News vom 06.06.2000 - 16.06.2000

1. Chance vertan? Die Fahrzeiten zwischen Northeim und Nordhausen geben auch im Jahr 2000 neue Rätsel auf!

Zwischen Nordhausen und Woffleben sind mittlerweile 11 km Gleis saniert worden und lassen statt 30 bzw. 50 km/h nunmehr wieder 100 km/h zu. Eine Ausnahme bilden die beiden Bere- und Zorgebrücken, die weiterhin zu 50 km/h zwingen, zuvor aber zeitweise nur noch im Schritttempo befahren werden konnten.

Auf den übrigen Abschnitten herrscht nach Aussage der DB Netz AG Stabilität, es können also bisherige Geschwindigkeiten – vorwiegend 100 bzw. 90 km/h – weiter gefahren werden oder es muss wie bisher schon in Wulften oder am Sachsenstein gebremst werden.

Gute Chancen also, zwischen Northeim und Nordhausen und zurück etliche Minuten an Fahrzeit einzusparen und die Fahrzeitgewinne an den Fahrgast weiterzugeben. Schließlich fordert z.B. die LNVG Niedersachsen bis 2001 eine Erhöhung der Reisegeschwindigkeit, um attraktivere Fahrpläne anbieten zu können.

Doch das Ergebnis ist, wie die beigefügten Tabellen zeigen, sehr enttäuschend. Zwar wird auf dem Ostabschnitt tatsächlich schneller gefahren, doch werden die Gewinne teilweise im Westabschnitt wieder vertrödelt, ohne dass hierfür Gründe zu erkennen wären.

Bemerkenswert ist vor allem die herrschende Inkonsequenz. Zwischen Nordhausen und Woffleben schwanken die Fahrzeiten zwischen 8 und 10 Minuten, es werden also bei vielen Zügen 2 Minuten verschenkt. Auch auf dem übrigen Streckenteil schwanken die Fahrzeiten mal um 1, mal um 2 Minuten; außerdem werden die Aufenthalte in Herzberg am Harz teilweise um 1 Minute ausgedehnt.

Legt man für alle Züge die jeweils kürzestmögliche Fahrzeit zugrunde, kommt man auf bemerkenswerte 75 Minuten. Das vorläufige Ziel – 70 Minuten für 70 km – ist damit nur um 5 Minuten entfernt, und die liegen in dem noch nicht sanierten Abschnitt von Woffleben bis Ellrich begraben. Aber statt 75 Minuten bietet DB Regio nur zwischen 78 und 85 Minuten an. Bis zu 10 Minuten Fahrzeitgewinn werden dem Fahrgast vorenthalten. 

Michael Reinboth