannten Zeitpunkt stehen den jährlichen Vorhaltungskosten von rd. 9.000 EUR (Standard DB Netz AG) vsl. keine Erlöse mehr gegenüber. Die Strecke wird aus Sicht der DB Netz dann nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben sein, zumal in den nächsten Jahren, teilweise kurzfristig hohe Investitionen für Oberbau- und Bahnübergangssanierung sowie Weichenerneuerungen zu erwarten sind.

Interessenten, die als Eisenbahninfrastrukturbetreiber die Strecke ohne zeitliche Unterbrechung übernehmen und für den öffentlichen Verkehr in eigener Verantwortung weiter betreiben wollen, können bis spätestens 10.06.2004 ein Angebot bei folgender Adresse anfordern:

DB Netz AG
Niederlassung Nord
Regionalnetz Harz-Weser
Lindemannallee 3
30173 Hannover

 

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